„Ich bin deutscher als deutsch. Ich deutscherer. Deutschester bin ich. Ich bin der Deutschereste oder der Deutschestere.“ – Friedrich Rückert –
Was „deutsch“ ist, war anscheinend schon vor 200 Jahren, also 50 Jahre vor der Gründung des Deutschen Reichs solch ein zentrales Thema, dass Friedrich Rückert den Streit und die Aufregung über das Deutschsein mit dem Gedicht „Grammatische Deutschheit“ kommentierte! An diese „Grammatische Deutschheit“ knüpft Ezé, mit Ironie und Humor an: „Bin ich der Einzigste hier, wo kein Deutsch kann?“
Ezé ist ein Liedermacher und Musiker, Schauspieler und Märchenerzähler aus Burkina Faso. Er kommt aus einer Trommler-, Pfarrer- und Schmiedefamilie. Ausgerechnet in Ouagadougou verliebt er sich in die Sprache von Goethe und beginnt mit großer Leidenschaft ein Germanistikstudium, das er 2018 an der TU Dresden abschließt. Ezé liebt es, sich zwischen den Welten zu bewegen und verzichtet ungern auf eines seiner Zuhause, weil er beide haben kann: Burkina Faso und Deutschland!
Mit Dichtkunst und Sprachwitz feiert er seinen Migrationsvordergrund und lässt das Deutschsein migrantisch werden. Deutsch-, Migration und Schwarzsein fließen nahtlos ineinander. Ezé ist vieles, was sich nicht auf einem Pass nachweisen lässt! Aber: Wie kann man so eine Sprache wie Deutsch lieben? Das Leben ist doch zu kurz, um Deutsch zu lernen! Das fragten und behaupteten damals Mitschüler*innen von Ezé. Darauf antwortete er zurück: Vielleicht haben die „Deutschen“ deswegen solch eine hohe Lebenserwartung. Gott gab ihnen genug Zeit, damit sie erstmal ihre Sprache sprechen und denken lernen, bevor sie zum Leben kommen.
Komposita wie Hochschulzugangsberechtigungsnachweis oder sein ausgedachter Songtitel Ratzfatzlatzspatz sind in sich ziemlich irritierende Wörter, die ihn aber zugleich faszinieren! Umso spannender ist es noch, wenn tagsüber „der Weizen“ und das „Korn“, dann abends „das Weizen“ und der „Korn“ heißen. Die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Wer Ezés blendende Laune erliegt und das „deutsche“ Volk in Gefahr sieht, dem bleibt nur eins zu wissen… Bei Ezé wird zum Sound, was Einwanderung für Deutschland bedeutet: die Erweiterung des kulturellen Bewusstseins.“ In einem postmigrantischen Deutschland, wie Naika Foroutan es nennen würde, ist die Polemik der Leitkultur fehl am Platz! Die „radikale Vielfalt“ der Gesellschaft muss anerkannt werden! (Max Czollek). Vielfalt ist ein Fakt, gegen den Deutschland nicht kämpfen, sondern, den das Land schätzen lernen sollte.
„Wer Deutschland bewohnt, ist Deutscher.“ Naika Foroutan.