Nach langen Verhandlungen hat es nun ein Verleiher aus Deutschland geschafft, den international angekündigten Spielfilm Lords of Chaos des schwedischen Regisseurs Jonas Akerlund ins österreichische Kino zu bringen. Derzeit gibt es insgesamt drei Spieltermine, die von uns besuchte Premiere der unrated version fand am 16.02.2019 im Filmpalast, Wien Margareten statt; die DVD zum Film ist auf 29.März angekündigt und kann bereits im einschlägigen Handel vorbestellt werden.
Es ist also eine Premiere, doch es ist keine wie man sie sonst vielleicht kennt; nicht schillernd und bunt mit Prunk und Gloria. Sie gestaltet sich eher wie ein gewöhnlicher Kinoabend – nur eben später am Abend. Beinahe wirkt es so als ob man eh davon ausgeht, dass diesen Film nur Black Metaller sehen wollen und diese ohnehin erst nachts aus ihren Särgen kriechen. Doch weit gefehlt, denn im Publikum befinden sich auch offensichtlich Genrefremde.
Cineasten, die sich ungern die Premiere eines Horrorthrillers entgehen lassen, der so kontrovers angekündigt wurde. Kontrovers, denn man ahnt was einen in etwa erwartet in den kommenden 110 Minuten Spielzeit. Jonas Akerlund, als ehemaliger Schlagzeuger der schwedischen Metal-Band Bathory, selbst kein Unbekannter in der Black Metal Szene des Norwegen und Schweden der 1990er verfilmte mit Lords of Chaos nämlich das gleichnamige Sachbuch von Didrik Søderlind und Michael Moynihan, das erstmals 1997 erschien und hohe Wellen schlug.
Denn es ist die Geschichte um die Anfänge des norwegischen Black Metal, die Geschichte der brennenden Kirchen, der Morde und dem, was später dem Black Metal zugeordnet wird. Es ist also zwangsläufig auch die Geschichte vom 1993 von Varg Vikernes (Gründer der ein Mann Band Burzum) ermordeten Øystein Aarseth († 10. August 1993), besser bekannt als Euronymous, Gründer und Gitarrist der Black Metal Band Mayhem. Es ist aber eben auch die Geschichte einer Jugendbewegung, die ungeschliffen und roh Recht und Gerechtigkeit vermischt und sich ihren vermeintlichen Anspruch voller Wut nimmt.
Der Cast ist vielversprechend; denn es sind große Namen, die man da liest:
Rory Culkin als Euronymous, Jack Kilmer, der Sohn von Val Kilmer als Dead (Per Yngve Ohlin, † 1991), Emore Cohen als Varg Vikernes, Indie Rock Sängerin Sky Ferrera (leider nur hübsches, aber für den Film unwichtiges Anhängsel) und sogar Deutschland ist mit Wilson Gonzalez Ochsenknecht als Den Snorre, vertreten.
Sie alle spielen ihre Rollen gut, wirken authentisch und sind charismatisch auf der Leinwand.
Der Spielfilm ist sehr gut gemacht, man spürt regelrecht, womit sich Jonas Akerlund die insgesamt sechs Jahre der Produktion beschäftigt hat. Die hier ausgestrahlte unrated version bringt alles, was das Horror Herz begehrt. Splatterszenen mit richtig viel Blut, ein bisschen Gore. Originalaufnahmen, die akzentuiert und doch so passgenau eingesetzt werden bringen dann noch Doku Charakter in die Sache und erinnern den Zuseher daran, dass das was hier so Hollywood like verfilmt wurde, wirklich geschah. Fiktion wird also zur Realität. Die Szenen sorgen bei manchen für offene Münder, andere halten sich bei besonders gewaltvollen und blutigen Szenen die Hand vors Gesicht, manche jedoch scheinen unbeeindruckt.
Alles in allem ein sehenswerter Film für alle, die das Thema interessiert und die sich mit der Entstehung des Black Metal auseinandersetzen möchten.
Die Produktion bekommt von mir 8/10 Bängs.