ARENA – Konzertbericht vom letzten Deutschland-Auftritt live im „Musiktheater REX“ in Bensheim

Ende Oktober gastierte die brititische Neo-Prog-Band ARENA im Rahmen ihrer „The Theory of Molecular Inheritance Tour“ im kleinen hessischen Städtchen Bensheim. Das dortige „Musiktheater Rex“ gilt sicherlich als einer der schönsten Clubs im süddeutschen Raum und so war ich (zu meiner eigenen Schande) bei meinem erst zweiten Besuch dort wieder mal sehr angetan von der tollen Lokation mit ihrem fantastischem Embiente. Schön und gemütlich eingerichtet, alles sehr sauber, dazu eine toll ausgeleuchtete Bühne mit klasse Sound. Mit Stehtischen und Sitzgelegenheiten rundum die ideale Location für ein Prog-Rock Konzert an einem sehr lauen Oktoberfreitag und die beste Einstimmung auf ein langes Herbstwochenende. Mit ca. 250 Zuschauern war das Rex ganz ordentlich besucht, auch wenn der Auftritt noch mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Und so war alles angerichtet für einen tollen musikalischen Abend mit feinstem Prog-Rock von der Insel.

Pünktlich um 20:30 Uhr wurde es dunkel und das Intro zum Albumopener des neuen Albums „The Theory of Molecular Inheritance“ „Time Capsule“ ertönte aus den Boxen. Die Musiker betraten nach und nach die Bühne bis am Ende der neue Frontmann Damian Wilson folgte, der sich bereits vor dem eigentlichen Beginn des Konzertes unters Publikum mischte. Ausgelassen und viele Hände abklatschend, stand Damian für zahlreiche Fotos parat und auch für den ein oder anderen Smalltalk mit den Fans war er sich zu früher Stunde nicht zu schade -sehr vorbildlich und super sympatisch. Damians umgängliche Art ist es sicherlich auch zu verdanken, dass der Funke bereits bei den ersten Tönen des Eröffnungstracks auf das Publikum übersprang und keinerlei Berührungsängste zwischen Zuschauern und dem neuen Mann am Micro bestanden. Er wurde lautstark begrüßt, wie wenn er schon immer zur Band gehören würde.

Es wurde sehr schnell klar, dass Damian der absolut perfekte neue Frontmann für Arena darstellt, der die in den vergangenen 10 Jahren entstandenen recht großen Fußstapfen seines Vorgänger Paul Manzi ausnahmslos ausfüllen kann.Ob es nun die Songs der aktuellen Scheibe sind, die ja sozusagen das Debutalbum für ihn am Mikro darstellt, oder die alten Bandklassiker wie „The Visitor“ aus der Rob Sowden –Area oder z.B. „Tinderbox“ aus der Paul Menzi-Zeit, alle Songs wurden erstklassig von Damian präsentiert. Was heiß hier präsentiert, Damian hat mit seiner Interpretation den Songs regelrecht neues Leben eingehaucht und vergrößert das musikalische Spektrum der Briten nochmals gewaltig, bringt er doch ganz neue Farben bzw. Töne ins Spiel, die den Sound der Band vielseitiger erscheinen lassen. Hier ist sicherlich noch einiges in Zukunft von ARENA und dem Ex-Threshold-Sänger zu erwarten.

Doch natürlich besteht die Band ARENA nicht nur aus einem Frontmann, auch wenn auf ihn bei dieser Tour wohl das besondere Augenmerk lag, nein ARENA besitzt auch noch vierweitere geniale Musiker, die gemeinsam ein mehr als atmosphärisches Gesamtkunstwerk erschaffen haben . Neben den gefühlvollen Melodien, die hauptsächlich aus der Feder von Gründungsmitglied Clive Nolan stammen, stechen live besonders die überragenden Solis von John Mitchell hervor. Was er während der Show aus den sechs Saiten rauszaubert, ist wirklich ganz großes Kino. Mit sehr viel Gefühl, dabei aber immer einen gewissen Grad Härte verwendend, schafft er es zusammen mit Clive Nolans Keyboards den typischen ARENA-Sound zu kreieren, ganz ohne übermäßiges Gitarrengefrickel, wie es im Prog-Genre auch gerne mal der Fall ist.

Neben den beiden Hauptprotagonisten liefern aber auch die unaufgeregte, aber sehr solide Rhythmus-Sektion Mick Pointer an den Drums und Kylan Amos am Bass an diesem Abend einen tollen Job ab.

Songtechnisch wird ein guter Querschnitt aus den letzten 25 Jahren geboten, wobei natürlich das aktuelle Album klar im Mittelpunkt steht. Neben dem Eröffnungstrack „Time Capsule“ und „The Equation“ kann besonders „The Life goes on“ live das Publikum voll überzeugen, war der Song auch schon auf dem neuen Album mein absolutes Highlight. Geiles Gitarrensolo, und die fantastischen Klavierparts von Clive, dazu die typische etwas weinerliche Stimme von Damian Wilson, die von zartem Anfangstöne bis zum kräftigen Schrei in höchster Tonlage alle Facetten seiner Stimme wiederspiegelt. Einfach geil…so sahen  es dann auch die Zuschauer, die hier besonders lautstark applaudierten .

Mit „The Ghost Walks“ fand auch ein Instrumental seinen Weg auf die Setlist. Hier konnte John Mitchell abermals  seine Extraklasse beweisen, ehe Clive Nolan von seiner ausgesprochenen Vorliebe für deutsche Weihnachtsmärkte schwärmte, die ihn in den vergangenen Jahren immer wieder im Dezember nach Deutschland ziehen.

Nach „Tinder Box“ und „The Visitor“ war dann zunächst mal das Ende des regulären Sets erreicht. Doch ließ man es sich nicht lumpen und so kehrte die Band im Rex sogar noch zu zwei Zugabenteilen auf die Bühne zurück.

Zum endgültigen Abschluss eines tollen Auftritts gab`s dann wie fast immer bei ARENA den Alltime-Klassiker „Cry for help me“, bei dem dann die Zeit für das Publikum angebrochen war, lautstark in den „Help Me“-Refrain einzustimmen. Immer wieder ein toller Abschluss, auch nach all den vielen Jahren. Danach war dann aber endgültig Feierabend und nach 120 Minuten und dem obligatorischen Abschlussfoto verließen alle Musiker zufrieden die Bühne, um kurz darauf geduldig für Fotos, Fanplausch und Autogrammwünsche wieder zur Verfügung zu stehen. Natürlich ngabs auch ausreichend Merch zu erwerben, hatten Clive und Damien neben den ARENA-Artikeln doch auch noch einige Soloscheiben anzubieten.

Gegen Mitternacht verzogen sich die Musiker dann endgültig , da am Tag darauf noch das große Tourfinale mit einem mit 750 Zuschauern ausverkauften Gig in Holland auf dem Tourplan anstand .

Bleibt zu hoffen, das ARENA bald wieder bei uns vorbeischauen werden, vielleicht auch mal auf dem ein oder anderen Festival, würde sicherlich auch auf großer Bühne mal ein Erlebnis sein.

Fazit:

Damian Wilson stellt sich als absoluter Grücksgriff für ARENA dar, haben sich die Briten mit ihm doch einen absoluten Spitzensänger geangelt, der nicht nur durch seine Vielseitigkeit am Mikro überzeugen kann, sondern auch die entsprechende Ausstrahlung eines erstklassiger Frontmanns besitzt, der das Publikum mitreißen kann.

Neben seiner einzigartigen Art zu singen sorgt er durch seine gelegentlichen Ausflüge ins Publikum auf und vor der Bühne für die nötige Action und Fannähe und stellt quasi den Gegenpol zu den restlichen Musikern dar, die doch ein recht verhaltenes Stageacting an den Tag legen.

Einzig die Videoeinspielungen auf dem Backdrop sorgen zusammen mit der gelungenen Ausleuchtung und Lichtshow für entsprechende optische Reize.

Alles in allem ein toller Abend im Rex, den wieder einmal legte ARENA einen super Auftritt aufs Parkett. Leider sind die Briten auch nach über 25 Jahren noch immer eine völlig unterbewerteten Band, die schon seit Jahren unter dem Radar der großen Masse mit erstklassiger Musik ihre Fans begeistert und haufenweise Topsongs mit Gänsehautmelodien komponiert, die mehr als nur einmal zum Träumen einladen.

ARENA spielt sicherlich keine Partymuke für die große Livesause, sondern überzeugen und begeistern ihr Publikum live eher durch ihre Vielschichtigkeit und den Abwechslungsreichtum in ihren Kompositionen, die wie ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen – mal zuckersüß, dann wieder herb und knackig.

Eine actiongeladene Bühnenshow hatte sicherlich auch niemand im Publikum erwartet, der Schwerpunkt und die Erwartungen der Fans an die Show lag doch wohl ganz klar auf den tollen Melodien und Songs, oder einfach dem puren Livemusikgenuss – und den haben die Briten an diesem Abend zu genüge abgeliefert.

Gerne bald wieder.

Playlist „The Theory of Molecular Inheritance Tour“ im Musiktheater Rex in Bensheim:

  1. Time Capsule
  2. Rapture
  3. Bedlam Fayre
  4. How Did It Come To This?
  5. The Butterfly Man
  6. Paradise Of Thieves
  7. The Equation (The Science of Magic)
  8. Crack In The Ice
  9. Salamander
  10. State Of Grace
  11. The Ghost Walks
  12. Life Goes On
  13. (Don`t Forget To) Breathe
  14. Tinder Box
  15. The Visitor
  16. ————-Encore 1——————–
  17. Serenity
  18. Solomon
  19. ————-Encore 2——————–
  20. Enemy Withou
  21. Crying for Help VII

Fotocredits : Thomas Jenne


ARENA Lineup 2022:

Damian Wilson – Vocals

Clive Nolan – Keyboards

Mick Pointer – Drums

John Mitchell – Guitars

Kylan Amos – Bass

Fotocredit: Arena

ARENA Im Web:

www.ARENAband.co.uk

www.facebook.com/ARENABandofficial

https://www.instagram.com/ARENAbanduk/

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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