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Metalfest Open Air – Trotz Wetterkapriolen gelungener Start in die Open-Air-Saison 2024 Festivalreport aus Pilsen/CZ

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Schon traditionell eröffnete das Metalfest Open Air im tschechischen Pilsen auch in diesem Jahr wieder am ersten Juni-Wochenende die eigentliche Openair-Festivalsaison für alle Freunde der härteren Musik. Wie immer zieht das dreitägige Festival im Lochotin Amphitheater mit seinem international sehr interessanten Lineup Fans aus nah und fern aus ganz Europa und sogar aus Übersee in die Geburtsstadt des Pilsener Bieres. Der Veranstalter Prago Konzert hatte dazu auch in diesem Jahr wieder ein sehr abwechslungsreiches Programm aus den verschiedensten Genres von Power Metal, Hardrock, Trash Metal über Mittelalter Metal bis hin zum Black Metal zusammengestellt. So war sicherlich für alle Geschmäcker etwas dabei. Und sollte mal eine Band nicht das eigene Interesse wecken, blieb auch mal Zeit etwas an der wie immer abwechslungsreichen Fressmeile zu genießen oder am Zelt der Signing-Sessions vorbeizuschauen. Auf welchem Festival kann man schon sagen, dass man die Gelegenheit bekommt, einen der Headliner (Tarja und Marko Hietala) bei einer Autogrammstunde vor die Linse zu bekommen.

Leider waren im Vorfeld des Festivals die Blicke der Besucher häufig auf die Wetteraps konzentriert, den die Wettervorhersagen für das Festivalwochenende waren mehr als dürftig, Regenwahrscheinlichkeiten von über 80% an allen drei Tagen waren nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für unbeschwerten Festivalspaß. So hieß es, Gummistiefel und Regenjacken einpacken, um gegen widriges Wetter gewappnet zu sein.

Leider meinte es der Wettergott dann am Freitag auch tatsächlich nicht gut mit den ca. 20.000 Metalheads, die dieses Jahr nach Pilsen pilgerten, den er öffnete mehr als einmal die Schleusen und lies Regen bis Starkregen über das Festivalareal und die angrenzenden Campingflächen herabfallen, so dass bereits im Vorfeld einige Flächen für das Campen gesperrt werden mussten. Die örtlichen Entenkolonie freute sich hingegen, über die neuen Flächen zum Schwimmen.

Auch das Food-Areal musste gezwungenermaßen den üblichen Platz verlassen und wurde kurzerhand unmittelbar neben den Zugang des Amphitheaters verlegt, sodass die sonst schon kurzen Wege in Pilsen nochmals verkürzt werden konnten. Alles war kompakt beisammen, so dass man ohne lange Fußmärsche schnell zwischen den einzelnen Bereichen wechseln konnte, anders wie bei den großen Festivals wie z.B. in Wacken o.ä.

Da das Amphitheater weitgehend befestigt ist, hielten sich innerhalb der Zuschauerränge die Schlammschlachten trotz der teils widrigen Wetterverhältnisse in Grenzen und man konnte, vorausgesetzt man war gut ausgerüstet, die Auftritte der Bands unter seinem Regenumhang trotzdem einigermaßen im Trockenen verbringen. Einzig vor der Bühne hatte sich eine große Pfütze gebildet, die bei den spontanen Circlepits regelmäßig für Schlammspritzer und Schlammbäder genutzt wurden. Zart beseidete Personen durften sich nicht über völlig verspritzte und durchnässte Kleidung wundern, war doch eine kleine Gruppe hartgesottener Metalheads ständig rund um das Wasserloch versammelt, und hatten sichtlich Spaß ihre Boote durch Wasser zu ziehen.

Doch kommen wir nun zum wichtigsten Steil des Festivals, die Bands und die Musik, weshalb wohl die meisten Besucher nach Pilsen gepilgert sind.


Tag 1:

Kleiner Wehmutstropfen, noch bevor das Festival richtig begonnen hatte. Eigentlich sollte die deutsche Band April Art mit ihrem modernen Alternativ Metal das Festival in diesem Jahr eröffnen. Ich hatte mich schon richtig auf die Hessen gefreut, hatte ich bislang noch nicht das Vergnügen die stets in rot gekleidete Band mit ihrer charismatischen Frontfrau Lisa live zu sehen. Doch mussten April Art leider krankheitsbedingt den Gig canceln. Dafür sprangen kurzfristig Alia Tempora aus Brno in Tschechien ein, mit Sängerin Markéta Morávková ebenfalls eine Female Fronted Band.

Mit ihrem Modern Metal konnten sie schon früh am Mittag für ordentlich Begeisterung im Rund des Lochotin Theaters sorgten. Farblich dominierte allerding statt Rot eher Pink und Grün, musikalisch etwas poppig angehaucht, ein gelungener Start des Festivals. Das kitschige Einhorn hätte man sich allerdings sparen können.

Der gute Start ins Festival war natürlich einen Steilvorlage für Serenity, die mit Ihrem melodischen Metal die Stimmung im Anschluss gleich nochmals steigern konnten. Die Österreicher haben mit Ihrem Sänger Georg Neuhauser einen Frontmann par Excellence, der das Publikum sofort mitnahm und einen guten Querschnitt aus ihrer Discografie präsentierten, Legacy of Tudors und Lionheart ragten dabei aus der Setlist hervor. Trotz der frühen Stunde waren die Tribünenplätze schon sehr gut besucht.

Weiter ging es mit der norwegischen Folk-Metal-Band Trollfest. Die Spaßmusiker mit ihren pinkfarbenen Flamingo-Kostümen waren nicht ganz meine Sache, und so bleib Zeit sich etwas zwischen die Kiemen zu schieben. Den Pilsener Fans gefiel der Tanz der Flamingos, denn die Stimmung war sehr ausgelassen.

Anscheinend waren Trollfest dem Wettergott aufs Gemüt geschlagen, denn leider öffnete er pünktlich zu den Black Sonic Pearls erstmals die Schleusen und der Regenschutz wurde zum wichtigsten Utensil, dementsprechend bunt war das Bild der Zuschauer unter ihren Regenumhängen.

Die Alternative/Modern Rock Band hatte als Special Guest Todd Kerns, seines Zeichens Bassist von Slash und seiner Band Slash featuring Myles Kennedy and the Conspirators mit nach Pilsen gebracht und präsentierte ihr Debutalbum `Sonixomnia`, das im Frühjahr erst veröffentlicht wurde. Der Teils vom Seattle Grunge der 90er geprägte Rock konnte trotz des Wetters zahlreiche Fans vor die Bühne locken und durchaus begeistern.

Rechtzeitig zur Horrorshow von Nine Ice Kills besserte sich das Wetter wieder und so konnte die Bostoner Metalcore-Band in die Vollen gehen. Der bislang härteste Band des Tages konnte vor allem optisch überzeugen, führten sie eine fast spielfilmreife Show im Stile von Alice Cooper auf, abgehackte Arme und ein abgetrennter Kopf, gefesselte Komparsen, Zombies, alles eingebettert in das Textkonzept der Songs. Der harte growlige Gesang wechselte sich mit melodischen Tönen, wie es im Metalcore meist üblich ist. Auch wenn ich nicht gerade Metalcore-begeistert bin, hat der Gig überzeugt, Highlight sicherlich der Song The American Nightmare.

Mit den nachfolgenden Eluveite hatte ich in der Vergangenheit so meine Probleme, konnten mich die Schweizer bei Ihrem letzten Headlinerauftritt in Pilsen vor 2 Jahren nicht dazu bringen, mir die damalige Show komplett anzusehen. Heute bin ich jedoch gezwungen, will ich meinen Platz beim Tagesheadliner Five Finger Death Punch nicht verlieren, mir die Show komplett anzuschauen. Insgesamt werde ich positiv überrascht von der Schweizer Folk-Metal Band um die beiden Frontleute Christian «Chrigel» Glanzmannund Fabienne Erni. Mal heftig mit dem guturalen Growls von Christian, dann wieder die süßen Töne von Fabienne, die Fans in den ersten Reihen gehen richtig ab, und so wird der diesjährige Auftritt der Schweizer erneut groß abgefeiert. Auch wenn ich weiterhin kein großer Fan der Band werde, konnten mich jedoch besonders mein Lieblingstitel The Call Oft he Mountain und die Songs des Zugabenteils bestehend aus Aidus, Ategnatos und das abschließende Inis Mona doch noch mitreisen.


Dann wurde es langsam dunkel und der heutige Headlinerauftritt von den US-Metallern Five Finger Death Punch beschloss mit einem grandiosen Spektakel den ersten Festivaltag. Mit Ihrem ersten Auftritt in Pilsen konnte die Band um Sänger Ivan Moody das inzwischen gefüllte Amphitheater von der ersten Sekunde an im Sturm erobern. Ivan hatte einen guten Tag und führte im für ihn typischen Schlabberlock mit lockeren Sprüchen durch den Abend, der gespickt war mit den größten Erfolgssongs der Band. Passend startete man mit Welcome to the Circus, bevor sich Hit an Hit reite.

Ob Wash It All Away, Jekyll and Hyde oder das Traditional The House of the Rising Sun in ihrer eigenen FFDP-Version Der perfekte Sound und die mit Lasern gespickte Lichtshow zeigten, warum FFDP vor allem in den USA zu den ganz großen Bands und Megasellern gehören. Der Mix aus melodiösen Refrains und den wuchtigen teils brachialen Riffs von Zoltán Báthory undAndy James kommen mit ungeheuren Wucht aus den Boxen, und geben den richtigen Punch in die Magengrube.

Got Your Six, Coming Downoder das geniale Sham Pain überzeugen auf ganzer Linie und besonders das geniale balladeskeWrong Side of Heavenkommt gut an undschafft Gänsehaut im großen Stil. Ein insgesamt fantastischer Auftritt der US-Heros, die im Juli auch wieder bei uns einige Headlinershows geben werden. Das Pilsener Publikum dürfte jedenfalls nicht bereut haben, den teilweisen Wetterkapriolen des ersten Tages getrotzt zu haben.


Tag 2:

Der heutige Tag startete mit einem echten Exoten, der thailändischen Symphonic Power Metal Band Melodius Deite. Leider schaffte ich es nicht rechtzeitig ins Lochotin, so dass ich leider nichts zum Auftritt der Bankoker Metaller sagen kann. Die erste Band des Tages, die ich zu Sehen und Hören bekam waren Crimson Veil aus Großbritanien. Leider war es schwerer Tobak, den es aus den Lautsprechern zu vernehmen gab. Die bis auf den Gitarristen Garry Mitchell nur aus Frauen bestehende Band hätte ich mir jedoch durchaus sparen können, der schwer zu beschreibende Musikstil aus einem Mix aus Dark, Death, und irgendwelchen Poptönen und der sehr gewöhnungsbedürftige Gesang, der eher als Geschrei zu bezeichnen ist, war teils nur schwer zu ertragen.

Da konnte auch die Violine von Hana Piranha nicht mehr viel retten, wenn die barfuß agierende Sängerin Mishkin Fitzgerald mit ihren rot unterlaufenen Augen den Demonen freien Lauf läßt. Die für mich leider mit Abstand schlechteste Band des Festivals. Kein Wunder das Petrus hier die Schleusen öffnete.
Es folgten Iron Allies, die Band um die beiden Ex-Accept Mitglieder Hermann Frank und David Reece, die mit ihrem Powermetal leider etwas erfolglos gegen den Regen ankämpften. Ich hatte mir etwas mehr von dem Auftritt erhofft, irgendwie plätscherten die Song wie auch der Regen so vor sich hin, ohne dass der ein oder andere Track herausragt. Auch ein Song aus dem gemeinsamen Accept-Scheibchen „Eat The Heat“ von 1989 wie z.B. X-T-C oder Generation Clash hatte ich schon irgendwie erwartet. Auch Sänger David konnte den recht durchwachsenen Auftritt nicht retten, zu eintönig klangen die Songs.

Da waren die folgenden Bloodred Hourglass ein ganz anderes Kaliber. Die Band aus Mikkeli in Finnland räumten mit ihrem Modern Metal richtig ab und mobilisierten den zahlreicher werdenden Crowd. Bislang hatte ich noch keine Berührungspunkte mit der Band, doch konnte mich BRHG mit ihrem etwas an Parkway Drive erinnernden Muke erstmals an dem Tag zum abholen. Der powergeladene Metalcore konnte erstmals auch die Meute vor der Bühne auf Touren bringen, da war dann auch der Regen reine Nebensache. Ein gelungener Auftritt der Finnen.

Weiter ging´s mit den Brothers of Metal, die mit Ihrem Viking Metal die Stimmung nochmals steigerten. Im Mittelpunkt der schwedischen Metaller steht natürlich Schildmeid Ylva Erikson, die mit Ihrem Gesang einen gelungenen Kontrast zu ihren Brüdern Joakim Lindbäck Eriksson und Mats Nilsson bildet. Nicht ganz ohne Selbstironie huldigen sie den nordischen Göttern und lassen die Fans vor der Bühne ausrasten. Yggdrasil und die Zugabe Defenders of Valhalla gehören sicherlich zu den Highlights des Auftritts.

Dann gibt es einen krassen Stilwechsel vom fröhlichen Powermetal hin zum getragenden, dusteren schweren Metal, der teils an die alten Black Sabbath erinnert, allerdings mit weiblichem Gesang. Die aus Stockholm stammenden Avatarium mit ihrer Frontfau Jennie-Ann Smith bieten einen ziemlich einzigständigen Metal, bei dem die Hammondorgel ein tragendes Element ist und den Songs den unverkennbaren Sound der 70er verleiht.

Doch scheint die Musik nicht jeder Mann Sache zu sein, denn das Publikum tut sich schwer und so fallen die reaktionen eher verhalten aus. Doch haben die Schweden neben den teils nicht so eingängigen, etwas zähen Songs mit Pearls and Coffins oder Girl With The Raven Mask zwei echte Perlen am Start, die absolut grandios sind und auch live das Metallerherz höher schlagen lassen. Ersteres überzeugt vor allem mit einem überragenden, sehr langen Gitarrensolo von Gitarrist Marcus Jidell, dasdie Armbehaarung senkrecht stehen lässt und für mich „das Solo des Festivals“ darstellt – wie er seine sechs Saiten bearbeitet, einfach Gänsehaut pur.

Mit Girl With The Raven Mask hauen Jennie-Ann dann einen echten Metallkracher raus, leider fehlt die Ballade Death, Where Is Your Sting vom gleichnamigen letzten Studioalbum.

Die folgenden Septicflesh schenke ich mir weitgehend zugunsten eines warmen Abendmahls.

Glücklicherweise fällt auch die Signing-Session der heutigen Headliner Tarja Turunnen und Marko Hietala in die Auftrittszeiten der Griechen und so ergibt sich die Gelegenheit, Tarja und Marko ganz aus der Nähe zu sehen und auch die ein oder andere CD signieren zu lassen. Passte zeitlich perfekt, denn Death Metal war sowieso noch nie mein Ding.

Nach ihrem Auftritt 2022 dürfen Sonata Arctica den heutigen Co-Headliner übernehmen. Die Finnen hatten mich in ihren Anfangsjahren noch richtig begeistert, konnten mich jedoch bei ihrem letzten Auftritt in Pilsen überhaupt nicht überzeugen. Auch in diesem Jahr hatte der Auftritt einige Höhen und Tiefen, auf das von Tony Kakko Solo gesungene Queen-Cover We are the Champions hätte man durchaus verzichten können und auch der Sound der Songs war gewöhnungsbedürftig, vor allem die Drums kamen sehr dünn aus den Boxen. Den Fans in den ersten Reihen gefällt der Auftritt oder man vertreibt sich einfach die Zeit beim Kneippbaden in der großen Pfütze unmittelbar vor der Bühne. Highlights für mich die beiden Songs des Debutalbums Replica und Full Moon. Für mich ein eher durchschnittlicher Auftritt ohne große Spannung.

Gegen 21:30 ist es dann endlich soweit und die finnische Ex-Nightwish-Sängerin Tarja Turunnen startet mit Eye of the Storm ihren Headliner-Auftritt. Das Lochotin ist nun sehr gut gefüllt, denn keiner der Festivalbesucher will sich den Auftritt entgehen lassen. Mit Ihrem phantastischen Sopranstimme sorgt Tarja schnell für Stimmung im Rund und es folgen nach Die Alive vom Solodebut, mit Diva und Innocence einige Songs der neueren Soloscheiben, ehe kurz nach 22 Uhr die magische Stunde anbricht. Der Moment, auf den alle Besucher sicherlich gespannt gewartet haben. Als Ex-Nightwish-Bassist Marko Hietala von Tarja persönlich angekündigt und auf der Bühne begrüßt wird, löst Marko bei seinem Bühnencomeback in Pilsen einen wahren Jubelsturm aus.

Nach Markos Ausstieg bei Nightwish 2021 und der Ankündigung sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, ist diese Tour zusammen mit seiner ehemaligen Bandkollegin aus früheren Zeiten für alle Fans der finnischen Symphonic-Überband die erste Gelegenheit, einige der alten Nightwish-Klassiker nochmals zusammen mit Tarja am Mikrofon live zu hören. Gemeinsam startet man mit Dead to the World, um im Anschluss gemeinsam Dark Star zu performen. Mit Left on Mars gibt es auch ihren neuen Song, den die beiden im März diesen Jahres gemeinsam veröffentlicht haben, erstmals live zu hören. Höhepunkt sind jedoch die beiden Nightwish-Klassiker Planet Hell und natürlich Wish I Had an Angel, die für wahre Jubelstürmen in der Arena sorgen. Man merkt den beiden an, wie viel Spaß sie haben, wieder gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Markos Stimme verbreitet noch immer bei den beiden Songs eine besondere Magie. Im Anschluss geht das Soloprogramm von Tarja mit I Walk Alone, Victim Of Rituals und Until my last Breath weiter, ehe Marko nochmals beim Gary Moore-Cover Over The Hills And Far Away auf die Bühne zurückkommt und die beiden gemeinsam das fulminante Finale des heutigen Tagen einläuten.


Tag 3:

Der Abschlusstag soll dieses Jahr „mein“ Tag werden, steht doch heute der melodische Metal im Mittelpunkt des Geschehens, auch wenn der Abschluss des Festivals eher für die Black Metal Anhängerschaft interessant sein dürfte.

Den Anfang macht heute Iron Will mit einer Mischung aus Metal, Rock, Blues und Funk mit lyrischen und klassischen Untertönen, bei denen zuerst die Sängerin mit einem etwas ungewöhnlichen Flamenco-Outfit ins Auge sticht. Ordentlicher Opener, bevor die erste Überraschung am Schlusstag für mich ansteht. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bislang mit der aus meiner Heimat Baden Württemberg stammenden Band Dark Sky noch keine Berührung hatte, obwohl die Jungs aus Rottweil schon 1982 gegründet wurden. Umso überraschter war ich von dem gelungenen Auftritt, den die Jungs zu so früher Morgenstunde hinlegten. Freunde von klassischem Hardrock à la Treat oder Bonfire kommen voll auf ihre Kosten, und so konnte Frontmann Frank Breuninger sicherlich auch Dank der guten Stimmung dicke Pluspunkte beim Pilsener Publikum sammeln.

Die folgenden Schweizer Illumishade mit Fabienne Erni an der Spitze können mich dagegen nicht richtig begeistern, obwohl ich eigentlich Anhänger von Female Vocals und Symphonic Metal bin. Irgendwie kann mich Fabienne mit ihren melodischen an Filmmusik erinnernden Modern Metal nicht richtig überzeugen. Die Studioaufnahmen gefallen mir da durchaus besser.

Weiter geht’s mit der härtesten Truppe des diesjährigen Lineups, die brasilianische Women Trash Kapelle Nervosa, bringen die Bühne zum vibrieren, die harte Trashriffs und die kreischende Stimme von Frontfrau/Gitarristin Prika Amaral und ihre im letzten Jahr runderneuerte Truppe haben eine nicht zu verachtende Fanbase auch in Tschechien, und so werden Songs wie Death! oder Jailbreak von der ganz harten Metallern entsprechend mit Headbanging abgefeiert. Obwohl ich mit Trash eigentlich nicht so viel am Hut habe, hat der Auftritt der vier Amazonen auch mich angenehm überrascht.

Nun dürfen sich Freunde des melodischen Metal auf “den Newcomer“ des Festivals freuen. Die deutsche Band Dominum um Dr. Death alias Felix Heldt begeistert mit seinen 3 Zombies die Massen und feiert in Pilsen ihre Festivalpremiere. Die Songs des saustarken Debutalbums Hey Living People (das Review findet Ihr hier) versprühen mit jeder Menge Hooklines unglaubliches Hitpotential und besonders Felix mit seinen unterhaltsamen Ansagen und seiner angenehmen Kommunikation können beim Publikum punkten.

Eine energiegeladene Show, bei der auch der Scorpions-Hit Rock you like a Hurricane eine gelungen Neuinterpretation im Zombiegewand erfährt und sprichwörtlich wie ein Hurricane die Massen mitreißt. Dominum werden sicherlich ihren Weg machen und alle die die Band noch nicht kennen, haben demnächst auch bei Bruce Dickinson im Vorprogramm die Chance, sich von Dr. Dead und seine Zombietruppe zu begutachten.

Dann wird’s etwas stressig für mich und ich muss mich entscheiden: entweder das Anlegen des Piratenschiffs von Visions of Atlantis anschauen oder doch lieber die Autogrammstunde von Feuerschwanz besuchen? Die Entscheidung fällt schwer, doch ich entschließe mich für letzteres und habe Glück, mich früh in der wartenden Schlange einreihen zu können, sodass ich nur die ersten Songs vom VoA verpasse.

Clémentine Delauny und Michele Guatoli haben mit Ihrem Piratenschiff bereits die Fans im Sturm erobert und auf Ihre Seite gebracht und so werden die Songs des aktuellen Erfolgsalbums Pirates, dass im Zentrum der Tracklist steht, lautstark mitgesungen. Rechtzeitig zum Titelsong vom am 05.07. erscheinenden Album Pirates II – Armada bin auch ich wieder zurück vor der Bühne.

Ein toller Song der den eingeschlagenen Weg der Band eindrucksvoll fortsetzt. Tolles Songwriting mit Hitpotential und das Wechselspiel zwischen den beiden Stimmen von dem sympathischen Duo Michele und Clémentine heben die Band aus der Vielzahl der Symphonic Metal Bands hervor und so können die Songs Melancholy Angels und Pirates will return auf ganzer Linie überzeugen. Mit Legionsof the sea beschließen VoA ihren tollen Auftritt und lassen die Vorfreude auf das neue Album steigen.

Mit Orden Ogan kommen jetzt die Powermetaller auf Ihre Kosten. Die Band um Sebastian Levermann begeistert die tschechischen Fans und besonders der neue Song The Order of Fear lässt die Fans lautstark einstimmen, leicht abgewandelt wird der Refrain in The Order of Beer etwas abgewandelt. Die Metalfans sind nun richtig aufgewärmt und so dürfen sie sich gleich im Anschluss ohne Verschnaufpause nach einem starken Auftritt von Orden Ogan auf das Highlight des Tages freuen. Mansollte meinen, dass es derfolgenden Band sicherlich nicht leicht fallen dürfte, den Stimmungspegel zu halten.

Doch es gibt ja noch die Mannschaft von Hauptmann Feuerschwanz alias Peter Henrici: Feuerschwanz – für mich die Band der Stunde – schafft es nahezu spielend, die Massen mit ihrer Liveperformance und ihren Showeinlagen zu begeistern, sodass man sie als der klare Gewinner des heutigen Tages, wenn nicht gar des Festivals bezeichnen kann. Für mich hat sich die Band aus Franken in den letzten Jahren nach ihrem Stilwechsel vom Spaßmittelalterrock mit zweideutigen Texten hin zu deutlich mehr Härte und weniger lasterhaften Inhalten zu einer meiner absoluten Favoriten gemausert, die mich live immer wieder aufs Neue mit ihren Songs und der fulminanten actionreichen Shows begeistern.

Nachdem Feuerschwanz kürzlich erst ihr Album `Warriors´ mit ausschließlich englischsprachigen Titeln veröffentlicht haben, durfte man gespannt sein, ob sich die Tracklist beim ersten Festivalauftritt des Jahres in Tschechien eher auf diese Song beschränken würden. Doch weit gefehlt, neben einigen ausgewählten englischen Versionen von Untot im Drachenboot, Kampfzwerg und Highlander können auch in Pilsen die deutschen Songs ohne Einschränkung überzeugen. Ob die vielen internationalen Fans nun der deutschen Sprache mächtig sind, sei jetzt mal angezweifelt, doch werden die deutschsprachigen Titel lautstark mitgegröhlt und abgefeiert. Was für eine Party, die die Massen auch auf den oberen Rängen mitreist. Neben den eingängigen eigenen Hitsongs vorwiegend aus ihren letzten 3 Alben, bringen vor allem die beiden Coverversionen Dragostea din tei von O-Zone und das epische Manowar-Cover Warriors of the World, bei dem Felix Heldt von Dominum nochmals einen Gastauftritt hat, die Massen zum Ausrasten.

Dragostea din tei entstand lt. Hauptmann Peter, „als die Wikinger in Mallorca einfielen“ und entpuppt sich zum Partykracher des Tages schlechthin, während alle Metalfans dann bei Warrios of the World die Fäuste recken dürfen und im großen Chor der Krieger fulminant mitsingen. Einfach ein Hammersong diese FS-Version, nochmals besser als das Original!

Die beiden sympathischen Frontmänner Peter Henrici und Benjamin Metzner schaffen es auch in Pilsen spielerisch leicht, das Publikum in die show einzubinden und mit ihrer Show die Massen zu begeistern. Mit Violinistin Johanna alias Stephanie Pracht, den hinreisenden Performancekünstlerinnen Mietze Mui und Mietze Musch Musch sowie den vielen Feuerfontänen haben die Feuerschwänze auch optisch einiges auf der Bühne zu bieten, so das man manchmal nicht mehr weiß, worauf man sich konzentrieren soll.

Auch in Tschechien funktioniert natürlich der Schubsetanz, der Rittersport mit Wall of Death gehört zu jedem FS-Gig und ist natürlich international. Wie Moses vor tausenden von Jahren teilt Hauptmann Peter die Massen vor der Bühne in zwei Teile und nach dem passenden Hupsignal gibt`s kein Halten mehr im Crowd und die Fans vor der Bühne stürmen sich in zwei Wellen mit Kriegsgeschrei entgegen, was ein Spaß die Leute haben. Fast hätte ich den Gastauftritt von Fabienne Erni bei Bastard von Asgard vergessen und auch die fantastischen Solis von Hans Platz an der Gitarre vergisst man aufgrund der vielen Aktionen beinahe, dazwischen noch schnell ein Drumsolo von Rolo eingestreut … ich konnte noch viele Zeilen zum Feuerschwanz-Auftritt schreiben, doch würde das den Rahmen sprengen.

Man kann nach den 80-minütigen Auftritt abschließend nur sagen, das Feuerschwanz in Pilsen wie die Wikinger in Malle eingefallen sind und einen phenomenalen Auftritt auf die Bühne gehämmert haben. Eigentlich hätten die Franken auch ohne weiteres den Tagesheadlinerposten übernehmen können, dann hätte die Show bei Dunkelheit mit all dem Feuer nochmals imposanter gewirkt. Das wird sicherlich in den kommenden Jahren nachgeholt werden.

Nach dem überragenden Auftritt von Feuerschwanz wird es dann dunkel und die Stunde der Black Metal Anhänger beginnt. Nach einer längeren Pause, man hat wohl bewusst auf die Dunkelheit gewartet, zieht gegen 21:45 langsam dichter Nebel auf der Bühne auf und hüllt die nacheinander auftauchenden Musiker von Dimmu Borgir in ein diffuses Licht, das zunächst nur schemenhafte Gestalter erkennen lässt.
Der Auftritt der Dunkelmänner startet mit Raabjørn speiler draugheimens skodde, für mich überraschend mit recht eingängiger Melodie, bis Sänger und Frontmann Stian Tomt „Shagrath“ Thoresen mit seinem gutturalen Gesang einsteigt. Mit den typischen Black Metal Gesang bin ich dann jedoch schnell raus, da ich mit Black Metal nichts anzufangen weiß. So schaue ich mir noch ersten paar Songs an, um mir ein Bild vom Geschehen der Borgirs zu machen. Irgendwie wirkt alles recht statisch, ohne jegliche Emotionen, und so verabschiede ich mich doch recht schnell aus dem Lochotin und beschließe das Metalfest 2024 für mich. Ich bin nicht der einzige Besucher, der sich der dunklen Mächte entzieht, denn es startet eine kleinere Völkerwanderung aus dem Veranstaltungsareal. Ob das nur an der Musik lag oder an dem doch auch recht anstrengenden Wochenende, bleibt offen. Es war ja auch erst der Start in die diesjährige Festivalsaison, da ist die Kondition der Metalheads sicherlich noch ausbaufähig.


Festival-Fazit:

Auch wenn es der Wettergott an diesem Wochenende nicht immer gut mit uns Metalfans meinte, blieb der ganz große Regen mit kleineren Ausnahmen weitgehend aus. Wenn man sieht, was zeitgleich in Bayern und Baden-Württemberg unwettermäßig abging, sind wir in Pilsen mit einem blauen Auge davon gekommen. Sicherlich werden die Camper auf den Campingwiesen um das Festivalareal von den schlammigen Verhältnissen nicht begeistert gewesen sein, doch kamen die Verhältnisse nicht ganz unangekündigt, sodass man sich zumindest im Vorfeld auf eventuell erschwerte Bedingungen gut vorbereiten konnte.

Bis auf das Wetter, das die Veranstalter Prago Konzert ja nicht beeinflussen können, war das Metalfest Open Air auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg mit seinem abwechslungsreichen und vielseitigen Programm. Besonders FFDP, Tarja und Marko Hietala, Dominum und Feuerschwanz waren meine Highlights. Der Sound war meist sehr gut und auch die Sicht auf die Bühne ist dank des Amphitheaters überall sehr gut. Alles ist gut organisiert und dank der knappen Wege läuft man sich keine Blasen an den Füßen. Wartezeiten ist im großen und ganzen ein Fremdwort. Besonders hervorzuheben sind die weitgehend sehr fairen Preise. Ein Bier für unter 3 €, wo gibts den dass heutzutage noch, das Festivalshirt für knapp 25€ sowie Eintrittspreise von ca. 120-140€ je nach Zeitpunkt des Ticketkaufs für 3 Tage sind mehr als fair, auch wenn die Preise für die Speisen mit unserem Preisniveau inzwischen sehr ähnlich ausfallen.

Insgesamt war das Metalfest auch 2024 wieder eine Reise wert, ein toller Einstieg in die Festivalsaison 2024 und außerdem eine gute Vorbereitung für das Mitte Juli stattfindende Masters Of Rock 2024 auf dem Gelände der Destillerie Rudolf Jelinekin in Vizovize, noch etwas tiefer im Osten von Tschechien.

Euer Rockmagazine-Team wird dieses Jahr auch erstmals beim Masters Of Rock 2024 vor Ort sein und wird Euch im Anschluss an das 4‑Tages-Festival wieder mit einem ausführlichen Festivalbericht mit Bildern versorgen. Für alle, die noch Lust bekommen haben nach Vizovize kommen wollen, findet ihr hier ausführliche Infos. Nur soviel vorweg: Headliner sind Avantasia, Judas Priest, Bruce Dickinson und Accept. Was will man mehr, denn auch das restliche Programm hat ein paar echte Perlen zu bieten.


Wir danken Martina Benešová vom Team von Prago Koncert für die Akkreditierung.
Ihr könnt sicher sein, dass wir im nächsten Jahr sicherlich wieder beim Metalfest Open Air 2025 in Pilsen am Start sein werden!

Metalfest Open Air – Online:

Webseite I Facebook I Instagramm I Youtube

Text & Fotoscredits: Thomas Jenne

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Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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