Montreal – Heimkonzert – Live Review aus dem Stream vom Berlin Culture Cast

Aufgrund der aktuellen Situation um Corona müssen leider sämtliche Live-Veranstaltungen ausfallen. Betroffen davon sind auch Konzerte. Bands, Künstlerinnen und Künstler müssen ihre Konzerte absagen bzw. verschieben.

Aus diesem Grund hat der Berlin Culture Cast einen Streaming-Kanal ins Leben gerufen. Auf diesem werden eine Reihe von Konzerten live aus Berlin gestreamt. Bei jeder Show hat man die Möglichkeit, eine kleine Spende in einen virtuellen Hut zu werfen. Diese Spenden werden genutzt, um die Un- und Lebenshaltungskosten zu decken. Der Rest des Betrages wird gespendet. Wohin die Spende fließt und wie viel Geld zusammengekommen ist, wird selbstverständlich offen kommuniziert.

Am gestrigen Samstag, dem 21. März 2020, luden Montreal zum Tanz im Wohnzimmer ein. Support war Grundhass. Anschauen konnte man sich das Spektakel auf YouTube und Twitch. Auf beiden Plattformen hatte man die Möglichkeit, über einen LiveChat zu kommunizieren.

„Ein sehr komischer Abend in sehr komischen Zeiten“

Pünktlich um 19:45 Uhr betrat der Punkrock-Singer/Songwriter die Bühne. Bereits das erste Lied Plattenmillionär lud dazu ein, das Tanzbein zu schwingen. Auf den Streaming-Kanälen hagelt es Applaus-Emojis. In gewohnter Punkrock-Manier ging es weiter. Auch ein Coversong durfte nicht fehlen und so wurde kurzerhand das Roter Minirock von Die Ärzte zum Besten gegeben. Mit dem Song bedankt sich Grundhass bei allen Leuten, die dafür sorgen, dass unsere Grundversorgung in dieser Zeit gesichert ist. Auch bei Songs wie Flaschenpfand und Billige Masche fiel das ruhig sitzen bleiben schwer.

„Ich bleib heute zuhause und das solltest du auch“

Frisch auf dem Markt ist der Song Ich bleib heute Zuhause. Diesen hat Grundhass erst am 17.03.2020 kostenlos zum Download angeboten. Gleichzeitig teilte er mit, dass er sich über eine kleine Spende freuen würde. Denn wie viele Künstler hat auch er kein festes Einkommen. In dem Song greift er die aktuelle Situation sehr treffend auf und appelliert an die Leute, dass sie erstmal zuhause bleiben sollen.

Das großartige Set endete mit dem Song Dorfpunk und tosendem Emoji-Applaus.

„Wir sind Ausverkauft“

Nach einer kurzen Pause, die für ein Interview mit Hirsch von Montreal genutzt wurde, betrat Montreal gegen 21 Uhr die Bühne. Die Band nahm die Situation gelassen und erkundigte sich zunächst, wie viele Leute zuschauen. Als die Zahl von 2.673 genannt wurde, witzelten sie, dass das Konzert ausverkauft sei.

Die Band begrüßte die Zuschauer und forderte diese auf, Fotos und Videos mit dem Hashtag #AlleinMitMir zu posten. Direkt im Anschluss eröffneten sie den Abend mit Zucker für die Affen und heizten ordentlich ein. Auch hier hagelte es Applaus-Emojis.

Auf die Frage von Hirsch, woher die Zuschauer so kommen, explodierte der Chat. Einige Orte wurden gegrüßt und im Anschluss gab es passend zum Heim-Konzert das Lied Auf der faulen Haut.

„Es fühlt sich okay an, aber auch nicht so richtig“

Und schon erklangen die ersten Töne von Richtig Falsch. Passender könnte man das Ganze nicht beschreiben. Für die Band ein Konzert ohne aktivem Publikum und lautem Applaus. Für die Zuschauer, meist alleine oder zu zweit zuhause, ein Konzert ohne Menschenmassen, Pogo und verschwitzten Körpern. Ein Zustand, der für alle komisch ist. Aber dennoch sollten wir dankbar dafür sein, dass wir in dieser Zeit die Möglichkeit solcher Heimkonzerte haben.

Auch ein Special-Guest durfte nicht fehlen und so betrat Uli von Task und der Terrorgruppe die Bühne. Er unterstützte die Band bei Katharine mit dem Saxofon. An sitzen bleiben war hier nicht mehr zu denken. Die Zuschauer applaudierten lautstark virtuell.

„Wie wird Max Power heute zur Bühne getragen?“

Die Band erkundigte sich regelmäßig, was die Zuschauer im Chat schrieben und ging auf die Kommentare ein. Auf die Frage, wie Max Power heute zur Bühne getragen wird, lautete die Antwort: mit Hebebühne und Handschuhen.

Wer schon einmal ein Konzert von Montreal besucht hat, weiß, dass es eine Tradition ist, mit einer Uhr bei 120 Sekunden die Zeit zu stoppen. Diese Tradition sollte auch gestern nicht gebrochen werden. Live funktionierte es immer ohne Probleme, aber hat es das auch virtuell? Die Frage ließ sich nach 120 Sekunden leicht beantworten – Ja, es funktionierte auch virtuell.

Auch bei den Liedern Kino, Walkman Revolution, Endlich wieder Discozeit und 15 Jahre Für Die Punchline war an Ausruhen nicht zu denken. Auf dem Sofa konnten hier wahrscheinlich die wenigsten sitzen bleiben.

Beendet wurde dieser großartige Abend mit Tag Zur Nacht. Die Band bedankte sich und forderte die Fans noch einmal auf, Fotos mit #AlleinMitMir zu schicken. Die Zuschauer applaudierten virtuell, was das Zeug hält.

Wer das Konzert gestern Abend verpasst hat, kann es sich im Nachhinein in voller Länge auf dem YouTube-Kanal vom Berlin Culture Cast anschauen. Und da Montreal eine großartige Live-Band sind, hat man an folgenden Terminen hoffentlich die Chance dazu, mit ihnen gemeinsam die Clubs unsicher zu machen:

  1. Mai 2020 NÜRNBERG – HIRSCH
  2. Jul 2020 KÖLN – Live Music Hall
  3. Jul 2020 DORTMUND – FZW
  4. Aug 2020 POTSDAM – Waschhaus Potsdam
  5. Aug 2020 FRANKFURT AM MAIN – Das Bett
  6. Aug 2020 MÜNCHEN – Backstage Halle
  7. Aug 2020 DRESDEN – beatpol (ehem. Starclub)
  8. Okt 2020 OSNABRÜCK – Rosenhof Osnabrück
  9. Okt 2020 ROSTOCK – Peter-Weiss-Haus
  10. Dez 2020 ERFURT – Kalif Storch
  11. Dez 2020 BERLIN – Festsaal Kreuzberg
  12. Dez 2020 HAMBURG – Grosse Freiheit 36

 

 

By Jasmin

Als Musikliebhaberin und leidenschaftliche Konzertgängerin macht Jasmin für uns die Konzerte in Hannover und Umgebung unsicher. Neben Punkrock und Hardcore hört Jasmin Rock und Alternative.

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