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METALFEST OPEN AIR – 4 Tage Metal vom Feinsten in Pilzen / CZ – Festivalreport

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METALFEST OPEN AIR in Pilzen/CZ an Pfingsten war voller Erfolg – Festivalreport

Gott sei Dank waren in den letzten Wochen zahlreiche Metal Open Airs im In- und Ausland in meinem Konzertkalender eingetragen, sodass die freie Zeit ähnlich wie inzwischen das Gas zu einem raren Gut wurde. Daher musste die Fertigstellung meines Berichtes über das diesjährige Metalfest Open Air im tschechischen Pilzen zeitlich bedingtetwas warten. Nach zwei Jahren der pandemiebedingten Zwangspause war am Pfingstwochenende auch bei unseren östlichen Nachbarn in diesem Jahr endlich wieder Livemusik angesagt und das inzwischen traditionelle Open Air im Lochotin-Amphitheater konnte endlich wieder durchstarten. Da die Warmup-Show bei der inzwischen 12. Ausgabe des Festivals gestrichen wurde, erweiterte man in diesem Jahr das Festival einfach auf 4 Tage, so dass mehr als ausreichend Zeit blieb um ausgiebig zu rocken, zu Headbangen und die Haare zu schütteln, crowdsurfen etc. … ganz nach persönlichem Geschmack.

Das Lochotin-Amphitheater am Rande der Industriemetropole Pilzen als Locationist geradezu prädestiniert für ein Open Air Festival, bietet es doch von allen Plätzen sehr gute Sichtverhältnisse und auch soundtechnisch gab´s meist nichts zu meckern. Neben den üblichen Verdächtigen auf dem Lineup, die sich über die Jahre immer mal wieder beim Metalfest Open Air sowie bei verschiedenen Festivals auch bei uns in Deutschland blicken lassen, gibt es in Tschechien immer mal wieder auch unbekanntere internationale und lokale Bands, die bei uns meist noch recht unbekannt sind. Diese sind immer mal wieder für eine Überraschung gut und sorgten auch in diesem Jahr wieder für ausgelassene Stimmung beim recht internationalen Publikum. Neben den natürlich hauptsächlich tschechischen Besuchern, befanden sich auch sehr viele deutsche Fans im Publikum und sogar aus Übersee waren einige Hardcore-Fans extra für das Festival nach Pilzen gereist, was sicherlich dem immer sehr abwechslungsreichen und gut gemischten Lineup des Festivals zu verdanken ist. Auch die sehr günstigen Ticketpreise leisten ihren Beitrag dazu bei, dass trotz dem Fehlen der ganz großen Namen das Festival jedes Jahr sehr gut besucht ist.

Tag 1:

Nach der Parkplatzsuche hieß es zunächst erstmal das Ticket in das obligatorische Festivalbändchen zu tauschen und im Anschluss den daran befindlichen Chip mit Cash zu füttern, denn erstmals wurde 2022 das Festival komplett Bargeldlos durchgeführt. Sowohl Essen und Trinken als auch alle sonstigen Merch-Artikel oder Fanartikel an den Verkaufsständen der zahlreichen fliegenden Händler wurden ausschließlich durch das Abscannen und damit dem Abbuchen vom einbezahlten Guthaben bezahlt. Zunächst war ich etwas skeptisch, doch die Bedenken waren völlig unbegründet. Zuhause im Vorfeld online (oder natürlich auch vor Ort) das gewünschte Guthaben eingezahlt, konnte man ohne lästiges Geldzählen, Wechselgeld verstauen oder längere Wartezeiten sehr schnell und unkompliziert bezahlen. Arm hinhalten, abscannen, fertig, so ging alles sehr schnell über die Bühne, Wartezeiten an den Ständen wurden so erfolgreich reduziert. Und auch die Online-Rückzahlung des Restguthabens erfolgte prompt innerhalb von 4 Tagen direkt auf mein Konto. Alles sehr erfreulich, zumindest was meine persönlichen Erfahrungen gezeigt haben. Wenn man bedenkt, dass das Festival größenmäßig sehr überschaubar ist, hat man trotzdem keine Mühen gescheut, um die Abwicklung jeglicher Zahlung für die Besucher so einfach wie möglich zu machen. Ob das Fazit zur Cashless- Abwicklung auch für die Händler positiv ausgefallen ist, kann ich allerdings nicht sagen.

Insgesamt ging das ganze Umtauschprozedere und der Zugang zum Festivalgelände völlig entspannt vonstatten, hatte man die Infrastuktureinrichtungen wie Kartenhäuschen und auch Mietboxen mit Ladestation fürs Handy) dieses Mal etwas vom früheren Zugangsbereich abgerückt, wodurch alles etwas offener und entspannter wurde. So gab es in den Pausen kein Gedränge und man hatte ausreichend Platz auch mal gemütlich Platz an den bereitgestellten Tischen oder Sitzkissen zu nehmen. Doch nun zur Musik.

Feedzone

Das Festival eröffnete die portugiesische Trashband Prayers of Sanity, die gleich mal das noch spärliche Publikum richtig einheizte und schon von weitem erkennen ließ, dass hier ein Metal-Openair stattfindet. Der zweite Act des Tages Amalgama, eine russische Band aus St. Petersburg, konnte mit Ihrem teils traditionellen Metal im Stil der 80erfür erste größere Begeisterung im Publikum sorgen. Manchmal an Van Halen erinnernd, dann wieder Priest-mäßig unterwegs, konnte mich die Band um Sänger Vlad „Graf“ Ivoylov sehr positiv überraschen. Auch der als Clown verkleidete Keyboarder war ganz witzig. In Anbetracht des Krieges in der Ukraine zeigte sich mal wieder, dass Metalmusik Fans aus allen Herren Länder verbindet, ungeachtet der Herkunft und der manchmal bedenklichen Ansichten der politischen Führungen einiger Länder. Wenn nur immer alles so friedlich auf dieser Welt wäre wie an diesem Tag in Pilzen…

Als nächstes folgten die Griechen Suicidal Angels und die deutschen Old-Trasher Exumer, die eher das härte Metallager ansprachen, bei mir jedoch nicht so ins Schwarze trafen. Den anwesenden Fans gefiel`s trotzdem und so wurden auch einzelne Moshpits gestartet.

Dann begann für mich das Festival eigentlich erst richtig. Da ich eher der melodischen Seite des Metal Universums zugewandt bin, war ich sehr gespannt auf die Schwedenfraktion aus Göteborg, die nun in Form von Cyhra und Evergrey folgen sollte. Cyhra um den ex-Amaranthe/Ex-Dream Evil -Frontmann Jake E konnte mich schon mit Ihrem zweiten und aktuellen Album No Holos in Hell begeistern und waren die Überraschung des Tages für mich, konnten Sie mit ihrem melodischen Metal die Fans absolut überzeugen. Klarer Sound und tolle eingängige Melodien, die sofort im Ohr hängen blieben und irgendwo zwischen Kamelot und Jake E`s Ex-Band Amaranthe liegen. Sie sorgten für breite Begeisterung im Publikum. Cyhra sollten Fans von Melodic Metal auf alle Fälle auf dem Schirm behalten.

Dann folge ebenfalls aus Göteborg die Progressiv Metaller von Evergrey, eine meiner Lieblingsbands und mit ein Grund für mich, mich auf den Weg nach Pilzen zu machen. Leider musste sich die Band um den charismatischen Sänger Tom S. Englund zu Beginn des Auftritts mit heftigen Tonproblemen herumkämpfen, sodass man die Stimme von Tom fast nicht hörte. Im Verlauf des Gigs besserte sich zwar der Sound, doch konnte Evergrey das Publikum wie auch mich insgesamt an diesem Tag leider nicht überzeugen. Irgendwie wollte der Funke nicht überspringen. Durch die Tonprobleme wurden die beiden eigentlich für Liveauftritte prädestinierten Openersongs Save me und Midwinter Calls vom gerade erschienenen neuen Album A Heartless Portrait (The Orphean Testament) geradezu versaut, sodass irgendwie schon der Start nicht optimal war. Irgendwie wollte an diesem Tag die sonst recht anspruchsvolle Musik der Schweden unverständlicherweise irgendwie nicht so recht auf die große Bühne passen, sodass auch die alten Klassiker wie Recreation Day und Kings of Errors die Kohlen nicht aus dem Feuer holen konnten. Bei zahlreichen Gigs in der Vergangenheit konnte mich Evergrey immer völlig überzeugen, doch irgendwie wollte die Stimmung heute nicht aufkommen. Auch wenn alle Musiker absolut ihr Handwerk auf der Bühne beherrschen, vielleicht passt Evergrey doch besser in einen kleinen, dunklen Club, wo die Musik besser wirken kann.

Schade, war leider nicht der erhoffte Hammerauftritt, den die letzten Gigs und das sehr gute letzte Album versprachen. Bei der Tour im Herbst können Evergrey hoffentlich wieder zu gewohnter Höchstform auflaufen.

Besser machten es Bloodbound, die dritte Band aus Schweden. Der gehörnte Frontmann Patrik J Selleby konnte das Publikum mit ihrem eingängigeren Powermetal sofort auf ihre Seite ziehen und so stieg die Stimmung gleich merklich an und übertrug sich rasch bis in die oberen Ränge des nun gut gefüllten Amphitheaters. Ein überzeugender Auftritt mit allerlei Geschichten um Schlachten und Drachen, die der Band sicherlich viele Sympathien einbrachten und u.a. mit Nosferatu und Moria überzeugen konnten.

Dann folgte der Headliner von Tag 1: Kreator, die deutsche Trash-Kultband um Frontmann Mille Petrozza zerlegte das Metalfest regelrecht. Mit einer durch zahlreiche Pyros unterstütze Bühnenshow wurde großes Kino für das begeistert Publikum geboten. Alte Klassiker wechselten sich mit neuerem Material ab, auch die neue Single Hate über alles feierte Live-Premiere und sorgte für jede Menge Moshpits und Crowdsurfer. Da ich mit Kreator in der Vergangenheit noch nie viel anfangen konnte, sparte ich mir meine Kräfte für die nächsten Tage und schaute mir den Gig nicht bis zum Finale an. Echte Fans von Kreator mögen mir das frühzeitige Verlassen des Festivals verzeihen.

Tag 2:

Tag 2 startet mit zwei tschechischen Bands, die sich der Landessprache verpflichtet haben. Da ich etwas später gekommen bin, verpasse ich 100NA100 um die Frontfrau Natálie Jindráková und komme erst zum Auftritt von Dark Gambelle, die mit Ihrem Metal in Tschechisch für mich zunächst etwas befremdlich klingen, scheinen jedoch ihren Landsleuten ausgesprochen gut zu gefallen.

Als nächste Band entern dann echte Exoten in Form der Death Metal Band Aramaic aus Dubai die Bühne. In ihren schwarzen Gewändern sehen sie schon sehr düster und bedrohlich aus, was sich auch in Ihrer Musik wiederspiegelt. Da Death MetaL bekanntlich nicht mein Ding ist, bleibt mir Zeit, die Verkaufsstände zu besuchen und sich am reichhaltigen Angebot an Essensständen was für zwischen die Kiemen zu suchen.

Danach folgt die deutsche Band Tri State Corner, die ich kürzlich erst bei Geoff Tate im Vorprogramm kennengelernt hatte. Bei Ihrem heutigen Auftritt haben Sie etwas mehr Zeit zur Verfügung und können mit Ihrem durch die Bouzuki verfeinerten Sound für ordentlich Stimmung nach dem Düstersound der Vorgängerband sorgen. Frontmann Lucky Maniatopoulos liefert eine gute Performance und Ihr bisher einziger größerer Hit Sooner or Later wird lautstark von den inzwischen zahlreichen Fans mitgesungen. Eine coole Band, die mich mit der Mischung aus Hardrock und griechischen Klängen abermals überzeugen kann.

Nach kurzer Umbaupause tauscht Lucky dann das Mikro mit den Drumsticks und setzt sich zu Rage ans die Schießbude, wo er seit inzwischen 7 Jahren das Team von Peavy Wagner unterstützt. Wie erhofft liefert das deutsche Urgestein Rage fett ab und bringt einen guten Querschnitt durch die vergangenen fast 40 Jahre Bandhistorie. Die beiden neuen Männer an den Gitarren, Jean Bormann und Stefan Weber wirken wie ein Jungbrunnen für Rage und können mit ihrem starken Stageacting überzeugen. Ob nun der Opener Resurrection Day vom aktuellen Album, Black in Mind oder der Abschlusssong Higher than the Sky, die Stimmung ist blendend und durch die zweite Gitarre wirken der Sound und die Songs insgesamt viel wuchtiger wie noch zu Trio-Zeiten. Gute Entscheidung von Peavy einen vierten Mann hinzuzunehmen.

Dann kommt „die“ Überraschung (wobei Überraschung vielleicht der Falsche Ausdruck ist) des Festivals für mich, die Karlsruher Mittelalterrocker von Saltatio Mortis. Obwohl die Band eigentlich nicht das typische Metalpublikum als Zielgruppe hat, können  die Jungs absolut überzeugen und liefern eine eigentlich headlinerwürdige Show ab, die trotz deutscher Texte erstaunlicherweise auch bei dem tschechischen Publikum super ankommt. Dies liegt wohl zum einen an der sympathischen Ausstrahlung und den sehr aktuellen kritischen Texten, als auch an den sehr eingängigen Melodien, die einfach für gute Laune sorgen muss, so dass kein Bein ruhig auf dem Boden stehen bleibt. Man wird einfach von Frontmann Alea in den Bann gezogen und muss einfach bei SaMo mitsingen und mittanzen. Durch die Erfolge in Deutschland und den inzwischen vier Nummer 1 Alben war natürlich auch genügend Material an Hits vorhanden, um das Amphitheater zum Kochen zu bringen. Schade, dass die Zeit viel zu schnell verging, ich glaube die meisten der Zuschauer haben sich noch einige mehr Songs gewünscht. Ich bin mir allerdings sicher, dass dies nicht der letzte Auftritt der Karlsruher bei Metalfest sein wird. Dann aber sicherlich als Tages-Headliner, denn mit dieser geilen Show dürften sie sich einen Auftritt im Dunkeln redlich verdient haben, dann mit voller Bühnenshow und jeder Menge Pyros. Auch wenn sie keinen Metal spielen, kann ihre Musik mit Dudelsäcken, Pfeifen und teils harten Gitarrensound beim Metalpublikum auch auf der großen Bühne punkten. Topleistung!

Auch die Security hat bei Saltatio Mortis alle Hände voll zu tun, flogen doch die Croudsurfer reihenweise übers Publikum Richtung Bühne. Doch dieser Umstand kann die Jungs nicht aus der Ruhe bringen. Ein Dank hier mal speziell an die Männer im Graben, die trotz dem Stress meist immer mit einem Lächeln die anfliegenden Fans entgegen nehmen, um sie dann wenige Minuten später erneut auf den Händen der Zuschauer anschweben zu sehen. So sollte es immer sein.

Weiter ging`s mit Battle Beast und Powerfrau Noora Louhimo. Wie immer mit Ihren aufgesetzten Hörner legt sie eine Powershow an den Tag, die mich jedes Mal verwundert und begeistert. Mit dem neuem Album Circus of Doom am Start, können die Finnen auf ganzer Linie überzeugen, und lassen mit Ihrem keyboardlastigen Powermetal genug Spielraum für Mitsingparts. Einzig die Cocktail-Mix-Show hätte man sich sparen können und lieber einen weiteren Song mehr spielen können. King for a Day ist dann jedoch der perfekte Abschlusssong des Auftritts.

Bevor der Abend mit Eluveitie abgeschlossen wird, darft Chris Bay und seine Band Freedom Call noch auf die Bühne. Auch wenn mich der selbstbezeichnete „Pussy-Metal“ (O-Ton Chris) inzwischen nicht mehr zu Begeisterungsstürmen bewegen kann, mit seinem Happy-Metal kommt er sehr gut bei den Tschechen an und kann ordentlich Stimmung verbuchen. Wie der sympathische Frontmann passend intoniert, wäre diese crazy World sicherlich deutlich besser, wenn alle Menschen „Happy Metal“ hören würden, halleluja, so sein Statement des Tages.

Dann wird es duster, nicht nur am Abendhimmel über dem Amphitheater. Die schweizerische Folk-Metal-Band Eluveitie aus Winterthur bläst zum Angriff. Dicke Rauchschwaden ziehen über die Bühne, sodass recht wenig von den Musikern zu sehen ist. Auch die Musik der Band um Frontmann Christian „Chrigel“ Glanzmann sowie Fabienne Erni als weiblicher Gegenpart wirkt recht duster. Da mich die Musik der Schweitzer bislang auch auf Scheibe wegen der vielen Death Metal Einflüsse nicht richtig überzeugen konnte und auch die ersten Songs nicht meinen Geschmack treffen, trete ich auch in Anbetracht der bedrohlich dunklen Wolken am Himmel frühzeitig den Rückzug an. Den Abschlusssong und gleichzeitig meinen Lieblingssong der Band Call of the Mountains höre ich zwar leider nicht mehr, wie sich später herausstellen sollte war mein die Entscheidung zum frühzeitigen Rückzug nicht die schlechteste Idee, konnte ich so dem Starkregen, der noch während dem Eluveitie-Auftritt wolkenbruchartig über Pilzen niederging, geschickt aus dem Weg gehen. Auch auf dem Gelände selbst gibt es kein Halten mehr und so machten sich große Teile des Publikums zeitig auf den Heimweg. Sei es nun in Richtung Zelt auf dem Camp-Ground oder einer gebuchten Unterkunft im Hotel/Persion, die meisten erwischte der Regen und so wurden viele Zuschauer klitschnass bis auf die Haut auch von den Taxifahrern nicht oder nur wiederwillig mitgenommen. Alles richtig gemacht….

Tag 3:

Den dritten Tag eröffnen Free Fall und die tschechischen Dalriada mit folklorisch angehauchten Metal mit weiblichem Gesang. Leider bin ich etwas später dran und komme erst zum Auftritt der aus Mexico City stammenden Band S7N aufs Gelände. Musikalisch wird eine Mischung aus Trash und rotzigem Metal geboten, nichts weltbewegendes, doch haben die Jungs sichtlich Spaß und es ist ihnen ein riesige Ehre auf dem Metalfest auftreten zu dürfen. So verbeugen sie sich sehr ausgiebig und dankbar vor Ihren Fans, die diese trotz des frühen Festivaltages wohl auch wegen des Exotenstatus der Band abfeieren und dadurch für gute Stimmung bei Auftritt der Mexikaner sorgen.

Weiter geht`s mit Toxik und Heathen aus den USA, die mich jedoch mit ihrem Speed/Thrash Metal eher zum Faulenzen auf der Wiese animieren. Den Speedmetal Fans gefallen die beiden Bands, doch steigt die Stimmung erstmals an diesem dritten Festivaltag bei Majestica richtig an. Die Band aus Boden in Schweden um ihren Frontmann und Sabaton-Gitarristen Tommy Johansson überzeugen mit ihrem Symphonic-/Power-Metal. Eingängige Songstrukturen, gelungene Melodien – musikalisch zwar deutlich anders veranlagt wie die Songs der Stammband von Tommy – doch sidn die Songs ganz nach dem Geschmack der Zuhörer, die fleißig mitsingen und die Band unterstützen. Man merkt Tommy deutlich die Reife an, die er sich mit Sabaton inzwischen erarbeitet hat, denn er kann nicht nur durch sein Gitarrenspiel überzeugen, sondern gibt daneben auch einen mehr als ordentlichen Sänger ab. Gelungener Auftritt.

Im Anschluss durfen dann die Death Metaller von Hypocrisy um Peter Tägtgren die Bühne zum Beben bringen. Death der heftigen Art wird geboten und so bliebt mir Zeit, erneut die tschechische Küche in der Food Area zu genießen.

Der Abschluss des Tages bleibt dann zwei deutschen Urgesteinen vorbehalten, die schon seit 40 Jahren die deutsche Metal-Szene mitprägten: die auf der ganzen Welt geschätzte Metal Queen Doro Pesch sowie Running Wild um dem alten Seebären Rock `n Rolf Kasparek.

Doro präsentiert mal wieder einen überzeugenden Auftritt. Musikalisch nichts weltbewegend Neues, liefert sie doch seit fast vier Jahrzehnten in regelmäßigen Abständen ab, was das Metal-Herz begehrt: All we are, Für Immer, Raise your Fist sind nur einige der Standardsongs, die auf keinem DORO-Gig fehlen dürfen. Dazwischen fehlen natürlich auch nicht die mehr als zahlreichen typischen Hey Hey Hey – Rufe und auch der ein oder anderen Klassiker aus Warlock Zeiten wird gespielt. Etwas überrascht bin ich jedoch, als ich vergeblich nach Doros langjährigen Mitstreitern Nick Douglas und Luca Princiotta suche. Beide fehlten Coronabedingt, wie Doro später erzählt, und werden von Bill Hudson (u.a. U.D.O., Circle II Circle) und Alex am Bass vertreten.

Dann enter0ne Running Wild die Bühne. Ohne großen Schnick Schnack was das Bühnenbild betrifft, einzig eine Doppelreihe Lautsprecher mit RW-Logo sowie ein paar Scheinwerfen dazwischen als Hintergrund, das war`s. So liefert Rolf und seine Crew ihre Show leider ohne ein Piratenschiff oder ein paar Kanaonen ab, hatte ich mir bei einer Headliner Show irgendwie erhofft. Doch leider nix von alledem.

Wenig Aktion auf der Bühne, keine große Lichtshow, in meinen Augen einfach zu wenig für einen Headliner. Auch musikalisch ist jetzt Running Wild mit Ausnahme einiger Gassenhauer wie Under Jolly Roger nicht gerade ein Hitlieferant. Auf der Setlist finden sich mit The Shellback und dem Titeltrack auch zwei Songs des aktuellen Albums Blood on Blood, die in Pilzen ihre LIvepremiere feiern dürfen.

Leider ist die Stimmung während des Auftritts nicht unbedingt überschwenglich und ich muss sagen, dass mich der Auftritt der Hanseaten nicht richtig überzeugen kann. Leider etwas dürftig und nicht gerade Headliner-like. Da zeigte einen Tag später Within Temptation, wie man es besser macht, trotz wesentlich schlechteren äußeren Bedingungen. Doch dazu später mehr…

Tag 4:

Mehrtages Festivals sind so eine Sache. Einerseits bekommt man richtig was für sein Geld geboten, andererseits geht so ein Festival schon an die Substanz, vor allem wenn man keine 25 mehr ist. 3 Tage kann man ja noch ganz gemütlich bewältigen, aber 4 Tage sind dann doch schon etwas grenzwertig. Und so merkte man auch dem Publikum an, dass die letzten Tage nicht ganz spurlos vorüber gegangen sind.

Die Slowaken Symphobia müssen leider feststellen, dass heute doch viele Besucher erst später zum Festivalgelände kommen und auch die griechische Alternative Metalband von Project Renegade muss sich mit überschaubarem Publikum vorlieb nehmen. Trotz allem schafft es Frontfrau Marianna das Publikum mitzureisen und mit ihrem manchmal etwas an die Guano Apes erinnernden Sound für ordentlich Stimmung zu sorgen.

Dann kommt die Stunde vom Ex Accept-Gitarristen Herman Frank, der gleich im Doppelpack zwei Auftritte unmittelbar hintereinander bestreiten darf. Zunächst mit Victory, die erst im letzten Jahr mit Gods of Tomorrow ihr Comeback feierten und dann im Anschluss mit seinem Soloprojekt Herman Frank. Mir persönlich hat der Auftritt mit Victory besser gefallen, vor allem der neue Frontmann Gianni Pontillo überzeugt mich, erinnert er gesanglich etwas an Fernando Garcia, mit dem Victory 1989 mit dem Album Culture Killed the native das für mich stärkste Album veröffentlichten. Daraus findet On The Loose seinen Platz auf der Setlist, der sogar für Gänsehaut bei mir sorgt. Ein durchweg gelungener Auftritt der mit Temple of Gold beendet wird. Nach einer kurzen Umbau- und Umziehpause entert Herman dann in neuem Outfit mit Frontmann und Sänger Rick Altzi (Masterplan, At Vance) erneut die Bretter die die Welt bedeuten. Mit seinem Soloprojekt wird das Gaspedal etwas stärker durchgedrückt und der Härtegrad steigt im Vergleich zu Victory deutlich an.

Im Anschluss rollt Kapitän Björn Strid und seine Bordcrew ihre Maschine zur Landebahn, um ihr aktuelles Album Aeromantic II zu präsentieren. Mit Ihrem AOR und Classic Rock und den teils mit Disco Beats unterlegten Songs werden für ein Metalfestival etwas ungewöhnliche Sounds angeschlagen. Doch die eingängigen Hits lassen die Füße der Zuhörer kräftig mitwippen und ausgelassen mittanzen, die sie sogar zu eienr langen Polonäsen durchs gesamte Amphitheater animieren. Obligatorisch natürlich die beiden Stewardessen als Backgroundsängerinnen, die bei den Shows immer mit an Bord sind. Irgendwie krass, wenn man bedenkt dass Sharlee D`Angelo normalerweise seine Brötchen bei der schwedischen Melodic-Death_Metal-Band Arch Enemy verdient und nun in weisem Anzug auf der Bühne steht. Aber der Erfolg gibt TNFO recht und rechtfertigt den Auftritt bei Metalfest.

Nun gibt es den einzigen Lineup-Wechsel des Festivals. Die ursprünglich angekündigten Ensiferum mussten ihren Auftritt leider canceln. Dafür springen die Folk-Power-Metaller von Elvenking ein, die sich kurzfristig von Italien auf den Weg nach Pilzen gemacht haben. Sie begeistern sehr schnell das Publikum und können mit Ihrem Powermetal schnell punkten. Im Anschluss an Ihren Gig treten dann Gloryhammer auf, mit denen Sie die nächsten Wochen gemeinsam auf Tour durch fremde Galaxien in Europa gehen werden. Schon mit dem Tom Jones – Intro My Dileila steigt die Stimmung sofort an und als die Musiker die Bühne betreten gehen die Anhänger der Hoods steil. Diese hatten erstmals bei einem Festivalauftritt ihren neuen Frontmann, den Zyprer Sozos Michael mit dabei. Nicht nur Sozos kann sofort mit seinem Gesang überzeugen, auch die Band liefert eine grandiose Show ab. Mit Ihrem Fantasymetal bringen sie die Meute gewaltig zum Schwitzen und so wird fleißig crowd-gesurfed und mitgegröhlt. Auch einige Einhörner und andere Fantasykostüme sind zu sehen und gehören anscheinend heutzutage bei jedem Festival zum Bild. Ganz egal ob 20 oder 35 Grad herrschen, die ganz Harten schlüpfen auch im Hochsommer in ihr Ganzkörperkostüm um abzurocken. Wer`s denn braucht… . Piratenkostum oder Ritter find ich ja noch passend, aber der rosarote Einteiler mit Einhorn, ist mir dann doch zu kitschig, da kann ich nichts mit anfangen.

Den Höhepunkt bilden natürlich die für Gloryhammer-Gigs schon legendären Hoots-Gesänge in Hoodsforce. Anguish Mc Five und Master of the Galaxy waren weitere Highlights und alle haben richtig Spaß an dem Auftritt der Briten.

Dann folg0e leider die Enttäuschung des Festivals für mich. Konnte mich die Debütscheibe und die Veröffentlichungen der Anfangszeit richtig begeistern, ist der Auftritt von Sonata Arctica (zumindest für mich)mehr als enttäuschend. Ein überraschend dünner Sound, und wenig begeisternde Songs lassen die tolle Stimmung der Vorband zu jeder Zeit vermissen. So habe ich mir den Auftritt des heutigen Co‑Headliners nicht vorgestellt.

Daher bin ich froh, dass zum Abschluss des Metalfest 2022 noch eine der besten Bands aus dem Bereich Symphonic-Metal folgt – die Niederländer von Within Temptation.

Obwohl genau zu Beginn des Auftritts der Regen einsetzt, kann Sharon del Adel und ihre Männer eine überwältigende Show abliefern, die einem Headliner mehr als gerecht wird. Eine gewaltige Bühnenshow mit großer Videowall, jede Menge Lichteffekte bringen die Zuschauer im nun auch vollen Rund der Arena trotz des Regens schnell auf Hochtouren. Auch wenn in Pilzen nicht die vollständige Bühnenshow (der große Kopf fehlt wohl wegen der beschränkten Bühnendimensionen) wie einige Wochen später beim Graspop in Belgien aufgebaut wird, bringen das gewaltige Bühnenbild mit all den Effekten die eigene Wahrnehmungsfähigkeit schon fast an die Belastungsgrenze – teilweise ist mir das fast schon zu überfrachtet. Doch es ist wirklich beeindruckend, was hier abgefeuert wurde. Sharon zeigt mal wieder, dass ihr nur wenige Frauen im Metalbereich das Wasser reichen können. Mit grandioser Stimme trotz einer Erkältung, die Ihr die vergangenen Tage zu schaffen gemacht hatte und die Sie zwingt, ab und an mal einen Schluck Tee auf der Bühne zu sich zu nehmen, kann die sympathische Frontfrau zu jeder Zeit absolut überzeugen. Den Anfang macht das schon lange nicht mehr live gespielte See Who i am vom Silent Force-Album. Neben älteren Hits wie Stand my Ground, Faster oder In the Middle of the Night liegt das Hauptaugenmerk des Abends auf den Songs vom letzten Album Resist. Doch auch zwei der unabhängig veröffentlichten Singles Entertain you und The Purge finden ihren Platz auf der Setlist und machen Laune auf das neue Album, das im Laufe des Jahres veröffentlicht werden soll.

Schade nur, dass bei Paradise nicht wie 2017 wieder Tarja Turunnen mit von der Partie ist und dieses Mal nur von der Videowall zu begutachten ist. Trotzdem sind die Song mit Gesangspartner immer eines der Hightlights eines WT-Auftritts. Gerne würde ich auch mal And we run mitXzibitin einer Liveversion hören. Aber auch vom Band ist der Song immer erste Sahne.

Zum Song Stairway to the Skies zeigt dann Sharon ihr großes Herz für Kinder und so dürfen passend zum Songtitel 2 junge Fans die Stufen zur Bühne hoch und den Song zusammen mit ihren Idolen aus nächster Nähe erleben. Ein sicherlich unvergessliches (Himmels-)Erlebnis, das die Niederländerin den beiden gemacht hat. Ein tolle Geste, da sieht man, dass sich Sharon als dreifache Mutter so ihre Gedanken macht, wie sie nicht nur in der eigenen Familie etwas für den Metalnachwuchs tun kann.

Auch wenn der Regen immer stärker wurde und an diesem letzten Tag nun auch ich nochmals ordentlich nass wurde, war der Auftritt von Within Temptation ein würdiger Abschluss eines tollen Festivals in Pilzen.

Fazit:

Auch wenn der 4. Festivaltag nicht zwingend nötig gewesen wäre, bekam man für unter 90 € eine metallische Vollbedienung präsentiert, bei der für alle Richtungen des Metal etwas dabei war.

Gut organisiert, sehr gut eingehaltener Zeitplan, ausreichende Anzahl an Toiletten, die auch regelmäßig gereinigt und geleert wurden (was nicht bei allen Festivals die ich 2022 bislang besucht habe der Fall war), gut funktionierendes Cashless-System. Auch wenn die Essenspreise schon fast unser hiesiges Niveau erreicht haben, so war wenigstens das Bier erfreulich günstig zu erwerben.

Daher bleibt mir das Metalfest 2022 insgesamt in sehr positiver Erinnerung, auch wenn ich in den folgenden Wochen noch das ein oder andere Festival mit weitaus prominenterer Besetzung besuchen konnte. Einer erneuten Reise nach Pilzen im nächsten Jahr steht daher von meiner Seite nichts im Wege. Jetzt liegt es am Veranstalter Pragoconcert auch für das nächste Metalfest wieder ein attraktives Lineup zu schnüren.

Dann sind wir wieder am Start…


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Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a......teilweise geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz bei Rockkonzerten, das geht gar nicht. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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