Pure Massacre – Along the Blood Red Path – Feinstes Geknüppel aus Sachsen-Anhalt – Album Review

2022 sitze ich vor meinem PC und bin krampfhaft auf der Suche nach neuen, frischen Death Metal Alben. Cannibal Corpse machen das gefühlte 18te „Kill“-Album, Vomitory gibts nicht mehr und von der Nachfolgeband Cut Up hört man auch seit Jahren nix mehr. Nun denkt man ja, dass Todesmetal aus den USA oder Schweden kommen muss, damit es mal richtig im Gesicht drückt… nope!

Eine kleine Death Metal-Kapelle aus Sachsen Anhalt leistet den US-amerikanischen Vertretern tapfer Widerstand, pfeift auf Schwedentod und bringt mal eben locker flockig einen Longplayer raus, der meiner Meinung nach ebenbürtig mit den alten Alben von Vomitory und teilweise auch den Cannibal Corpse ist.

In den einzelnen Songs hört man in einigen Fällen Harmonien heraus und nicht wie bei den Corpse, die altbekannten endlosen Disharmonien, mit denen die Jungs seit Jahrzehnten die Bühnen dieser Welt zerlegen. Ja, teilweise würde ich sogar einen Touch Melodic Death Metal bei Pure Massacre raushören. Aber das wirklich nur sehr wenig. Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass hier Amon Amarth am Werke ist.

2016 wurde die Band in Zerbst in Sachsen- Anhalt gegründet. Seitdem haben die Jungs im Jahre 2018 zwei Singles veröffentlicht. 2022 wurde dann endlich das selbstbetitelte Album an den geneigten Zuhörer des gepflegten Geknüppels gebracht.

Im Ferninterview erzählt mir Gitarrist Christian, dass die Reise bis zur Veröffentlichung ein langer Weg war. Anfang 2013 wurden erste zarte Versuche in Sachen Zusammenspiel unternommen. Alexander, seines Zeichen Chef-Trommler, Michael P., im Vollbesitz der Grunzkräfte, und das Trio ergänzend Christian am Sechssaiter.

Anfangs spielte man nur Cover der ehemaligen Bands Requiem und Blooddawn. Als zweiten Gitarristen holte man später Sebastian von Thrudvangar und Victorious an Bord. Leider trennten sich die Wege der Vier nach nur einem Konzert 2014 wieder. Die Entfernungen waren aus zeitlichen Gründen nicht unter einen Hut zu bringen und das Projekt Pure Massacre wurde bis 2016 auf Eis gelegt. Im selben Jahr holte man als neuen Gitarristen Stephan ins Boot und an den Tiefsaiter stellte man Florian (Tarantel und Ex Invoker). Auch in dieser Besetzung gab es nur ein Konzert, ehe sich Stephan wieder aus dem Staub machte und als neuer Leadgitarrist Patrick von Recapture und Distrust ins Team geholt wurde. Zwei Jahre konnte man in dieser Besetzung dann an neuer Musik arbeiten, ehe völlig unerwartet Florian den Viersaiter nicht mehr spielen wollte und man in Michael B. einen würdigen Ersatz fand.

In dieser finalen Besetzung spielte man erste Konzerte mit Memoriam und Drillstar Autopsy. Die Reaktionen in der Death Metal-Community fielen sehr gut aus und die Truppe beschloss im Mai 2020 mit den Aufnahmen zum selbstbetitelten Album „Pure Massacre“ zu beginnen. Aber auch hier meinte es der Todesmetallgott nicht gut mit den Jungs und das Album zog sich aufgrund der Coronapandemie fast eineinhalb Jahre in die Länge. Nachdem man bei Testimony Records angefragt hatte, zeigten diese keinerlei Interesse, was ich nicht verstehen kann. Zwar erfinden Pure Massacre den Death Metal nicht völlig neu, aber der frische, junge Wind ist in den einzelnen Liedern voll zu spüren. Neckbreaker Records bewiesen dann mehr Geschmack und nahmen Pure Massacre auf. Am 3. September wurde das Album auf einer Release Party dann offiziell unter das Volk gebracht.

Als ich bei YouTube über das Album gestolpert bin, hat mich zuerst das Thumbnail neugierig gemacht. Ja, ich weiß, ein Skelett mit Stahlhelm und Flammenwerfer ist nicht jedermanns Geschmack, aber mich hat es dazu verleitet, draufzuklicken… und enttäuscht wurde ich nicht.

Gleich der erste Track, Along the bloodred Path, haut so derb in die Fresse, dass man gar nicht mehr aufhören will hinzuhören. Die Doublebass-Kicks sind prominent, stehen aber nicht im Vordergrund. Auch wenn Pure Massacre noch nicht die großen Bühnen dieses Planeten bespielen, merkt man ihnen doch ihr Können und die Technik an. Von der Produktion eines Underground-Albums ist man mit dem fetten Sound meilenweit entfernt.

Im zweiten Track, In Blood and Flames, geht man es etwas doomiger und langsamer an. Auch eine Melodie ist hier wirklich zu erkennen. Man könnte fast von einer kleinen Hookline sprechen. Aber sobald man das Wort Hookline ausspricht, wird aber auch hier in typischer Death Manier gleich wieder Vollgas gegeben. Sänger Michael gibt auch hier alles.

Track drei betitelt die Band den Song mit Pure Massacre gleich nach sich selbst und bei diesem Stück stehen die Leadgitarren im Vordergrund. Und endlich gibt es auch mal schnellere Doublebass und Blastbeats für all diejenigen unter uns, die Speed brauchen.

1914 stellt Track Nummer vier dar und dreht sich, auch ohne die Texte der Band zu kennen, um den ersten Weltkrieg. Der Song gibt fast Fünf Minuten nur Vollgas und hat wirklich tolle Breaks drin. Es macht wirklich Spaß, Alexander beim Drumming zuzuhören.

Mit The Void als Track fünf kann auch Basser Michael B. gleich am Anfang zeigen, dass das Bindeglied zwischen Drums und Gitarre mehr kann. Der Bassteil am Anfang der Songs ist doomig und führt gleich ins Blastbeat über. Auch hier ist wieder viel Doublebass.

The Awakening als Track sechs lässt Alexander am Anfang kurz mal Zeit etwas langsamer zu spielen, ehe die beiden Gitarristen Patrick und Christian wieder ihre Sechssaiter malträtieren und dem Song mehr Fülle geben. In der Mitte kommt sogar etwas Thrash Metal auf. Auch hier krachen im Wechsel Singlebass und Doublebass aus den Boxen.

Track Numero sieben A rising Darkness ist genau das, was ich als Blastbeat-Fetischist hören will: Blastbeat und wirklich schnelle Doublebass. Die Gitarren schrubben alles weg, was im Weg stehen könnte und Sänger Michael läuft zu Hochform auf.

Als letzten Track mit der Nummer acht benennen die Jungs den Song mit That means War. Der sehr kurze Track von etwas mehr als zwei Minuten, ohne Gegrunze, ist aber der perfekte Rausschmeißer. Und beim letzten Klang bekommt man direkt Bock auf noch mehr Pure Massacre.

Fazit: Wer nach dem hören des Albums Bock auf mehr von den Deathern hat, muss sich aber noch etwas gedulden. Leider stehen nur noch zwei Konzerttermine an. Liebengrün am 17.12.2022 und Magdeburg am 20.05.2023.
Christian erzählt mir später noch, dass man trotzdem weiterhin mit Volldampf Konzerte spielen und auch noch neue Songs aufnehmen will. Wünschen würde ich mir das wirklich, denn was die fünf Jungs als Erstlingswerk abgeliefert haben, kann sich wirklich sehen lassen. Wen Death Metal begeistert, sollte Pure Massacre auf dem Schirm behalten, denn der frische Wind, den die Fünf Mannen im Death Metal verbreiten, springt sofort an. Die Breaks und Blasts sind gut verteilt, es hält sich die Waage zwischen Slow und Speed und das Growling fügt sich nahtlos in die Songs ein. Einziger Wermutstropfen ist die Länge, bzw. Kürze des Albums. Hier hätte etwas mehr auch gut getan, den mit 35 Minuten ist es nicht gerade lang. Aber in der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze. Das ist aber auch schon die einzige Kritik die ich mit Gewalt finden konnte. Meine Bewertung: 10 Pommesgabeln!

Bis zur zweiten Platte vertreibt ihr euch die Zeit mit dem Erstlingswerk und holt euch das Merch dazu bei Neckbreaker Records oder bei Bandcamp. Hoffentlich kommen die Jungs mal nach Bayern…!

Links:
https://puremassacre1.bandcamp.com/
https://neckbreakerrecords.bigcartel.com

Pure Massacre sind:
Michael P. – Vocals
Michael B. – Bass
Alexander – Drums
Patrick – Leadguitar
Christian – Guitar

By Uli

Seit den 90er Jahren journalistisch unterwegs. Sehr schlechter Schlagzeuger mit deutlichen Rechtschreibschwächen. Mitbegründer der legendären Punkrockband "The Ketchup Boys", welche 1989 ihren einzigen Auftritt hatte. Spricht mehrere Sprachen, kann einhändig Fahrrad fahren und mag Musik.

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