Wäsche waschen, Steuererklärungen schreiben, 20 km/h auf der Autobahn fahren. All das ist langweilig. Genau diese Art von Langeweile empfand ich, als ich die neue Scheibe Secret Lines“der Iserloher Progressive Rocker Aenemica zum ersten Mal hörte. Irgendwie wollte nichts so richtig klicken. Mir sind keine Hooks im Kopf geblieben und ich wollte kein Gitarrensolo des Albums auch nur ansatzweise im vollen Luftgitarren-Modus nachspielen.

Aber was wäre ich für ein Metal-Fan, wenn ich einer Band keine zweite Chance geben würde!? 

Also ließ ich die CD noch ein paar Runden im Schacht meiner Anlage drehen.

Auf Knopfdruck des Play-Buttons entfalten sich die ersten Töne von Distant Light. Soft beginnen Gitarre, Gesang und Synthesizers den Song einzuleiten. Die härtere Seite des Liedes zeigen vor allem der Refrain und der Mittelteil mit Basssolo und Headbanger-Breakdown.

Alles in allem braucht der Song etwas länger um mich vollständig abzuholen, aber das epische Ende kompensiert den langsamen Start ein wenig.

Hollow folgt dem Prinzip des Openers: Ruhigere Strophen mit harten Gitarren im Refrain. Pluspunkte meinerseits gibt es für die Eingängigkeit.

Song Nummer drei mit dem Titel Back to Life erinnert mit seinem Opening stark an das „Am Universum“-Album von Amorphis. Die Gitarren werden mit einem Reverb-Pedal eingesetzt. Allgemein fühlt sich der Track wie eine klassische Powerballade an und heimst damit einen Favoritenspot für mich ein. Ein kleiner Breakdown vor dem Endrefrain bringt Flashbacks zu den aktuellen Songs von Evergrey.

Stay verstärkt diese Flashbacks sehr stark mit seinem vergleichsweise harten Intro. Vor allem Drummer John Sternberg kann in diesem Song zeigen, was er drauf hat. Aber auch Sänger Daniel Stendera haut im letzten Refrain nochmal richtig auf den Putz.

Just A Few Lines war bereits im Vorfeld als Single verfügbar. Der Song enthält einen Spoken Word-Part und beschreibt recht gut, was den Hörer des Albums erwartet.

Trotzdem ist der Song in meinen Augen einer der schwächeren des Albums. Es fehlt einfach der Wow-Faktor für mich. Das Schlusslied Reverie hat dafür umso mehr Überraschungen auf Lager.

Die apokalyptische Stimmung gepaart mit djentigen Anschlägen in den Strophen prägen den ersten Teil des Tracks. Ab 2:45 Minuten geht es dann richtig los. Der Song beginnt eine Berg- und Talfahrt über symphonischere Parts, harte Instrumentalteile und Power-Vocals. Das Ende des Songs rundet Secret Lines“ so gut ab, wie es nur möglich ist. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, hört es euch selbst an!

Reverie ist definitiv der beste Song des Albums, vielleicht sogar der beste Song von Aenemica. Leider bedeutet das auch, dass Titel wie Just A Few Lines oder Hollow unter dem Schein von Reverie fast gänzlich verblassen. 

Fazit: Mein persönliches Fazit der heutigen Rezension ist gleichzeitig ein Tipp an alle passionierten Musikhörer: Gebt Alben, Bands oder Songs eine zweite Chance! Beim ersten Durchlauf hat mich Secret Lines“ nicht beeindruckt, aber je öfter ich das Album höre, desto besser finde ich es. „Secret Lines“ ist bei Weitem nicht perfekt, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Ich freue mich schon auf die nächste Platte von Aenemica!

Von mir gibt’s für „Secret Lines“ 7,5 von 10 Bängs.

„Secret Lines“ erscheint am 4. September 2020 via Phonector und ist als CD und digitaler Download erhältlich.

Die Band:

Lead Vocals: DANIEL STENDERA 

Rhythm Guitar: DAVID VEMMER 

Bass: DIMA FRIESEN 

Drums: JOHN STERNBERG 

By Elias

Schreiberling aus Leidenschaft, Metal-Enthusiast seit der Schulzeit. Verirrt sich gern in den Tiefen des Prog und bestaunt moderne Ansätze zu Rock und Metal.

Related Post