Tyler Carter und Michael Bohn: Ein Fronter-Doppel, das von Beginn an verzauberte. Alles startete damals mit Woe, Is Me und dem grandiosen Debut „Number[s]“ (2010), bis heute eines meiner Lieblingsalben. Nachdem beide diese Formation verlassen hatten fanden sie unter dem Banner issues wieder zusammen und was soll man sagen? Sowohl die erste EP „Black Diamonds“ (2012) als auch das erste Album „issues“ (2014) setzten den Trend von „Number[s]“ fort und bestärkten meinen Verdacht das es sich hier um eine Band mit großem Potenzial handelt.

Das oft alles ganz anders kommt als erwartet zeigte schon Album Nummer 2 „Headspace“ (2016). War Michael bis dahin noch für die sehr, sehr starken Screams verantwortlich steuerte auch er nun Clean-Vocals bei. Sowohl Woe, Is Me als auch issues lebten von der Balance zwischen den harten und den soften, schon nach R´n´B klingen, Gesangsspuren. Was dann aber folgte war die Krönung: Michael passte scheinbar nicht mehr zur Band und so musste er issues verlassen.

Tyler Carter ist ohne Frage ein spitzen Sänger, doch das etwas fehlt zeigt bereits die im Mai veröffentlichte erste Single des dritten Albums Tapping Out. Auf einem stark dem Djent zugewandten Soundkonstrukt thront die Stimme des Fronters irgendwie unantastbar. Tyler ballert wieder seine variable Stimme raus, doch es fehlt was. Dachte sich scheinbar auch die Kombo selbst und so ertönen zum Ende hin doch wieder Screams. Ist der neue Sound also doch nicht so anders als der Alte?

Doch, dies wird bewusst wenn man sich die Scheibe komplett anhört. Alles sehr smooth und mit einem ordentlichen Schuss R´n´B und Pop-Appeal, welcher durch die Vocals transportiert wird. Im Kontrast dazu steht die schon beinahe progressive Instrumentalisierung mit ein paar richtig starken Riffs.

Starke Riffs und eine bomben Stimme alleine reichen aber leider nicht. „Beatiful Oblivion“ wurde leider eine Sammlung von Belanglosigkeit. Alles zu sehr Party in meinen Ohren. Ich vermisse Songs wie die Motivationshymne Never Lose Your Flames oder Nu Metal Tracks wie Life Of A Nine.

Ein paar Nummern können mich aber doch zumindest im Ansatz überzeugen. Zum einen Downfall, welches einen interessanten Aufbau aufweist und schon leicht in Richtung Jazz deutet. Zum Ende hin wird sogar ein Breakdown eingebaut, ebenso wie eine handvoll Screams.

Als eine Mischung aus Bilderbuch und Set It Off kommt Find Forever daher. Ein orchestrales mit sau guten Riffs gespicktes Stück. Tyler haut hier auch wieder seine heftigen hohen Töne raus. Das Highlight der Nummer ist aber ganz klar der Männer und Frauen Chor, sowie das Saxophon welches das Outro begleitet.

Fazit:
Nun sitze ich hier und soll mir klar werden wie viele Bängs dieser Silberling wert ist. Für mich ist das leider nicht mehr issues. Ich finde zwar eigentlich die Musik nicht so verkehrt, warm geworden bin ich aber trotzdem noch lange nicht mit der Neuausrichtung. Einerseits so technisch und abwechslungsreich wie nie zuvor, auf der anderen Seite aber auch so poppig wie noch nie.

Ich vergebe leider nur 6 von 10 Bängs.

„Beatiful Oblivion“ erscheint am 4. Oktober via Rise Records und wird als CD, Vinyl, Digitales Album und Stream erhältlich sein.

By Patrick

geb. 1993, Musik-Fan seit 2010, Verheiratet, Ein Sohn, Bevorzugte Genres: Metalcore, Post-Hardcore, Progressive Metal, Pop-Punk, Alternative Rock. Neben seiner sozialen Ader ist Patrick auch für feinste Recherche und Tiefe in seinen Reviews und Berichten bekannt.

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