Als ich von meinem Kollegen Roland gebeten wurde, mir das kommende Album der Münchner Band Hammerschmitt anzuhören, war ich zuerst ziemlich ahnunglos, was mich da erwarten würde. Klar, bei dem Namen kommt einem zunächt die Neue Deutsche Härte in den Sinn, und tatsächlich gab es in der Vergangenheit eine starke Verbindung zu dieser Musikszene. Aus der 1996 aufgelösten Deutschrock Formation Pierrot entstand ein Jahr später Hammerschmitt mit dem Ziel, deultich härter zu Werke zu gehen. Was zunächst blieb, waren die deutschen Texte und diverse Coverversionen von u.a. Rammstein bei den Live-Auftritten. Erst mit dem 2016 veröffentlichten Album „Still On Fire“ wechselte man zu komplett englischen Texten, was – wie ich finde – eine gute Entscheidung ist. Und jetzt liefert die Band, die seit mehr als 20 Jahren im selben Line-Up spielt, den Nachfolger ab und geht den eingeschlagenen Weg konsequent weiter.

Und das bedeutet: Heavy Riffs, pumpende Bassläufe, donnernde Drums und mit Benjamin Kroiß am Mikro einen Sänger, der mit seinen rauen Vocals klar in einer Linie mit einem Biff Byford (Saxon) oder Chris Boltendahl (Grave Digger) steht. Der Opener und Titeltrack „Dr. Evil“ tritt mit seinem AC/DC Riff gleich mal herrlich in den Allerwertesten und macht Appetit auf mehr. „Restart Your Fire“ legt im Anschluss gleich nach und brilliert mit satten Riffs und eingängigem Refrain. Andreas Summer und Gernot Kroiß spielen sich an der Gitarre die Bälle zu und brennen ein Feuerwerk ab. Eine schöne Bassmelodie, von Armin Zelzer intoniert, eröffnet die doomige Walze „Say My Name“, bei dem der sehr variable und intensive Gesang von Benjamin das Sahnehäuchen ist. Dann wird der Sound etwas luftiger und geht mit „Fly“ in Richtung Accept. Die nachfolgenden Songs „War“ und „Metallized“ rauschen ein wenig an mir vorbei, ohne wirklich zu überzeugen. Erst bei „Saints of Rock“ wird die Riffmaschine wieder angeworfen und ein Live-Kracher allererster Kajüte hämmert aus den Boxen, bei dem die Faust automatisch Richtung Zimmerdecke gereckt wird. „Tonight“ nimmt die Fahrt wieder heraus, ist aber eine schöner Hard Rock Nummer, die mich ein wenig an meine leider kürzlich aufgelösten Faves Stereo Nasty erinnert. Die nächsten beiden Nummern schlagen in eine ähnliche Kerbe und gerade „Unreal“ kann dabei voll überzeugen. Mein Anspieltipp auf der Scheibe ist allerdings der stramm nach vorne maschierende, mit seinen donnernden Drums (Stefan Kroiß) alles niederreißende Banger „Lost In Gods“! Leider folgt mit der Ballade „End Of Time“ dann auch gleich für mich der Stinker auf dem Album. Ist vielleicht einfach Geschmacksache, aber ich finde sie musikalisch völlig belanglos, irgendwie nimmt der Song den Drive zum Ende der klasse Scheibe total raus.

Was unter dem Strich bleibt, ist aber immer noch ein starkes Metal Album mit vielen Facetten, klasse Gesang, stampfenden Riffs und heavy Gitarrensoli. Abzüglich einiger nicht ganz so überzeugender Stücke bleiben für mich immer noch bärenstarke 8/10 Bängs übrig und eine klare Kaufempehlung für alle Metalheadz! Achtet auf das Interview, dass Roland in Kürze mit der Band in München führt und dann hier bei rockmagazine.net zu lesen sein wird.

„Dr. Evil“ erscheint am 13.09.2019 via Masaccre Records auf CD und digital.

Produziert wurde das Album von Achim KöhlerPrimal Fear, Sinner, Brainstorm, Wizard, ect.

Line up:

Benjamin Kroiß – Gesang
Andreas Summer – Gitarre
Gernot Kroiß – Gitarre
Armin Zelzer – Bassgitarre
Stefan Kroiß – Schlagzeug

By Michael

Baujahr '67. Metalhead seit 1979. Musikalische Vorlieben: NWOBHM, Power Metal, Epic Metal, Bombast Metal, Doom, Melodic Death Metal, Alternative Rock, und alles dazwischen, Hauptsache es ist authentisch! Michael ist unser "wandelndes Musiklexikon". Es gibt nichts, was er nicht weiss. Wahrscheinlich sogar die Anzahl der Leberflecke von Elvis´ verstorbenen Zwillingsbruder Aaron!

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