Letzte Woche gastierte erstmal in Karlsruhe eine meiner absoluten Lieblingsbands: QUEENSRYCHE. Quasi direkt vor meiner Haustür im SUBSTAGE, das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, zumal an diesem Abend und während der „Origins-Tour 2025“ das schon damals wegweisende Debutalbum „The Warning“ der Band aus Seattle erstmals live in seiner Gesamtheit präsentiert wurde. Dazu gab es als Zuschlag obendrauf noch die selbstbetitelte Debut-EP, plus einiger weiterer Hits aus über 40 Jahren erfolgreicher Bandgeschichte.
Nachdem Ex-Frontmann Geoff Tate in der Vergangenheit mit seiner eigenen Band bereits das komplette „Empire“-Album und auch „Rage For Order“ sowie das Überalbum von Queensryche, „Operation Mindcrime“ schon komplett live präsentierte, sollte nun also das Debütalbum die Ehre erhalten und in seiner Gesamtheit durch die „echten“ Queensryche präsentiert werden.
So war ich wie wohl auch die anderen 999 Besucher natürlich höchst gespannt, wie die Songs aus den frühen Anfangstagen von Queensryche ohne Origionalsänger Geoff Tate klingen würden, der ja vor inzwischen auch schon 12 Jahren durch Todd LaTorre ersetzt wurde.

Doch dazu später mehr, denn zuvor durften die aus Ventura/Kalifornien stammende Band Night Demon das Publikum in Karlsruhe auf Betriebstemperatur bringen. Nachdem die Kalifornier passenderweise mit „Night of The Demon“ vom Band ankündigt wurden, starten Frontmann und Bassist Jarvis Leatherby und seine beiden Mitstreiter mit dem starken Titeltrack „Outsider“ ihres aktuellen Albums aus dem Jahr 2023. Nach dem Intro geht der Song gleich in die Vollen und reißt das Publikum sofort vom Stand aus mit. Ein perfekter Opener mit schnellem Riff und einem tollen Refrain, der voll auf die 12 geht. Mit „Screams In The Night“ vom Debutalbum geht’s deutlich rauer zur Sache und das Trio huldigt der klassischen NWOBHM. Auch bei „Dawn Rider“ dominieren die Bezüge zu den goldenen 80er mit britischer Prägung und lassen das Publikum schon früh am Abend richtig abgehen. Armand John Anthony überzeugt mit seinem versierten Spiel, ist ständig auf der Bühne in Bewegung und reist ein Riff nach dem anderen runter.

Im Laufe der Show kann das Trio nach starkem Anfang das Level leider für meinen Geschmack nicht ganz halten und so verflacht nach einigen Songs etwas meine anfängliche Begeisterung. Nicht das der Auftritt schlecht gewesen wäre, aber irgendwie wirken mir Songs wie „The Howling Man“ oder „Beyond the Grave“ nach gewisser Zeit etwas beliebig, können mich nicht richtig umzuhauen. Nicht schlecht dagegen die Ballade „The Wrath“, die echt klasse ist. Den Abschluss bildet natürlich „Night Demon“; was mit lautstarkem Applaus von den begeisterten Fans quittiert wird.

Ich muss gestehen, dass ich die Songs der Band bislang noch nicht kannte und so erklärt sich wohl auch, weshalb der Auftritt von Night Demon im Gegensatz zu den zahlreichen Fans der Band für mich zwar nicht schlecht, aber eben nicht überragend war. Da muss ich mir wohl nochmal die LPs im Nachgang in Ruhe reinziehen, vielleicht macht es dann auch bei mir klick.
Night Demon sind:
Armand John Anthony – Lead Guitar,
Jarvis Leatherby – Bass/Vocals
Brian Wilson – Drums
Nach kurzer Umbaupause starteten Queensryche dann gegen 20 Uhr ihre Reise in die Vergangenheit, zurück zu den Wurzeln der Band und zu den Anfangstagen Anfang der 80er Jahre. Inzwischen gehört es ja schon fast zum guten Ton für eine „ältere“ Band, ihre Alben aus früheren Tagen in iher Gesamtheit auf einer Livetour zu präsentieren und so schließen sich zur Freude vieler Fans nun auch die aus Seattle stammende Band diesem illustren Kreis an.

Nachdem immer mal wieder in der Vergangenheit der ein oder andere Song vom Beginn der großen Karriere auf der Setlist von Queensryche auftauchte, sollten wir an diesem fast schon historischen Abend endlich auch in den Genuss kommen, die ersten beiden Veröffentlichungen in voller Pracht genießen zu dürfen. Los gings zunächst mit „Queen of the Reich“ von der Debut-EP, die schon 1982 zeigte, welch großartige Band mit viel musikalischem Potential hier am Start war. Die Songs der EP wirkten live deutlich moderner und mit viel mehr Wucht als auf Scheibe, kennt man die Songs doch sonst nur in der Klangqualität der frühen 80er, bei der die Songs doch noch ziemlich nach Demosound klingen.

Um gleich mal auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen, Todd La Torre machte einen verdammt guten Job an diesem Abend und kann nicht nur bei grandiosen Songs wie „Take Hold The Flame“ oder „NM156“ vollkommen überzeugen. Auch wenn es eigentlich unmöglich ist, eine Stimme wie die von Geoff Tate zu ersetzten, Todd ist genau der richtige Mann für diesen Posten und in meinem Augen passt seine hohe, jedoch etwas rauer klingende Stimme für meinen Geschmack sogar noch besser zu den doch noch ungeschliffen wirkenden Songs von „The Warning“ und der EP. Todd`s Stimme gibt den Songs einen etwas moderneren Touch und so wirken die Tracks deutlich erwachsener, wenn man das nach 40 Jahren überhaupt noch sagen kann.
Die fast ausschließlich der Ü40 /Ü50 Generation angehörenden Fans im schon Wochen vorher bis auf den letzten Platz ausverkauften Substage genießen es an diesem Samstagabend sichtlich, die Songs aus ihrer Jugendzeit endlich einmal live zu hören, des Öfteren sah man begeisterte Fans, die sich die ein oder andere Freudeträne zu verdrücken schienen.

Auch wenn jetzt auf der Bühne nicht die große Action geboten wurde, war die Show musikalisch ein echter Hochgenuss. Wie üblich bei Queensryche steht Bassist Eddy Jackson eher ruhig im Hintergrund und kommt nur eher sporadisch an den Bühnenrand, um gelegentlich seine Backingvocals beizusteuern. Dafür sorgt Rhythmusgitarrist Mike Stone für etwas Action auf der Bühne, wechselt er doch des Öfteren die Position, während Michael Wilton eher auf der rechten Seite seien Platz beibehält. Auch wenn Mike kein Chris De Garno ist, liefert er einen guten Job ab und ergänzt sich gut mit Michael bei den typischen Double-Gitarrensolies, besonders „NM156“ sticht hier hervor.

Nach dem genialen „The Lady Wore Black“ folgt dann der Auftakt zum „The Warning“- Album, das nun in der ursprünglicher Reihenfolge komplett zum Besten gegeben wird. Lautes Sirenenheulen zum Auftakt des Titeltracks und sofort ist das Publikum bei den bekannten Klängen des ersten Songs da und so geht schnell die Post ab.
Was soll man zu den Songs dieses frühen Meisterwerks noch schreiben, einfach ein saustarkes Album, von der ersten bis zur letzten Sekunde ein Ausnahmealbum, bedenkt man das dies damals das erste reguläre Album für Queensryche war. Deutlich roher und deutlich rauer als z.B. der Nachfolger „Rage for Order“ oder das Erfolgsalbum „Empire“, war die Scheibe noch ein echter Rohdiamant, der noch geschliffen werden musste. Auch heute noch würde ich persönlich dem Album eine 10er Wertung verpassen, war es doch damals eine Veröffentlichung, die neue Wege gegangen ist und prägend für das Genre des progressiven Metals war.
Das Intro zu „Take hold the Flame“ übernimmt das begeisterte Publikum und macht den Song zu einem der Highlights des Abends. Der gute Sound und gutes Licht im Substage machen den Auftritt zu einem echten Genuss für alle Liebhaber der Band.

Auch wenn inzwischen nur noch Michael Wilton und Bassist Eddy Jackson vom Ur-Lineup übrig geblieben ist, begeistern Queensryche auch im Jahr 2025 noch immer m it ihren Ausnahmesongs. Mit einem gut gelaunten Todd laTorre haben sich Queensryche nach der Trennung von Geoff Tate den perfekten Nachfolger angeln können, schafft er doch spielend die Bindung zum Publikum und begeistert sowohl bei hohen Gesangspassagen als auch bei ruhigeren und langsameren Momenten.
Auch Drummer Casey Grillo kann durchweg überzeugen, ist ein guter Ersatz für Ur-Drummer Scott Rockenfield, der mit dauerhaft wehendem Haar für den nötigen Background sorgt. Mit präzisem Spiel verleiht er den Songs sowohl in ruhigen Momenten die nötige Backings als auch bei den schnellen Passagen den erforderlichen Wums.

Das Ende vor einem kleinen Break macht wie auch auf dem Album dann das fulminate „Roads to Madness“, das schon bei der Veröffentlichung 1984 für Gänsehaut bei mir sorgte und quasi als früher Vorgänger des Grammy-dekorierten Erfolgshits „Silent Lucidity“ angesehen werden darf. Hier läuft Todd zu Höchstform auf und zeigt mit viel Gefühl, dass er neben höchsten Tonlagen auch bei den ruhigen Passagen brilliert.
Nach einem kurzen Break und natürlich lautstarken Zugabeforderungen aus dem Publikum, gibt es noch einen Auszug aus den jüngeren Zeiten der Band. Mit „Behind the Walls“ folgt der einzige Song der LaTorre-Ära aus dem aktuellen Album „Digital Noise Alliance“. Auch wenn die neueren Veröffentlichungen nicht an die Erfolge der Band in den 80er und 90er anknüpfen können, beweist der Song doch eindrucksvoll, dass Michael Wilton und seine Mitstreiter auch in den 2020er Jahren in neuer Formation noch immer starke Songs schreiben können, bietet er doch die so typischen QR-Trademarks, für die Wilton & Co seit 40 Jahren stehen, mit einem großen Durchhänger Anfang der 2000er mal abgesehen.

Es folgt mit „The Needles Lies“ der erste Song aus dem Überalbum „Operation MIndcrime“, bevor mit „Walk in The Shadows“ und „Empire“ zwei der ganz großen Songs der Band folgen. Den Abschluss der offiziellen Setlist bildet dann einer der Pflichtsongs eines jeden Gigs, „Eyes of a Stranger“, einer der größten Hymnen und absoluter Fansfavorit, der nochmals das Publikum lautstark auf den Plan ruft und aus voller Inbrunst lautstark mitgesungen wird. Was ein geiler Song…
Soll es das nun gewesen sein? Laute Forderungen des Publikums nach einem weiteren Song haben im Anschluss tatsächlich Erfolg, und so überzeugt das Karlsruher Publikum die Musiker, nochmals spontan einen Song nachzulegen. Mit dem schon vorher vom Publikum geforderten und noch nicht gespielten „Prophecy“ von der EP, der eigentlich nicht auf der Setlist stand, geht’s letztmals in die Anfangstage zurück.

Nach knapp 105 Minuten geht dann leider der geniale Auftritt einer meiner Lieblingsband endgültig zu Ende, die mich wie wohl auch die anwesenden 1000 Zuschauer mal wieder absolut begeistern konnte. Lautstarker Applaus und Faimmung im Substage und der begeisterden Stimmung im Publikum.
Die Songs vom „The Warning“- Album haben auch nach über 40 Jahren nichts von ihrer Genialität verloren, und so darf man sich als Fan darüber freuen, bei diesem Spektakel live in Karlsruhe dabei gewesen zu sein.

Queensryche ist und bleibt auch in Zukunft einer meiner Faves und so kommen sicherlich auch künftig noch einige weitere Gigs der Band in meine Setlist.fm-Liste.
Setlist Queensryche:
- Queen of the Reich
- Nightrider
- Blinded
- The Lady Wore Black
- Warning
- En Force
- Deliverance
- No Sanctuary
- NM 156
- Take Hold of the Flame
- Before the Storm
- Child of Fire
- Roads to Madness
Encore:
Wer noch die Chance hat, eines der letzten verbleibenden Tickets zu ergattern, sollte sich einen der restlichen Gigs der Origins-Tour nicht entgehen lassen. Tickets gibs bei Eventim.
Queensryche – The Origins Tour 2025
Tue, FEB 18 – Zurich, Switzerland
Wed, FEB 19 – Munich, Germany
Thu, FEB 20 – Milan, Italy
Sat, FEB 22 – Vienna, Austria
Sun, FEB 23 – Budapest, Hungary
Tue, FEB 25 – Warsaw, Poland
Wed, FEB 26 – Berlin, Germany
Fri, FEB 28 – Hamburg, Germany
QUEENSRYCHE – Online
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