Ein Donnergrollen durchzog den Harz, nicht nur von einem aufziehenden Gewitter, sondern von der geballten Energie tausender Metal- und Rockfans, die sich vom03. bis 06. Juli 2024 zum Rockharz Festival auf dem Flugplatz Ballenstedt versammelten. Die Festivaltickets für das Rockharz 2024 waren in weniger als sechs Wochen vergriffen, ein wahrhaftiger Triumph für die Organisatoren und ein Zeichen dafür, dass sich die legendäre Atmosphäre dieses Festivals über die Jahre nur noch verstärkt hat. Vier Tage voller pulsierender Musik, brüllender Gitarren und unvergesslicher Erlebnisse! Jetzt ist das Rockharz 2024 Geschichte  – und wir waren mittendrin.  

Nachdem die erste Bandwelle mit Größen wie DIRKSCHNEIDER, KREATOR, HAMMERFALL, DIMMU BORGIR und vielen anderen angekündigt wurde, sorgten die Festivalmacher im Herbst 2023 mit einer besonderen Ankündigung für Aufsehen: BRUCE DICKINSON, der legendäre Sänger von IRON MAIDEN, kehrt nach 20 Jahren Soloabstinenz zurück auf die Bühne und präsentiert sein Projekt „The Mandrake“ beim Rockharz 2024. Als letztes Highlight kam auch noch JUDAS PRIEST ins Line Up – Wahnsinn!

Das Festivalgelände bietet eine großzügige Camping Area direkt neben dem Konzertgelände, was kurze Wege garantiert. Im Infield befinden sich zwei nebeneinander liegende Bühnen, die abwechselnd bespielt werden und so sicherstellen, dass es keine Überschneidungen gibt – somit können die Besucher jede Band live erleben.

Auch in puncto Wetter bot das Festival in diesem Jahr volle Vielfalt: Angefangen bei angenehmen Temperaturen am Mittwoch und Donnerstag, über zeitweiligen Regen am Freitag bis hin zu einer Unwetterwarnung am Samstag, die zu einem vorübergehenden Abbruch der Konzerte führte. Leider mussten die Auftritte von Nestor, Avatarium und Draconian daher abgesagt werden. Der Veranstalter versprach jedoch, diese Acts im nächsten Jahr nach Möglichkeit nachzuholen.

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Tag 1 – Mittwoch, der 03.07.2024

15:30 – 16:05 POWER PALADIN

Als sich um 15 Uhr die Tore zum Infield öffneten, scharten schon zahlreiche Festivalbesucher mit den „Hufen“, um sich mit dem begehrten Merch-Artikeln einzudecken und einen guten Platz vor der Dark Stage zu ergattern, auf der das musikalische Programm um 15.30 startete. Power Paladin, die diesjährige Eröffnungsband des Rockharz Festivals, stammt aus der isländischen Hauptstadt Reykjavik und wurde 2017 gegründet. Bekannt für ihren erfrischenden Power Metal brachten sie das Publikum mit Songs wie Ride the Distant Storm, Dark Crystal und Kraven the Hunter in Bewegung. Trotz des relativ kühlen Wetters in Ballenstedt zeigten sich die Musiker in kurzen Hosen und verbreiteten Sommerstimmung auf der Bühne. Mit starken Einflüssen von Bands wie Iron Maiden und Helloween, boten Ingi Þórisson, Atli Guðlaugsson, Bjarni Egill Ögmundsson, Einar Karl Júlíusson, Bjarni Þór Jóhannsson und Kristleifur Þorsteinsson hymnenhafte Melodien und virtuose Gitarrensolos, die das Festivalpublikum begeisterten.

16:10 – 16:45: GUTALAX

Auf der Rock Stage ging es 5 Minuten später mit Gutalax und ihrer einzigartigen Mischung aus Gore ’n‘ Rol weiter. Gegründet 2009 in Křemže, Tschechien, haben sich Gutalax einen Ruf für ihre unkonventionellen, humorvollen und unverblümten Texte über Fäkalien und Sex erarbeitet. Unterstützt von Martin Matoušeks (Maty) einzigartigem Gesang, Tomáš Kojas Anderles (Kojass) treibender E-Gitarre, Pavel Troups (Kebab) Bass und Petr Svobodas (Freedom) Schlagzeug, präsentierte die Band ein Konzerterlebnis, das nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Headbangen einlud.

In weißen Overalls mit skurrilen Accessoires wie Chemie-Gasmasken gab die Band ihrer Show eine zusätzlich bizarre Note. Mit einem an Froschgeräusche erinnernden Intro begann die Band ihre Show. Die Stimmung im Publikum war von Anfang an sehr gut. Da wurden Klobürsten in die Luft gereckt und Toilettenpapier hochgeworfen. Dem Rockharz Team widmeten sie den ihren Song Diarrhero. Beim letzten Song Old MacDonald Had A Farm sang sich das Publikum schon einmal warm für die nächste Band.

16:50 – 17:30: BROTHERS OF METAL

Die schwedische Power-Metal-Band Brothers of Metal legten ihre gewohnt beeindruckende Show hin. Die 2012 in Smedjebacken und Falun gegründete Band ist bekannt für ihre heroischen Hymnen, die vor allem die Nordische Mythologie thematisieren. Mit acht talentierten Musikern auf der Bühne, darunter die kraftvolle Sängerin Ylva Eriksson und die dynamischen Sänger Joakim Lindbäck Eriksson und Mats Nilsson, boten sie ein mitreißendes Spektakel.

Die Show begann nach dem Intro mit dem donnernden The Death of the God of Light, gefolgt von Prophecy of Ragnarök, das die Menge sofort zum Mitsingen animierte. Die markanten, klanglich vielfältigen Gesangsparts von Ylva, kombiniert mit den harmonisch abweichenden Melodien von Joakim und Mats, schufen eine beeindruckende akustische Tiefe, die den Sound der Band so einzigartig macht. Mit Songs wie Njord, Ride of the Valkyries und Powersnake trafen sie den Nerv des Publikums und lieferten eine Performance ab, die sich sehen und hören lassen konnte.

17:35 – 18:15: MAMMOTH WVH

Dagegen boten Mammoth WVH bei ihrem anschließenden Auftritt eine eher monochrome Bühnenpräsenz.

Mammoth WVH ist das Soloprojekt des US-amerikanischen Rockmusikers Wolfgang Van Halen, Sohn der Rocklegende Eddie Van Halen und der Schauspielerin Valerie Bertinelli. Seit 2013 arbeitet Wolfgang an seinem Soloprojekt, das er nach der alten Band seines Vaters, Mammoth, benannte. Mit einer musikalischen Bandbreite, die von Hard Rock über Grunge bis zu Alternative Rock reicht, hat Wolfgang Van Halen ordentlich abgeliefert. Von der ersten Sekunde an, als die Band mit I’m Alright die Bühne betrat, war die Energie spürbar. Wolfgang Van Halen, der als Multiinstrumentalist und Songwriter auf der Bühne glänzte, zeigte seine beeindruckenden Fähigkeiten an der Gitarre und lieferte packende Riffs und Soli. Nach Songs wie Don’t Back Down und Another Celebration at the End of the World endete ein starker Auftritt.

18:20 – 19:05 KÄRBHOLZ

Weiter ging es mit der deutschen Rockband Kärbholz aus Ruppichteroth im Rheinland. Mit einer unglaublichen Live-Energie zeigten sie, warum sie in der deutschen Rockszene eine feste Größe sind. Torben Höffgen (Gesang), Adrian Kühn (E-Gitarre), Stefan Wirths (E-Bass) und Henning Münch (Schlagzeug) lieferten eine leidenschaftliche Performance ab. Trotz einiger technischer Aussetzer ließ sich das textsichere Publikum nicht beirren und übertönte diese gekonnt. Die Band verstand es hervorragend, die Menge zu animieren und die Stimmung auf dem Höhepunkt zu halten.

Songs wie Überdosis Leben, Niemals fallen, Perfekt unperfekt, Tiefflieger und natürlich Kind aus Hinterwald wurden begeistert gefeiert und die Vollgas-Rock-’n‘-Roll-Band zeigte sich in Topform.

19:10 – 19:55 CALLEJON

Die Düsseldorfer Metalcore-Veteranen von Callejon sorgten mit Porn From Spain III, Dieses Lied Macht Betroffen und Blitzkreuz von Beginn an für ausgelassene Stimmung. Diese Songs ließen keinen Raum für Traurigkeit darüber, dass es eine der letzten Shows mit den langjährigen Mitgliedern Bernhard Horn (Berni), Christoph Koterzina (Kotsche) und Maximilian Kotzmann (Kotze) war, die die Band nach der Festivalsaison verlassen werden. Besonders das Cover von den ÄRZTEn Schrei Nach Liebe brachte das Publikum zum Kochen. Lautstark wurde jeder Textzeile mitgesungen, und die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt.

20:00 – 20:55 OOMPH!

Die große Frage im Vorfeld des OOmph! Konzerts war, wie sich Schulle, wie der neue Frontmann Daniel Schulz liebevoll genannt wird, als Nachfolger von Dero Goi schlagen würde. Die Antwort auf diese Frage wurde auf der Bühne gegeben: verdammt gut!

Andreas Crap (Gitarre, Keyboard, Begleitgesang), Robert Flux (Gitarre, Sampling, Begleitgesang) und Daniel Schulz (Gesang) hatten sichtlich Spaß auf der Bühne und dieser Funke sprang schnell auf das Publikum über. Hits wie Richter und Henker, Gott Ist Ein Popstar und natürlich der Nummer-1-Hit Augen Auf sorgten für ausgelassene Stimmung und laute Mitsingchöre. Die Fans feierten jeden Song und zeigten, dass sie auch nach dem Sängerwechsel fest hinter der Band stehen. Ein klasse Auftritt, der Lust auf mehr macht!

21:00 – 22:20 BRUCE DICKINSON

Es folgte eines der absoluten Highlights des diesjährigen Rockharz Festivals: Bruce Dickinson, der legendäre Sänger von Iron Maiden, gab sich die Ehre und begeisterte das Publikum mit seinem „The Mandrake Project“. Der mittlerweile 65-jährige Dickinson präsentierte eine ausgewogene Setlist, die sowohl neue Songs als auch klassische Highlights seiner Solokarriere umfasste. Von „The Mandrake Project“ wurden die Stücke Afterglow of Ragnarök, Resurrection Men, und Rain on the Graves gespielt.

Dickinson bewies, dass er auch nach Jahrzehnten im Musikgeschäft nichts von seiner Bühnenpräsenz und stimmlichen Kraft eingebüßt hat. Er agierte agil und energiegeladen, wenn auch etwas zurückhaltender als bei seinen Iron Maiden-Auftritten. Die Performance war geprägt von epischen, progressiven und hochmelodischen Klangwelten. Unterstützt wurde er von Bassistin Tanya O’Callaghan, die unter anderem aus ihrer Zeit bei Whitesnake bekannt ist, Mistheria mit seiner roten Keytar, Dave Moreno (Schlagzeug) sowie Philip Näslund und Chris Declercq an den Gitarren.

Neben den neuen Songs kamen auch Klassiker aus Dickinsons Soloalben nicht zu kurz. Mit Accident of Birth, Chemical Wedding und Tears of the Dragon bot der symphatische Superstar einen gelungenen Querschnitt durch sein musikalisches Schaffen und begeisterte sowohl neue als auch langjährige Anhänger.

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22:25 – 23:30 DIRKSCHNEIDER

Auf ein Highlight folgte auch gleich das Nächste: Udo Dirkschneider, die lebende Legende des Heavy Metal, brachte mit seiner Band DIRKSCHNEIDER die alten Accept-Klassiker auf die Bühne. Die Setlist umfasste Songs aus den Accept Gründungsjahren von 1968 bis 1987 („Russian Roulette“) und die Zeitspanne von 1992 bis 1996 („Objection Overruled“ und „Death Row„). Neben seinem Sohn Sven Dirkschneider am Schlagzeug und den Gitarristen Andrey Smirnov und Dee Dammers ist seit 2023 auch Udos langjähriger Weggefährte Peter Baltes wieder am Bass mit dabei. Die komplette Setlist: „Starlight“, „Living for Tonite“, „Midnight Mover“, „Breaker“, „Princess of the Dawn“, „Restless and Wild / Son of a Bitch“, „Screaming for a Love-Bite“, „Metal Heart“, „Fast as a Shark“ und „Balls to the Wall“.

23:35 – 00:35 AMORPHIS

Die finnischen Melodic-Metaller Amorphis boten dem Publikum als nächstes eine perfekten Mischung aus Härte, Eingängigkeit und einer Prise Melancholie. Die Setlist war ein gelungener Querschnitt durch die umfangreiche Diskografie der Band. Klassiker wie The Castaway und Black Winter Day wurden ebenso gespielt wie neuere Hits wie Silver Bride und Wrong Direction. Besonders die melodischen Ohrwürmer House Of Sleep und The Bee zum Abschluss des Konzerts kamen beim Publikum gut an.

Tomi Joutsen, der sowohl mit kraftvollem Shouten als auch mit tiefem Growlen beeindruckte, und Esa Holopainen, der Saitenvirtuose der Band zeigten zusammen mit dem zweiten Gitarristen und ehemaligen Shouter Tomi Koivusaari eine solide Show.

00:35 – 01:20 KANONENFIEBER

Der erste Tag des Festivals endete mit dem Auftritt von Kanonenfieber, einer Black/Death-Metal-Band aus Bamberg. Die Band, die sich ganz dem Ersten Weltkrieg widmet, treten komplett anonym auf, schwarz maskiert und gekleidet wie Soldaten jener Zeit. Der opulente Bühnenaufbau mit Stacheldraht, Sandsäcken und Kanonen verstärkte das Kriegsmotiv und sorgte für eine düstere Atmosphäre. Die Pyroeffekte waren perfekt auf die Songs abgestimmt.

Foto: Merlin Schönfisch

Und damit endete der erste Tag des Rockharz Festivals 2024.

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By Karina

Karina ist für uns an Rhein und Ruhr unterwegs. Sie hört neben Metal auch Irish Folk Punk, Deutsch- und Mittelalterrock. Für gute Musik ist ihr kein Weg zu weit.

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