
Genre: Groovy Death Metal
Land: Deutschland
Ich glaube ein besseres Releasedate als den 31. Dezember 2020 hätte es für ein Album mit dem Titel „Brink of Calamity“ nicht geben können. Aber die Rezitation des momentanen Standes der Welt habe ich nun schon oft genug als Einleitung für meine Artikel missbraucht. Also gehen wir lieber gleich ans Eingemachte: Craving For Chaos sind eine Death Metal Formation aus München und es gibt es schon seit 2009. Nach einer EP war es nun endlich soweit ihr Debütalbum mit dem Rest der Welt zu teilen.
Wie man aus meinen vorherigen Reviews zu Alben dieses Genres herauslesen kann, bin ich gerade beim Death Metal stark auf eine Frage fokussiert: Headbanger oder Schlaftablette? Ist das Album eine kreative Bombe oder nur eine plumpe Kopie von Amon Amarth, altem Opeth und co.?
„Brink of Calamity“ startet mit Apophis. Der Song ist gekennzeichnet durch die riffige Grundmelodie, die dem Hörer im Verlauf immer wieder begegnet. Gleich zu Anfang muss man der Band eines lassen: die Fähigkeiten mit Instrumenten bzw. Stimme sind zu 100% vorhanden! Trotzdem ist Apophis nicht wirklich mein persönlicher Favorit. Die erste Hälfte ist mir zu repetitiv, die zweite jedoch glänzt durch ein (!) Basssolo und ein Finale mit absoluter Gitarrenaction.
Bei Bury the Crown darf gleich zu Beginn kräftig geheadbangt werden. Später im Track fährt auch Drummer Benedikt Reschberger nochmal die Blastbeats hoch. Alles in allem ein sehr spaßiger Song, der live bestimmt noch mehr abgeht als auf CD.
Der nächste Song ist einer meiner Lieblinge. Cling to Existence verbindet Doublebass und Riffs sehr gut. An manchen Stellen ist auch etwas Dimmu Borgir herauszuhören, gerade am Ende der Strophen. Die machen hier übrigens mehr Spaß als der Refrain, was mich gerade im Death Metal Bereich positiv überrascht. Ein klassischer „Spoken Word“-Part in der Songmitte rundet den Track in Sachen Abwechslung ab.
The Great Filter punktet vor allem durch seinen interessanten Abschluss. Der Track wird zunehmend langsamer und mehr und mehr verzerrt. Vom finalen Tempo können sich einige Doom Metal Bands noch eine Scheibe abschneiden *Zwinker*. Der Rest des Songs ist selbstverständlich in angemessener Geschwindigkeit gespielt, sodass auch hier kräftig gemosht werden kann.
Nach den ersten vier „bestimmten“ Songs kommt nun das Instrumental On the Brink of…, bei dem vor allem Drums und Gitarren im Vordergrund stehen. Es erinnert ein bisschen an eine Jam Session und lockert so die düstere Stimmung des Albums etwas auf. Ich bin immer froh darum wenn es bei „Extreme Metal“-Alben auch Abwechslung gibt und genau das bietet der Instrumentaltrack.

Galoppierende Riffs leiten Sanctification ein. Dieser Song lebt von der Doublebass und den Gitarren. Auch der Bass glänzt hier besonders. Genau diese Art von Groove liebe ich in meinem Death Metal. Sanctification ist mein unbestrittener Favorit des Albums und wird sicher seinen Weg in die ein oder andere Playlist finden.
Auch Ingest Suffering geht nach einem kleinen Intro direkt in die Vollen. Blastbeats und die fantastischen Growls von Alexander „Schlaum“ laden zum kräftigen Kopfnicken ein. Mit seinen fast sieben Minuten Länge verliert der Track meine Aufmerksamkeit zwischendurch ein wenig. Manchmal liegt die Würze eben doch in der Kürze. Trotzdem präsentieren Craving For Chaos auch hier einen soliden Song, der Enthusiasten härteren Metals bestimmt viel Freude bereitet.
Destroyer of Worlds nimmt sich meinen Verbesserungsvorschlag zu Herzen und ist knapp unter vier Minuten Laufzeit. Manchmal sind mir die abrupten Tempowechsel des Songs zu viel, aber allgemein ist auch hier wieder drin was draufsteht: harter Death Metal! Einige Black Metal-artige Screams und ein schnell gespieltes Gitarrensolo am Ende des Liedes sind organisch in das Gerüst des Tracks eingebaut, aber leider auch nur Ansätze von kleinen Ideen. Was wäre mit einem Song ganz in diesem Stil? Vielleicht auf der nächsten Platte…
…Calamity markiert den Abschluss von „Brink of Calamity“. Bis zur Mitte des Songs ist das Tempo sehr hoch, genau wie das Moshpit-Potenzial. Dann schraubt die Band alles zurück und mithilfe einer Gitarrenmelodie wird das große Finale aufgebaut. Zwischendurch gibt es noch einen „Spoken Word“-Part und zum Ende des Tracks zeigt der Sänger, dass er ein absolutes Beast sein kann! Das ist meiner Meinung nach kein Song für Playlists, denn er funktioniert im Rahmen des Album sehr viel besser als alleine.
Doch hat „Brink of Calamity“ meine doch recht hohen Erwartungen an ein gutes Death Metal Album erfüllt? Ja und nein.
Einerseits ist es kreativ und bringt viele verschiedene Elemente wie Blastbeats, Spoken Word, Gitarren-/Basssoli,… zusammen. Andererseits gab es immer wieder Stellen die mir einfach zu wenig waren. Man hätte sich oftmals ruhig mehr trauen können! Nichtsdestotrotz hat mir „Brink of Calamity“ sehr viel Spaß und Lust auf eine Live-Performance gemacht. Ich drücke die Daumen, dass dieses Jahr noch etwas zustande kommt und die Band ihre Platte auch vor Publikum präsentieren darf.
Fazit: „Brink of Calamity“ ist ein solides Debütalbum und für Fans des Genres nur wärmstens zu empfehlen. Stellenweise etwas sicher gespielt zeigen Craving For Chaos doch höchst eigene und kreative Ansätze, die hoffentlich auf der nächsten Platte weiterentwickelt werden!
Von mir bekommt das Album 7 von 10 Bängs

„Brink of Calamity“ erschien am 31. Dezember 2020 und ist als CD und digitaler Download erhältlich.
Die Band:
Benedikt Reschberger / Drums
Yorck / Bass
Alexander „Schlaum“ / Vox
Monika / Guitar
Jeremy / Guitar
Craving For Chaos Website
Craving For Chaos auf Facebook
Craving For Chaos auf Instagram
Craving For Chaos auf Bandcamp

Elias
Schreiberling aus Leidenschaft, Metal-Enthusiast seit der Schulzeit. Verirrt sich gern in den Tiefen des Prog und bestaunt moderne Ansätze zu Rock und Metal.