Fans des Hardcore Punks dürften Nathan Gray und Jesse Barnett keine Unbekannten sein. Für die die mit den Namen nichts anfangen können: Gray ist der Frontmann von Boysetsfire und Barnett von Stick To Your Guns und Trade Wind. Man könnte sagen das hier zwei Generationen des Hardcore aufeinander treffen.

Auf dem ersten gemeinsamen Release erwarten uns drei Songs von Gray, sowie drei von Barnett und was soll man sagen. Uns werden sechs wunderbar schöne sehr reduzierte Nummern geboten. Während die Gray-Songs eine gewisse rebellische Haltung vermitteln und mit voranschreiten auch an Dynamik und teilweise Härte gewinnen und so dem ursprünglich orchestralisch-akustischen Aufbau entfliehen, liegt der Fokus der Barnett-Songs ganz klar auf zwischenmenschlichen Beziehungen.

Näher beleuchtet zeigt Gray mehr gesangliche Abwechslung und schafft mit dem Opener Enough einen tollen Ohrwurm, der den bereits erwähnten orchestralisch-akustischen Aufbau noch am meisten wiedergibt, sich aber trotzdem bereits stetig steigert und für ordentlich Gänsehaut sorgt.

Find Me folgt dem eingeschlagenen Weg von Enough und hat bereits nicht mehr viel mit Akustik zu tun. Die dominanten Drums, sowie das zum Ende einsetzende Klavier stellen für mich ein schönen Kontrast zwischen ruhig und wild dar.

Mit dem letzten Gray-Song, Brighter, war es das dann komplett mit ruhig. Ein rebellischer Rock-Song, in dem Gray sogar zumindest angedeutet seine Screams einsetzt und so in den drei Tracks ein stimmiges Konzept vermittelt.

Die Barnett-Songs sind dann aber gänzlich anders. Persönlich, ruhig und anders. Anders als das was man von seiner Hauptband Stick To Your Guns gewohnt ist. Eine stilistische Nähe zu seinem Nebenprojekt Trade Wind ist zwar einerseits nicht von der Hand zu weisen, trotzdem kommen die Songs der „Split EP“ noch einen Zacken rührender und minimalistischer daher. Eingeleitet wird dieses Trio über Liebe und Verlust von dem wohl persönlichsten Song den Barnett je zu besten gab. Auf Tour gibt es oft keine Zeit seine Lieben so um sich zu haben wie man es will. Speziell dann wenn man auf einem anderen Kontinent ist und eigentlich von Auftritt zu Auftritt hetzt. In so einer Zeit schaffte es Barnett einen schönen Kurzurlaub mit seiner Frau in Amsterdam zu verbringen. Und davon handelt der Titel Amsterdam. Man kann die Liebe, die in diese Zeilen gesteckt wurden, förmlich spüren. Sehr, sehr schöne Nummer.

Das folgende Hang Your Love folgt dem instrumentalen Konzept von Amsterdam. Also eine akustische, stark zurück genommene Nummer und on top wieder die wunderbare Stimme von Barnett.

Im abschließenden Stay With Me wird eine traurige Szenerie geboten, fokussiert auf einen einzigen Riff und ein sehr präsentes Klavier. Nicht nur instrumental wird eine viel bedrückendere Atmosphäre erzeugt, auch Barnett selbst zeigt sich von einer anderen Seite und dringt mit seiner Stimme in ungeahnte Höhen vor.

Fazit:
Zwei wirklich beachtliche Stimmen reichen sich hier die Hände und zeigen nicht unbedingt gewohnte Seiten. Generell muss ich sagen bin ich nicht wirklich ein Fan von Split EPs oder Split Alben. Da würde ich in allen Fällen ein gemeinsames Album bevorzugen, aber das ist nur meine Meinung.

Handwerklich starke Musik die berührt. Eine gemeinsame Nummer hätte die Sache noch runder gemacht, aber wer weiß was uns noch von Gray und Barnett erwartet?

Ich vergebe 7 von 10 Bängs.

Die „Split EP“ erscheint am 16. August via End Hits Records und wird als CD (limitiertes Digipack mit Lackverschnörkelung), Vinyl (vier verschiedene Versionen), Digitales Album und Stream erhältlich sein.

By Patrick

geb. 1993, Musik-Fan seit 2010, Verheiratet, Ein Sohn, Bevorzugte Genres: Metalcore, Post-Hardcore, Progressive Metal, Pop-Punk, Alternative Rock. Neben seiner sozialen Ader ist Patrick auch für feinste Recherche und Tiefe in seinen Reviews und Berichten bekannt.

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