Der Name Hans Rudolph Giger hat in der Welt der Schweizer Kunstschaffenden noch immer großes Gewicht. Nach seinem Karrierebeginn als Innenarchitekt richtete er sich früh vollends auf die Verwirklichung seiner surrealistischen Kunstwerke aus, was rasch Anklang finden sollte. Bereits 1980 zeichnete man ihn mit einem Oscar in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“ für sein Mitwirken in dem Spielfilm „Alien“ aus, was ihn zu einem von bis heute nur sechs Schweizer Preisträgern machte.
Trotz seines Ablebens ist sein Einfluss auf die internationale Populärkultur unbestritten und sein Stil nach wie vor lebendig.
Giger verbrachte einen Grossteil seines Lebens in Zürich, wo er zunächst studierte, dann arbeitete und im Jahr 2014 im Spital verstarb. Im selben Jahr wurde er für sein Lebenswerk mit dem Vincent Preis ausgezeichnet, dann widmete ihm die Gemeinde Chur 2015 den Gigerplatz, einen städtischen Platz mit Blick auf das Geburtshaus des Schweizers. Es folgte 2016 die Gemeinde Zürich-Seebach, die ihn mit dem «H.R.-Giger-Weg» verewigte. Doch auch wenn sich bereits der 10. Todestag nährt, ist sein Einfluss auch über diese Ehrungen hinaus nach wie vor ungebrochen.
Als besonders markant zog sich das Motiv der biomechanoiden Kreaturen durch sein Schaffen, mit dem er das Subgenre des „Biopunks“ prägte. Es handelt sich dabei um die Verschmelzung von organischen Motiven, also Menschen oder menschenähnlichen Kreaturen, mit mechanisch-technischen Apparaten. Giger ließ diese beiden Konzepte meistens ineinander übergehen und verlieh den Werken zudem oftmals einen klaren sexuellen Grundton. Genau diese unverwechselbare Optik, den meisten Menschen wohl durch das Design des Raumschiffes und der Kreatur in der „Alien“-Filmreihe bekannt, erhalten seine Kollegen aber bis heute am Leben.
Die neuste Hommage ist eindeutig das Horror-Videospiel „Scorn“, das wegen seinem eindeutig vom Schweizer Künstler geprägten Stil aufgefallen ist. Jede Momentaufnahme daraus lässt an die unverkennbare Handschrift des Surrealisten denken. Entsprechend ist die Fachpresse, wie einst bei Gigers Werken selbst, stark gespalten und betitelt das Game mitunter als „das kontroverseste Spiel des Jahres“.
Doch nicht nur stilistisch wird die Fackel für Hans Rüedi weitergetragen: Der deutsche Digital Artist Blante geht noch weiter und lässt Giger in seiner tragisch-komödiantischen Animationsserie „Die drei Tintenkleckse“ wieder auferstehen. Da sich die Handlung der Serie auch um drei berühmte Autoren der Horrorliteratur dreht, passt die Würdigung hier denkbar gut. Anlässlich der Veröffentlichung von „Scorn“ in Giger-Optik besucht Blante auch das H.R. Giger Museum in Greyenz, Freiburg – natürlich mit Abstecher in die nebenan befindliche Giger-Bar. Zu dieser Gelegenheit verrät er uns eifrig, wie groß der Einfluss des Schweizers sein eigenes Schaffen geprägt hat: „H. R. Giger ist für mich eines der wenigen echten Vorbilder! Vor allem beim Überschreiten von Grenzen, beim Gehen neuer Wege sehe ich seit Jahren zu ihm auf. Ich bin wohl gleichzeitig fasziniert und inspiriert durch seine düster-romantischen Visionen.“
Es folgt ein Moment der Stille, man spürt die Rührung und die aufrichtige Trauer des Animators. Doch Blante ist nicht der Einzige, der einen weiten Weg auf sich nimmt, um den verstorbenen Künstler zu ehren und seine Werke im Original zu bestaunen.
Auch 2022 ist das Museum, geführt von erfahrener Hand der Hinterbliebenen, ein ikonisches Reiseziel, dass sich beachtlicher Beliebtheit und im Netz äußerst positiver Bewertungen der Besucher erfreuen kann. Wir hoffen, dass die Strahlkraft des, wenn auch recht verschrobenen, aber doch einmaligen Künstlers noch lange andauert und noch viele nach ihm inspirieren wird.
Text & Fotos von Vincent Arzenton