Wir wären nicht das Rockmagazine.net würden wir es uns auch nach Veröffentlichung nehmen lassen, ein Review über das neue Album Distance over Time von Dream Theater zu schreiben.
Released wurde das mittlerweile 14. Studioalbum der aus New York stammenden Prog Größen um Kevin James LaBrie am 22.02.19. Wie auch bei den vorangegangenen Releases der Band gibt es auch dieses Album in den verschiedensten Ausführungen auf CD und Vinyl, in mannigfaltigen Bundles, die den Fan vor die harte Wahl der Ausführung stellen. Ich persönlich habe mich für die lilafarbene Version auf Vinyl entschieden, die in einem 1A Gatefold mit Lyric Booklet und CD ins Haus kommt. Mein Herz für Vinyl schlägt spätestens bei den gefütterten Innersleeves der beiden LPs höher!
Das eingehende Cover Artwork, dessen Motiv übrigens in ähnlicher Form nur wenige Tage nach Veröffentlichung das Titelblatt der New York Times zierte (laut Artwork Direktorin der NY Times wäre dies reiner Zufall), wurde von keinem geringeren als Hugh Syme, kanadischer Grafik Künstler und Keyboarder unter anderem der Band Rush kreiert. Aus seinen Entwürfen stammen nicht nur alle Artworks der Rush Alben, sondern auch einiges von Iron Maiden und Megadeth.
Doch nun genug mit dem Augenscheinlichen. Lasset die Platte drehen!
Unthethered Angel lässt dem Hörer als erster Song des Albums nur rund 20 Sekunden mit einem harmonischen Intro Zeit die Kopfhörer noch zurecht zu rücken, bevor ungewohnt hart durchgegriffen wird. Nach diesem ersten Song glaubt man, alle Skills, die Dream Theater zu bieten hat, bereits gehört zu haben.
Es sind Mike Manginis Drumline, die den cleanen Gesang von James LaBrie gemeinsam mit John Petruccis Gitarre und Jordan Rudess Keyboard trägt und eine gelungene Grundlage bietet, bevor die Komposition zu einem fulminanten Ende kommt, das eine Fortsetzung im zweiten Song Paralyzed sucht.
Dieser kommt etwas leiser und melodischer, jedoch nicht weniger heftig durch den Lautsprecher. Die Hookline ist eingängig, wenngleich der Refrain der Nummer erst sehr spät einsetzt.
Fall into the light heißt mit richtig heavy Riffs willkommen! Holla, ist das ein Intro! Der Song nimmt seinen Weg durch den breiten Fluss der Instrumente und lässt einen mit einem Lächeln auf den Lippen Barstool Warrior entgegen fiebern, das schon mit einem fulminanten Intro überzeugt.
Room 137, S2N und At Wit’s End sind wieder diese typischen progressiven Songs, die musikalisch ihresgleichen suchen. At Wit’s End ist mit über neun Minuten übrigens auch der längste Song auf dem Album, das erst das vierte von Dream Theater unter einer Stunde Spielzeit ist.
Spätestens Out of Reach und Pale Blue Dot verweisen Bands wie Avantasia gesangstechnisch auf ihre Plätze. Dieser etwas selbstverliebte Blick auf cleane und gewohnt starke Kompositionen und außergewöhnlichen, kontroversen Gesang wird eben nur LaBrie und seinen Mannen gezollt. Nun sollte es auch den am meisten zweifelnden Zuhörern bewusst sein, wer hier der Meister ist.
Der Bonustrack Viper King kommt ungewöhnlich rockig rüber und könnte rein musikalisch gesehen auch ein Song von Volbeat sein. Dies ist keineswegs negativ gemeint, im Vergleich zum gesamten Album jedoch ist dieser Song eher durchschnittliches Mittelmaß mit einem zwinkernden Auge.
Alles in allem ist Distance over Time ein harmonisches Album, ohne viel Gefrickel. Es wirkt ehrlich und verliert den Zuhörer nicht irgendwo unterwegs in die ewigen Sphären, sondern ist trotz zahlreicher progressiver Elemente gut nachvollziehbar.
Dream Theater sollten sich auch für das nächste Album für ein paar Monate in einer WG einnisten und gemeinsam schreiben und produzieren. Dem jetzigen Album hat das sehr gut getan! Die Harmonie der Musiker ist regelrecht zu spüren!
Mein Fazit: 9 von 10 Bängs!
James LaBrie – Gesang
John Petrucci – Gitarre
John Myung – Bass
Jordan Rudess – Keyboard
Mike Mangini – Drums
Tracklist:
1. Untethered Angel
2. Paralyzed
3. Fall into the Light
4. Barstool Warrior
5. Room 137
6. S2N
7. At Wit’s End
8. Out of Reach
9. Pale Blue Dot
Bonustrack:
10. Viper King