Heavy Metal Artwork von Thomas Ewerhard, Jan Meininghaus und Björn Gooßes
Ausstellung im Essener Turock vom 03.07.2020 bis 04.08.2020
Anläßlich der Ausstellungseröffnung am 3.7.2020 traf ich die Artworker Thomas Ewerhard, Jan Meininghaus und Björn Gooßes zum Interview:
Karina/Rock Magazine (RM): Danke für die Einladung zur Ausstellungseröffnung und das ihr euch Zeit für dieses Interview nehmt. Ihr habt das ja relativ kurzfristig umgesetzt?
Thomas: Ja, das erste Treffen fand vor zwei Wochen statt und wir haben beschlossen, sofort zu starten. Wir sind mitten in der Krise, da passiert gerade nichts und wir hatten sowieso alle die Keller voll mit unseren Bildern, weil wir diesen Sommer auf vier Festivals ausstellen wollten, die jetzt nicht stattfinden. Von daher war eine lange Vorbereitung für uns gar nicht nötig.
Jan: Werbung erfolgt heutzutage online, da brauchst du im Zweifel auch nicht auf irgendwelche Magazine oder Prints zu warten, daher haben zwei Wochen Vorlauf gereicht.
RM: Wie ist die heutige Eröffnung aus eurer Sicht gelaufen?
Björn: Die Ausstellung wird dankbar angenommen, da die Leute natürlich ausgehungert sind. Egal in welchem Veranstaltungsbereich und egal in welchem Genre – die Leute dürsten danach, das dem Ganzen wieder Leben eingehaucht wird.
RM: Man sehnt sich nach Normalität oder zumindest dem Gefühl, das wir langsam dahin zurück kehren.
Björn: Genau. Natürlich haben wir hier auch Maskenpflicht innerhalb der Räumlichkeiten und müssen Abstandsregelungen einhalten. Das sind momentan einfach die Regeln, nach denen man spielen muss und der kleine Wermutstropfen, den man in Kauf nimmt, damit überhaupt mal wieder was stattfinden kann.
RM: Wieso habt ihr euch für das Turock entschieden?
Björn: Mit dem Turock haben wir eine Art symbiotisches Verhältnis. Im Moment ist der Biergarten deren einzige Einnahmequelle, weil Indoor keine Veranstaltungen stattfinden dürfen. Eigentlich ist das Turock ja eine Discothek mit Livemusik und wurde jetzt zur Kulturstätte umfunktioniert. Dementsprechend können wir hier eine Ausstellung machen.
Thomas: Das Turock ist ja auch bei den Konzertgängern sehr beliebt. In meinem Bekanntenkreis haben die Leute schon gesagt, endlich mal wieder ins Turock! Da war ich schon 4 Monate nicht mehr, weil da nichts mehr war.
Jan: Im Turock werden unsere Artworks in einem passenden Umfeld präsentiert, da hier tatsächlich einige der Bands auch live spielen.
Thomas: Hinzu kommt, dass wir alle Drei einen Bezug zum Ruhrgebiet haben. Ich bin in Duisburg geboren, Jan und Björn haben lange Jahre in Essen gewohnt und mit vielen Bands aus der Region schon gearbeitet. Das passt alles gut zusammen und ist von daher eine runde Sache.
RM: Wie kam es eigentlich zu der Gemeinschaftsausstellung Painted In Blood?
Björn: Das war so ein typisches Ding – wir müssen mal irgendwann was zusammen machen -. So ein Spruch fällt gerade bei kreativ Arbeitenden spätestens nach 2-3 Bier, wenn man sich gut versteht und ähnliche Sachen macht. Dann muss man immer irgendwann mal was zusammen machen. Wir hatten früher schon Einzelausstellungen und trafen uns auf einer Veranstaltung von Century Media, das muss so 2013-14 gewesen sein. Die Idee geriet erstmal in Vergessenheit, bis Jan Anfang 2016 die Möglichkeit hatte, unsere erste Painted In Blood Ausstellung in der Sold Out Galerie in Bochum zu initiieren.
Zufällig war jemand vom Summer Breeze Veranstaltungsteam als Gast dabei, der noch Programmpunkte für das Open Air suchte und die Ausstellung geil fand. So waren wir dann ein halbes Jahr später mit Painted In Blood auf unserem ersten Festival. Seitdem hat das erfreulicherweise Wellen geschlagen und nach und nach kamen mehr Festivals auf uns zu und zeigten ihr Interesse für unsere Wanderausstellung.
Thomas: Ich war am Anfang etwas skeptisch bei der ersten Ausstellung in Bochum und hatte eigentlich gar nicht so richtig Bock darauf, weil es ja doch einen gewissen Aufwand bedeutet. Man muss die Bilder produzieren und weiß nicht, was dabei rumkommt. Es war ein ganz neues Format und ich war mir nicht sicher, ob sich die Leute überhaupt für die Bilder interessieren, weil wir das Ganze bewusst ohne Bandlogo ausgestellt haben. Ich wurde eines Besseren belehrt, die Leute finden das als eigene Kunstform richtig interessant, kaufen Poster oder auch schon mal eine Leinwand, weil sie das Bild schön finden oder natürlich auch, weil es von einer Band oder einem Album ist, was sie gut finden. Inzwischen waren wir auch schon in Wacken, auf dem Rock Hard Festival, den Hamburg Metal Dayz und beim Rockharz Open Air und sogar beim Copenhell in Dänemark dabei.
Jan: Wir haben gemerkt, dass es auf den Festivals viel angenehmer ist, als in einer Galerie. Die Leute sind schon da, haben Zeit und die Muße, sich als zusätzlichen Programmpunkt mit den Artworks zu beschäftigen. Außerdem kann man sich mittags schon betrinken, die Bands hören, auf die man selber steht und zwischendurch präsentiert man mal seine Kunst am Stand.
Björn: Wir sind generell nicht die Art von Künstlern, die in einer etepetete Galerie ausstellen möchten. Es passt, wenn unsere Werke etwas rustikal an Bauzäunen hängen.
RM: Mir gefällt Eure Ausstellung noch aus einem anderen Grund: Eure Kunstwerke wirken in dem großen Druck noch einmal ganz anders, als auf einem kleinen CD- oder Plattencover. Leider steht in vielen Pressemitteilungen zu neuen Alben gar nichts zu dem Künstler, der das Artwork erstellt hat.
Björn: Natürlich steht bei den Alben immer die Musik im Vordergrund, aber das Cover Artwork ist im Optimalfall nicht nur das Gesicht des Albums, sondern spinnt vielleicht auch die Story weiter und komplettiert das ganze Ding. Ich wundere mich auch manchmal, welche Informationen zu neuen Alben durch die Presse geistern und das dass Artwork unerwähnt bleibt.
Thomas: Obwohl das Cover ja immer mit abgebildet wird.
Björn: Genau, es ist immer zu sehen, auch in Zeiten von schnelllebigerem und vornehmlich digitalem Konsum von Musik hast du immer ein Bildchen dabei, auch wenn es nur ganz klein bei Spotify ist. Und natürlich ist das Cover nach wie vor eine Identifikation für ein Album und bietet die Möglichkeit, eine gewisse Nachhaltigkeit aufzubauen.
RM: Das Cover könnte auch ein Grund sein, das Album nicht nur zu streamen, sondern physisch zu kaufen, weil man vielleicht das Kunstwerk und auch das Booklet haben möchte.
Thomas, Du hast u.a. schon Artworks für Bands wie Avantasia, Volbeat, Amon Amarth, Therion, Hypocrisy, Jorn, Legion of the Damned, Jon Oliva’s Pain, At Vance, Circle II Circle, Spock’s Beard, Enchant, Asia, Vanden Plas, Threshold, Subsignal, Liquido oder Ray Wilson gemacht. Björn, welche Cover zieren deine Kunstwerke?
Björn: Quer durch den Garten, ich habe viel für obskure Undergroundbands gemacht, aber da waren auch durchaus schon Bands dabei wie Amon Amarth, Kataklysm, Dew Scented, Sodom, Hammerschmitt, Onkel Tom, Night in Gales, Motorjesus, Death Angel, The Crown, also ganz bunt gemischt.
RM: Und Du Jan?
Jan: Die meisten bekannteren Sachen,die ich in letzter Zeit gemacht habe, waren für Kreator und viel Kleinkram, mehr fällt mir gerade nicht ein.
(Anm.d.Redaktion: ein Blick auf Jans Homepage zeugt von gnadenloser Untertreibung).
Björn: Es gibt da auch noch so eine ganz kleine Band aus Texas namens ZZ Top. Da hast du auch mal was für gemacht…
RM: Jan, arbeitest du gerne mit ganz konkrete Vorgaben von den Bands oder möglichst frei?
Jan: Am liebsten frei. Die meisten Bands kommen natürlich mit Vorgaben wie dem Titel und was sie sich vorstellen oder welche Person zu sehen sein soll. Manchmal ist es aber schon schwierig, wenn Amateur- oder Hobbygrafiker der Bands anfangen, sich als Konzeptkünstler zu betätigen.
RM: Und wenn eine Band kommt und fragt, ob das blau nicht ein in bisschen mehr lila haben könnte?
Thomas: Man muss natürlich irgendwo auch die Wünsche des Auftraggebers erfüllen, ohne sich selbst total zu verbiegen. Und wenn dann Änderungswünsche kommen, von denen man weiß, die verschlimmbessern das Bild, da muss man diplomatisch sein. Manchmal gelingt es, die Band davon zu überzeugen, dass die Idee halt nicht so gut ist und manchmal auch nicht.
RM: Kommen wir zur letzten Frage: Was erwartet die Leute hier? Warum sollte man unbedingt zu dieser Ausstellung kommen?
Björn: Mal davon abgesehen, das wir hier großartige Artworks ausstellen, haben wir diesem brachliegenden Club zusammen mit den Leuten vom Turock wieder Leben eingehaucht. Und wie du schon sagtest, es ist eine ganz andere Erfahrung, ob du ein Bild auf deinem Bildschirm siehst, in 12 x12 oder 30 x 30 cm in der Hand hältst, oder ob das wie hier in ein Meter mal Meter hängt bzw. in fast 3 x 2 Meter. Das hat eine ganz andere Wirkung bei den Betrachtern und es ist eine gemeinsame Kulturveranstaltung, wo man sich auch austauscht. Wir haben heute Leute getroffen, die wir lange nicht gesehen haben aber auch neue Leute. Es ist eine wunderbare Sache und jeder, der in Essen oder der Umgebung wohnt, sollte sich das nicht entgehen lassen.
Thomas: Dem ist nichts hinzuzufügen!
Jan: Das war aber ein schönes Schlusswort!
RM: Dann danke ich euch für eure Zeit und freue mich, euch möglichst bald wieder auf einem der Festivals sehen oder ein neues Kunstwerk von euch in 12 x12 oder 30 x 30 in den Händen halten zu können.
Thomas: Wir haben zu Danken! Ja, hoffentlich sehen wir euch alle spätestens in der nächsten Festivalsaison wieder. Und wer Interesse an einem der Exponate aus dem Turock hat, kann sich sehr gerne an mail@paintedinblood.de wenden!
Die Künstler im Netz:
http://www.killustrations.com/
https://www.thomas-ewerhard.de/
https://www.jan-meininghaus.de/
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