Genre: Hardcore Punk, Melodic Hardcore
Land: USA
Wir haben das Ende der Double Features noch nicht erreicht, schließen aber mit dem Beitrag von David (KMPFSPRT) zu „Hello Sun“ von BE WELL die, nennen wir sie, erste Staffel der neuen Rubrik ab.
Als ich erfuhr, dass die freundlichen Menschen von Rockmagazine.net ein Track-by-Track von „Hello Sun“, der neuen EP von BE WELL, mit mir machen wollen, schwankte ich für kurze Zeit irgendwo zwischen Euphorie und Panik. „The Weight and the Cost“, das Debütalbum der Herren um Produzenten-Gott Brian McTernan, war immerhin eines der besten Hardcore-Alben der letzten Jahre, wenn nicht der letzten Jahrzehnte – was also, wenn die Nachfolge-EP nicht hielt, was sie verspräche? Mit vor Erwartung elektrisch aufgeladenen Fingern betätigte ich den Play-Button. Hier ein paar Worte zu dem, was ich zu hören bekam.
Treadless
WOW, was für ein Opener! Alles, was BE WELL zu einer der zwingendsten Hardcore-Bands der Gegenwart macht, komprimiert in einem Song. Atemberaubendes Tempo, McTernans sich überschlagender Emocore-Gesang und ein Schlusspart mit Built-up und Singalong, der seinesgleichen sucht. Willkommen zurück, Boys.
I will leave you with this.
Zweiter Song, das Tempo wird zurückgefahren und auf dem Altar von Melodie und Emotion dem Gott des Post-Hardcore geopfert, der die Gabe dankbar annimmt und BE WELL mit einem Song segnet, der früher bestimmt bei diversen Alternative-Sendungen auf MTV und Co gelaufen wäre, zumindest aber auf den Dancefloors der Indie-Clubs der Stadt, mitgesungen aus Dutzenden sehnsuchtsvoll-krächzenden Kehlen.
An endless Loop
Ah, Hardcore-Songs die mit Bass und Drumroll anfangen, mit sowas bekommt man mich ja. Das Tempo wird wieder angezogen, wenn auch eher in entspannter Bad Religion-Geschwindigkeit, garniert mit fantastischer Gitarrenarbeit von, ich vermute mal, Mike Schleibaum. Nach gut zwei Minuten ist alles vorbei, hätte wegen mir gerne endlos so weitergehen können, doch an dieser Stelle trügt der Songtitel gemeinerweise.
Hello Sun
Der Titeltrack, da hat man ja erstmal eine gewisse Erwartungshaltung. Und sofort hört man, dass Brian McTernan nicht nur selbst in wegweisenden Bands wie ASHES oder BATTERY gespielt hat, sondern eben auch Produzent von Schwergewichten wie THRICE und SENSES FAIL war. Was für ein Refrain, Wahnsinn. Ich liebe es ja, wenn sich bei der zweite Wiederholung der erste Akkord ändert, diese kleinen Songwriting-Tricks, die einen guten Song zu einem sehr guten machen. In den Nuller Jahren wären BE WELL mit diesem Song als Single aber mal so was von durchgestartet.
Only one Wish
Ok, ich lege mich fest: DAS hier ist MEIN Song der EP! Was für ein BATTERY-Gedächnis-Kracher, als wäre es 1996 und wir würden in Baggypants mit gebleachten Haaren und geballten Fäusten durch den Moshpit mäandern. Gaspedal durchgetreten, Gesang überschlägt sich, Text macht sofort Gänsehaut, und dann dieser Singalong-Breakdown am Schluss. Können die bitte endlich hier irgendwo spielen?
In the Shadow of who you thought I was
Nachdem man seine Knochen vom Boden des Moshpits aufgesammelt hat, entlassen einen BE WELL mit einem Midtempo-Emo-Poppunk-Hit in die Nacht, im Prinzip ein Song, wie ihn hunderte Bands schreiben. So was kann auch mal schief gehen und langweilig sein, aber außergewöhnlich gute Bands schreiben halt außergewöhnlich gute Lieder. Würde es BE WELL nicht geben, man müsste sie erfinden. Und jetzt schnell Album Nummer zwei nachlegen. Ich höre derweil noch circa achthundert Mal „Hello Sun“!
Vergesst abschließend nicht auch die Socials von KMPFSPRT zu abonnieren oder hört doch mal in ihr neues Album rein.