Nächsten Freitag veröffentlich eine der interessantesten Gitarristinnen im Bereich des Metals endlich das von ihren vielen Fans lange erwartete Debutalbum „Imposter Syndrome“.
SOPHIE LLOYD, am 22. Oktober 1995 in Großbritannien geboren, machte in den letzten Jahren vor allem in Internet mit Ihrem Youtube-Channel auf sich aufmerksam und baute sich konsequent eine große Fanbase auf, die so manchen „großen“ Rockstar neidisch werden lässt. Die junge Britin startete Ihre Karriere in den Anfangstagen, quasi direkt aus Ihrem Kinderzimmer, ausschließlich mit Youtube-Cover-Songs der ganz großen Hits aus verschiedenen Sparten der Rockmusik. Ihre Songs waren zunächst reine Instrumentals, bei denen Sophies herausragendes Talent auf den sechs Saiten schon früh erkennbar wurde. Mit Ihren „Shred-Versions“ genannten, gitarren-dominiertenTracks konnte sie schnell in der Szene für Aufsehen sorgen. Millionenfache Klicks waren die Folge. Nach einem Studium an der renommierten BIMM mit einem First Class Honours BMus in Popular Music Performance verfeinerte Sie ihr Talent immer weiter und prägte schon mit jungen Jahren ihren eigenen typischen Gitarrenstil.
Erst kürzlich präsentierte Sophie noch ihre „spooky shred version“ des Metallica Hits Enter Sandman, passend zum Helloween-Fest mit ordentlich Gruselfaktor. Achtung: Metalfreaks mit Arachnophobie brauchen gute Nerven beim Anschauen des spektakulären Videos!
Doch nun steht endlich der große Tag für Sophie und ihre Fans bevor, auf den sie alle seit Jahren gewartet haben.Nach Ihrer im Jahr 2017 selbst veröffentlichten Debut-EP „Delusions“, welche ebenfalls ausschließlich Instrumentals enthielt, jedoch auch erstmals mit eigenem Songmaterial aufwarten konnte, folgt nun am 10. November 2023 mit „Imposter Syndrome“ nun endlich das erste vollständige Album.
Warum das Erstlingswerk jedoch den Titel des Imposter Syndroms (Selbstzweifler-Syndrom, Anm. der Redaktion) erhalten hat, ist schon etwas verwunderlich, den eigentlich scheint Sophie immer sehr selbstbewußt und stark zu sein. Auch kann sie mehr aus Stolz auf ihre bisher erreichte Karriere und das nun vorliegende Werk sein, sodass Zweifel an den eigenen Fähigkeiten völlig unbegründet erscheinen. Doch was im Innern der Künstler vor sich geht, kann man natürlich nur schlecht beurteilen. In einem Interview mit dem Magazin Guitar World erzählte die 27-jährige über die Entstehung ihres Debütalbums: „Ich habe immer gesagt, dass dieses Album eine Hommage an mein 15-jähriges Ich sein würde. Dies ist ein Album, das ich für dieses Mädchen geschrieben habe. Ich habe das Glück, mit all den fantastischen Sängern auf dem Album zu arbeiten, und ich kann ehrlich sagen, dass ich sie schon seit Jahren höre.“
Doch kommen wir nun zum Album von Sophie, welches insgesamt 11 hörenswerte Songs enthält, die mit einer Ausnahme allesamt mit Gesang verschiedener Künstler/innen veredelt wurden. Mit den Gesangsspuren werden die Songs nochmals deutlich aufgewertet und gleichzeitig breitentauglicher gemacht, so dass sie nicht nur für Gitarren-Nerds interessant sind.
„Imposter Syndrome“ begeistert von der ersten bis zur letzten Sekunde mit durchweg hochklassigen Komposition und überzeugt ganz besonders durch die Abwechslung der verschiedenen Stimmen in den Songs. Dazu ergänzt sich wie die Faust aufs Auge die überragende Gitarrenarbeit von der Meisterin der sechs Saiten höchstpersönlich, die es mit ihren Solos und Shreds immer wieder schafft, den Songs noch etwas Einzigartiges draufzusetzen, ohne das die Riffs und Solos zu sehr im Zentrum des Geschehens stehen. Sophie bleibt über das gesamte Album hinweg mit Ihrem Gitarrenarbeit sehr songdienlich eher im Hintergrund und nervt zu keiner Sekunde durch endloses Gefrickel, wie es manch anderer Gitarrenheld durchaus mal praktiziert.
Wie Sophie im Interview erwähnt, sind die beteiligten Künstler von ihr bewusst ausgewählt worden, wobei die Stimmlagen im positiven Sinne sehr unterschiedlich klingen. „Ich kann gar nicht sagen, wie befriedigend es war – ich schrieb die Songs, und dann schickte ich sie ab bekam von den Sängern durchwegs positive Feedbacks. Sie sagten: „Ja, ich mag sie wirklich“ so Sophie weiter.
Ob es nun die Männerfraktion wie Inglorious-Fronter Nathan James beim Hardrocker und Eröffnungstrack „Do Or Die“ oder Brandon Saller, seines Zeichen Sänger bei Atreyu, im Mittemporocker „Pressure“ mit Sophie ins Duell geht, stets bildet sich eine Einheit zwischen Sänger und Gitarristin und das ganze klingt eher wie eine richtige Band denn ein Soloalbum einer Einzelkünstlerin. Neben den gefühlvollen Rockpassagen sticht besonders die härteste Nummer des Albums „Fall Of Man“ mit Trivium Fronter Matthew K. Heafy hervor. Mit seiner kräftigen Stimme ist der Track schlicht der Hammer, reist formlich Mauern ein. Sophie shreded hier, was das Zeug hält, doch trotz der Grundhärte des Tracks immer mit viel Gefühl in den zarten Fingern, ohne zu überdrehen. Toller melodischer Refrain und auch die Screams dazwischen sitzen perfekt.
Auch auf der weiblichen Seite hat sich Sophie echte Könner geangelt, denn die beteiligten Sängerinnen können ausnahmslos überzeugen. Marisa Rodriguez kann mit ihrer rotzigen Stimme ebenso mitreisen wie die Kanadierin Lauren Babic bei „Hanging On“. Zunächst etwas bluesig angehaucht nimmt der Song an Dynamik zu und mündet auch hier in einer klasse Melodie.
Doch über allen anderen tollen Songs des Albums steht für mich zweifelsfrei die überragende Lzzy Hale (Halestorm) beim Titeltrack „Imposter Syndrome“, der das absolute Highlight des Albums darstellt. Der zart beginnende Rocker hat echtes Hitpotential, der in jeder guten Radiorockshow einen festen Platz verdient hat. Lzzy Hale rollt mit ihrer gewaltigen Powerstimme sozusagen den roten Teppich für ein grandioses Solo von Sophie aus. Dieses ist zwar kurz, aber sowas von mit viel Gefühl gefühlt…ein phenomenaler Song und für mich schon jetzt einer der besten Tracks des Jahres 2023.
Mit „Lost“ gibt es, bedenkt man den bisherigen Werdegang von Sophie, doch etwas überraschend nur einen reinen Instrumental-Song, der es jedoch in sich hat. Zusammen mit dem kanadischen Gitarristen und Musikproduzent Cole Rolland liefert sich Sophie hier ein Duell auf allerhöchstem Niveau ab. Cole, ebenfalls Youtube-Star mit über 30 Mio Views ergänzt sich perfekt mit Sophie und zusammen schaffen Sie einen hochmelodischen Rocker mit eingängiger Hookline . Wie in besten Zeiten der 80er zollt Sophie hier den damaligen Saitenhexern wie Tony MacAlpine, Joe Satriani oder Vinnie Moore Ihren Respekt. Die beiden lassen mächtig Gefühl in den Song einfließen und Ihre Solos ersetzen ganz einfach den fehlenden Gesang. Zum Ende steigert Sophie dann die Geschwindigkeit ihrer Shreds nochmals bis zum musikalischen Orgasmus – einfach ein geiler Track.
Mit Michael Starr von Steel Panther wird’s dann hot und sexy, zumindest im zugehörigen Video. Typischer Panther-Song der zwar etwas posig und sleazig daherkommt, aber keinesfalls Kitschig wirkt. Das zugehörige Video ist witzig und optisch ganz im Sophie-Syle gehalten, und so kann sie ihren Sex-Appeal während einem tollem Solo hier richtig zur Geltung bringen.
Es fällt schwer, einen echten Schwachpunkt auf der Scheibe zu finden, denn jeder einzelne Track hat seine Besonderheit und gehört in das begeisternde Gesamtgefüge. So macht Gitarrenrock Spaß.
Fazit:
Nachdem in den späten 80er die o.g. Gitarristen und Saitenhexer Hochkonjunktur hatten, könnte Sophie Lloyd dem instrumentalen gitarrenorientierten Metal mit ihrem eigenen, einzigartigen und kreativen „Shredleys“ neue Impulse geben und dem Genre im heute gar zu einer Renaissance verhelfen.
Mit ihrem großen Talent auf den sechs Saiten und ihren überragenden Gespür für tolle Melodien schafft die sympathische und außerst attraktive Britin dank ihrer kompositorischen Fähigkeiten gleich mit ihrem Debütalbum „Imposter Syndrome“ ein überragendes sehr abwechslungsreiches Meisterwerk, das nur der Einstieg in eine große Karriere sein dürfte. Die erfolgreiche Live-Tour mit US-Musiker Machine Gun Kelly, bei der Sophie als Livegitarristin mit an Bord war, kann nur der Anfang ins Livegeschäft gewesen sein, denn bisher wurde so ziemlich alles zu Gold was Sophie angepackt hat. Und da sie auch in jungen Jahren schon überaus erfolgreich ist und anscheinend gerne das Zepter des eigenen Erfolgs in der Hand behält, dürfte der Weg auf der Erfolgsleiter auch künftig weiterhin nur eine Richtung kennen – steil bergauf.
Alle Fans von Nita Strauss, Lita Ford und gut gemachtem Gitarrenrock sollten sich Sophie Lloyd unbedingt zu Gemüte führen. 3 Mio Follower auf ihren Social Media Kanälen sprechen Bände und kommen nicht von ungefähr.
Mir bleibt nur noch Glückwünsche und 10 Bängs zu dieser absolut geilen Debutscheibe an Sophie über den Kanal ins Königreich zu senden – Überragende Scheibe, gerne mehr davon !
Tracklist „Imposter Syndrome“
- Do Or Die (feat. Nathan James/Inglorious) 3:13
- Pressure (feat. Brandon Saller/ Atreyu) 3:51
- Imposter Syndrome (feat. Lzzy Hale/Halestorm) 3:50
- Let It Hurt (feat. Chris Robertson/Black Stone Cherry) 3:23
- Runaway (feat. Michael Starr/Steel Panther) 3:17
- Fall Of Man (feat. Matthew K. Heafy/Trivium) 3:38
- Lost (feat. Cole Rolland 3:26
- Hanging On (feat. Lauren Babic/ Red Handed Denial) 4:03
- Avalanche (feat. Trevor McNevan/ Thousand Foot Krutch) 3:34
- Won’t You Come (feat. Marisa Rodriguez) 4:21
- Judge And Jury (feat. Tyler Connolly/ Theory of Deadman 3:31
„Imposter Syndrome“ erscheint in Eigenregie über das von Sophie selbst gegründete Label Autumn Records als CD, Vinyl und auch als Download. Unter https://shop.sophieguitar.com/ kann die Scheibe vorbestellt werden. Dort könnt ihr auch von Sophie signierte Versionen des Albums, T-Shirts und diverse sehenswerte Poster erwerben.
Bleibt zu hoffen, dass man auch in unseren Breiten bald mal in den Genuss kommt, Sophie mit Ihrer Kiesel-Signature-Gitarre Livehaftig sehen und hören zu dürfen, auch wenn es wohl in der gesamten Konstellation wie auf dem Album unmöglich sein dürfte. Sowas schafft nicht mal unser Tobi von Avantasia.
Fotocredits : Sophie Lloyd