Das Wacken 2025 ist Geschichte und auch wenn ich nicht Live vor Ort dabei war, so habe ich doch versucht in zahllosen Streamingstunden etwas Konzertfeeling zu Hause zu genießen, auch wenn der Matschgeruch etwas gefehlt hat, um das „wahre“ Wacken- Feeling in den eigenen vier Wänden zu versprühen.
So musste ich am letzten Sonntag nicht lange überlegen, um als krönender Abschluss des W.O.A.-Streaming-Marathons nochmals On The Road zu gehen und den Geruch von echter Livemusik und Headbanger-Schweiß zu genießen.
Da bietet es sich doch geradezu an, das mit der den italienischen Frauenband DOGMA auch noch zufällig eine der heißesten (im wahrsten Sinne des Wortes) Entdeckungen der vergangenen Monate nach ihrem gefeierten Auftritt beim W.O.A im Rahmen Ihrer Europatour im Frankfurter Nachtleben absteigen und die Mainmetropole zum brodeln bringen. Viele Metalheads werden die Band wohl vor dem Auftritt in Wacken nicht auf den Schirm gehabt haben, doch dürfte der W.O.A.-Auftritt sicherlich neben dem extravakanten Outfit der Band mit dazu beigetragen haben, dass das Nachtleben am Sonntagabend „Sold Out“ vermelden konnte. Gut gelaunte ca. 280 Megtalfans, einige direkt aus Wacken kommend wollten sich die 5 Ladys mit Ihrer heißen Show nicht entgehen lassen.

DOGMA provizieren mit Ihren Auftritten, treten immer mit weiß geschminktem Gesichtern und weißen Kontaktlinsen auf. Dazu tragen Sie einen langgeschlitzten Habitus mit Kopftuch, der die wahre Identität der 5 Musikerinnen wie auch bei anderen Bands verschleiert. All das versprüht ein geheimnisvolles und mystisches Erscheinungsbild, das sogar fast etwas okkultes hat. Neben der auffallenden Bühnenoptik sind die Italienerinnen mit Ihren Pseudonymen für ihre provokante Show und die in manchen Augen ziemlich anstößigen Lyrics berüchtigt, die u.a. vom ersten Orgasmus („My first Peak“), sexuellen Phantasien („Carnal Liberation“) oder lüsternen Gedanken hinter Kirchenmauern handeln („Father I Have sinned“). Auch vor dem in der Öffentlichkeit verschwiegenen unkeuschen Handeln des Klerus wird kein Blatt vor den Mund genommen. Schon das Bühnenbild zeigt auf zwei großen Bannern in nicht ganz jugendfreien Szenen, was die Damen von „Ihren“ Kirchenoberhäuptern so halten, den hinter dicken Kirchenmauern scheint ein buntes Treiben an der Tagesordnung zu sein.

Diesem Treiben entsagen sich die fünf Nonnen in ihren weit geschlitzten Kostümen während ihres Auftritts nicht, von Keuschheit scheinen Sie meilenweit entfernt. Lasziv wird mit dem Publikum in den ersten Reihen gespielt und geflirtet und mit dem Einsatz ihrer optischen Reize wird nicht gegeizt, Posing in extrem erotischer Form.
Doch wer jetzt denkt, dass die Band nur dank ihrer Optik und ihres auf Erotik und Sex basierten Konzeptes beim Publikum punkten kann, dem darf ich sagen, die Ladies haben es auch musikalisch drauf und beherrschen ihre Instrumente durchaus.
Nach sakralem Intro geht’s gleich richtig zur Sache und DOGMA starten mit „Forbidden Zone“ gleich mal einen Frontalangriff auf das Frankfurter Publikum. Sofort fällt auf, dass die Songs deutlich härter als auf Platte rüberkommen, was sicherlich auch an der neuen zweiten Gitarristin Rusalka liegt, die den Songs zusammen mit ihrer Spielpartnerin Lamia deutlich mehr Volumen verleiht. So wirken die Songs des bisher einzigen Albums live deutlich voluminöser und kraftvoller. Von lauen Popsongs kann keine Rede sein, es wird ordentlich gerockt, sodass die Temperaturen im Nachtleben schnell ansteigen, denn die Damen lassen das Publikum von der ersten Minute richtig abrocken. Natürlich haben auch einige Fans selbst das Bandkonzept verinnerlicht und sind im Nonnenkostüm oder Priestergewand zum Konzert erschienen. Viele Metalheads sind textsicher am Mitsingen und so wird der Auftritt der fünf Nonnen schnell zu einer gefeierten Party. Besonders Nixe am Bass fasziniert mit ihren ausgeprägten Posing und den stechenden weisen Augen. Sie wickelt die Zuschauer förmlich um den Finger und lässt den Adrenalinspiegel mit Ihren Posen deutlich steigen.

Wie die Damen auf ihrer Webseite schreiben, ist DOGMA nicht einfach zu definieren, jeder soll für sich selbst entscheiden, für was der Begriff für ihn steht. Ob eine Sekte, eine Geheimgesellschaft, eine Band, ein Musical oder eine Dokumentation …es bleibt jedem selbst überlassen, für was für ihn selbst DOGMA steht. In diesem Sinne kann man die Musik auch in die verschiedensten Schubladen einordnen, ohne dass sie in anderen völlig fehl am Platz wären. Ob die beinahe poppig angehauchte Ballade „Be Free“ oder Powermetal-Tracks à la „Make Her Mine“, Dogma bedienen sich verschiedenster Genres und mixen diese gekonnt zu einem eigenen Stil, der gut ins Gehöhr geht und sich dort auch über längere Zeit einnistet. Bei „Banned“ gab`s sogar Swing-Töne aus den 60er zu hören, die mit Metalriffs versetzt werden, eine insgesamt coole und recht außergewöhnliche Nummer.

Insgesamt rocken Dogma in den knapp 70 Minuten mächtig ab, legen eine mitreißenden Auftritt auf die Bühne und strotzen nur so vor Spielfreude. Man merkt deutlich, dass sich die fünf Damen auf der kleinen Bühne in intimer Umgebung zu den Fans deutlich leichter tun, wie noch ein paar Tage zuvor auf der großen Bühne auf dem Holy Ground, wo sie etwas überfordert von dem vielen Platz schienen. Auch passt das Band-Konzept im Club deutlich besser wie auf einem Festival.

Da DLOGMA`s Backkatalog bislang nur das selbstbetitelten Debutalbum aus dem letzten Jahr und zwei Singles vorzuweisen hat, wurde zwischen den Songs des komplett durchgespielten Debuts noch die bereits erwähnte Ballade „Be Free“ und das Madonna-Cover „Like a Prayer“ eingebaut, das mit deutlich mehr Wucht gar als echter Rocksong eine gute Figur machte und textsicher vom Publikum mitgesungen wurde.
Mit einem kleinen Drumsolo durfte dann auch Schlagwerkerin Abrahel kurz im Mittelpunkt stehen und ihre Fähigkeiten an den Drums unter Beweis stellen. Das Solo ging fließend über in „Carnal Liberation“, dem nächsten schwermetalischen Rocker, der mit zu den Highlights gehörte, mit äußerst schlüpfrigen Lyrics.

„Make Us Proud“ war mein persönliches musikalisches Highlight, auch wenn man inhaltlich über die okkulte Opferzeremonie schon streiten kann. Die Powerballade besticht mit etwas Metallica-Gen und seinen düsteren Gesamtsound, der direkt aus einem Horrorfilm stammen könnte. Langsam steigert sich der Song bis er mit Glockengeläut und toller Melodieführung in den Refrain übergeht, auch das Solo weiss zu begeistern – starker Song, besonders die langen Woah, Woah Woah`s schaffen Gänsehaut. Dann war Instrumentaltime angesagt und mit einem gelungenen Medley wurden zahlreihe Bands des Metal Genres gewürdigt, allen voran natürlich Ozzy Osbourne und Black Sabbath. Eine gelungene Zusammenstellung, die zeigte, dass die Mädels ihr Handwerk verstehen.

Nach „Pain and Pleasure“ ging`s kurz von der Bühne, um nach lauten Zugabe-Rufen zur Beichte mit „Father I Have Sinned“ zurückzukehren. Der Song entpuppt sich zu einem der absoluten Fanlieblinge und wird lautstark mitgegrölt. Mit „The Dark Messiah“ ist dann leider das aktuelle Repertoire von DOGMA erschöpft, sodass nach knapp über 65 Minuten leider schon das Ende der Show erreicht ist. eTWAS knappe Spielzeit, die ein oder andere Coversong hätte man sicherlich noch speilen können.

Schade nur, dass der Abgesang der Musikerinnen dann doch recht plötzlich stattfindet. Trotz abermals lautstarker Forderung des Publikums nach mehr gab es weder weiteren Zugabe noch eine Verabschiedung von der Band oder Vorstellung der neuen Gitarristin Rusalka. Da hätte man sich als Fan doch zumindest noch ein Gruppenbild aller 5 Mädels mit ordentlicher Verabschiedung der Band gewünscht. Stattdessen huschte Rusalka unter Begleitschutz fast unbemerkt durchs Publikum, um am Merchandise-Stand Autogramme zu geben und dort die Beichte ihrer Anhängerschaft abzunehmen. Leider zeigten sich die andere 4 Damen nicht mehr dem wartenden Publikum und standen nach der Show ihren Fans nicht mehr für Fotos zu Verfügung (zumindest bis ich das Nachtleben gegen 23:15 verlies). Vielleicht hätte ich auch nur mehr Geduld gebraucht?

Fazit:
Insgesamt haben DOGMA im Frankfurter Nachtleben einen tollen Gigs und eine starke Bühnenshow abgeliefert, die das Publikum schnell in den Bann gezogen hat. Der Gig zeigt, dass die mystischen Damen neben jeder Menge erotischer Ausstrahlung auch musikalisch einiges zu bieten haben. Auch wenn Frontfrau Lilith das ein oder andere Mal etwas wackelig bei der Stimme war, konnten die 5 Nonnen doch mit ihrem Auftritt alle Anwesenden abholen. Sie stehen ja erst am Beginn der Karierre, da hatten auch andere heute großartige Sängerinnnen noch so ihre Startschwierigkeiten, daher seien Lilith diese Wackler verziehen, oder muss ich besser vergeben sagen???
Starke Melodien zum Mitsingen (wenn man inhaltlich das ein oder andere Auge einfach zudrückt) und fette Riffs zum abrocken, dazu eine ordentliche Portion Sexappeal, diese Kombi hat im Rockbiz noch nie geschadet (Stichwort „Sex Sales“). Was will man mehr als Metalfan, kurzweilige Unterhaltung und eine gutgelaunte Band, die Spaß gemacht hat, so kann man in die neue Woche starten

Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch mehr von DOGMA hören und sehen werden. Das Konzept aus etwas Okkultismus, Sex und Mystik, dazu die heißen Outfits mit den Nonnenkostüm und das Verbergen der Identität der Bandmitglieder scheint aufzugehen, auch wenn das Rad jetzt nicht neu erfunden wurde!
Zum Warmwerden hatten DOGMA übrigens die schwedische Band GAUPA aus Schweden mit nach Frankfurt gebracht, die mit ihrem Mix aus Stoner-Rock und Doom-Metal jedoch nicht so richtig beim Publikum zünden konnten. Auch wenn Frontfrau Emma Näslund sich redlich bemühte, die teils etwas schrägen Songs und der fehlende rote Faden in den Songs konnte mich nicht wirklich begeistern. Da half auch das wilde Headbanging nicht, bei dem die barfüßige Frontfrau beinahe ins Drumkit gekracht wäre. Auch ihre teils schrägen Kreischer waren nicht unbedingt songdienlich.


Insgesamt ein mäßiger Auftritt und auch die Musiker neben Emma versprühten nicht gerade große Begeisterung während des 30-minütigen Auftritts. Ein eher lauer Gig der mir sicher nicht in Erinnerung bleiben wird.
Setlist Dogma:
- Forbidden Zone
- Feel the Zeal
- Be Free
- My First Peak
- Made Her Mine
- Banned
- Drum Solo Abrahel
- Carnal Liberation
- Free Yourself
- Like a Prayer (Madonna Cover)
- Bare to the Bones
- Make Us Proud
- The Tribute (Cover (instrumental) : OZZY OSBOURNE, BLACK SABBATH, PANTERA, IRON MAIDEN, METALLICA, SLAYER etc…)
- Pleasure From Pain
- Encore:
- Father I Have Sinned
- The Dark Messiah
Lilith – Gesang
Lamia – Gitarre
Nixe – Bass
Abrahel – Schlagzeug
Rusalka – Gitarre
DOGMA im Web:
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