Dienstag, den 15.08.2023
Wie die meisten der Besucher des diesjährigen Summer Breezees haben auch wir uns entschlossen schon dienstags anzureisen und so ging es morgens um halb zehn auf nach Dinkelsbühl. Da sind wir schneller durchgekommen als im letzten Jahr und so hatten wir die Hoffnung zügiger auf den Zeltplatz zu gelangen als 2022. Aber Pustekuchen, hinter dem Kreisverkehr Richtung Sinbronn war dann Schluss mit lustig, denn ich kann mich in den ganzen Jahren als Gast dieses Festivals nicht daran erinnern das sich der Verkehr so zäh bis zu Black Earth gezogen hätte. Aber was solls, die Vorfreude war dennoch groß und hat sich auch nicht geschmälert, durch den Vollpfosten, der bei den V.I.P Containern eine Kreuzung lahmgelegt und alles blockiert hat. Irgendwann am Spätnachmittag haben wir es dann geschafft und sind an unserem Platz angekommen und wir konnten beginnen das Zelt aufzubauen, uns heimisch einzurichten, den Klappstuhl aufzustellen, eine Shisha anzumachen und das erste Bier aufzumachen.
Am Dienstag habe ich es dann nicht mehr geschafft eine der fünf Bands anzusehen, die aufgetreten sind. Wir haben unsere Zeit lieber mit den Leuten verbracht die man das ganze Jahr selten bis eben nur einmal während des Summer Breeze trifft und mit ihnen gefeiert und den Spätankömmlingen beim Aufbau geholfen.
Mittwoch, den 16.08.2023
Den offiziellen Teil des Tages wollte ich bei der Autogrammstunde von Megadeth um 16:00 beginnen und Corvus Corax von der Weite genießen die um 16:10 ihren Gig auf der Mainstage hatten. Die einen haben dann auch pünktlich zu spielen begonnen während die Autogrammstunde abgesagt hat. „Was habt ihr erwartet?“ war die lakonische Antwort eines Mitarbeiters von Nuclear Blast der sich schon bereit gestellt hat um ein paar Tonträger von Epica unter die Leute zu bringen. Das hatte einige enttäuschte Fans zur Folge, die wartende Schlange auf Dave Mustaine und Co. hatte doch eine gewisse Länge.
Die erste Band die ich mir dann bewusst angesehen habe waren Bleed From Within auf der T-Stage und die Schotten erlebten um 20:00 den totalen Abriss. Gestartet mit Stand Down und durchgetretenen Gaspedal hatten nicht nur die Musiker auf der Bühne Spaß. Anzumerken wäre auch das Scott Kennedy den dritten Song unterbrochen hat sobald er gemerkt hat das in der Crowd was nicht stimmt. Dort hatte sich, meinen Recherchen nach, jemand einen doppelten Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Nachdem dieser, mit „Sanis sind geil“ Gesängen und dem Versprechen, dass der Patient gratis Merch von der Band geschenkt bekommt, abtransportiert wurde, begann die Band den Song Levitate von vorn. Große Geste einer großartigen Combo.
Danach ging es weiter zur Main Stage um mir Megadeth anzusehen, die dann im Gegensatz zur Autogrammstunde, pünktlich und vollzählig auf der Bühne standen. Sie starteten mit Hangar 18 in ihren Gig, der technisch auf höchstem Niveau stattfand und viele Hits darbot. Einziges Manko, des ansonsten erstklassigen Auftritts, sind die unnötigen Riffaneinanderreihungen von Mustaine, der übrigens sehr gut gelaunt wirkte, und Loureiro die man ruhig etwas kürzer hätte halten können und dafür vielleicht den ein oder anderen Titel zusätzlich spielen hätte können. Vor allem zum Ende wurde mit Trust, A tout le monde, Symphony of Destruction, Peace Sells, Mechanix und Holy Wars… The Punishment Due nochmal richtig geklotzt statt gekleckert.
Während der Umbaupause zur nächsten Band wurde dann diskutiert ob nicht doch wieder eine zweite Bühne besser wäre, statt des voll bespielten Mittwoch. Zieht sich diese doch ziemlich zwischen der Hauptacts. Vor allem kostet das bestimmt der letzten, etwas „kleineren“ Band des Tages einige Zuschauer, da sich so mancher lieber für den Zeltplatz entscheidet als 30 Minuten oder länger zu warten.
In Extremo gehen immer, so auch an diesem Abend und dementsprechend wurde die in Berlin gegründete Truppe um das letzte Einhorn abgefeiert. Vom ersten bis zum letzten Ton ein Auftritt der nicht viel Wünsche übrig lässt. Allerdings kein Spielmannsfluch, stattdessen die neue Single Weckt Die Toten, die laut Michael Rhein zum ersten Mal live vor Publikum vorgetragen wird, und sich gut in die übrige Set List einfügt. Abgeschlossen wurde natürlich mit Pikse Palve, das wie immer zum tanzen einlädt.
So ging es durchgeschwitzt und gutgelaunt zurück zum Zeltplatz um den Abend ausklingen zu lassen.
Donnerstag, den 17.08.2023
Los ging es an diesem Tag für uns mit Grave Digger, die es in diesem Jahr zum ersten Mal auf Summer Breeze geschafft haben. Warum eigentlich? Die Gladbecker gibt es doch auch nicht erst seit gestern, und passen perfekt ins Billing und demensprechend wurde der, leider zu kurze Gig, abgefeiert. Egal ob Dio De Los Muertos, The Dark Of The Sun und vor allem Rebellion das vom Publikum mit einem lautstarken Männer*innen Chor (findest Du das Gendern hier lustig? – die Red.) unterstützt wurde. Hoffentlich sehen wir die Totengräber bald wieder in Dinkelsbühl.
In der Umbaupause haben wir einen kurzen Blick auf The New Roses geworfen, die mit ihrem energiegeladenen Rock einige Leute vor die T-Stage angezogen haben. Die hätte ich mir gerne in ganzer Länge reingezogen, aber hilft ja nicht.
Also zurück zur Main Stage um den Auftritt von Versengold um 16:10 zu verfolgen und dieser dürfte einer der emotionalsten des ganzen Festival Wochenendes gewesen sein. Haben diese doch Titel wie Haut mir kein´ Stein oder Die letzte Runde im Programm, bei dem so manche Träne geflossen ist. Und auf der anderen Seite stehen absolute Stimmungskracher wie Kobold im Kopp, Im Bier sind Dinge drin und Thekenmädchen, das an Orten gespielt wird, wo die Musiker um Malte auf keinen Fall auftreten wollen würden. Dieses Kunststück es zu erreichen, einen zum Weinen zu bringen, weil man an jemand besonderen denken musste, aber uns dann in wenigen Sekundenbruchteilen zum Feiern, Tanzen und Lachen zu animieren. Respekt! Mit Braune Pfeifen wird es sogar etwas politisch bei dem sich so mancher Politiker im Bundestag und überall wo sich diese sonst noch tummeln, angesprochen fühlen sollten. Die Bremer sind zurecht eine große Nummer im Musikgeschäft.
Nach diesem schweißtreibenden Gig brauchte der Schreiberling eine kurze Pause zum Futter fassen, was zu trinken und in einem schattigen Plätzchen zu verschnaufen bevor es gleich wieder, Irish Folk angehaucht, mit Paddy And The Rats auf der Wera Tool Rebel Stage weiterging. Und diese reißen wie auch schon beim Feuertanz in Abenberg die Bude ein. Auch hier gibt es, wie schon dort, eine Polonaise. Nur, dass die Schlange sich durch einen viel dichter aneinander stehenden Pulk bewegen muss. Paddy O’Reilly weiß genau wie er die Leute zu dirigieren hat und in Stimmung bringt.
Danach geht es rüber zur T-Stage zu Obituary, etwas Old-School-Death-Metal einatmen um die Nackenmuskulatur zu entspannen. Diese beginnen gleich mit dem Red Neck Stomp der dem Genick zeigt, wo der Hase läuft. Leider kann ich mir den Auftritt der in Florida ansässigen Truppe nicht bis zum Ende anschauen, weil wir zu Trivium pünktlich vor der Hauptbühne stehen wollten.
Und da waren wir wohl nicht die Einzigen, die Interesse an Matt Heafy und seinen Kollegen hatten, so eng wie es zuging vor der Main Stage. Die Set List mit unter anderem In the Court Of The Dragon, The Sin and the Sentence und The Heart From Your Hate war schon überragend und über jeden Zweifel erhaben. Da haben Trivium sämtliche Muskeln spielen lassen. Allerdings war die Bemerkung das tschechische Publikum wäre bis zu dem Zeitpunkt das bessere gewesen unnötiger Wettbewerbszwang, keiner braucht dieses schneller, höher, weiter!
Den Abschluss machten für uns an diesem Tag Frog Leap, von denen wir uns mehr erhofft hatten. Diese haben mit House Of The Rising Sun auch stark begonnen, aber dann mit einem Billie Eilish Cover und einem von Tones And I dafür umso krasser nachgelassen, die selbst im „Metal“-Gewand nicht erträglich sind. Wir haben es trotzdem bis zum Pokémon Theme ausgehalten, danach aber abgebrochen, um brav ins Bettchen zu gehen, um für die nächsten beiden Tage Fit zu sein. Das Wetter versprach ja nicht unbedingt kühler zu werden und so hieß es Kräfte einteilen auf was noch kommen wird.