
Ich stell mir die Entstehung dieses Buches in etwa so vor: Peter Kritzinger, Lektor des Kohlhammer Verlags kommt auf Hartmut Rosa zu, mit den Worten: „Du Hartmut, da ist so ein Typ in den Bestsellerlisten, der ist Wirtschaftspsychologe und schreibt über Heavy Metal und seine Fans bzw. wieso sie welche sind und der ist selbst Fan davon. Und du bist doch Soziologe und hörst ja auch so Zeugs wie Pink Floyd, das können wir doch auch, wenn nicht sogar besser?“
Und so hat sich dieser an das Unterfangen gemacht der Welt zu erklären wieso der Metal Fan ein solcher ist und warum er genau diese Musikrichtung als die seine erachtet und nicht HipHop, Pop oder Jazz. Aber im Gegensatz zu Nico Rose (der in When Monsters Roar und Angels Sing auch des Öfteren zitiert wird) wird hier nicht aus der Sicht des Fans oder Musikers berichtet und was Heavy Metal mit unserem Innersten anstellt, sondern eher aus der Sicht eines außenstehenden Beobachters (Soziologe halt) und dieses in ziemlich trockenem und anstrengend zu lesendem Schreibstil.
„Weil dabei nicht mehr klar ist, was gut ist und was schlecht, was überhaupt ist und was nicht ist, weil aber zugleich unüberhörbar ist, dass etwas ist, weil aber zugleich unüberhörbar ist, dass etwas ist, wird es den Hörenden in einer, so können wir mit Adorno sagen, verdinglichten, erstarrten, festgelegten gesellschaftlichen Wirklichkeit möglich, einen existenziellen Zugang zur Welt und zu ihrem eigenen Selbst zu finden.“ Seite 18 – Einleitung: Heaven and Hell
Auch nichts Neues ist der Vergleich eines Metalfans, mit einem Gläubigen zur Religion im Allgemeinen. Dieses wird in When Monsters Roar und Angels Sing auch aufs ausgiebigste thematisiert in sämtlichen Facetten. Und halt auch wie der Rest des Buches mit Schachtelsätzen und teils detaillierter, aber eben auch unnötiger Aufzählungen in die Länge gezogen. Ich sage ja nicht das Hartmut Rosa unrecht hat mit seinen Beobachtungen und Theorien, es ist aber unter uns Heavy Metal Fans ein alter Hut. Dieses wird auch ins Kleinste zerlegt und analysiert, ist aber halt auch wieder umständlich zu Papier gebracht.
Der Autor dieses Buches hat es nicht nur mit unzähligen Fremdwörtern und schmückt sich offensichtlich damit diese zu kennen und auch anwenden zu können, was schon anstrengend genug wäre, dazu kommen noch Aneinanderreihungen verschiedener Beispiele ohne Ende, die es dem Leser einfacher gemacht hätten When Monsters Roar und Angels Sing zu genießen, wenn man das ganze etwas kürzer gestaltet hätte.
„Not, Tot, Elend und Krankheit“ – „Beim Wacken Open Air, beim Summer Breeze Open Air, auf dem Bang Your Head Festival, oder auch bei Rock am Ring oder Rock im Park und überall sonst auf den großen und kleinen Festival der Welt von Rock in Rio über das amerikanische Rock Fest zum australischen Progfest, vom belgischen Graspop oder dem Tschechischen Masters Of Rock bis ins britische Castle Donington“ – „religiöser, spiritueller und christlicher Symbolik und Mythologie“ – eine kleine Auswahl an Aufzählungen aus dem Buch
Berichtigung am Rande: auf Seite 60 schreibt er „Kurze Zeit darauf wechselte ich von Freiburg nach Berlin und begann meine Doktorarbeit und auch bei Iron Maiden gab es signifikante Wechsel. Erst ging Adrian Smith, der Gitarrist, und dann auch noch Bruce Dickinso.“ und wenn ich das richtig verstanden habe, meinte der Autor nach der Veröffentlichung von Fear Of The Dark“. Allerdings ist Adrian Smith schon 1989 nach Seventh Son Of A Seventh Son ausgestiegen und von Janick Gers ersetzt worden. Hartmut bezeichnet sich selbst ja als Heavy Metal Fan und wie wichtig diesem die Kompetenz sei sich in seiner bevorzugten Musikrichtung auszukennen. Ein solcher Fehler würde einem „richtigen“ Fan nicht unterlaufen. Vielleicht hätte Hartmut Rosa dazu kurz recherchieren können, anstatt Zeit in seine Schachtelsatzkreationen zu investieren.
Auch irreführend ist das Cover des Buches, assoziiert man dieses eher mit lebhaften und unterhaltsamen Erzählungen aus der Metal Szene, und nicht als eine staubtrockene Studie derselben.
Fazit: Ich würde das Lesen von When Monsters Roar und Angels Sing nicht gänzlich als Zeitverschwendung ansehen, aber direkt Freude oder eine neue Erkenntnis hat es mir nicht gebracht. Genau genommen, hätte man den Inhalt auf eine 30 Seiten Broschüre kürzen können, wenn man die Sätze einfacher gestaltet und die belanglosen Aufzählungen weggelassen hätte. Für die Mühe, die sich Hartmut Rosa für das Schreiben gegeben hat gebe ich doch noch großzügige 4,5 von 10 Bängs!


Christian B
Ich höre alles von traditionellem Heavy Metal, Black, Death, Trash, Folk. Power über Punkrock und was es sonst noch so alles gibt, gut muss es halt sein. Bei was es mir allerdings die Zehennägel aufstellt ist langweiliger Prog wie in Dream Theater, Queensrÿche, Opeth und co. zelebrieren. Da schlafe ich schlichtweg ein.