Am 15. Februar 2020 war es endlich soweit. Die „Dominion“-Tour von HAMMMERFALL machte Halt im Schwabenländle. Die fünf Schwermetaller um Sänger und Frontmann Joacim Cans aus Schweden luden zum Samstagabend-Dreier-Gipfel in die MHP‑Arena und hatten zur Unterstützung zwei interessante Bands als Gäste mitgebracht – BATTLE BEAST aus Finnland und die bayrischen Power-Metaller von SERIOUS BLACK durften das Publikum einheizen und den Abend eröffnen.
Und wir vom waren natürlich auch vor Ort dabei bzw. mitten drin, um zu berichten. Leider musste unser Foto-Experte Olli aus gesundheitlichen Gründen sehr kurzfristig absagen, sodass ich mich allein ohne größeres Fotoequipment auf den Weg nach Ludwigsburg machen musste.
Pünktlich um 19:30 ging das Licht aus und das Intro von Serious Black schallte aus den Boxen. Nach und nach kamen die Musiker um den schwedischen Frontmann Urban Breed (Ex-BLOODBOUND, Ex-TAD MOROSE) auf die Bühne um ihren halbstündigen Gig zu beginnen. Das Publikum in der gut gefüllten Halle konnte einen guten Auftritt der 2014 u.a. von Roland Grapow (Masterplan, Ex-Helloween) gegründeten Band miterleben. Ihr melodischer Powermetal, der irgendwo zwischen Bonfire, Edguy und Powerwolf anzusiedeln ist, begeisterte sogleich die ersten Reihen und die Metalheads begannen sofort mit dem Headbangen.
Urban, gekleidet mit markantem schwarzen Zylinder und langem schwarzen Mantel, präsentierte einen Querschnitt der bisherigen Bandveröffentlichungen, wobei neben Mr. Nightblack und der Bandhymne Serious Black Magic mit We still stand tall auch ein Song des neuen Albums Suite 226, dessen Cover auch als Backdrop für das Bühnenbild diente, präsentiert wurde. Den Abschluss bildete High and Low vom Debutalbum As Daylight Breaks, bei dem die Band lautstark vom Publikum unterstützt wurde.
Leider war der Gig viel zu schnell vorbei, die Band erhielt aber den verdienten Applaus des begeisterten Publikums. Wer gerne mehr als nur 30 min Spielzeit von SERIOUS BLACK hören möchte, dem sei die im Herbst stattfindende Tour empfohlen.
Nach einer kurzen Umbaupause begann dann die Stunde des Frauenpower-Metals in Person von Noora Louhimo bzw. der Band BATTLE BEAST. Was diese Finnin auf der Bühne für eine Power ausstrahlt, ist schlicht der Hammer (…passt ja zum Headliner) und eigentlich zu schade für nur 45 min im Vorprogramm von HAMMERFALL. Den Fans konnte es nur recht sein, zwei weitere, perfekt zum Headliner passende Hochkaräter geboten zu bekommen, was nicht immer selbstverständlich für die gebuchten Supports ist. Bereits beim Knockout-Festival kurz vor Weihnachten in Karlsruhe gehörten die Finnen für mich ganz klar zu den Gewinnern des Festivals.
Sofort mit den ersten Tönen des Opener Unbroken, war die Richtung für die nächste 45 min vorgegeben: Straight forward und Hände nach oben. Mit ihrem poppig melodischen Metal-Soundmix schafft es die gehörnte Noora sofort, die Fans bis in die hinteren Reihen zu begeistern und mitzureißen.
Ständig in Bewegung hüpft sie teils wie Rumpelstilzchen über die Bretter der Bühne, die Ihr wohl auch sehr viel bedeuten. Sowas nennt man vollen Einsatz, nichts wirkt aufgesetzt, alles kommt einfach ehrlich rüber, was das Publikum auch mit entsprechender Begeisterung quittierte.
Die Songauswahl beschränkte sich auf die letzten beiden Alben, wobei der Schwerpunkt auf dem aktuellen Album No More Hollywood Endings lag. Ob Mitsingrefrains à la King for a day oder dem getragenen Titelsong, Grundlage für die teils poppig angehauchten Songs war ein ausgeprägter Keyboardteppich von Keyboarder Janne Björkroth, der zwischenzeitlich wie schon bei der letzten Tour als besonderes Gimmick auf ein LED-beleuchtetes elektronischen Schlagzeug wechselte.
Noora und die beiden Gitarristen Juuso und Joona waren ständig am pushen, so dass das Publikum bestens für den bevorstehenden Headliner Hammerfall vorbereitet und richtig eingeheizt wurde.
Leider war auch hier die Auftrittszeit viel zu kurz, den ein oder anderen Song aus den älteren Alben hätte man sich noch gewünscht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Nach dem Abschlußsong Beyond the burning skies und dem obligatorischen Stage-Foto war dann aber endgültig Schluss.
Ein rundum gelungener Gig bei gutem Sound der „Beaster“ aus dem hohen Norden.
Nicht umsonst kann man BATTLE BEAST zu den großen Gewinnern der letzten Jahre zählen. Dies haben die Finnen sicherlich ihren gelungenen Auftritten auf den ausgiebigen Tourneen in den vergangenen Jahren zu verdanken – und natürlich und vor allem Frontfrau Noora.
Für die Zukunft dürfte die Richtung auf der Erfolgsleiter nur in eine Richtung gehen… steil aufwärts.
Als nach einer knapp halbstündige Umbaupause Balls to the Wall von Accept als Intro die Show von Hammerfall ankündigte, war die „Stunde des Hammers“ gekommen.
Zum Start begannen HAMMERFALL gleich mal mit Vollgas und Ihrem Song Never forgive, never forget ihren großartigen Gig. Untermalt durch Feuerfontänen wurde dem Publikum im wahrsten Sinne des Wortes von der ersten Minute an eingeheizt.
Zuvor wunderte man sich bereits, was der Laufsteg mit Kameras im Fotograben sollte, war doch nirgends eine Leinwand zur Übertragung von Livebildern aufgebaut worden und auch im Hintergrund verzichtete man beim Bühnenbild auf eine heutzutage oftmals eingesetzte große LED-Wall, sondern setzte statt dessen auf ein klassisches Bühnenbild mit Aufbauten, Treppen und bühnenfüllendem Backdrop. Dieses stellte die Fassade einer Burg mit Arkaden und Säulen dar, ergänzt durch ein riesiges Podest mit Treppenläufen, auf dem das Schlagzeug von Fredrik Larsson seinen Platz fand.
Doch es wurde recht schnell klar, was es mit den Kameras auf sich hatte. Der Gig in Ludwigsburg sollte für die Produktion einer DVD/Bluray mit mehreren Kameras aufgezeichnet werden. Daher war auch für die Presse der Pressegraben komplett gesperrt worden, sodass es nur möglich war, seitlich vom Bühnenrand oder aus dem Publikum heraus zu fotografieren.
Nach dem Eröffnungssong ging es dann Schlag auf Schlag, es folgte Hit auf Hit, die wichtigsten Klassiker aus der nun auch schon mehr als 23 jährigen Karriere der Band wurden zum Besten gegeben. Dabei immer im Vordergrund Frontmann Joacim Cans und die beiden Gitarristen Oscar Dronjak und Pontus Norgren, die sich stets mit der Soloarbeit abwechselten und ein tolles Gespann bildeten. Aufgrund der Filmaufnahmen konnten sich die Zuschauer während des gesamten Gigs über einen astreinen Sound und sehr gute Lichtverhältnisse freuen.
in der Mitte des Gigs kam dann für mich der Höhepunkt des Abend, als Noora Louhimo mit Joacim Cans im Duett die aktuelle Single Second to One präsentierten. Die emotionale Ballade begann sehr ruhig, die beiden Hauptprotagonisten kamen seitlich die Treppen herunter, um sich in der Bühnemitte zum Duett zu treffen. Eine tolle Performance und ein toller Song, der zeigt, dass auch HAMMERFALL mit Balladen zu überzeugen wissen.
Anschließend wurde dann wieder das Gaspedal durchgedrückt. Es folgte ein Medley aus den Hits des Renegade-Albums aus dem Jahr 2000. Hier ging das Publikum völlig ab und auch einige Crowdsurfer machten sich auf den Weg zur Bühne. Alles blieb entspannt und die Jungs und Mädels wurden von der Security an den Kameraleuten vorbei zur Seite der Bühne begleitet. Insgesamt ein völlig entspanntes Konzert ohne Stress und Gedränge in den vorderen Reihen, soweit ich das überblicken konnte.
Pünktlich zu Keep the flame burning wurde es dann nochmals besonders heiß. Nach einem Solo von Oscar zu Beginn wurde ein regelrechtes Pyro-Feuerwerk abgebrannt, dass einem auch 10m von der Bühne entfernt extrem heiß um die Ohren wurde. Oscar fegte wie entfesselt über die Bühne und auch Pontus war nicht mehr zu halten.
Nach The Dragon Lies Bleeding vom Debütalbum Glory to the Brave und Last Man Standing war dann zunächst das Ende des Hauptteils gekommen, was der Song Let the Hammer Fall im wahrsten Sinne des Wortes verdeutlichte. Doch die Fäuste und die Pommesgabel der Metalheads blieben oben, um die Zugabe einzufordern.
Nach kurzer Unterbrechung gab es Nachschlag und die Band kam nochmals für den Zugabenteil zurück. Es folgten 3 Mitgrölsongs: zunächst Hammer high, bei dem natürlich Oskar seine hammerförmige Gitarre fleißig in die Höhe reckte sowie (We make) Sweden Rock, das praktisch als Leitsong für die Karriere von Hammerfall verwendet werden kann.
Den Schlusspunkt setzte dann Joacim mit dem überragenden Hearts on fire, bei dem noch die letzten Gasreserven mit den Flammenwerfern verheizt wurden, bevor dann endgültig das Ende der Show erreicht wurde.
Abschließend wurden fleißig Plektren und Drum-Sticks ins Publikum verteilt, wobei sich der ca. 8-jährige Nachwuchsmetaller in der ersten Reihe besonders über reichlich Souvenirmaterial gefreut haben dürfte.
So zieht man sich eine neue Generation von Fans heran…… gut gemacht HAMMERFALL!
Bleibt zu hoffen, dass die DVD/Bluray die großartige Stimmung im Publikum und die gute Laune der Band auch so wiedergeben kann, wie es in der Halle zu spüren war. Für alle die HAMMERFALL bei dieser Tour nicht sehen konnten, bleibt somit wenigstens der Griff zur Konserve in Form der anstehenden DVD/Bluray, um sich diesen Gig im heimischen Wohnzimmer postum reinzuziehen.
Meine Wertung für dieses Package und den Abend:
Auch wenn ich nicht der absolute HAMMERFALL-Fan bin, haben mich Oskar und seine Bande bislang noch nie enttäuscht.
Deshalb gibt’s von mir für dieses 3er-Package 9 von 10 Bängs!
Setlist SERIOUS BLACK
- Akhenaton
- I Seek No Other Life
- Nightmist
- Serious Black Magic
- We Still Stand Tall
- High and Low
Setlist BATTLE BEAST
- Unbroken
- Familiar Hell
- Straight to the Heart
- The Hero
- Eden
- No More Hollywood Endings
- King for a Day
- Beyond the burning skies
Setlist HAMMERFALL
- Intro: Balls to the Wall (Accept)
- Never Forgive, Never Forget
- One Against the World
- Heeding the Call
- The Way of the Warrior
- Any Means Necessary
- Hallowed Be My Name
- Blood Bound
- Redemption
- Hector’s Hymn
- Natural High
- Second to One (with Noora Louhimo)
- Renegade Medley (Templars of Steel / Always Will Be / Living in Victory / Destined for Glory / A Legend Reborn + 2)
- Keep the Flame Burning
- Dominion
- The Dragon Lies Bleeding
- Last Man Standing
- Let the Hammer Fall
- ———————-
- Hammer High
- (We Make) Sweden Rock
- Hearts on Fire