Für alle Fans von melodischem Progressive Power Metal
Frankreich – da denkt man zunächst an Paris mit Eiffelturm und Notre-Dame, an Rotwein, Croissants und vielleicht noch an Fußball. Mit Hardrock und Metal bringt man unser Nachbarland dagegen eher selten in Verbindung – Chansons und Champagner liegen da näher.
Auch mir fiel spontan kaum eine international erfolgreiche französische Metalband ein. TRUST natürlich – die 80er-Legenden des französischen Hardrocks, bei denen einst sogar Iron-Maiden-Drummer Nicko McBrain hinter den Kesseln saß. Ihr Hit „Antisocial“ wurde später von ANTHRAX erfolgreich gecovert. Dann natürlich GOJIRA, auch wenn deren Stil nicht jedermanns Sache ist. Darüber hinaus? – NIGHTMARE, SORTILÈGE, SABOTAGE oder OZ – und dann wird’s schon dünn. Auch in meiner Sammlung herrscht eher Ebbe was französische Band anbelangt, einzig ATTENTAT ROCK mit Ihrem Album „Strike“ von 1985 schwenkt die Tricolore, hatte aber leider auch nie größere Erfolge zu verzeichnen. Frankreichs Metal-Landschaft ist überschaubar, aber noch nicht tot.
Zum Glück gibt es neue Hoffnung am französischen Rockhimmel. Neben der starken Debüt-EP „Gravity“ der Alternative-Band SPIN TWICE um die Ausnahmegitarristin Tina Šetkić – das Review findet Ihr hier – auf das Debütalbum warte ich leider noch immer sehnsüchtig – hat mich aktuell die neue Promo von DARKTRIBE aus Nizza völlig begeistert.
Bereits das stimmungsvolle Cover-Artwork des jungen Künstlers Baptiste Araujo zog mich sofort in den Bann – wird irgendwie in Richtung Power Metal oder Progressiv Metal gehen, so mein erster Gedanke. Schön anzuschauen, doch passt auch der Inhalt des Albums? Optik alleine ist schließlich nicht das Maß der Dinge. So war ich gespannt, was mir da von der mir bis dahin unbekannten Band ins Postfach der Neuerscheinungen geflattert ist, die ihren Stil selbst als „Philosophical Progressive Power Metal“ bezeichnen.
Achje, schon wieder ein neues Subgenre?
Doch was dann aus den Boxen kam, hat mich schlicht umgehauen.

Nachdem schon auf dem oftmals wegweisenden 3. Album „Voici l`homme“ (2020) (was ich mir im Nachgang an die Promo dann natürlich auch anhören musste) die Weichen in eine vielversprechende Zukunft gestellt und der Grundstein für den heutigen Sound von DARKTRIBE gelegt wurde, schafft es die Band um die Brüder Anthony (Vocals)und Julien Agnello (Drums) auf dem am 21. November via Scarlet Records erscheinenden neuen Longplayer „Forgotten Reveries“ nochmals eine deutliche Schippe drauf zu legen und ihren Sound zu perfektionieren.
Anthony Agnello überzeugt diesmal mit einer überragenden Gesangsleistung – ausdrucksstark, technisch sauber und auch ohne hörbaren französischen Akzent wie noch beim Vorgängeralbum. Das hebt die Songs auf ein ganz neues Niveau. Der Sound ist druckvoll, modern und klar, so sollte es sein!
Starke Songs, starkes Songwriting
„Forgotten Reveries“ bietet zehn Songs (plus Intro), die allesamt mitreißen – alles Volltreffer, kein einziger Filler weit und breit. Melodische Hooks, prägnante Riffs und hymnische Refrains sorgen dafür, dass das Album sofort und dauerhaft im Ohr hängen bleibt. Der Mix aus Power Metal, Progressive Metal und hier und da einer Prise Symphonic Metal, wie man ihn eigentlich eher aus Skandinavien erwartet – energiegeladen, aber nie überladen – hat mich schon beim ersten Durchlauf begeistert. Kraftvolle Doublebass, schnelle Riffs tönten kraftvoll aus den Boxen und ließen meinen „Das macht Laune“-Rezeptoren in den Gehörgängen Purzelbäume schlagen. Das neue Album der Franzosen punktet mit einer erstklassigen druckvollen Produktion und müsste bei jedem Power Metal Fan mit melodischer Ausrichtung voll ins Schwarze treffen.
Nach unzähligen Wiederholungen hat sich der gute erste Eindruck mehr als gefestigt und die Scheibe hat mich inzwischen vollkommen in den Bann gezogen und lauft die letzten Tage in Dauerschleife.
Schon der Opener „I Walk Alone“ zeigt, dass hier keine 08/15-Kost serviert wird: treibende Doublebass, gefühlvolle Gitarrenläufe, starkes Songwriting, dazu tolle Intrumentalparts und eingängige Refrains, die auch zum Mitsingen einladen – alles perfekt aufeinander abgestimmt, die Songs wirken wie aus einem Guss. Auch die Keyboardklänge und die tolle Stimme des Frontmannes tragen ihren Teil zu einem gelungenen Auftrakt in dieses starke Album bei und ergeben gleichzeitig die erste Hymne. Genau so mag ich es.
„The Fallen World“ überzeugt mit epischer Melodie und kontrastreichen Dynamikwechseln, besticht durch dem Wechsel zwischen schnellen Power Metal Passagen und den langsamen ruhigen Parts.
Wie beim schnellen treibenden „Ghost Memories“ bauen die Songs immer wieder geschickt die Spannung auf und münden mit ihren eingängigen Melodien in den erstklassigen Riffs und Solis von Saitenhexer Loïc Manuello, desses Spiel sehr abwechslungsreich den roten Faden der Songs bildet und glücklicherweise ohne unnötiges Gefrickel auskommt und nie zum Selbstzweck verkommt.
Ein echtes Highlight ist „Eden and Eclipse“, das mit melancholischem Beginn und starker Hookline sofort zündet. Die Single „From Star to Dust“ schlägt ein hohes Tempo an und erinnert mit seinem Countdown leicht an Pretty Maids. Die symphonischen Klängen und immer wieder die Gitarre von Loïc (da wiederhole ich mich gerne) veredelt diesen geilen Song, der sich dauerhaft im Ohr einnistet. Auch „Reality“ überrascht mit fast poppigem Refrain – eingängig, aber mit genug Biss.
Drummer Julien Agnello „prügelt“ immer wieder mit brachialem Doublebass das Tempo nach vorne, ohne dabei zu übertrieben im Vordergrund zu stehen und zum richtigen Zeitpunkt etwas das Tempo rauszunehmen. Der 6-Minüter „Morning is Fear“ ist ein gutes Beispiel, harmonieren doch die fetten Drums mit dem harten Stakato-Riffing und dem angenehmen Gesang zu einem stimmigen Ganzen..
Und dann kommt das Grande Finale: Nach den bislang 9 durchweg saustarken Songs hat sich DARKTRIBE dann mit der Powerballade „Son Of Illusion“ tatsächlich am Ende nochmals selbst übertroffen und ihr „heißestes Eisen“ bis zum Schluss aufgehoben.
Mit zarten Keyboardklängen beginnend, fast schon etwas kitschig anmutend, steigt Anthony nach dem Intro langsam mit dem Gesang ein, ehe Loïc mit seiner Gitarre den Aufgalopp zum schnelleren Mittelteil einleitet, der mit Keyboards und Chorus langsam den Höhepunkt des Songs vorbereitet. Nach gelungenem Duett mit Sprachgesang nimmt die Melodie dann richtig Fahrt auf und mündet in einen hymnenhaften Refrain der Extraklasse, der nur noch vom superben instrumentalen Schlussteil übertroffen wird. Auch nach abermaligem Anhören dieser Passage aus Gitarrensolo und Orchesterklängen stellt sich noch immer die Armbehaarung vor Begeisterung auf und verursacht Gänsehaut pur.
Was für ein Song – für mich das Highlight des Albums und ein heißer Anwärter auf die „Powerballade des Jahres 2025“.
Fazit:
Wer auf melodischen Power Metal mit packenden Hooks, starken Riffs und gefühlvollem Gesang steht, , kommt an DARKTRIBE`s „Forgotten Reveries“ eigentlich nicht vorbei. Geile Melodien in Hülle und Fülle, mit Anthony Agnello eine sehr starke Stimme am Mikro, dazu diese fantastischen Gitarrenläufe und Solis mit Gänsehautpotenzial. Die Songs strotzen jederzeit vor Kraft und Energie und lassen mein Metalherz auch nach wiederholtem Hören höherschlagen. Die Band liefert ein rundum reifes, durchdachtes Werk ab, das sowohl emotional als auch musikalisch überzeugt.
Thematisch befasst sich „Forgotten Reveries“ mit Angst, Einsamkeit, Kindheit, Familie und kulturellem Erbe – Themen, die den „philosophischen“ Aspekt ihrer Musik erklären.
Fans von Dynazty, Damnation Angels, Vanishing Point oder Stratovarius sollten unbedingt reinhören – oder gleich blind zugreifen. Denn dieses Album ist eine der Entdeckungen des Jahres 2025.
Ich hoffe, dass DARKTRIBE mit ihrem vierten Studioalbum auch die verdiente Aufmerksamkeit bekommen – vielleicht ja auf dem ein oder anderen großen europäischen Festival 2026 oder einer größerer Tour als Supportband. Verdient hätten sie es allemal.
Wertung: 9,5 von 10 Bangs

Für mich ist „Forgotten Reveries“ schon jetzt ein Kandidat für meine Top 3-Jahresfavoriten 2025.
DARKTRIBE sind:

- Anthony Agnello – Vocals
- Loïc Manuello – Gitarre
- Bruno Caprini – Bass
- Julien Agnello – Drums
Mix & Mastering: Simone Mularoni (Domination Studios – u. a. Wind Rose, Vision Divine, Twilight Force)
Artwork: Baptiste Araujo
Release: 21. November 2025 via Scarlet Records
Tracklist – „Forgotten Reveries“
- Paradox – 1:24
- I Walk Alone – 4:33
- The Fallen World – 5:43
- Sicilian Danza – 4:19
- Ghost Memories – 4:33
- Eden and Eclipse – 4:34
- From Star to Dust – 4:22
- Reality – 3:59
- Kings in the Sand – 4:36
- Morning is Fear – 5:41
- Son of Illusion – 6:16
Erhältlich als CD und auf allen gängigen Streaming-Plattformen.
Das Album kann bereits jetzt hier vorbestellt werden.
Darktribe im Netz:
Webseite / Facebook / Instagramm / Youtube

