Heute habe ich mit Bürokratic Monster eine Rockband aus München im Interview. Entsprechend der schwierigen Zeiten diesmal allerdings im Videochat. Ich freu mich, dass die komplette Band Zeit für dieses Interview gefunden hat und darf Harry (Gesang & Rhythmus Gitarre), Jan (Lead-Gitarre), Philipp (Bass) und Fabian (Drums) begrüßen.
Roland (Rockmagazine): Natürlich habe ich im Vorfeld schon etwas über die Band auf Facebook und im Internet recherchiert, aber außer ein paar Eckdaten nicht so viel über die Band erfahren, hat das einen Grund?
Fabian: Bevor der Jan etwas mehr über die Band erzählt, weil er und der Philipp quasi die Gründer der Band sind, kann ich dazu sagen, dass wir kein so großes Interesse hatten uns auf Facebook oder im Internet im größeren Stil zu präsentieren. Wir haben uns eigentlich immer nur getroffen, um gemeinsam Musik zu machen, Musik zu schreiben und Spaß zu haben.
Roland (Rockmagazine): Dann will ich doch gleich zu den Gründern der Band kommen. Erzählt unseren Lesern doch zunächst etwas über die Band.
Jan: Ich hatte mit meinem Bruder Philipp so vor 20 Jahren in einer Hard Rock Band in Rosenheim gespielt. Aus beruflichen Gründen hatte sich die Band später wieder aufgelöst. Nachdem wir gegen 2010 beide nach München gezogen waren, wollten wir unbedingt wieder Musik machen, worauf wir dann 2011 eine neue Formation gründeten. Es war zunächst ein steiniger Weg, weil es doch einige Zeit brauchte, bis wir die Musiker endlich zusammen hatten, bei denen es musikalisch wie auch zwischenmenschlich gepasst hatte. Das größte Problem war dabei einen Sänger zu finden, bis zuletzt Harry, der 2013 zu uns stieß und eigentlich nur für die Rhythmus Gitarre vorgesehen war, meinte, er könne auch ganz gut singen, was sich dann letzten Endes als Glücksgriff herausgestellt hat. Die Band hat sich bis heute personell nicht verändert.
Roland (Rockmagazine): Kommen wir zu eurem etwas ungewöhnlichen Namen. Welche Geschichte steck dahinter.
Philipp: Da kann ich etwas dazu sagen, weil der Name von mir kam. Wir waren damals ziemlich schwierig, wenn es darum ging Termine zu planen. Ich erinnere mich als wir beim Musik Lindberg einmal wegen eines Auftritts angesprochen wurden. Da wurde dann solange diskutiert bis die Veranstalter meinten, wir sind ja echt ziemlich kompliziert. Das war so der Ursprung. Aus unserer eigenen Über Bürokratisierung ist letztendlich der Name Bürokratic Monster entstanden.
Roland (Rockmagazine): Seit 2013 ist also die Band komplett. Was ist seit dieser Zeit passiert?
Jan: Ich würde sagen wir haben uns konstant weiterentwickelt. Jeder brachte seine eigenen Vorstellungen in die Band ein und es brauchte etwas Zeit, um unseren eigenen Stil zu entwickeln. Letztendlich hat sich das bis ca. 2016 hingezogen.
Roland (Rockmagazine): Habt ihr von Anfang an eigene Songs geschrieben oder zunächst einmal mit Coverversionen begonnen?
Philipp: Nein, wir haben eigentlich nie gecovert. Das wollten wir auch nicht, sondern wir haben relativ schnell angefangen einfach mal ein Riff zu spielen und daraus hat sich meistens auch schnell was entwickelt. Einige der ersten Songs haben wir inzwischen auch wieder gelöscht, weil sie aus heutiger Sicht nicht mehr unseren Ansprüchen genügen, aber grundsätzlich haben wir nie gecovert. Es war uns dabei klar, dass wir mit guten Coverversionen bestimmt schneller Leute angezogen hätten und auch bekannter geworden wären, aber uns ging es von Anfang an darum Spaß zu haben und unsere eigene Musik zu machen. Es ist ja auch nicht unbedingt einfacher etwas gut nachzuspielen, dabei muss man ziemlich perfekt sein, weil sonst selbst der Laie schnell merkt wie nah oder weit entfernt man dem Original kommt.
Roland (Rockmagazine): Wie habt ihr eure Songs publiziert?
Philipp: Wir haben über die Zeit eigentlich 3 Alben aufgenommen. Das erste Album wurde bei einem Freund aufgenommen der Tontechnik studiert. Das zweite, eine EP mit 4 Songs, haben wir halb professionell im Studio aufgenommen und über Spotify publiziert. Da gab es dann allerdings das Problem, dass Spotify unser Albumcover als angebliches Plagiat ansah, obwohl es ein Bild war, das ich selbst in Bali fotografiert hatte. Deshalb wurde nur unser Band Logo verwendet. Das aktuelle Album befindet sich noch auf dem Rechner von Fabian.
Roland (Rockmagazine): Wie schreibt ihr eure Songs?
Philipp: Das ist ganz unterschiedlich, manchmal hat einer von uns eine Idee und fragt was wir dazu machen können. Sehr oft ist mir aufgefallen, dass einer im Proberaum so vor sich hin grooved, ein anderer findet das cool und spielt was drüber und am Ende haben wir schon so ein grobes Grundgerüst zusammen. Das entwickelt sich dann wie so eine Art Puzzle und sorgt dafür das unsere Musik facettenreicher und interessanter wird. Der Text und Melodie kommen bei uns meistens am Schluss. Früher hatte Jan das übernommen, aber jetzt schreibt meistens Harry unsere Texte.
Fabian: Da möchte ich noch dazu sagen, dass wir am Anfang so viele Parts in unsere Songs verbaut hatten, dass es ziemlich schwierig war noch einen Text dazu zu finden. Es war aber eigentlich nie so, dass wir zuerst einen Text hatten, zu dem wir dann die Musik geschrieben haben.
Harry: Ich sehe den Gesang in erster Linie als Instrument, mit dem ich versuche, eine Gesangsmelodie zu bauen. Dazu benutze ich so eine Art Fantasie Englisch, um erstmal die Melodie zu haben. Daraus ergibt sich dann meistens schon ein Refrain und den restlichen Text baue ich dann weiter aus.
Roland (Rockmagazine): Wie kommst du auf deine Texte. Geht es um Themen aus dem Zeitgeschehen, deinem persönlichen Umfeld oder habt ich generell eine Message als Band, die ihr rüberbringen möchtet.
Harry: Mein Hintergrund ist eher so der Deutsch Punk. Das habe ich früher Jahre lang gespielt und ich mochte immer so die etwas politischen Bands. Allerdings versuche ich das nicht so Bierernst aber durchaus gehaltvoll und mit etwas Zeitgeist rüber zu bringen.
Jan: Man muss aber sagen das bei uns die Instrumente sehr im Vordergrund stehen und wir auch lange instrumentale Passagen haben. Der Gesang ist deshalb in unseren Stücken nicht so dominant und eher Teil des Ganzen.
Roland (Rockmagazine): Was plant ihr für die Zukunft?
Fabian: Also so einen richtigen Plan haben wir eigentlich gar nicht. Unser Ziel war es eigentlich immer Musik zu schreiben und Spaß zu haben. Natürlich freuen wir uns, wenn wir unsere Songs auch bei einem Auftritt dem Publikum rüberbringen können. Zu sagen wir machen jetzt ein ganzes Album mit 12 Songs, Videos usw. klingt für uns unrealistisch. Unrealistisch, weil es viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt und die Auftrittsmöglichkeiten immer weniger werden. Drei von uns sind verheiratet, wir haben 2 Väter und alle einen normalen Job. Mein persönliches Ziel ist regelmäßig zu proben und öfters mal wieder einen Auftritt zu haben. Gerade mit den Auftritten wird es aber immer schwieriger. Die Leute sind einfach nicht mehr bereit für eine Rockband, die sie nicht kennen und die nicht covert ein paar Euro Eintritt zu bezahlen. Wir wollen einfach Spaß an der Musik haben, auftreten und wenn mal irgendwann Zeit ist was zu produzieren, dann machen wir das, da haben wir auch Spaß dran. Ich denke wir sind da sehr realistisch.
Philipp: Wir haben noch 6 Songs in der Box, die wir jetzt gescheit abmischen wollen, dazu ein cooles Cover und ein paar CDs für unsere Auftritte. Die Songs gibt’s dann auch wieder bei Spotify. Die FB Seite und unsere Internet Seite soll etwas erweitert werden damit wir Auftritte bekommen und dazu einladen können. Wir sind eine Live Band und kommen auch auf der Bühne entsprechend rüber, dieses Gefühl lässt sich schwer auf eine CD pressen.
Jan: Ich finde es ist in der heutigen Zeit sehr schwer geworden. Gerade die Präsenz in den sozialen Medien wird vollkommen überbewertet. Es geht nur noch darum wer die meisten Likes und Follower hat und seinen Medienauftritt entsprechend aufbauscht. Veranstalter, die sich nur darauf verlassen, erleben dann nicht selten beim Auftritt eine große Enttäuschung, weil die Band nicht das hält was ihr Internetauftritt verspricht. Das macht es für uns auch schwer, weil wir nicht alles dafür tun, nur um einen weiteren Like oder Follower zu bekommen.
Roland (Rockmagazine): Wo würdet ihr gerne einmal Auftreten?
Fabian: Wir haben noch kein Open Air gespielt. Ein Auftritt um die Mittagszeit bei einem kleinen Festival wäre schon mal eine starke Sache.
Jan: Dem kann ich nur zustimmen, so ein kleines Festival steht ganz oben auf unserer Wunschliste. Es ist leider heute so, dass man bei vielen Auftritten noch Geld mitbringen muss um am Ende vor 2 Leuten zu spielen, um es mal überspitzt zu formulieren. Irgendwann muss man da auch mal ehrlich sein und sagen, das haben wir alles schon zur Genüge gehabt und es bringt uns auch nicht wirklich weiter. Auf der anderen Seite hatten wir aber auch Gigs, bei denen der Veranstalter trotz limitiertem Budget und Platz einen geilen Abend ermöglicht hat. Nun ja, wie haben AC/DC schon gesungen: „It´s a long way to the top if you wanna Rock n Roll“
Fabian: Leider ist es aber die Entwicklung, die durch Corona nur noch verstärkt wird. Die ganzen Venues wissen nicht wie sie das Ganze noch überstehen sollen, nicht wenige mussten inzwischen aufgeben, die Bands, die drauf angewiesen sind, gehen mehr und mehr kaputt, dazu kommen die Besucherzahlen. Musik ist immer und überall abgreifbar, 24 Stunden auf deinem Handy, du musst dir keine Platte mehr im Laden kaufen. Warum sollen Leute dann noch für Musik Geld ausgeben, wenn sie nicht auf Konzerte der ganz großen Bands gehen. Wenn man sich allerdings mal ernsthaft auf Rockkonzerten umsieht, wie die Altersstruktur ist dann findest du hauptsächlich die Generation 40+ die noch auf so Konzerte gehen. Die Jugend kriegst du heute nicht mehr dazu, die gehen lieber in einen Club und hören sich die Konserven an. Das ist momentan und nicht erst seit Corona die Realität.
Roland (Rockmagazine): Da steckt leider sehr viel Wahrheit in dem was du sagst. Ich würde sogar sagen das ist ein Virus, der schon vor Corona aufgetreten ist und den kleinen Bands und Live Clubs das Leben schwer gemacht hat. Hier muss dringend ein Umdenken stattfinden, weil es dagegen keinen Impfstoff geben wird.
Damit wären wir auch schon am Ende unseres kleinen Interviews angelangt. Ich habe mit den Bürokratic Monster eine sehr gute Live Band kennengelernt, die mit eigenen Songs nicht den leichten Weg gewählt hat, aber aus jedem eurer Worte spricht die Liebe zur Musik. Musik machen und einfach Spaß dabei zu haben. Als ich euch live gehört habe ist dieses Gefühl übergesprungen und es war einfach stark euch zu hören. Macht genau so weiter und wir vom Rockmagazine.net werden euch gerne dabei unterstützen.
Links:
Fb: @burokraticmonster