Die Ergebnisse einer Studie, welche die Beratungsfirma EY im Auftrag des europäischen Dachverbands der Verwertungsgesellschaften GESAC durchgeführt hat, belegen die enormen Rückgänge der Einnahmen der europäischen Kreativwirtschaft.
Der Gesamtumsatz der Kreativwirtschaft brach von 643 Mrd. Euro im Jahr 2019 auf 444 Mrd. Euro ein. Das sind ganze 199 Mrd. Euro und somit 31 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr. Damit wurde diese Branche von den Auswirkungen der Pandemie und den zu deren Bekämpfung notwendigen Lockdowns härter getroffen als beispielsweise der Tourismus (minus 27 Prozent) oder die Automobilindustrie (minus 25 Prozent).
Die Studie gliedert sich in drei Teile.
Teil 1 befasst sich mit der Zeit vor Covid-19
2019 erzielten die Kernaktivitäten der Kultur- und Kreativwirtschaft einen Gesamtumsatz von 543 Mrd. Euro. Dies waren rund 4,4 % des Bruttoinlandsproduktes der EU. Das ist z. B. mehr als die Telekommunikations-, High Tech-, Pharma- oder Automobilindustrie erwirtschafteten. 2019 waren in den 28 EU-Ländern mehr als 7,6 Millionen Menschen in der Kultur- und Kreativwirtschaft beschäftigt.
Zwischen 2013 und 2019 verzeichneten die 10 Bereiche der Kultur- und Kreativwirtschaft unterschiedliche, aber konstante Wachstumsraten. Speziell der Online Bereich explodierte förmlich: 81 % der InternetnutzerInnen in der EU verbrachten im Jahr 2018 mehr Zeit im Internet, um Musik, Videos und Spiele zu konsumieren als beispielsweise für Shopping oder soziale Netzwerke.
Bis 2019 wurde die Kultur- und Kreativwirtschaft internationaler und exportorientierter ausgerichtet. Am stärksten war der Zuwachs in Osteuropa.
2017 hat die EU kulturelle Güter im Wert von 28,1 Mrd. EUR exportiert. Die Handelsbilanz der EU für kulturelle Güter weist einen Überschuss (+8,6 Mrd. EUR) auf und der Anteil der Kultur- und Kreativwirtschaft an den Gesamtexporten der EU lag bei 1,5 % – das entspricht ungefähr dem Handelsüberschuss bei Nahrungsmitteln, Getränken und Tabak (9,1 Mrd. EUR im Jahr 2018).
Über 90 % der Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft sind kleine oder mittlere Unternehmen. Dabei agieren 33% der Arbeitskräfte als selbständige Freiberufler/Einzelunternehmer – mehr als doppelt so viele wie in der gesamten europäischen Wirtschaft (14 %).
Die AKM beschreibt auch die Situation der Musik-UrheberInnen in Österreich
COVID-19 hat auch in Österreich für massive Einnahmenrückgänge bei den Kreativschaffenden gesorgt. UrheberInnen und Musikverlage erhalten im Lauf dieses Jahres die für das Vorjahr anfallenden Tantiemen ausbezahlt und müssen von einer Reduktion der Verteilungssumme um 20,2 % auf 85,2 Millionen € ausgehen. Die Sparte Live-Aufführungen erreicht mit einem Minus von 70 % einen Negativrekord. Für 2021 wird aufgrund der anhaltenden Beschränkungen im Kulturbereich erneut eine rückläufige Umsatzsumme von 86,3 Millionen € (-9,8 % vs. 2020) erwartet, die somit um mehr als 25 % unter den Umsatzzahlen von 2019 liegt.
Im zweiten Teil geht die Studie auf die Auswirkungen von Covid-19 auf die Kreativwirtschaft ein
Der Gesamtumsatz der Kultur- und Kreativwirtschaft in der EU-28 wird, wie bereits oben erwähnt, auf 444 Mrd. EUR im Jahr 2020 vermindert, was einem Nettorückgang von 199 Mrd. EUR gegenüber 2019 entspricht. Das entspricht einem Umsatzverlust von 31 %. Besonders hoch sind die Rückgänge im Bereich darstellende Kunst (-90 %) und in der Musik (-76 %). Besonders stark sind die Rückgänge in Osteuropa (von -36 % in Litauen bis -44 % in Bulgarien und Estland).
Wie ernst die Krise ist, zeigt zum Beispiel der Rückgang der von den Verwertungsgesellschaften (CMOs) eingenommenen Tantiemen für UrheberInnen und ausübende KünstlerInnen um ca. 35 %, deren Einnahmen in den Jahren 2021 und 2022 weiter drastisch sinken werden. Im Musikbereich wird der physische Umsatz (CDs und Vinyls) um 35 % sinken, während die digitalen Umsätze für die Tonträgerindustrie nur um 8 % wachsen dürften.
In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage von EY gaben 46 % der Befragten an, dass sie sich noch mehrere Monate nicht wohl dabei fühlen würden, ein Konzert zu besuchen. 21 % gaben an, dass sie sich sogar noch mehrere Jahre nicht wohl dabei fühlen würden.
Der dritte Teil befasst sich mit dem Wiederaufbau der Kreativwirtschaft
Mit folgenden Herausforderungen rechnen die Studienersteller. Es wird erhebliche finanzielle Mittel benötigen, die von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt werden müssen, um die wirtschaftliche Erholung in den betroffenen Branchen zu ermöglichen.
Die EU muss rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, um Investitionen in diesem Bereich zu ermöglichen und finanziell abzusichern.
Die Kultur und Kreativwirtschaft kann ein Beschleuniger für soziale, gesellschaftliche und ökologische Veränderungen in Europa sein.
Unser Fazit:
Wie es weitergeht, weiß keiner genau. Ob es 2021 überhaupt Konzerte, Festivals oder sonstige Kulturveranstaltungen geben wird, steht in den Sternen. Fest steht nur, dass der gesamten Branche ein Schaden erwachsen ist, der nicht so schnell wieder gutzumachen sein wird.
Denken wir einfach positiv. Vielleicht kann 2021 mit Impfungen und der angepeilten Herdenimmunität ja doch noch besser werden. Wir hoffen es einfach einmal ….
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