Fast 3 Jahre mussten die Fans der Münchner Kultband Hammerschmitt warten, bis jetzt am 13. September endlich ihr neues Album Dr. Evil veröffentlicht wird. Die ersten Kritiken sind voll des Lobes und damit Grund genug für mich, etwas mehr über diese Band in Erfahrung zu bringen. Ich freue mich deshalb heute Gernot, einen der beiden Gitarristen und Armin am Bass bei mir begrüßen zu dürfen.

Roland (Rockmagazine): Wenn man eure Biografie studiert, gibt es Hammerschmitt ja schon seit ewigen Zeiten.

Armin: Genauer gesagt seit 1986. Immer in der gleichen Besetzung und mit dramatischen familiären Verknüpfungen. Ich kenne Gernot und auch unseren zweiten Gitarristen Summi schon seit der 3. Klasse Grundschule. Wir hatten uns damals an schwarze Softball Schläger Gummibänder gemacht und auf das Album Love Gun von Kiss unsere Kinderzimmer gerockt. Da war uns schon klar, wir wollten so werden wie Kiss. Ich kann mich auch noch gut an unseren ersten Proberaum in der Umkleide vom Fußballverein erinnern. Wir mussten immer erst warten bis die Fußballer fertig waren und konnten dann unser Zeugs in der Dusche zum Proben aufbauen.

Roland (Rockmagazine): Gernot, ich sehe 3 Mal den gleichen Nachnamen, sind das die familiären Verknüpfungen von denen Armin gesprochen hat?

Gernot: Genau. Ben unser Sänger ist mein Bruder und Stefan am Schlagzeug ist mein Onkel.

Roland (Rockmagazine): Das ist ja fast ein Familienbetrieb. Von 1986 bis 1996 wart ihr noch unter dem Bandnamen Pierrot unterwegs und habt überwiegend deutsche Texte gesungen. Man hatte euch damals der Neuen Deutschen Härte zugeordnet.

Gernot: Das stimmt, es gab 1992 aber auch eine EP von uns, die Carol mit 4 Songs in Englisch. Die war aber nicht für den Verkauf bestimmt und ist deshalb weitgehend unbekannt.

Armin: Wir hatten 1992 im Vorprogramm von Sweet in Augsburg gespielt, Andy Scott‘s Sweet genauer gesagt. Es gab schon eine große Fanbase aus dem Starnberger Raum, die sogar extra mit dem Bus angereist waren. Ich erinnere mich noch wie damals Sondi von Long Island Records unseren gesamten Bestand an EPs aufgekauft hatte. Zu der Zeit war es noch etwas Besonderes, wenn eine Band schon eine eigene CD hatte. 1995 kam dann mit Die Zeit ist Reif unser erstes richtiges Studioalbum von Pierrot heraus. Das war in der Tat deutschsprachig.

Roland (Rockmagazine):1997 habt ihr euren Namen in Hammerschmitt geändert. Gab es Gründe dafür?

Armin: Das ist schnell erklärt und lag unter anderem an der Aussprache von Pierrot, die von vielen als Büro verstanden wurde. Pierrot war übrigens der Name des berühmten Clowns mit der Träne. Wir hatten auch Probleme mit unserem damaligen Label, nachdem der alte Label Chef leider verstorben war. Das hat uns alles so geärgert, dass wir einen neuen Namen gesucht haben. Wir hatten verschiedene Namen diskutiert, einer davon war sogar Heiland, bis wir letztendlich über die Villa Hammerschmitt auf unseren Namen gekommen sind.

Gernot: Wir hatten dann 1997 eine erste Promo Maxi CD aufgenommen. Danach folgten die Alben Mein Herz, Jenseits der Stille und Auserwählt, die alle noch in Deutsch waren. Erst 2016 sind wir mit unserem Album Still on Fire komplett auf Englisch umgestiegen.

Armin: 2006 gab es noch eine Live CD, auf der wir auch ein paar Cover Versionen in Englisch spielten. Wir hatten einige Gigs auf Motorrad Treffen und da ließ es sich nicht umgehen, unser Programm mit ein paar Klassikern zu ergänzen. Wir haben uns allerdings bald von den Coverversionen verabschiedet, weil es letztendlich zu Lasten der Kreativität bei unseren eigenen Songs ging.

Roland (Rockmagazine): Kommen wir zu eurem neuen Album Dr. Evil. Ihr habt euch ja viel Zeit gelassen und auch eine kleine Auszeit genommen.

Armin: Eigentlich hatten wir direkt nach unserer Europatournee mit Serious Black und Sinbreed mit dem Schreiben neuer Songs begonnen und auch bald 14 Songs fertig zur Aufnahme. Dann gab es allerdings verschiedene Verzögerungen, angefangen von einer Auszeit, die sich ein Bandmitglied nehmen musste, bis hin zu einer schweren Erkrankung eines lieben Menschen aus unserem engsten Kreis. Wenn man unsere Bandgeschichte kennt, weiß man, dass wir eine Familie sind, die seit über 20 Jahren in der gleichen Besetzung spielt und alles gemeinsam durchsteht.

Gernot: Wir sind während dieser Zeit trotzdem oft ins Studio gegangen, aber es war grotesk. Keiner hatte den Kopf frei und wir waren mit dem Ergebnis einfach nicht zufrieden. Ich habe dann letztendlich die Reißleine gezogen, weil wir mit diesem Album so nicht an die Öffentlichkeit gehen konnten.

Armin: Wir kamen einfach nicht mehr weiter und beschlossen hier einen Cut zu machen und in einem anderen Studio bei Fabi Wenzl einen neuen Anlauf zu nehmen. Das hat uns wieder den notwendigen Drive gebracht. Ich erinnere mich noch daran, als wir Fabi das Cover von Dr. Evil gezeigt hatten und er sofort wusste wo die Reise hingehen sollte. Irgendwie hatten wir plötzlich alle eine Mission und alle Beteiligten haben dieses Album gefühlt und gelebt. Letztendlich reflektiert Dr. Evil die vielen Probleme, die wir durchstehen mussten. Es ist wie ein Schrei der Band, dass es uns noch gibt und wir alles gemeinsam durchstehen.

Roland (Rockmagazine): Wie entstehen eigentlich eure Songs?

Armin: Es ist meistens so, dass Gernot, der Summi und ich so eine Art Rohbau der Lieder machen. Ben macht darauf alle Lines selber aber in einer Art Fantasiesprache, so ein englisches Kauderwelsch. Ich versuche dann anhand seiner Endungen, wie er die Schwingungen macht, wie er rauszieht, die passenden Worte zur Thematik zu finden. Das ist oft eine ziemliche Herausforderung aber es funktioniert bei uns, weil wir ein eingespieltes Team sind.

Roland (Rockmagazine): Die ersten Rezensionen von Dr. Evil sind ja schon erschienen und durchwegs ausgesprochen positiv. Kleine Irritationen gab es bei dem letzten Song End of Time, der scheinbar nicht so richtig in den Rest des Albums passt.

Gernot: Wir hatten auch lange darüber diskutiert, ob wir das Lied mit auf das Album nehmen sollten. Diese Nummer hat aber für uns einen großen emotionalen Wert. Sie hebt sich schon von den anderen Songs ab, war uns aber sehr wichtig, weil es letztendlich die Thematik unseres Albums zusammenfasst und abschließt.

Roland (Rockmagazine): Ihr macht uns ja auch schon mit ersten Videos sehr neugierig auf Dr. Evil. Wer steckt hinter der Produktion der Filme?

Gernot: Die Videos sind alles Eigenproduktionen. Wir haben versucht, einige der Lieder bildlich umzusetzen. Einige sind bewusst sehr einfach gehalten aber es kommen auch noch aufwendigere Produktionen. Lasst euch überraschen.

Roland (Rockmagazine): Ich sehe schon Hammerschmitt ist wieder da. Wie geht es jetzt weiter?

Gernot: Nun, die Probleme sind noch nicht alle ausgestanden, aber wir sehen erstmal positiv in die Zukunft. Zunächst wollen wir im Backstage am 19. Oktober eine gute Release Show abliefern und danach sind wir am 9. November mit Cil City in Wien. Wir könnte uns auch schon vorstellen auf dem einen oder anderen Festival zu spielen, aber das lassen wir zunächst mal auf uns zukommen.

Roland (Rockmagazine): Was wollt ihr unseren Lesern zum Schluss noch mit auf den Weg geben?

Armin: Mach deine Musik und deine Alben nicht für alle und jeden, sondern nur für dich. Dr. Evil ist einfach Hammerschmitt total.

Gernot: Ich sag dazu immer nur alles Rock`n Roll. Für mich ist das eine Lebenseinstellung, aber ich freu mich auch, dass wir jetzt endlich unser neues Album vorstellen können.

Roland (Rockmagazine): Vielen Dank für dieses tiefgreifende Interview. Wir von Rockmagazine.net werden euch auf jeden Fall auf eurem Weg begleiten und mit Bildern und Berichten dokumentieren.

Die Rezension zu Dr. Evil von meinem lieben Kollegen Michael Geretschläger findet ihr hier.

Das Release Konzert findet am 19. Oktober 2019 im Backstage in München statt.
Special Guests: Password Monkey & Cil City

Ein weiteres Konzert ist am 9. November 2019 in der Szene in Wien, Haufgasse 26 im Rahmen der Cil CityJump Off The Cliff Tour 2019
Special Guests: Hammerschmitt & Call It Even

Kontakt:

http://www.hammerschmitt.com

E Mail: mail@hammerschmitt.com

 

 

By Roland

Der Profi Fotograf aus Wien. Fotoreportagen und Interviews mit Bands sind seine Leidenschaft. Unser Experte für Female Fronted, Glamrock, Capri Sonne und Bands mit seltsamen Namen.

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