Wer diese Band noch nicht kennt, der hat wirklich was verpasst! Gloryhammer ist ein Projekt von Alestorm-Gründer Chris Bowes. Eine Band, gedacht als Parodie der klassischen Power Metal Klischees: Fantasy-Geschichten mit Drachen, Rittern und Magie. Dazu gibt es kitschige Songs mit viel orchestralem Zuckerguss und zweitklassige Charakter-Cosplays auf der Bühne.

Ob Rhapsody (Of Fire), Hammerfall oder Blind Guardian, Gloryhammer nimmt sie alle auf die Schippe…und sind nun die mit Abstand beste Power Metal-Band auf dem Markt. Doch wieso?

Das erste Album der Band „Tales From The Kingdom Of Fife“ folgt einer simplen Geschichte: Der dunkle Magier Zargothrax (dargestellt von Bowes selbst) erobert das mittelalterliche Königreich Dundee mit einer Armee untoter Einhörner. Nur Prinz Angus McFife (Sänger Thomas Winkler) kann ihn mit der Hilfe des magischen Gloryhammers besiegen. Dazu begibt er sich auf eine Quest mit Drachen, magischen Amuletten und einer epischen Endschlacht. Weitere Charaktere sind der Kommandant der Ritter von Crail Sir Proletius (Gitarrist Paul Templing), der barbarische Hootsman (Bassist James Cartwright) und der mysteriöse Rathalor (Schlagzeuger Ben Turk).

Die Geschichte beginnt mit der Prophezeiung, dass Dundee fallen wird und endet mit der Rettung des Königreichs und der Einfrierung des bösen Magiers in Eis.

Musikalisch liefert das Album gut gemachten Power Metal mit einigen Ohrwürmern wie Angus McFife und The Unicorn Invasion Of Dundee. Bis auf ein paar Übertreibungen wie die untoten Einhörner und die überzogenen Fantasy-Namen ist die Geschichte des ersten Album der Band nichts besonderes.

Doch spätestens beim Nachfolger „Space 1992: Rise Of The Chaos Wizards“ stellte sich heraus, dass Album Nummer eins nur eine Hintergrundgeschichte für unseren Bösewicht darstellen soll: In der Zukunft im Jahre 1992 wird Zargothrax nämlich von einer Art Kult in Form der Choas Wizards aus dem Eis befreit und der Nachfahre des Original-Prinzens Angus McFife XIII. muss diesmal den bösen Magier aufhalten, eine uralte Gottheit auf das Universum loszulassen. Dafür benötigt er Unterstützung von den „Space Knights Of Crail“, die vom Hologramm-Ritter Sir Proletius neu aufgebaut wurden, nachdem die Chaos Wizards sie zerstört hatten. Die Questlords der Stadt Inverness, Astral-Zwerge und der „Cyborg-König von Hollywood“ Hootsman sind auch mit von der Partie.

Alles endet in einer epischen Weltraumschlacht die zur Zerstörung der Erde und der Flucht des Magiers in ein Raumportal führt, in welches Angus McFife XIII ihm folgt.

War die Zusammenfassung etwas zu verwirrend? Dann hört euch das Album an! Hier landet wirklich jeder Song einen Volltreffer. „Space 1992“ ist fast wortwörtlich das „Empire Strikes Back“ von Gloryhammer.

Die Geschichte des Albums ist so übertrieben, dass sie schon wieder spannend ist. Viele der Texte sind humorvoll geschrieben und trotzdem ist die Geschichte packend und mit vielen überraschenden Wendungen gespickt.

Das aktuelle Werk „Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ beendet die Geschichte von Zargothrax und Angus McFife XIII. in einem packenden Finale. Nach der Durchquerung des Portal hat Zargothrax es geschafft, die Herrschaft über ein erneut mittelalterliches Dundee an sich zu reißen. Sir Proletius und seine Ritter wurden mit dem Knife Of Evil zur dunklen Seite bekehrt und die Kraft des Gloryhammers ist dank Zargothrax Zauber erloschen.

Angus muss nun mithilfe des Widerstandes unter U-Bootkommandant Rathalor ein magisches Jetpack finden, um seinen Hammer im Weltraum wieder aufzuladen. Danach beginnt der finale Angriff auf Zargothrax Zitadelle. Die Lage scheint aufgrund der fast gottgleichen Macht des Magiers aussichtslos, bis dann der wahre Gott dieser Dimension zur Hilfe eilt: der Hootsman.

Nach Zargothrax Tod muss sich jedoch auch Angus opfern, da er im Gefecht vom Knife Of Evil korrumpiert wurde.

Am Ende des Albums wird eine verschlüsselte Botschaft abgespielt, die einen Hinweis darauf gibt, dass die Geschichte vielleicht noch nicht zu Ende ist.

Fotoscredits: Roland Lorenz:

Erneut haben Gloryhammer eine übertrieben kitschige Story abgeliefert, die funktioniert. Twists à la Game Of Thrones und Absurdität wie in Monty Pythons Ritter der Kokosnuss sind hier geboten. Der heroische Tod von Angus am Ende bewegt, weil der Hörer mit dem Charakter durch die letzten zwei Alben gegangen ist. Und auch die Power Metal-Hymnen funktionieren hervorragend und bleiben im Ohr.

Zur Musik der Alben muss ich noch ein paar zusätzliche Worte verlieren, besonders zu den orchestralen Themen. Gloryhammer verwenden nämlich in den drei Alben bestimmte orchestrale Motive mehrmals. Das Anfangsmotiv aus dem Intro des ersten Albums Anstruther’s Dark Prophecy ist in den Intros aller drei Alben zu finden und repräsentiert immer das kommende Böse (in Form von Zargothrax). Oft wird es auch in den Longplayern der Alben verwendet, namentlich in Apcalypse 1992 und The Fires Of Ancient Cosmic Destiny. Auch The Siege Of Dunkeld nutzt das Motiv um Zargothrax Sprechpart anzukündigen und zu untermalen.

Das musikalische Leitmotiv für Angus McFife XII. ist die Melodie des Refrains von Legend Of The Astral Hammer. Diese findet man auch im Intro vom dritten Album und ist beim Tod des Helden in The Fires Of Ancient Cosmic Destiny zu hören.

Zu diesen Motiven gibt es noch viele weitere Beispiele in den Songs der Band, aber es würde viel zu lange dauern hier alle aufzuzählen.

Fotoscredits: Roland Lorenz:

Der Effekt dieses musikalischen Stilmittels ist dafür umso deutlicher: Die Alben werden dadurch verbunden. Man fühlt sich nicht nur wegen der Geschichte, sondern auch wegen der Musik in einer eigenen Welt und stellt eine bessere Verbindung zu den einzelnen Charakteren her.

Apropos Charaktere, Gloryhammer verwenden in ihren Alben zwei verschiedene Arten von Songs: Story-Songs und Charakter-Songs.

Erstere treiben die Story voran. Beispiele hierfür sind The Siege Of Dunkeld, Apokalypse 1992, The Fires Of Ancient Cosmic Destiny,…

Letztere stellen Charaktere vor wie Hail To Crail, Victorious Eagle Warfare und Masters Of The Galaxy, die sich alle mit dem Charakter Sir Proletius befassen und seiner Rolle in den unterschiedlichen Alben. Darüber hinaus gibt es auf jedem Album eine Song der sich mit dem Glory- bzw. Astral-Hammer befasst, (eine scheinbare Tradition seit Album Nummer zwei) einen Eurodisco-Metal Song, ein Intro und einen Longplayer.

Und all das, die unglaublich absurde Story, die musikalische Motivarbeit, die Ohrwürmer und Mitsingsongs machen Gloryhammer in meinen Augen zur momentan besten Power Metal-Band der Szene.

Rüstet eure Einhörner, zückt eure Laserpistolen und reckt eure Hämmer in die Höhe. Begebt euch mit Gloryhammer auf eine Quest zur Creme de la Creme des Power Metal. Ihr werdet es nicht bereuen!

By Elias

Schreiberling aus Leidenschaft, Metal-Enthusiast seit der Schulzeit. Verirrt sich gern in den Tiefen des Prog und bestaunt moderne Ansätze zu Rock und Metal.

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