FLORIAN GREY – „Beautiful Nightmares“ in Stuttgart – Konzertbericht von der Releasetour des neuen Studioalbums aus dem Club Central

Was macht man als Band in der heutigen Zeit in der so übervollen Musikindustrie, wenn man auf sein neues Album aufmerksam machen möchte? Youtube, klar ist natürlich die erste Anlaufstelle für alle Musiker. Doch echte Rockbands wollen natürlich raus auf die Bühne, ihre neue Musik ihren Fans live präsentiere, Auge in Auge im Rampenlicht stehen, den Schweiß durch dier Bühnenbeleuchtung spüren und die Reaktionen der Fans erleben, nur dass ist echter Rock`n Roll.

Deshalb hat man sich auch im Hause der Darkrocker von FLORIAN GREY aus Hamburg dazu entschlossen, gleich nach dem Release ihres Drittlingswerks „Beautiful Nightmares“, welches am vergangenen Freitag das Licht der Welt erblickte, auch gleich eine kleine Release-Headlinertour zu starten und bei insgesamt 7 Shows die neuen Songs einer Live-Feuerprobe zu unterziehen, um die Reaktionen der Fans zu testen.

Doch ist die Realisierung solch einer Headlinertour als „kleine Band“ heutzutage schwieriger denn je. Wie problematisch die Situation aktuell auf dem Konzertmarkt ist, zeigt ganz gut die kurzfristige Absage des Eröffnungsgigs der Tour in Oberhausen, welcher mangels nötiger Ticketvorverkäufe leider gecancelt werden musste, um den Rest der Tour nicht zu gefährden. Vorverkaufszahlen entscheiden eben über Daumen hoch oder runter.

Doch beim Gig in Stuttgart war glücklicherweise der Zuspruch der Fans und die Ticketverkäufe besser. Auch wenn noch ordentlich Platz im Club Central frei blieb, hatten am Samstag trotz des zeitgleich stattfindenden Pokalfinales in Berlin immerhin 100-150 Rockfans den Weg in die Stuttgarter Innenstadt gefunden, sodass der Gig wie geplant stattfinden konnte.

Hätte der VFB Stuttgart nicht an diesem Tag nach 28 Jahren endlich wieder die Chance gehabt, im Pokalfinale den Titel zu erringen (Glückwunsch an den VFB und seine Fans zum Sieg, Anm. d. Red.), wären sicherlich noch ein paar Zuschauer mehr gekommen. So blieb das Ganze am Samstag  recht familiär und völlig entspannt, was der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Nicht ganz unerwartet war an diesem Abend der Frauenanteil überproportional hoch und das männliche Geschlecht dieses Mal deutlich in der Unterzahl. Ein Grund dafür dürfte eine gewisse musikalische Nähe von Florian Grey zu HIM in ihren Hochzeiten sein, als damals die Mädels reihenweise dahinschmolzen, wenn Frontmann Ville Valo mit seiner Band irgendwo auftraten. Doch soweit ist es bei Florian Grey noch nicht.

Pünktlich zur Primetime um 20 Uhr durfte an diesem Abend Sorrownight den Abend eröffnen, die wie auch am Tag darauf in München den Supportslot übernahmen. Die junge fünfköpfige Band absolvierte an diesem Abend den ersten Auftritt in dieser Besetzung, eine gewisse Nervosität und fehlende Routine war den Jungs und der Keyboarderin Jean schon anzumerken, schließlich ist der erst 16-jährige Drummer Eddy erst seit kurzer Zeit an Bord und konnte heute erstmals sein Können live präsentieren.


Das Erfurter Quintet rund um Frontmann Veri Jumala versuchte mit dem Opener „Hellish Sacrifice“ und Ihrem Mix aus Dark Rock und Alternativ Rock das Stuttgarter Publikum auf Touren für den Hauptact des Abends zu bringen. Leider gelang dies nur bedingt und das Publikum spendete zu Beginn eher Anstandsapplaus. Wohl waren den wenigsten der Besucher die Songs der Thüringer Band im Vorfeld bekannt und so blieben die Begeisterungsstürme leider aus. Insgesamt präsentierten Sorrownight 10 Songs, wobei bis auf den Schlusssong leider keiner der Song für mich sonderlich hervorstach und sich bei mir dauerhaft ins Gedächtnis einprägte.

Wie Veri bei einer der Ansagen bemerkte, war er schon vor 10 Jahren im Vorprogramm von Florian Grey aufgetreten und freute sich, erneut den Supportposten übernehmen zu dürfen. Aus diesem Grund wurde auch der Song „Darkest Dawn“ wieder in die Setlist genommen, hatte doch der Song damals Florian sehr gut gefallen. Die stimmung stieg mit zunehmendem Verlauf und auch den Fans gefiel der Song gut, denn zum Ende gab`s dann doch noch gebührenden Applaus vom Publikum.

Insgesamt merkte man der Band die noch fehlende Bühnenerfahrung an, den von einer echten Bühnenshow war man noch etwas entfernt, der Auftritt glich eher einem Auftritt im Probekeller unter Livebedingungen. Etwas gewöhnungsbedürftig war auch in meinen Augen das Outfit von Basser Mr. Pink, der mit Turnschuhen, Schottenrock und Tanktop optisch nicht so recht ins Bild passen wollte. Hier fehlte leider ein optisch schlüssiges Konzept der Band. Musikalisch gefiel mir Gitarrist Cedric mit seinem versierten Spiel am besten. Bleibt abzuwarten, wie sich Sorrownight künftig weiterentwickelt und was die Zukunft für die Band bringt.


Als dann um 21 Ihr die Lichter ausgingen und das Intro von Florian Grey aus den Boxen schallte, stieg die Stimmung deutlich an. Los gings mit „My Babylon“ vom Ritus-Album, das etwas überraschend auch mit 3 Songs bedacht wurde. Mit „Destroying Kingdoms“, dem Titeltrack des Vorgängeralbums, folgte das erste Highlight des Abends. Mit fettem Sound versehen, gehen FLORIAN GREY live deutlich wuchtiger zur Sache und verleihen den Song deutlich mehr Härte. Frontmann und Namensgeber Florian Grey zieht mit seinem intensiven Gesichtsausdruck die Blicke auf sich und führt durch alle vier bislang veröffentlichten Alben der Band, auch das Debut wird mit „Laudanum“ gewürdigt.

Mit „Forever“ gibt’s dann den ersten Song des aktuellen Longplayers „A Beautiful Nightmare“. Mit der typischen Florian Grey-DNA versehen, kann der Song mit starker Melodie punkten und führt konsequent den eingeschlagenen Weg von „Destroying Kingdom“ fort. Rockig mit poppigem Flair, versetzt mit einem melancholischem Hauch kann man die Songs wohl ganz gut umschreiben. Nach einer halben Stunde steigt Florian dann von der Bühne, um inmitten der Fans das DarkH-Cover „Bury your Bones“ zu singen und gemeinsam mit den Fans abzudancen.

Mit „Starless Skies“ folgt eine der poppigeren Songs des Abends, der einfach gute Laune verbreitet und zum Tanzbein schwingen verleitet. Diesen Umstand macht sich Florian immer mal wieder zu Nutze und fordert seine Fans zum Mittanzen auf, sind doch die Songs trotz ordentlicher Härte insgesamt doch eher von der softeren Seite, einen gewissen romantischen Touch kann man nicht ganz von der Hand weisen. Die Hard Metaller dürften ihre Probleme mit der Musik haben.

Gitarrist Tom LePaul sorgt während des gesamten Auftritts für ordentlich Action auf der Bühne, ist ständig in Bewegung und  rockt ordentlich ab, während Basser Dominik Dopita eher der ruhende Pol auf der rechten Seite ist. Nach dem starken Titeltrack „A BeautifulNightmare“ gings mit „Relief“ nochmals zurück zur Ritus-Scheibe, bevor es mit der ersten Single „Dead by Dawn“ dann „schon in Richtung des Hafen“ des Konzerts geht, wie Florian bemerkt. Ob es im am Neckar liegenden Stuttgart einen Hafen gibt, da ist sich der Hamburger Jung anscheinend nicht sicher. Es geht’s nochmals richtig ab, einer der stärksten Songs des Abends, mit seiner teils schleppenden  Tempo und dem flotten Break geht’s straight nach vorne, ehe der Classiker „Bluecifer“ den regulären Teil beschließt.

Nach dem getragenen sehr starken Abschlusstrack „Our undefined Loneliness“, der von seiner Dramatik lebt und bei dem Florian nochmals aus vollem Hals einen eindringlichen Schrei raushauen darf, ist dann aber leider wirklich schon das Ende eines tollen Auftritts erreicht, was den ein oder andere Besucher jedoch etwas fragend in die Runde Blicken lässt. „Soll es das schon gewesen sein?“ Leider muss man diese Frage mit „Ja“ beantworten!

Und so kommen wir dann auch schon recht früh zu meinem persönlichen Fazit.

Insgesamt war der Auftritt von Florian Grey wie schon vor knapp einem Jahr im Vorprogramm von MANNTRA an gleicher Stelle (den Bericht findet ihr hier) erneut wirklich überzeugend, man merkte der Band die musikalische Entwicklung deutlich an, insgesamt wirkte der Auftritt professioneller als 2024 und so konnten die zahlreichen Ersttäter in Sachen Florian Grey im Publikum sicherlich von den Livequalitäten der Band überzeugt werden, den Wiederholungstätern gefiel der Auftritt sicherlich ebenfalls, was sich in lautem Applaus wiederspiegelte.

Doch leider muss ich nun auch etwas Kritik loswerden, denn wir sind jetzt bei meinem einzigen Schwachpunkt eines ansonsten tollen Auftritts angelangt, der letztlich aber länger in Erinnerung bleibt wie ein einzelner Song und zum entscheidender Knackpunkt bei der Gesamtbetrachtung an diesem Abend werden kann.

Ich wiederhole mich zwar ungern, doch leider fehlt mir in den letzten Jahren leider immer öfters das Verständnis für die von den verschiedensten Headlinern gebotenen Spielzeiten. 70 oder 80 Minuten finde ich schon sehr dürftig für eine Headlinershow, doch leider schaffen es Florian Grey an diesem Abend tatsächlich, diese Marke nochmals deutlich zu unterbieten! Mit sage und schreibe gerade mal 65 Minuten Spielzeit konnte Florian Grey in meiner über 40-jährigen Konzertgeschichte bislang soweit ich mich erinnere nur von Blackie Lawless und W.A.S.P mit gerade Mal knapp 50 Minuten nochmals unterboten werden, was ohne Vorband eine absolute Unverschämtheit war.

Traurig und für mich nicht nachvollziehbar, warum Florian Grey heute nicht richtig einen raushauen und abliefern. Da bucht man als aufstrebende Band eine Album-Release-Tour, um das neue Album gebührend zu promoten und die Fans auf sich aufmerksam zu machen, und dann schafft es nicht, den Fans zumindest eine Spielzeit von 90 Minuten zu präsentieren? Den ein oder anderen Song der neuen Scheibe hätte man noch locker auf die Setlist packen können, bei Spielzeiten von knapp um die ca. 3:30 je Song blieb doch genügend Spielraum, um das nach eigenen Angaben „gefühlt beste Album“ bei dieser ersten Headliner-/Release-Tour in seiner Gesamtheit durchzuspielen. Schließlich besitzt auch das Album nur eine Spielzeit von 36:47 Minuten.

Hallo Jungs von Florian Grey, die Fans zahlen Eintritt und unterstützen Euch als Band mit den Ticketkäufen und dem Kauf von Merch, dann darf man doch als Fan auch zumindest einen Gig in Spielfilmlänge für sein Geld von Euch als Headliner erwarten! Eigentlich dachte ich, Ihr als Band seid richtig heiß drauf, auf Eure erste Headlinertour zu gehen und Euren Fans richtig zu zeigen, was ihr im letzten Jahr erschaffen habt und was Ihr live so draufhabt. Warum dann nicht einfach klotzen statt nur zu kleckern, die Fans wären dankbar und begeistert gewesen? So bleibt man doch eher im Gespräch und schafft sich viel leichter eine entsprechend wachsende Fanbase. Bei 65 Minuten Spielzeit bleibt im Rückblick einfach dieser negative Aspekt im Kopf hängen,  ein kleines Geschmäckle, wie der Schwabe zu sagen pflegt.

Sorry, das musste ich einfach nochmal loswerden, denn nach dem Konzert warst Du für meine Nachfrage/Kritik zur Konzertdauer nicht wirklich empfänglich.

Vielleicht klappt es ja s beim nächsten Mal mit einer richtigen Headliner-Show und ordentlicher Auftrittsdauer. Ich komme wieder…ihr bekommt nochmals die Chance.

Setlist Florian Grey:

  1. Intro
  2. My Babylon
  3. Destroying Kingdoms
  4. Forever
  5. Growing Colder
  6. Laudanum
  7. A.T.N.
  8. Blood in a Shell
  9. Bury Our Bones ((DarkH Cover))
  10. Starless Skies
  11.  Beautiful Nightmare
  12. Relief
  13. Dead by Dawn
  14. Bluecifer
  15. Our Undefined Loneliness

Line-Up:

Florian Grey Vocals
Tom LePaul Guitar
Andy Darkh Drums
Dominik Dopita Bass

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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