Es ist Sonntag, ein heißer Sommertag, und eigentlich möchte man bei dem Wetter nur gechillt auf der Terrasse hocken, die Füße hochlegen und nichts tun. Allerdings kann ich es wohl kaum ausschlagen wenn ich einen Interviewtermin mit Seasons In Black bekomme, inkl. der Möglichkeit bei einem Videodreh dabei zu sein. Das größte Argument war aber die Location, nämlich das L.A. Cham, einem der coolsten Konzertlocations auf diesem Planeten und der Aussicht einen der verdammt leckeren Burger zu bekommen die einem dort serviert werden. Da half alles nichts, da blieb mir nichts anderes übrig als meinen Sonntagnachmittag mit einer Band zu verbringen.

Dort angekommen wurde ich erst mal freundlich von der Band begrüßt und mir ein Bier in die Hand gedrückt, was ich einen einen angemessenen Empfang nennen würde. Als erstes stand das Interview auf dem Programm das ich mit Luck Mauer (Bass und Gesang), Roman Adam (Gitarre nund Hauptsongwriter) und Markus Neumeier (Keyboards und Gesang) führen durfte.

Christian B. (RM): Euer Album kommt ja bisher ganz gut an, und hat bei unserem größten Konkurrenzblatt (dieses fängt mit einem M an und endet mit etal Hammer) mit einem dritten Platz in deren Soundcheck abgeschloßen. Habt ihr mit sowas gerechnet?

Markus (SIB): Das es so gut ankommt, war uns nicht klar. Aber das wir was richtig gutes gemacht haben, da waren wir uns einig.

Christian B. (RM): Wie läuft eigentlich der Songschreibeprozess bei Euch ab?

Roman (SIB): Bei dem Album ist es so abgelaufen, dass den rein musikalischen Ablauf ich gemacht habe. Ich hab halt einfach mal wild darauf los geschrieben und später haben wir dann die Songs miteinander arrangiert, der Markus hat dann die Texte dann dazu gemacht.

Christian B.: Dann habt ihr quasi einen Songschreiber und der Rest wird dann mit Band ausgearbeitet?

Roman (SIB): Ganz genau. Ich mache halt das grobe Gerüst, aber welcher Teil jetzt genau so hinkommt, das erarbeiten wir uns gemeinsam.

Markus (SIB): Da kann sich dann jeder mit einbringen. Da kommen dann Vorschläge wie, dort bräuchte es vielleicht ein Hatebreed oder Fear Factory Riff, da vielleicht einen großen Chorus, an der Stelle bräuchte es eventuell irgendwelche Effekte. Und am Ende ist es so, dass der Roman die Grundstruktur der Musik macht und dann geht der Luck ans Micro und singt irgendwas, was erstmal keinen Sinn ergeben muss. Wichtig ist da die Rhythmik, so dass wir die Gesangslinien haben. Und dann hör ich mir das in Dauerloop an und schreibe den Text drüber. Danach bringen wir das alles wieder zusammen und irgendwann ist das der komplette Song fertig.

Christian B.: Woher nehmt ihr die Inspiration dafür?

Roman (SIB): Wir haben eigentlich schon gewusst in welche Richtung wir gehen wollen, das war von vornherein klar. Aber die Stimmung der einzelnen Songs, das kann ich nicht steuern, das hat sich so ergeben. Ich habe ungefähr 36 Tracks geschrieben, und davon haben wir einen Großteil aussortiert.

Christian B.: Ihr scheint ja schon gut vernetzt zu sein was andere Künstler angeht, sind ja auf dem Album doch auch Michelle Darkness (End of Green), Michael Rhein und Specki von In Extremo zu hören. Musstet ihr die stark überreden damit die bei Euch mitmachen?

Luck: Michelle ist einer denn ich jedes Jahr auf dem Summer Breeze treffe, von daher passt er ja schon zu uns. Und des lustige ist ja das es auf dem ersten End Of Green Album einen Song gibt der Seasons Of Black heißt, nachdem wir uns benannt haben, weil wir das cool fanden. Und später wurde bei uns dann Seasons In Black daraus. Und wir machen jetzt das Catering auf dem Summer Breeze seit neun Jahren, und es läuft immer gleich ab. Am ersten Abend sitzt der Michelle da und mag nicht nach Hause gehen, wir trinken dann noch einen miteinander denn wir wollen auch nicht heim. Und da hab ich ihn einfach angehauen „Mensch, wenn wir schon unsere Band nach einem eurer  Songs benannt haben, hättest da nicht Bock bei uns mal mitzusingen?“. Und dann war es soweit das wir im Studio waren und da haben wir eine wirklich coole Stimme benötigt und ich kann ja nicht wirklich singen, ich crowle ja mehr. Dann haben wir das mit einer Frauenstimme ausprobiert, nämlich der der Marina (Koller, Romans Frau). Und da haben wir noch was Schönes Tiefes dazu gebraucht und dann Roman ihm die Tracks geschickt und innerhalb einer Woche war sein Beitrag dann da. Ist halt ein Vollprofi, durch und durch.

(Anmerkung: Bei dem Song handelt es sich um Get What You Give, zu dem auch das Video an dem Tag gedreht wurde)

Christian B.: Und mit In Extremo?

Luck (SIB): Ich hab halt viele Kontakte durch meine Catering Geschichten und In Extremo kennen wir jetzt aber auch schon seit 15 Jahren. Der Specki ist halt ein sauguter Koch, aber Profimusiker und ich bin Profikoch der halt gern Musik spielt, also umgekehrt. Aber wie es genau zustande gekommen ist, weiß ich nicht mehr, es hat sich halt einfach ergeben. Aber da kommt noch was und ich kann nur so viel sagen, der Michi (Rhein) hat mich letztens gefragt ob ich wirklich Akkordeon spielen kann. „Ja, freilich kann ich das“ hab ich gesagt, „ich hab das immerhin 10 Jahre lang gelernt.“ und er dann „Alles klar, jetzt hab ich eine Idee!“

Christian B.: Ihr seit ja auch im Line Up von deren Jubiläumsfestival auf der Loreley am Start, und wenn ich das jetzt richtig auf dem Schirm habe spielt ihr dieses Jahr auch auf dem Summer Breeze. Du machst dann dieses Jahr dort nicht nur Catering, sondern bist auch als Musiker vor Ort. Da drängt sich mir die Frage auf welche Position ist die bessere von den Beiden, Caterer oder Musiker?

Luck (SIB): Ganz klar auf der Bühne, das ist auf 40 Minuten vorbei. (großes Gelächter in der Runde). Das mit dem Catering dauert sechs Tage. Das Breeze ist mein absolutes Lieblingsfestival, denn die haben uns schon immer unterstützt. Wir haben 2018 und 2022 schon in Dinkelsbühl gespielt, und das waren die größten und emotionalsten Auftritte die wir bisher hatten. Die Leute dort sind eigentlich auch schon ein wenig Familie, der Roman hat vorher in einer anderen Kombo gespielt und die waren bei Silverdust Records, dem Label vom Achim (Ostertag, Gründer vom Summer Breeze) und da gab es auch schon Verbundenheiten. 

Christian B.: Wie machst du das eigentlich? Denn soweit ich weiß hast du auch nur einen 24 Stunden Tag, bist aber als Koch und Musiker unterwegs, hast noch einen Hof und den Stoi am Start und womöglich auch noch sowas wie Familie?

Luck (SIB): Jaaa, momentan ist es tatsächlich etwas stressig. Aber für mich steht dieses Jahr jetzt erstmal der Sommer an erster Stelle, und freilich muss mein Geschäft funktionieren, das ist ganz klar, das hat oberste Priorität. Ich hab da Mitarbeiter und Verantwortung, aber von der Leidenschaft her, ist was diesen Sommer angeht, was dieses Jahr an Auftritten mit der Band das woran ich am meisten denken muss.

Christian B.: Würdest du den Job als Koch hinhängen für eine Profikarriere als Musiker?

Luck (SIB): Nein! Das ist eine interessante Frage, denn ich wollte immer Rockstar werden. Mir hat das immer gefallen, aber dann hab ich durch den Blick hinter die Kulissen gesehen das das gar nicht so cool ist. Du bist 24 Stunden am Tag unterwegs, spielst irgendwo auf einem Festival 60 Minuten, stehst den ganzen restlichen Tag rum bis Du Stage Time hast und spielst dein Set, und das 25 mal hintereinander. Du bist zwar an anderen Orten, bekommst aber von diesen nichts mit. Da sind wir uns auch alle einig in der Band, das wir niemals hauptberufliche Musiker werden wollen.

Markus (SIB): Bei mir hat sich in den letzten 20 Jahre seitdem ich dabei bin einiges geändert. Früher waren die großen Vorbilder  Metallica, die größte Metal Band überhaupt. Sie sind es jetzt zwar auch noch, aber nicht mehr was das angeht. Jetzt wäre ich aber lieber so wie Heaven Shall Burn, die von sich selbst sagen sie wären die größte Hobbyband des Planeten, und ich wär dann gern die zweitgrößte Hobbyband. Das wär ziemlich cool und das neue Ziel.

Luck (SIB): Man kann da ja ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.  Wir haben uns da als Band wirklich darauf geeinigt das wir da jetzt nicht durchdrehen. Wir spielen jetzt im Jahr 5 – 6 Gigs, und haben für nächstes Jahr auch schon ein paar coole Auftritte bestätigt. Aber wir haben  keine Lust das wir zwei Wochen am Stück unterwegs sind. Das ginge aber auch nicht, denn von uns hat jeder ein eigenes Unternehmen bzw. einen festen Job und Familie. Im Alter von 25 Jahren hätten wir es gemacht, da hätte ich dir die Frage auch anders beantwortet. Bei kochen oder Musik hätte ich ganz klar mit Musik geantwortet. Aber mittlerweile, wo mein Hirn schon auch ein wenig gereift ist, sieht die Sache ein wenig anders aus.

Markus (SIB): Ich will auch nicht das es normal ist, wenn wir auf der Bühne stehen, es muss was Besonderes bleiben! Licht ist nur schön wenn es auch dunkel gibt, und das selbe gilt auch für umgekehrt. Und wir brauchen beides, sonst merkt man es nicht mehr.

Luck: Die Tatsache das wir 13 Jahre lang kein Album rausgebracht haben, ist schon ein wenig negativ gewesen. Wir hatten seit unserem letzten Album nicht die Möglichkeit kreativ zu arbeiten weil Roman und ich uns selbstständig gemacht haben. Wir haben Familien gegründet, Markus war ein Jahr in Amerika, und die Problematik war das wir erst im Lockdown wieder Zeit gefunden haben. Ich hatte da soviel Zeit das ich nicht gewusst habe was ich treiben soll und so habe ich die ganzen alten Videokassetten, High 8 und so, alle sortiert und digitalisiert. Und dabei ist mir der Gedanke gekommen das so eine Doku ganz cool wäre, so wie von Sodom Lords Of Depravity,des wär doch cool. Hab dann alle zusammen geholt, was natürlich auch hier im L.A. passiert ist. Aber als ich dann den ersten Rohschnitt von dieser Doku gesehen habe, musste ich  feststellen das ich in dieser Doku falsch dargestellt werde. Da hat es sich so angehört wie, nur der Luck will nach vorn, für die anderen war es schon immer klar das es nichts wird und für mich war es schon klar das irgendwann der große Erfolg kommt. Ich meine ich wollte schon spielen, ich wollte Alben produzieren, Texte schreiben  und Musik machen. Aber letztendlich hat es ewig gedauert bis wir dieses perfekte Line Up so hinbekommen haben und wir wieder angeschoben haben mit der Band. Eine Aussage von einem Interviewten war „Wenn man weiterkommen will, muss man halt mehr als zwei Alben in zwanzig Jahren auf den Markt bringen.“ und ich hab mir dann gedacht „Stimmt eigentlich“ und so haben wir uns dann darauf geeinigt wenn wir etwas produzieren dann was richtig Geiles. Und wenn es jetzt wieder zehn Jahre dauert, dann dauert es halt wieder zehn Jahre, wir lassen uns da keinen Druck machen, denn das brauchen wir nicht. Das hört sich jetzt schon ein wenig arrogant an, aber wir müssen jetzt nicht, zum Beispiel, nächstes Jahr eine neue Single raushauen. Wir machen Musik weil wir uns als 15 jährige geschworen haben wir gehen miteinander auf die Bühne, spielen zusammen, und das ist unsere Leidenschaft. Und es wird auf keinen Fall ein Job den man einfach abarbeiten muss!

Christian B.: Langsam nähern wir uns dem Ende meines Fragenkatalogs, und die letzten zwei  Fragen die jetzt noch kommen sind Standard. Und eine davon wäre welche Frage man Euch in 10 Jahren stellen sollte!

Luck (SIB): Wos stellst Du für Fragen? Markus, des is wos für Di!

Markus (SIB): Aber Echt! Was man uns bestimmt nicht fragen muss ist ob es uns gefallen hat, denn es wird uns gefallen! Vielleicht ob wir zufrieden sind, wenn wir so zurückschauen. Weil man denkt ja vielleicht schon ob wir mehr hätten machen können.

Luck (SIB): Ich hätte da keine Frage, aber eine Antwort! Ich hab erst überlegt, denn wir haben eine Zeit die brutal ist. Roman und ich haben mit 15 angefangen, da haben wir unsere erste Band gegründet, die den Namen Undermind trug , und da hat das alles begonnen. In einer Kellerbar mit einem Schlagzeug, einer Gitarre und Enter Sandman, denn den haben wir covern können. Wir haben zwar auch Iron Maiden gehört, aber spielen hätten wir es nicht können. Im Endeffekt fragen ganz viele Leute wieso wir überhaupt noch existieren, und da muss ich ehrlich sagen, weil wir nicht mehr daran geklaubt haben das wir erfolgreich werden. Aber wir haben uns gedacht wenn wir das jetzt beenden dann geht vielleicht die Freundschaft auch auseinander. Und wir haben Jahre dabei gehabt, da haben wir ein oder zwei Gigs maximal gespielt. Einen davon hier im L.A.

Markus (SIB): Das ist unsere Halsschlagader hier!

Luck (SIB): Und wenn das nicht gewesen wäre, würden wir eventuell nicht mehr zusammen spielen. Das hat das ganze am Leben erhalten. Und dann kam der Lockdown wo wir mehr Zeit hatten um mich um die Band zu kümmern.  Aber ansonsten wenn wir uns in zehn Jahren zurück erinnern, würd ich gern sagen: „Wir haben es einfach gemacht, und nicht aufgegeben. Das wichtigste ist das man nie aufgibt!“

Markus (SIB): Die wichtigsten drei Menschen in den letzten zehn Jahren waren Jürgen und Tanja Wittmann (Inhaber des L.A. Cham), und Leon Hanff (Gitarre, ebenfalls bei Seasons in Black) für die Band Seasons In Black! Ohne sie würden wir nicht so dastehen wie wir es heute tun.

Christian B.: Ihr habt bestimmt den ein oder anderen Fan, für diesen habt ihr doch bestimmt ein Schlußwort?

Markus (SIB): Das ist jetzt wieder was für dich Luck!

Luck (SIB): Nö, das kannst Du auch machen! Die Fans sollen stabil bleiben, denn wir machen weiter! Und logischerweise vielen Dank für die letzten intensiven Jahre und das immer noch Menschen zu unserer Konzerten gekommen sind, obwohl wir die letzten zehn Jahre nur die selben Songs gespielt haben.

In der Zwischenzeit ist Rudi (Dengler, Editor & Director) der für den heutigen Videodreh die Verantwortung trägt auch fertig geworden mit den Vorbereitungen, das Drumset von Hemi ist aufgebaut und alles ist bereit um zu beginnen. Das nenne ich Timing. Die Instrumente werden alle einzeln aufgenommen, einmal vor einem Green Screen und einmal vor einem schwarzen Hintergrund. Auch der Michelle Darkness von End Of Green ist vor Ort um seinen Part vor der Kamera beizutragen, zusammen mit Marina Koller die beide in dem Song zu hören sind. Der Michelle ist ja kein unbekannter in der Szene, aber die Marina kennt man eher aus dem Schlagerzirkus. Aber wer weiß, sie wäre nicht die Erste die die Seiten vom Dunkel ins Licht überwindet. Was ich nicht gedacht hätte, das so ein „einfacher“ Dreh, also nur die Band vor verschiedenen Hintergründen doch so Zeitaufwendig verlaufen würde. Bis dann alle dran waren, sind ratzfatz etliche Stunden vergangen, die aber alles andere als langweilig verliefen. Alle Beteiligten waren gut drauf, dazwischen konnte ich das ein oder andere interessante Gespräch führen und Dinge erfahren über die ich hier nicht schreiben darf! Aber ansonsten läuft so ein Videodreh doch recht unromantisch ab, und es ist von Vorteil wenn man Geduld mitbringt. Und was ganz wichtig ist bei den Temperaturen, die Getränkezufuhr durfte nicht unterbrochen werden, viel zu schnell wäre man ansonsten dehydriert. (Jaja, Deinen Bierdurst kennen wir und ist nicht Wetterabhängig – die Red.)

Das Ausharren hat sich übrigens rentiert und ich musste nicht mit leerem Magen nach Hause fahren, denn ich habe meinen Burger bekommen und jeden Bissen genossen, danke liebes L.A. Team. Und auch nochmal an Seasons In Black das ich zusehen durfte beim Dreh und für das Interview, echt coole Jungs.

Seasons In Black Homepage/Facebook/Instagram

Rudi Dengler Homepage/Instagram/Vimeo

By Christian B

Ich höre alles von traditionellem Heavy Metal, Black, Death, T(h)rash, Folk. Power über Punkrock und was es sonst noch so alles gibt, gut muss es halt sein. Wobei es mir allerdings die Zehennägel aufstellt, ist langweiliger Prog wie in Dream Theater, Queensrÿche, Opeth und Co. zelebrieren. Da schlafe ich schlichtweg ein.

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