IN EXTREMO – „Heiße Show“ beim Start zur „Carpe Noctem Burgentour 2023“ -Konzertbericht aus der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz

Am 09.Juni startete die diesjährige Burgentour von IN EXTREMO in der Festung Ehrenbreitstein hoch oben über Koblenz. In der Festung, die zwischen 1817 und 1828 von den Preußen neu errichtet wurde und deren Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht, finden wie jedes Jahr auch 2023 wieder zahlreiche interessante Open Air Konzerte der verschiedensten Musikrichtungen und andere Kulturveranstaltungen statt. Das riesige Areal bietet ausreichend Platz für Konzerte, es könnte sogar durch die vielen abgetrennten Innenhofbereiche gar ein ganzes Festival dort stattfinden, für mehrere Bühnen ist im weitläufigen Festungsbereich ausreichend Platz.

Für ihre Burgentour hat IN EXTREMO auch dieses Jahr wieder attraktive Supportbands engagiert. Für Koblenz war die noch junge Band AD INFINTUM mit der sympathischen Frontfrau Melissa Bonny am Start, um das zahlreiche Publikum entsprechend auf Touren zu bringen.

Nachdem sich kurz nach 18 Uhr die Tore zum Innenbereich der Festung für die Mittelalterfans und Metalheads öffnete, bildeten sich schnell lange Schlangen vor dem Eingang in das eigentliche Festivalareal mit der Bühne. Bei bestem Sommerwetter füllt sich das Infield nach der Öffnung gegen 18:30 dann schnell mit ca. 3000friedlichen und gut gelaunten, wohl meist IN EXTREMO-Fans, um sich vor dem Konzert noch eine kühle Erfrischung am Bierstand mit gesalzenen Preisen ( 4€ für 0,33l Wasser finde ich schon echt unverschämt!) zu gönnen.

Pünktlich um 19:30 startet dann AD INFINITUM ihren Gig, bei der Frontfrau und Sängerin Mellisa Bonny ganz klar im Mittelpunkt des Geschehens steht. Sie punktet beim Publikum mit ihrer Ausstrahlung und ihrer variablen Stimme, die schlagartig zwischen zuckersüßem Klargesang und deftigen Growls à la Alissa Withe-Gluz von Arch Enemy wechseln kann. Doch auch wenn die drei Musiker in der Band musikalisch durchweg  überzeugen können, bleibt für sie eher unauffällig die Statistenrolle. Gemeinsam bilden mit ihrer Frontfrau eine eingespielte Truppe.

Leider ist der Sound bei AD INFINITUM (zumindest direkt vor der Bühne) nicht ganz 100% überzeugend, irgendwie verfängt sich der Sound in dem langgestreckten Konzertareal und den hohen Festungsmauern, sodass der Schall sich irgendwie nicht richtig definiert ausbreiten kann. Auch Melissa`s Gesang leidet etwas darunter und kommt leicht verwaschen rüber. Glücklicherweise ist beim Headliner das Problem dann behoben.

Doch das merkt man der gut gelaunten Melissa nicht an, sie rockt mit Ihren Jungs direkt in der untergehenden Sonne stehend die nächsten 40 Minuten einen Querschnitt aus ihren letzten beiden Alben, den Anfang machen „ Eternal Rains“ und „Upside Down“ vom aktuellen Album „Chapter III: Downfall“. Mit Ihrer Stimme und auch optisch kann Melissa die Fans in ihrem Sexy-Outfit begeistern, und so wird sie auch frenetisch von den Zuschauern gefeiert. Immer wieder wechselt sie wie bei „Upside Down“ in die tiefen Growls, die man von Ihr auch schon aus ihrer Zeit bei Rage of Light kennt. Auch wenn die Musik von AD INFINITUM wohl nicht unbedingt im Focus der Mittelalterfans liegt, wird die Band verdient vom Publikum gefeiert.

Mit „From the Ashes“ gibt’s noch einen neuen Song. Highlight für mich jedoch das starke“ Into The Night“ aus den vorletzten Album „Chapter II: Legacy“, das mir noch eine Spur besser gefällt, wie Chapter III. Auch hier wechselt Melissa mehrfach ihre Stimme zwischen Growls und Klargesang und lässt dabei kurzzeitig den Vamp raus.
Nach 40 Minuten ist dann jedoch schon das Ende des Auftritts erreicht und AD INFINITUM lassen noch das obligatorische Bühnenabschlussfoto vor der beeindruckenden Kulisse der Festung schießen und verabschieden sich unter kräftigem Applaus von den Fans. Gelungener Auftritt mit einer mehr als sympathischen Sängerin.


Nachdem die Bühne für den Headliner umgebaut ist und auch die Sonne langsam hinter den Festungsmauern verschwindet, wird es Zeit für die Mittelalterrocker von IN EXTREMO. Unter tosendem Applaus kommen die sechs Musiker auf die Bühne, und Michael Rhein übernimmt souverän die Begrüßung der Gefolgschaft. Mit „Erdbeermund“ starten die Jungs süffisant und zweideutig in den Gig. Bereits beim ersten Song wird ein wahres Feuerwerk an Pyros und Flammenwerfern abgefeuert, die Michael schon nach kürzester Zeit den Schweiß in Strömen übers Gesicht fließen lässt. Dieses Feuerspektakel zieht sich über den gesamten Gig hinweg, sodass die Fotografen im Graben mehr als einmal von den Ordnern zur Sicherheit zurückbeordert werden.

Mit dem Titelsong „Kompass zur Sonne“ vom gleichnamigen Album folgt dann einer der neueren Hits, bevor mit „Küss Mich“ die Stimmung erstmals ein Hoch erfährt. Mit „Feuertaufe“ steigert sich das nochmals, und lautstark wird Michi aus 3000 Kehlen lautstark mit  „Hoohoo“-Gesängen unterstützt. Textlich  passt der Refrain perfekt zur heißen Feuershow, „dann brennen wir gemeinsam“ kann man als Motto des Abends bezeichnen. Auch die Crowdsurfen sind nicht zu halten und genießen den wiederholten Drive über die Menge. Hier erscheint die zunächst spärliche Security eindeutig unterbesetzt und etwas überfordert. Erst nach einem Hinweis, dass etliche Kinder direkt vor der Bühne stehen, lassen die Surfer sich beruhigen und stellen Ihre Surfaktionen ein.

MIt „Saigon und Bagdad“ muss Michael dann auch mal ein politisches Statement abgeben und die Unsinnigkeit des Kriegsgemetzel überall auf der Welt anprangern, obwohl sich In Extremo nach eigener Aussage normalerweise in solchen Situationen eher zurück halten. Immer wieder kündigt Michael Songs aus dem umfangreichen Sammelsurium der Band an, die schon lange nicht mehr auf der Setlist standen und nun für die diesjährige Burgentour ausgewählt wurden. Bei „Mein rasend Herz“ schreitet Dr. Pymonte dann an sein Hackbrett und der Song wird lautstark von den Fans mitgegrölt. Mit „Lieb Vaterland“ wird es dann nochmals nachdenklich.

Immer wieder wird es auch in den ersten Reihen vor der Bühne tierisch heiß, wenn mal wieder die Feuerfontänen quer über die Bühne fliegen, sodass man sich schlagartig wie ein Grillhähnchen am Spieß fühlt, wenn die Haut wegen der hohen Temperaturen zu brennen beginnt. Kein Wunder, dass auf der Bühne das Wasser in Strömen über die Gesicht von Michael fließt. Hier heißt es für die Musiker, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen und Abstand vor den Flammenwerfern zu halten. Gut, wer da die Setlist mit den Hinweisen zur den „heißen Phasen“ auswendig kennt.

Mit „Frei zu Sein“ und „Störtebeker“ folgen zwei der Fanlieblinge, was man an der super Stimmung im Festungshof hören kann. Lautstark wird mitgesungen, getanzt und auch ein Moshpit bildet sich unweit der Absperrung zum Fotograben und so erreicht der Auftritt meinen ganz persönlichen Höhepunkt. Mit dem alten Klassiker „Spielmannsfluch“ und „Sternhagelvoll“ gibt es dann kein Halten mehr und der reguläre Set findet ein fulminantes Ende.


Glücklicherweise war es das natürlich noch nicht und nach einer kleinen Pause kommen die In Extremo`s natürlich für den Zugabenteil zurück auf die Bühne. Inzwischen ist es Dunkel und so kommen die Pyros und die Feuereffekte natürlich erstklassig zur Geltung. „Back to the roots“ ist angesagt und mit einigen älteren Song geht’s weiter. Zunächst das in gälisch gesungene „Liam“ und danach „Sängerkrieg“ leiten den Entspurt ein, bevor auch das Debütalbum, welches in diesem Jahr sein 25. Jubiläum feiert, seine Ehrung bekommt, mit „Rotes Haar“ geehrt wird. Als fulminanter Abschluss des ersten Auftritts der diesjährigen Burgentour gibt dann noch „Pikse Palve“ vom „Quid Pro Quo“-Album.

Alles in allem eine echte Vollbedienung in Sachen IN EXTREMO, volle 2 Stunden Livespektakel und 24 Songs, darunter auch etliche Liveraritäten aus allen Epochen der Band… das honorieren die Zuschauer und Jungs von IN EXTREMO werden von den begeisterten Fans lautstark abgefeiert.

Nach dem Finale traten dann bei wunderbar angenehmen Temperaturen wohl alle InEx-Fans zufrieden den Heimweg an, entweder mit der Koblenzer Seilbahn, dem Schrägaufzug oder einfach zu Fuß, um sich nach der langen Steherei noch etwas die Füße zu vertreten.

N EXTREMO Setlist Koblenz: 

  1. Erdbeermund
  2. Kompass zur Sonne
  3. Küss mich
  4. Feuertaufe
  5. Saigon und Bagdad
  6. Troja
  7. Moonshiner
  8. Unsichtbar
  9. Wind
  10. Ave Maria
  11. Rasend Herz
  12. Lieb Vaterland, magst ruhig sein
  13. Villeman og Magnhild
  14. Omnia Sol Temperat
  15. Vollmond
  16. Die Gier
  17. Störtebeker
  18. Spielmannsfluch
  19. Sternhagelvoll
  20. Frei zu sein

Zugabe:

  1. Liam
  2. Sängerkrieg
  3. Rotes Haar
  4. Pikse Palve
 

Wer nun Lust auf Mittelalterrock und eine nicht nur sprichwörtlich „heiße“ Show bekommen hat, der kann sich IN EXTREMO in diesem Sommer bei ihrer 2023er Burgentour noch auf folgenden Burgen und Schlössern live erleben:

23.06.23  Neubrandenburg – Open Air am Tollensesee, Special Guests: Osaka Rising

30.06.23  Jüterbog – Festwiese am Schlossplatz, Special Guests: Dritte Wahl, Manntra

01.07.23  Königstein – Festung Königstein, Special Guests: Manntra

29.07.23  Satzvey – Burg Satzvey, Special Guests: The O`Reillys and the Paddyhats + Rauhbein

11.08.23  Hanau – Amphitheater, Special Guests: Rauhbein

18.08.23  Hamburg – Stadtpark Open Air, Special Guests: Tag My Heart

19.08.23  Illingen – Burg Illingen, Special Guests: Rauhbein

25.08.23  Weissenfels – Marktplatz, Special Guests: Dritte Wahl

26.08.23  Creuzburg – Burg Creuzburg, Special Guests: Rauhbein

01.09.23  Klaffenbach – Wasserschloss, Special Guests: Osaka Rising

02.09.23  Magdeburg – Festung Mark, Special Guests: Osaka Rising


Tickets gibt es u.a. hier: www.inextremo-tickets.de

Weitere Infos auf http://www.inextremo.de


IN EXTREMO sind:

Michael Robert Rhein –  Gesang, Gitarre, Cister, Darbuka, Davul, Biniou, Flöte

Marco Ernst-Felix Zorzytzky – Marktsackpfeife, Uilleann Pipes, schalmei, Drehleier

Kay Lutter – Bass, Trumscheit, Pauke

André Strugala (Dr. Pymonte) – Marktsackpfeife, Schalmei, Hackbrett, Harfe

Sebastian Oliver Lange – Gitarre, Cister

Florian Speckardt (Specki) – Drums


IN EXTREMO online:

Homepage

Youtube

Facebook

Instagramm


AD INFINITUM sind:
Melissa Bonny – Vocals
Adrian Thessenvitz – Guitars
Korbinian Benedict – Bass
Niklas Müller – Drums


AD INFINITUM online:
Website
Instagram
Facebook
YouTube

Text & Fotos : Thomas Jenne

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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