Am Sonntag machte die britische Metalband THE RAVEN AGE im Rahmen Ihrer „Forsaken Tour 2025“ im Stuttgarter Wizemann halt, um im kleinen „Studio“ vor knapp 200 Metalheads einen beeindruckenden Auftritt hinzulegen. Nachdem die Band letztes Jahr, im Vorprogramm von Lord Of The Lost, ebenfalls in Stuttgart (den Bericht findet Ihr hier) erstmals bei mir für Aufmerksamkeit sorgte und mich live richtig überzeugen konnte, wollte ich mir die Headlinertour zu deren sehr starken 2023er „Blood Omen“-Album nicht entgehen lassen. Zuvor hatte ich über die Musik der Briten hinweggehört, was sich aus heutiger Sicht definitiv als Fehler herausstellen sollte.
Doch bevor The Raven Age starteten, durften die französische Metalband Disconnected mit Ihrem New Metal, einem Mix aus Powermetal und Metalcore den Abend eröffnen. Nach erstem Antesten deren Musik, als Vorbereitung auf den Gig, hatte ich eigentlich keine großen Erwartungen.

Doch ich muss sagen, Live sind die 5 Musiker ein echtes Kaliber und machten richtig Laune. Die Stimmung war sofort da und so schaffte es Frontmann Ivan Pavlakovic mit seinem energievollen Gesang und den Sreams die Zuschauer recht schnell auf seine Seite zu bringen.

Mit ihrem harten Riffing, den teils modernem New Metal und Metalcore-Elementen, die jedoch nie die nötigen Melodieführung in den Songs vermissen ließen, schafften Disconnected das Wizemann mühelos zum Beben zu bringen. Echt erstaunlich, hatten doch wohl die wenigsten Besucher die Band zuvor schon mal gehört.

Doch die 5 Franzosen schafften es, mit ihrer Ausstrahlung und unbändigen Power das Publikum mit Ihren Songs einfach mitzureisen. Der Opener „Living Incompletly“ vom Albumdebut war noch etwas roh und gewöhnungsbedürftig, doch mit den Songs des Zweitlingswerks „We are Disconnected“ machte man dann keine Gefangenen mehr und die Post ging richtig gut ab.

Neben den harten New Metal Sounds überzeugten Disconnected auch mit progressiv beeinflussten Melodien, die wie bei „A World of Futile Pains“ neben den Screams von Ivan auch jede Menge Raum für Melodien übrig liesen. Disconnected`s Drummer Amaury Pastorelli beackerte seine Felle wie ein Derwisch und sorgte für einen wuchtigen Sound im Hintergrund, zusammen mit den beiden Gitarristen gab`s dann knapp 45 Minuten Vollgasmetal neuesten Kalibers. Im Mittelpunkt des Geschehens stand jedoch ganz klar Rampensau Ivan mit seinen live nochmals härteren Screams, der unbändige Power versprühte und ständig am Headbanger war. Mehr als einmal platzte ihm beinahe die Halsschlagader, so erbarmungslos brüllte er an manchen Stellen den Refrain, während er auch mit Klargesang seine Stärke deutlich machte. Mit „La Puissance“ gabs einen ersten Song, den die Band sowohl in Englisch als auch in ihrer Muttersprache präsentieren.

Nach dem Starken „ Life Will Always Find Its Way“ bildete das erst Anfang des Jahres veröffentlichte „We Carry On“ einen gelungen Abschluss des Auftritts. Laute Zugaberufe zeugen davon, dass Disconnected wohl vieles richtig gemacht haben und beim Stuttgarter Publikum mehr als gut ankamen. Auch Ivan & Co waren mehr als dankbar, für den tollen Support und die ausgezeichnete Stimmung im Wizemann.

Als dann die ersten Töne des Openers „The Guillotine“ durch den Raum hallten, war das Publikum sofort in bester Stimmung, bereit für einen tollen Abend mit bestem britischen Metal mit ganz speziellem Flair. Mit dem Ende November veröffentlichten Song traf die Band sofort den Nerv bei den Fans, der den mit dem letzten Album „Blood Omen“ eingeschlagenen Weg konsequent fortführt. Ein starke Melodie und fette Riffs, eingepackt in einen hymnenhaften Refrain, genau so muss ein Gig starten.

Mit ihren melodiebetonten Songs und den progressiv beeinflussten Songs heben sich The Raven Age unverkennbar aus der Szene ab. Die Gitarristen Tony Maue und Joe Copcutt lieferten sich permanent blitzschnelle Riff-Duelle, die das Publikum direkt in ihren Bann zogen. Mit ihrem unverwechselbaren Mix aus einfühlsamen melodischen Metal-Hymnen und harten Riffs begeisterten die Briten das Stuttgarter Publikum. Matt James zeigte von Anfang an eine starke Bühnenpräsenz und ließ die Fans mit seinem markanten Gesang keine Sekunde lang zur Ruhe kommen. Mit ihrem auffälligen schwarzen Make-up entlang ihrer Hals- und Armpartien haben sich The Raven Age inzwischen auch ein Erkennungsmerkmal erschaffen, ein kraftvolles Markenzeichen, das perfekt zu der intensiven Musik und der Atmosphäre des Abends passte.

Leider blieb der Opener der einzige neue Song an diesem Abend, ein neues Album ist aktuell noch nicht angekündigt. Trotzdem hatte die Band natürlich auf einige andere scharfen Pfeile im Köcher, die sie im Laufe des Abends abschossen. Ob nun „Promised Land“ vom Debutalbum oder das überragende „Forgive and Forget“ von der aktuellen Scheibe, die Songs trafen genau ins Schwarze bei ihrer Anhängerschaft.
Bassist Matt Cox unterstützte seinen Frontmann Matt James nicht nur mit seinen Backing-Vocals, sondern würzte mit seinen eingestreuten Screams wie z.B. bei „Nostradamus“ die Performance und gab den Songs einen speziellen Touch.
Der Schwerpunkt der Setlist lag beim „Blood Omen“- Album, doch auch der Vorgänger „Conspiracy“ bekam ausreichend Platz eingeräumt und so wurde der Auftritt ein Abend voller intensiver Musik und energiegeladener Performance, der alle Fans der Raben begeistert haben dürfte.
Doch nicht nur die schnelle, härtere Seite der Band kam in Stuttgart zum Tragen, bei der Powerballade „The Face That Launched a Thousand Ships“ greift Matt dann erstmals zur Akustikgitarre und sorgt für den ersten Gänsehautmoment des Abends. In diesen ruhigeren Momenten spürte man die emotionale Tiefe der Band, Matt James’ Stimme – mal sanft, mal schroff – begleitete die melodiösen Gitarrenlinien und erzeugte eine ganz eigene Stimmung.

Das folgende „Scimitar“ konnte mich jedoch nicht überzeugen und war eindeutig der Schwachpunkt des Abends, wenn auch auf hohem Niveau, bei dem auch merklich die Stimmung im Wizemann abflaute. Mir wirkt der Song etwas zu verzwackt und plätscherte so vor sich hin, die sonst so geniale Melodieführung fehlt hier etwas – das geht auf alle Fälle deutlich besser.
Mit „The Day the World Stood Still“ geht’s dann jedoch schnell wieder in die richtige Richtung, ehe „ Essence of Time“ eines meinem Highlights folgt. Langsamer Beginn, eine geile Melodie, entwickelt sich nicht nur auf Platte zu einem ordentlichen Powertrack mit Hitpotential. Mit „The Journey“ gibt’s dann sprichwörtlich auf eine Reise in eine andere träumerische Welt, gefühlvoll mit Akustikgitarre untermalt – einfach ein starker Song. „Sevent Heaven“ entpuppt sich dann als Wolf im Schafspelz, langsam beginnend wird plötzlich das Fell von links auf rechts gedreht und einige Gänge höher geschaltet, fette Metalriffs à la Evergrey machen den Track zum wohl härtesten der Setlist. Zum Abschluss ist dann das Publikum gefordert und stimmt lautstark mit langen Ooohs, Ooohs ins Finale ein.

Mit „Angel In Disgrace“, dem zweiten Song aus dem Debutalbum gings in eine kurze Unterbrechung, bevor natürlich nach lauten Zugaberufen nochmals 3 Songs folgten. Den Anfang machte „Serpents Tongue, doch ist besonders der Song „Grave Of The Fireflies“ hervorzuheben, der mit seinem kontrastreichen Aufbau aus ruhigen Parts und dröhnenden, harten Gitarrenriffs gepaart mit einer epischen Melodie und dem teils schnellen hymnenhaften Textzeile, „Life for Death“ voll abräumte und gleich tief im Ohr hängen blieb. Hier zeigen The Raven Age ihre Stärke, die perfekte Balance zwischen harten, kraftvollen Riffs und melodischen Momenten zu treffen.
Den Abschluss macht dann das schnelle „Fleur de Lis“, bei dem nochmals das Gaspedal durchgedrückt und ein echtes Feuerwerk abgefeuert wurde.

Fazit :
Mit einer leidenschaftlichen Performance präsentierten sich die fünf Musiker von The Raven Age während des gesamten Konzerts in Bestform. An ihrer Spitze und als Aushängeschild natürlich Frontmann Matt James mit seiner tollen Stimme, doch auch Tony Maue und Joe Copcutt an den Gitarren zeigten sich als wahre Virtuosen und lieferten ein beeindruckendes Gitarrensolo nach dem anderen ab. Besonders die Interaktionen zwischen den beiden waren spannend zu beobachten, wie sie sich gegenseitig zu Höchstleistungen anfeuerten. Bassist Matt Cox und Schlagzeuger Jake Campbell sorgten für das solide Fundament, auf dem die Gitarren ihre volle Wucht entfalten konnten.

Die „Forsaken Tour“ bot im Stuttgarter Im Wizemann einen beeindruckenden Konzertabend einer aufstrebenden Band, die mit einer ausgewogenen Mischung aus harten, mitreißenden Songs und gefühlvollen Balladen überzeugte. The Raven Age stellten sowohl ihre musikalische Vielseitigkeit als auch die Energie, die sie auf der Bühne versprühen, eindrucksvoll unter Beweis.
Es war ein Abend, den die Fans als auch die begeisterte Band noch lange in Erinnerung behalten werden. Insgesamt ein starker Auftritt einer tollen Band, die mich immer mehr in den Bann zieht.
Auch die Supportband Disconnected konnte insgesamt mehr als überzeugen und so muss ich im Nachgang die Meinung vom Anfang des Berichts im Nachhinein zu der französischen Band nochmals deutlich revidieren.
Wer noch die Chance hat, sich The Raven Age und Disconnected auf der „Forsaken- Tour“ noch anzuschauen (Tourdates s.u,, sollte sich die Briten nicht entgehen lassen. Auch auf einigen der großen Sommerfestivals sind The Raven Age am Start, die sicherlich mit dieser Headlinertour auch ein weiteres großes Kapitel in der Erfolgsgeschichte aufschlagen werden.
Setlist The Raven Age:
- The Guillotine
- Promised Land
- Forgive & Forget
- Nostradamus
- Surrogate
- The Face That Launched a Thousand Ships
- Scimitar
- The Day the World Stood Still
- Essence of Time
- The Journey
- Seventh Heaven
- Angel in Disgrace
Encore:
The Raven Age sind :
Matt James – Vocals
George Harris – Gitarre
Tommy Gentry – Gitarre
Matt Cox – Bass, Voclas
Jai Patel – Drums
Hier noch die restliche Dates der „Forsaken Tour 2025“:
26. – Barcelona, Spanien – Wolf
27. – Madrid, Spanien – Revi Live
28. – Portugalette, Spanien – Groove
29. – Bordeaux, Frankreich – Sortie 13
31. – Essen, Deutschland – Turock
April
1. – München, Deutschland – Backstage
2. – Haarlem, Haarlem – Pastronaat
3. – Paris, Frankreich – Backstage
THE RAVEN AGE online:
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https://www.youtube.com/@theravenage
DISCONNECTED online:
Text & Fotocredits by „Live it Loud Pics“ by Thomas Jenne