Velvet Viper im 7er Club Mannheim – Jutta Weinhold verabschiedet sich mit Stil und Biss von Ihren treuen Fans – Konzertbericht von der „Final Chapter-Abschiedstour 2025“

Am letzten Samstagabend im April stand der 7er Club in Mannheim ganz im Zeichen einer Abschiedstournee, die mehr als nur Nostalgie versprach. Jutta Weinhold, die Grande Dame des deutschen Heavy Metal und ehemalige Frontfrau von Zed Yago, stattete mit ihrer Band Velvet Viper mit inzwischen 77 Jahren (!) einem ihrer Lieblingsclubs im Rahmen der „Final Chapter Tour“ nochmals einen Abschiedbesuch zum Ende Ihrer Bühnenkarriere ab.

Wo der/die Durchschnittsdeutsche in betagterem Alter sich Samstagabends wohl eher zuhause vor der Glotze die Giovanni Zarella-Show anschaut, zieht es Metal-Jutta eher vor, nochmal zu einer fetten Metalparty einzuladen und letztmals die größten Hits ihrer beeindruckenden Karriere mit Ihren Fans zu feiern.

Zunächst betrat jedoch die deutsch/schottische Formation Midnight Force als Support-Act die Bühne im 7er Club. Leider schaffte es die Band um ihren Frontmann John Gunn  nur bedingt, mit ihrem recht typischen einfach gestrickten britischen Metal das noch spärliche Publikum mitzureisen. Auch wenn sich die Band bemühte, mit einem eher emotionsarmen Auftritt des Frontmanns, der nicht unbedingt den Kontakt zum Publikum zu suchen schien und eher in seiner eigenen Welt dahersang, blieb die Band über weite Strecken blass. Einzig der Drummer machte seine Sache ordentlich.

Die Songs wirkten etwas unausgereift und wenig überzeugend, sodass der Funke einfach nicht übersprang. Auch das undefinierte Fuchteln mit einem Schwert wirkte eher deplaziert.

So fiel am Ende des Auftritts der Applaus entsprechend zurückhaltend für die 4 Musiker aus – höflich, aber ohne echte Begeisterung. Definitiv kein Auftritt, der mir in Erinnerung bleiben wird.

Ganz anders dann Velvet Viper. Jutta Weinhold, die „Metaloma“ Deutschlands, zeigte eindrucksvoll, dass man auch in höhem Alter mit entsprechender Show und Kommunikation mit den Fans noch immer für ordentlich Partystimmung sorgen kann. Auch wenn nicht mehr alle Bewegungen ganz so geschmeidig wie früher ausfallen und das Aufsteigen auf die Frontspeaker etwas wackelig ausfiel, Jutta zeigte noch einmal mit ihrer Souveränität von 60 Jahren Bühnenerfahrung wo der Metal Hammer hängt.

Ob mit einer künstlichen Schlange um den Hals – die mittlerweile leider etwas mitgenommen aussieht – oder beim Headbangen und schütteln ihrer noch immer überlangen Haarpracht, bei Jutta sprudeln noch immer die Rockgene im Blut und auch stimmlich kann die Rockröhre mit Ihrem Dramatic Metal noch immer überzeugen wie vor 40 Jahren.

Zwar mittlerweile etwas gemächlicher in der Bewegung, doch mit ungebrochener Leidenschaft und Charisma. Ihre Stimme? Noch immer rau und kraftvoll, unverkennbar wie in Zeiten des Fliegenden Holländers Ende der 80er. Ihre Ansagen? Persönlich, ehrlich, humorvoll, und so hatte Jutta leichtes Spiel, das inzwischen doch noch zahlreich erschienene Publikum im nun gut gefüllten 7er Club zu begeistern.


Von der ersten Sekunde des Auftritts auf der Bühne bis zu der letzten Zugabe wurde Jutta mit verdientem Respekt und lautem Jubel in Mannheim abgefeiert. Neben der Velvet Viper-Songs bleiben besonders die Songs von Zed Yago als Highlights der Show in Erinnerung. „Zed Yago“ oder die geile Ballade „Revenge“ wurde laustark mitgegröhlt und sorgten für Gänsehaut. Leider wurde in meinen Augen der Klassiker „Rebel Lady“ durch den Gastauftritt von John Gunn von Midnight Force nicht gerade aufgewertet, seine Stimme passte einfach nicht richtig zu dem Song, sodass ich gerne auf die Unterstützung verzichtet hätte.

Doch „Mutti“ Jutta nahm ihren Bub in den Arm und dankte Ihn für seine Unterstützung, Dankesküsschen inklusive. Sie hat einfach ein Herz für die Jugend, was sie im Laufe des Abends auch in Ihrer Dankesrede an ihre treuen älteren Fans kundtat. So freute sie sich besonders, dass auch einige jüngere Fans bei ihrem Abschiedsgig in Mannheim im Publikum zu sehen waren. Gut gelaunt mit jeder Menge kleinerer Anekdoten verging der Abend wie im Fluge und so gab`s nach  „Nothing Compares to Metal“ und der endgültig letzten Zugabe „Milestone of Rage“ dann Standing Ovations für eine der Lichtgestalten in der deutschen Metallandschaft.

Ein würdiger Abschied einer Frau, die den Metal in Deutschland mitgeprägt hat und selbst im letzten Akt ihrer Karriere noch zeigt, wo der Hammer hängt. Jutta Weinhold verließ an diesem Abend zum letzten Mal die Bühne im 7er Club – aber sicher nicht die Herzen ihrer Fans. Wir Fans werden ihre genialen Songs auch in Zukunft weiterhin genießen, wenn dann auch nur aus der Konserve.

Für Jutta ist jedoch mit dem Ende der „Final Chapter-Tour“ noch lange nicht das musikalische Ende erreicht. Auch wenn sie bei Velvet Viper nun laut eigener Aussage aufgrund fehlender Buchungen und Auftrittsmöglichkeiten das Mikro an den Nagel hängt, wird Sie sich künftig verstärkt auf ihren Gospelchor in ihrer Musikschule konzentrieren. Wie sie selbst sagt, Musik und Singen hält jung…auch mit fast 78 Jahren.


Mir bleibt nur übrig Danke zu sagen für das bockstarke Zed Yago-Debutalbum, eines der überragenden Alben meiner frühen Jugend und nochmals für einen tollen Abend mit Jutta und Band Live im 7er Club. Aber wer weiß schon was die Zukunft noch parat hat, es haben schon einige bekannte Bands den Rücktritt vom Rücktritt verkündet.

Danke auch an Stefan von Rockline Promotion !


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Text & Fotocredits: „Live It Loud Pics“ by Thomas Jenne

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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