Was soll man über das picture on festival in Bildein viele Worte verlieren? Das kleine Dorf an der ungarischen Grenze zieht jedes Jahr tausende Besucher an, die alle vieles gemeinsam haben: die Liebe zur Musik, die Freude am Leben, und die Lust am Schönen und Einfachen.
Es ist nicht einfach, Karten für das Picture On Festival zu bekommen. Meist hängt schon Monate vorher das „Ausverkauft“-Schild an der Kasse. So wie auch dieses Jahr.
Was oder wen trifft man in Bildein? Junge Menschen, ältere Junggebliebene, den Pfarrer, den Bürgermeister, weil die haben ihre Büros ja links und rechts der Hauptbühne. Manch bunte Vögel gibt es auch hier, – und Menschen, die der Kulinarik und Freund Lukullus nicht abgeneigt sind. Es ist einfach gemütlich. Die meisten von ihnen kommen wegen der Musik.
Und mit einem Line Up, das vielen verschiedenen Menschen Freude macht, hat es der Kulturverein Bildein geschafft, eine Festival-Legende aufzubauen. Wer hat denn heuer so gespielt (Leider konnte ich nicht alle Bands sehen, da ich ja auch mal ein Bier trinken wollte, oder einen Uhudler verkosten, ein Langos verzehren, einen Super Burger zum kleinen Preis essen, oder ganz einfach mal chillen oder schlafen).
Ok … hier kommt ein Auszug aus dem Line Up.
Die BLUES PILLS aus Schweden malten als erster Hauptact die Bühne und die Ohren der Besucher in wunderbaren psychedelischen Farben aus. Frontfrau Elin Larsson ist nicht nur eine Augenweide. Sie hat auch den Blues in der Stimme. Ein Vergleich mit der unvergleichlichen Janis Joplin ist durchaus gerechtfertigt. Von der hatten Sie neben ihren eigenen Liedern übrigens auch noch Coversongs im Programm. Ein sehenswerter Act.
WIENER BLOND: Wer sich unter gepflegtem Wiener Liedergut mit Beatboxing und Live Looping nichts vorstellen kann, dem gehts wie mir. ABER… Nachdem man die zwei live gesehen hat, schreit man… „Urleiwaund.“ Leider war mein Kamera Akku leer, dafür hier aber ein toller Konzertausschnitt von einem Minikonzert in der Standard Redaktion (c) der Standard.
Wieder zurück zur Hauptbühne. Rock Dinosaurier in Aktion. URIAH HEEP.
(Video Credit © Sludgepool Vienna)
Gott sei Dank ist diese Rasse noch nicht ausgestorben. Was auch gut ist. Die Briten zündeten ein Rock-Feuerwerk, das wirklich alle Hits der vergangenen 46 Jahre Bandgeschichte enthielt.
Und mit den Zugaben „Easy Livin´“ und na, – eh klar „Lady In Black“ schafften Sie es, dass manche älteren Herren mit einem sentimentalen Tränchen im Augenwinkel laut mitsangen ?
LA BRASS BANDA aus Übersee in Bayern sind in der Blasmusikszene ja keine unbekannten mehr. Zum „musikalischen Durcheinander“ im Lineup des picture on Festival passten Sie aber wie die Faust aufs Auge. Rockiger bayrischer Blasmusik-Ska mit Dialektgesang, Vollgas und einer hüpfenden Meute vor der Bühne. Stimmungskanonen, wie man sie suchen muss. Party, Gaudi und Stimmung pur.
Schnell wieder rüber in den Apfelgarten zur Uhudlerbühne. GARISH haben ja schon vor Jahrzehnten auf einem meiner Festivals gespielt, und sind jetzt Headliner auf der Uhudlerbühne in Bildein. Ganz ehrlich Jungs. Ihr habt euch musikalisch unglaublich entwickelt, und die Musik ist immer noch schön und die Texte sind nachdenklich und gut. Und in Bildein wart ihr genau die richte Band zum Chillen im Apfelgarten. Aber eines lernt bitte noch: Soundchecks müssen keine Stunde dauern. Das mag der kritische alte Sack im Publikum gar nicht!
(Video Credit © Sludgepool Vienna)
Und dann kamen sie. Ja eigentlich er. Grammy Preisträger und Mitglied der Rock’n’Roll Hall of Fame MARKY RAMONE (Marc Bell) gab sich mit seiner Band „Marky Ramones Blitzkrieg„ die Ehre. Und es war ein Blitzkrieg. Sie spielten alle Hits ihrer eigenen Tonträger, alle von den Ramones, wahrscheinlich auch alle von Modern Talking und Johann Sebastian Bach. Irgendwie vernahm man nur „1-2-3“ und dann polternden sie schon wieder, die vier Akkorde. Und ganz chillig und relaxed, mit einem Riesen-Trum-Kaugummi vom einzigen Bildeiner Kaugummiautomaten, Marky Ramone. Das Publikum dankte es mit Tanzwut, und ganz zaghaft formte sich der erste Moshpit, der eigentlich nur ein Moshpitchen war. Aber es war Spass.
Fazit zum Freitag. Ein Tag voller Höhepunkte. Musikalisch, kulinarisch und menschlich.
Die erste Band, die ich mir am Samstag zu Gemüte zog (irgendwann muss man ja auch mal mit dem Luftbett nach Ungarn), war RAKEDE aus Hamburch. Ja, ganz ehrlich so haben die das ausgesprochen. Und die Jungs gingen zwischen ihren melanchonischen Balladen manchmal wirklich ab wie eine Rakete. Das Bildeiner Publikum hüpfte, kniete vor ihnen, tanzte und schrie. Ich hab gar nicht gewusst, dass dieses „Drum’n’Bass“-Zeugs so lustig sein kann.
Und dann kamen sie, die Tänze. Moshpit, Wall of Death und Catch the Cockatoo. Die Jungs die das möglich machten, kommen aus Deutschland und heissen CALIBAN. Harte Riffs, packende Bassläufe, stampfende Drums und ein Shouter, der diesen Namen wirklich verdient hat. Neben gefühlvollen Passagen war diese Band eins, nein zwei… hart und laut. Und neben Stimmung und lauter, guter Musik machen die Jungs auch beim Posen keine schlechte Figur.
Ausrasten, zurücklehnen und angenehme Musik geniessen hiess es bei K’s CHOICE aus Belgien. Spätestens bei ihrem Superhit „Not An Addict“ tauten aber alle wieder auf. Das Publikum und die Band.
„ERWIN & EEDWIN – was soll denn so ein Blödsinn“ – so erklärten die Samstagsheadliner auf der Uhudlerbühne ihren Namen. Ok, ein Trompeter, ein Gitarrist, ein DJ und ein Schlagzeuger, die so heissen, und dann so ein Feuerwerk an cooler undefinierbarer Tanzmusik abfeuern, könnten sicher anders heissen. Schaut Euch einfach dieses Video an, denkt Euch eine Tausendschaft uhudlerschwangerer Tanzbären in einem Apfelgarten im Südburgenland dazu… dann wisst ihr, wie genial das war!
Last, but not least. Alle waren bereit für die neuen Helden aus Österreich.
Wie gewohnt mit grosser Besetzung, Pauken und Trompeten (in Form von 3 sehr hübschen Backgroundsängerinnen), Konfettikanonen, und jeder Menger guter Musik. SEILER und SPEER sind mittlerweile ein Garant für volle Häuser im ganzen Alpenraum. Naja… mit 4-fach Platin für „Ham kummst…“ … Gratulation an dieser Stelle. Und danke für das geile Konzert in Bildein. Ich hoffe sehnlichst, daß die Band bald einen Nachfolgehit für diese Nummer hat. Wäre doch schade, wenn es bei einem One-Hit-Wonder bliebe.
Fazit nach 4 Tagen Südburgenland?
Wie sagte Willi Resetarits alias Ostbahn Kurti?
„Der alte Mann geht am Stock, und es plagt ihn das Zipperlein. Aber wenn die Musik erklingt, gehts ihm wie dem Zirkuspferd.“
Und damit ist alles gesagt. Ich komme wieder. In diesen kleinen, verrückten Ort. Mit all diesen wunderbaren Menschen. Und der coolen Musik.
Und noch was. Alle erdenklich guten Wünsche an Zoltán Szabadfi, den Pressesprecher des Picture On Festival. Möge die Gesundheit und die Kraft mit dir sein! Und ein großes Danke an alle Bildeiner, ganz besonders an die Pinkarocker!