Wir durften Lizal (Gesang und Gitarre), Pät (Gitarre) und Mark von Elend (Bass) von den Dorks ein paar Fragen zu ihrem vor kurzem veröffentlichten Album Die Maschine von Morgen stellen und haben ein paar coole und informative Antworten aus ihnen rausgekitzelt.

Was für eine Erwartung habt ihr an Die Maschine von Morgen?
Pät: Wir wollen reich und berühmt werden! Quatsch beiseite: Wir freuen uns, wenn möglichst viele Menschen das Album, in welchem unser ganzes Herzblut steckt, anhören. Wir waren schon verspielt und haben einfach diverse Sachen probiert. Auf der Suche nach der perfekten Musik freuen wir uns, dass schon viele Hörer bemerkt haben, dass es etwas Besonderes ist. Der eigentliche Plan ist aber, dass wir durch das Album das Interesse der Zuhörer wecken und diese dann zu unseren Konzerten kommen. Denn live spielen ist das, was wir am liebsten machen.
Habt ihr etwas anders gemacht im Gegensatz zum Vorgängeralbum? Was erwartet uns?
Lizal: Wie mittlerweile sicher die Meisten mitbekommen haben, entstand unsere neue Platte auch in neuer Besetzung. Neu in der illustren Dorks-Runde sind: Pät Durango an der zweiten Gitarre und Mark von Elend am Bass. Die neuen Songs entstanden in einem gemeinsamen, kompositorischen Prozess auf Augenhöhe und es wurde viel mehr im Proberaum analysiert und probiert, ob und wie diese Lieder auch live funktionieren würden. Die Dorks sind ja bisher schon bekannt für einen außergewöhnlichen Gitarrensound und meine Stimme. Bei den neuen Songs haben wir jedoch genauso viel Augenmerk auf Bass und Schlagzeug bzw. den generellen Groove gelegt, so dass „Die Maschine von Morgen“ wirklich ein außergewöhnliches Gesamtwerk aller Beteiligten geworden ist. Ich denke auch, dass sich unsere Hörerschaft mit der neuen Scheibe über den Deutschpunk-Horizont hinaus noch um einiges mehr auf den Metal- und Hardcorebereich erweitern wird und die ein oder andere Überraschung für neue und alte Fans parat hält.
Wie kam es zu dem Gastspiel vom Gerre (Tankard)?
Mark: Ich bin Frankfurter und Gerre ist ein alter Bekannter von mir, mit dem ich auch damals bei Polkahontas schon zusammengearbeitet habe. Früher sind wir zusammen zur Eintracht gegangen. Jetzt da ich mich nicht mehr für Fußball interessiere, müssen wir halt was anderes finden, für das wir uns alle Naselang mal sehen. Gerre ist ein fantastischer Thrash-Sänger und für jeden Scheiß zu haben. Was zu beweisen war.
Allgemein: Was glaubt ihr macht euch aus?
Lizal: Wir haben uns ja ursprünglich mal als Punkband gegründet. Aber will man manchen Stimmen zum aktuellen Album Glauben schenken, ist es uns wohl gelungen einen bisher ungehörten Stil zu erschaffen. Angeblich spielen wir eine einzigartige Symbiose aus Punk und Metal, die es so in dieser Form noch nicht gegeben haben soll. Bei uns gibt es, wie für Metal ganz typisch, anspruchsvolle Riffs und Solos. Dazu jedoch auch die für Punk typischen, sozialkritischen Texte. Beides muss sich bei uns nicht ausschließen. Wer im Punk mehr Hard & Heavy Riffs vermisst und wem im Metal tiefgründigere Texte fehlen, ist bei den Dorks genau richtig.
Eure Texte sind ja alles andere als 08/15! Wie schwer fällt es euch, die zu schreiben?
Lizal: Gar nicht. Ich schnappe jeden Tag irgendwas in den Medien oder im Alltag auf und tippe mir dann kurze Memos in mein Handy. Manchmal verschicke ich auch Nachrichten an mich selbst, wenn ich unterwegs bin, damit ich gute Ideen und spontane Wortspiele nicht vergesse. Die besten Texte entstehen oft, wenn ich nachts nicht einschlafen kann. Dann tippe ich oft ganze Strophen ins Handy. Irgendwann landet das ganze Material aus meiner Sammlung dann in Songs. Insgesamt gehen mir die Themen eigentlich nie aus. Sozial- und Gesellschaftskritik, auch Selbstkritik bzw. das Hinterfragen der eigenen Unzulänglichkeiten eignen sich doch immer, um sie in Lieder zu packen. Und manche Stücke helfen mir auch persönlich, emotionale Erlebnisse besser verarbeiten zu können.
Woher bezieht ihr eure Inspiration?
Pät: Mein Credo ist, dass man von der eigenen musikalischen Erfahrung so breit wie möglich aufgestellt sein muss. Wenn ich mich scheuklappenmäßig ausschließlich an einem konkreten Werk orientiere, dann habe ich ja nur das begrenzte Spektrum des Ergebniszustands dieses Werks. Um das beispielhaft zu erläutern: Wenn ich ganz dolle Solo spielen will, ist es beschränkt, ausschließlich dem Angus Young hinterherzulaufen oder wem auch immer, weil ich „Es“ damit nicht richtig kapieren werde. Jedem jungen Gitarristen würde ich empfehlen, jedenfalls einmal im Leben ganz viel Chuck Berry zu hören und bestmöglich zu versuchen, die Aufnahmen mitzuspielen.
Meine Inspiration hole ich mir also aus dem „Studium“ möglichst verschiedener Musik ohne irgendwelche Genre-Scheuklappen. Ich empfehle etwa mal die Sonate in B-Moll von Mozart zu hören. Dann sollte man checken, wie Glenn Gould und wie Friedrich Gulda das umgesetzt haben.
Lizal: In der Kürze gesagt, sehen wir das auch alle wie Pät: Musik ist unglaublich vielfältig und es wäre viel zu schade, sich nur in einem Genre die Inspiration zu holen.
Wie läuft das bei euch mit dem Komponieren? Diktatur oder Demokratie?
Pät: Wolfgang Niedecken von BAP hat mal gesagt, die Kunst verträgt keine Demokratie. Da ist etwas Wahres dran, da die musikalische Idee und Vision, die Einer hat, ja erstmal voll umgesetzt werden muss. Sonst ist sie ja nicht realisiert. Das erfordert von den Mitstreitern Geduld und Vertrauen. Das Zwischenergebnis ist dann freilich uneingeschränkt zur Diskussion freigegeben. Das wiederum erfordert, dass es kein „Mimimi“ gibt, sondern dass jeder, auch der „Diktator“ – wenn man so will – sich sehr aufmerksam bemüht, die Aspekte, die die Weiteren des „Kollektivs“ zu bedenken geben, nachzuvollziehen. Das haben wir beherzigt.
Welche Vorbilder habt ihr so, nicht nur musikalisch?
Pät: Anfang 20 hätte ich vielleicht gesagt, der Autor und Lebenskünstler Charles Bukowski. Nun, ich bin gottseidank bzw. hoffentlich mittlerweile etwas weiser. Bukowskis Werk und sein Leben waren sicher außergewöhnlich, vor allem wunderschön schockierend für das bürgerliche Establishment. Die innere Werteordnung hat sich bei mir über die Jahre verändert. Ungeachtet dessen, dass ich die Kritik an der moralisch abgehobenen Lifestyle-Linken nachvollziehen kann, muss ich sagen, dass mich Greta Thunberg beeindruckt.
Lizal: Es gab sicher in der Geschichte immer wieder großartige Menschen und besondere Charaktere, die Großes für eine bessere Welt geleistet haben. Aber für mich sind alle Menschen, die sich in irgendeiner Weise sozial engagieren, auch kleine Vorbilder und Helden des Alltags. Damit meine ich auch das Krankenpflegepersonal, das sich während Corona auf den Intenstivstationen den Arsch aufgerissen haben. Das sind so meine aktuellen Vorbilder, aber im Moment überwiegt leider die Zahl derer, für die ich mich schäme statt sie zum Vorbild zu nehmen. Ich bin im Grunde meines Herzens ein empathischer Mensch, aber für das Coronaleugner-Pack, das immer noch ein Virus leugnet, das seit über einem Jahr alles fest im Griff hat, empfinde ich nur noch abgrundtiefen Hass. In der Gesellschaft überwiegen leider, wie seit Anbeginn der Geschichte, die Arschlöcher und nicht die Vorbilder.
Mark: Niemanden. Wir sind allesamt Lügner*innen, Betrüger*innen, Schläger*innen, Frauenfeinde, Rassist*innen, Tierquäler*innen, Umweltzerstörer*innen und Unterdrücker*innen. Zu wem sollte man da aufschauen?
Wie sehr trifft euch die aktuelle Situation mit Corona?
Lizal: In der Kürze gesagt: Wir sind froh, dass wir gesund sind und in festen Jobs arbeiten. Niemand von uns ist glücklich, über die aktuelle Gesamtsituation, aber wir haben wenigstens ein festes Einkommen im Gegensatz zu allen Selbstständigen in der Kultur- und Musikbranche. Da geht es Einigen im Moment richtig beschissen.
Wie sehr fehlen euch die Gigs, dank dem Virus?
Lizal: Die Gigs fehlen uns jeden Tag und wir würden am liebsten morgen wieder auf der Bühne stehen. So wie uns geht es vermutlich gerade jeder Band, die mit ganzem Herzblut Musik macht.
Ich denke, ihr habt alle noch „normale“ Jobs außerhalb der Band. Was würdet ihr auf euch nehmen, um von der Musik leben zu können?
Mark: Wenn Du mir die Frage gestellt hättest bevor ich Vater wurde, hätte ich Dir gesagt „alles“: ab in den Bus und auf alles geschissen. Jetzt, da ich Frau und Kinder habe, ist es die Verantwortung für meine Familie, die mich davon abhält, alles auf eine Karte zu setzen. Außerdem möchte ich ja auch ab und zu bei ihnen sein. Eigentlich immer.
Gibt es einen Ort, wo ihr unbedingt mal auftreten wollt?
Pät: Die große Arena in Pompeji! In Pula in Istrien in der Arena finden Rockkonzerte statt -ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob das dann wirklich so cool ist. Auch weiß ich jetzt gar nicht, ob es das Marquee in London überhaupt noch gibt. Hammersmith Odeon wäre auch okay.
Lizal: Wacken wäre ein Traum!
Mark: Ja. An einem Ort, an dem die PA funktioniert, der Sound auf und vor der Bühne gut ist, alle Leute freundlich sind, die Halle voll ist, sich niemand im Suff prügelt und die Gage stimmt. Man wird wohl noch träumen dürfen.
Angenommen Iron Maiden und Bad Religion würden euch gleichzeitig als Vorband anheuern wollen, für wen würdet ihr euch entscheiden?
Pät: Da gibt es wohl unterschiedliche Präferenzen. Während Teile der Band sicher gern vor Maiden spielen wollten, und wir rein musikalisch im Augenblick auch eher zu Maiden passen, würde ich tatsächlich lieber vor einem mutmaßlich doch politischeren Bad Religion-Publikum spielen, zumal Bad Religion mit deren Musikalität ebenfalls eine Legende sind.
Mark: Bad Religion. Ich finde Maiden scheiße.
Welche Frage würdet ihr in 10 Jahren gerne gestellt bekommen?
Mark: Irgendeine, die einen tieferen Sinn hat, bei der man nachdenken muss und – Achtung, hier Sonderpunkte möglich! – bei der man nicht vor lauter Trivialität das Kotzen bekommt. Eine, deren Antwort vielleicht auch mal unangenehm sein kann und dennoch gedruckt wird.
Euer Schlusswort an Eure Fans:
Schaut doch mal im Shop unseres Labels Coretex Records vorbei: www.coretexrecords.com. Dort gibt es unser aktuelles Album „Die Maschine von morgen“ als Digipack oder Doppelvinyl. Ganz bald hoffentlich auch wieder Ankündigungen zu unseren nächsten Konzerten. Ute, unsere liebe Bookerin, freut sich natürlich auf alle Konzertanfragen: ute@mad-tourbooking.de