Am letzten Samstag war es endlich soweit und Barracudamusic.at brachten uns Coheed and Cambria nach Jahren der lokalen Abstinenz  nach Wien. Dieses Mal stieg das Konzert im Flex am Donaukanal.

Doch von Beginn an:

Es ist ein leicht schwüler und drückender Samstagabend im mehr oder weniger sommerbedingt verlassenen Wien, als wir uns auf den Weg ins Flex am Donaukanal machen. Wir sind gespannt, wie viele Leute schlussendlich bei einer Indoor Show für eine Band wie Coheed and Cambria anwesend sein werden und rechnen ein wenig mit einer halb vollen Halle. Doch kaum beim Flex angekommen, wird uns schnell klar, dass wir uns beeilen müssen, wenn wir einen guten Platz für Fotos weiter vorne bekommen möchten, denn es bildet sich bereits eine kleine Schlange und etliche, dank einschlägigen Shirts leicht erkennbare Musikfans, gönnen sich noch ein kühles Getränk vor der Türe, während die Vorband Polyphia bereits auf der Bühne steht.

Polyphia ist eine 2010 gegründete, vierköpfige progressiv Rock Band aus Dallas, die über sich selbst sagt: „Not only the biggest, not only the best, but now also the horniest Christian rock metal band of all time.“ Wir sind also umso mehr auf den Sound der Jungs gespannt, denn wer solche Ansagen macht, muss auch abliefern! Und genau das bekommt Polyphia mit Leichtigkeit hin. Kaum sind die vier auf der Bühne, gehen die Herzen auf. Die Herzen der einen aufgrund der Erscheinung der smarten Anfang Zwanziger, die Herzen der anderen ob der wirklich hohen Musikalität und Professionalität der Musik und ihrer Umsetzung. Hier wird virtuoser Prog – Art –  Rock der Extraklasse gespielt. Stilsicher und frisch wird mit toller Show Stimmung gemacht und die Jugend zeigt Neues im Dschungel der sonst so nachdenklichen Post Progrocker. Das Publikum weiß den Einsatz zu schätzen und verabschiedet die Jungs nach perfektem Set mit lautem Applaus.

Pünktlich um 21:15 nach einem kurzen Umbau der Bühne ist es dann soweit: Coheed and Cambria!
Die Bühne wird in dunkelblaues Licht getaucht, Klavierklänge erfüllen die nun bis nach hinten gefüllte Halle und die Fans erkennen vom ersten Ton an, dass der Opener Prologue aus dem Album Unheavenly Creatures ist. Zwischen die leisen Töne mischt sich nun nach und nach die Band in das diffuse Licht, welches zwar für die Zuschauer grandios wirkt, für jeden Fotografen vor Ort jedoch der pure Horror ist. Prologue geht über in The Dark Sentencer und Claudio Sanchez ist vom ersten Ton an voll da! Die rauhe Art des Songs heizt dem ohnehin schon heißen Publikum ordentlich ein und wer hier Newbies in der Halle sucht, sieht sich vergebens um. Hier wird vom ersten Refrain an mitgesungen und mitgetanzt, wie man es selten erlebt. Spätestens beim vierten Song In Keeping Secrets Of Silent Earth: 3 vom gleichnamigen Album aus 2003 singen nun auch die anwesenden Mitvierziger mit und wirklich die ganze Halle ist voll mit dabei.


Ab dem Song The Gutter lässt es sich Polyphias Bassist nicht nehmen und zeigt uns wie man die Crowd richtig surft. Dafür zeigt ihm Wien, wie ehrenhaft die Metalheads sind indem sie einen jungen Mann im Rollstuhl immer wieder aus der Front Row hochheben um ihm einen unvergesslichen Blick zu gewähren. So geht Musik, so geht miteinander!

Coheed and Cambria machen richtig Spaß und gehen neben ihren Core Songs als Gute Laune Progrocker durch, wären da nicht die schaurig abstrusen Science Fiction Vorlagen aus vor allem von Claudio Sanchez kreierten Comics, die eigentlich ziemlich Angst machen.
Rund die Hälfte der insgesamt 15 gespielten Songs stammt aus dem letzten Album Unheavenly Creatures von 2018 und diese Songs haben mehr als Live Potential. Sie rocken die Halle und nehmen wirklich bis in die letzten Reihen jeden Anwesenden mit. Niemand steht hier still, niemand kann sich dem Coheed and Cambria Bann entziehen. Der Encore mit The Pavillon und dem absoluten Klassiker Welcome Home hinterlässt ein aufgeheiztes Publikum, das hofft, die Band lässt sich nicht wieder sechs Jahre Zeit um nach Wien zu kommen. Doch wir wollen nicht undankbar sein und lassen den wirklich gelungenen Konzertabend noch am Donaukanal ausklingen.

Mein persönliches Fazit:
Coheed and Cambria
wieder live erleben? Ich bin dabei! Immer und überall. Und genau so denken (god bless) noch viele, viele andere, denn kaum eine andere Band schafft es, im Hochsommer eine rund 1000 Menschen fassende Halle zu füllen. Aus diesem Grund schlagen wir auch am Merchstand zu und nehmen ein Tourshirt mit (25 Euro und damit voll im Rahmen), dazu noch ein Vinyl eines Side Projects des Sängers Claudio Sanchez, ebenfalls zum moderaten Preis.

Setlist:
Prologue
The Dark Sentencer
Unheavenly Creatures
In Keeping Secrets of Silent Earth: 3
A Favor House Atlantic
The Gutter
True Ugly
No World for Tomorrow
Gravemakers & Gunslingers
Delirium Trigger
Mother Superior
The Suffering
Old Flames
Encore:
The Pavilion (A Long Way Back)
Welcome Home

Weiterführende Links:
https://www.facebook.com/coheedandcambria/
https://www.facebook.com/Polyphia/

By MetalliCat

Adriana alias MetalliCat - KittyCat mit Vorliebe für metallerne Klänge; besonders im progressiven Rock und Metal, Postrock, Poprock, Stonerrock und Alternative zu Hause. Zusammen mit Frank bildet sie "unser Team in Wien" und besucht jede Menge Konzerte dort.

Related Post