Da es Donnerstag nur eine Band (Boneclixx) und einen Dj (namens Käptn, der Chef des Ganzen himself) gegeben hat, muss ich ehrlich zugeben hab ich mir den Abend geschenkt und bin erst Freitag zur Mittagszeit Richtung Regensburg aufgebrochen. Kurz vor dem Ziel, nämlich dem Airport Obertraubling, bin ich doch glatt noch in einen Stau gekommen, um so den Beginn der ersten Band knapp zu verpassen. Aber, und hier das erste Lob, der Einlass verlief sowas von problemlos und zackig, so mag ich das.
Das Augenmerk des Line-Ups liegt hauptsächlich auf lokalen Bands und einen breitgefächerten Stilmix, wo eigentlich für jeden Rock- oder Metalfan etwas dabei sein dürfte. Jetzt ernsthaft Leute, man sollte öfter solche Veranstaltungen in seiner Umgebung besuchen, um zu sehen, welche geilen Bands es eigentlich in der eigenen Heimat gibt. Long Live The „Underground“. Aber genug geschwafelt, ab ins Eingemachte:
Freitag:
Bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel eröffneten Beyond Control den Bandreigen. Mit ihrem Alternative-Rock, der etwas bieder rüberkam, konnten sie die Leute nicht so recht begeistern. Könnte aber auch etwas an der Hitze gelegen haben, die das schon vorhanden Publikum des Festivals unter die aufgespannten Sonnenschirme verschwinden ließ. Oder wurden diese abgeschreckt durch den warmen Pfeffi, mit dem die Sängerin zu Trinkspielchen zu animieren versuchte. Das Beste an deren Auftritt war das Silverchair Cover.
Danach folgte mit Burden Of Life, wie auch die erste Band aus Regensburg stammend, stimmiger Melodic Death Metal. Der Sound war zwar stellenweise etwas rumpelig, konnten aber trotzdem mit Songs wie Anthem Of The Unbeloved punkten und mit dezent eingestreuten Prog- und Jazzanteilen in ihren Songs überraschen (zumindest mich).
Virus 41 haben mir mal wieder gezeigt das Deathcore nicht mehr meine bevorzugte Stillrichtung wird. Trotz gutem Sound, Instrumentalisten, die wissen was sie tun und „beeindruckender“ Gesangsleistung, ist Hopfen und Malz da bei mir verloren. Zu erwähnen währe noch die Mini Wall Of Death vor der Bühne, und der Circle Pit der zu Beginn aus drei Leuten bestand, bis zum Ende aber doch zu einer ordentlichen Größe anschwoll. Das letzte Stück dieses Auftritts wurde dem im Mai verstorbenen Trevor Strnad, Sänger von The Black Dahlia Murder, gewidmet. Rest in Peace!
Mit Gumomaniacs folgte eine Thrash Metal Band, die ihre Wurzeln deutlich im Hardcore hat und dementsprechend roh polterten die Songs oft aus den Boxen. Mit fettem Groove ging es durch deren Setlist und mit Zusammenhalt Parolen innerhalb der Szene zu Songs wie Legions of Death und Manic Metal kann man nur gewinnen. Da wurde es vor der Bühne schon voller.
Powermetal mit Folkeinschlag, Dudelsäcke, Flöte, Kilts und das Ganze aus Argentinien, kann das funktionieren? Triddana haben das deutlich bewiesen, bei ihrem Abstecher ins beschauliche Niederbayern. Ihre eingängige und mitreisende Performance lud zum Tanzen und Mitgrölen ein, das sorgte für ordentlich Stimmung vor der Bühne. Mit Songs wie Dare To Tame Me oder When Horizons Blaze hatten sie das Publikum fest im Griff. Punktabzug gibt es allerdings für das FC Bayern Trikot des Drummers! Pfui, sog i da grod!
Der Headliner an diesem Abend hieß Mass, die kurzfristig für Atlantean Kodex eingesprungen sind, da diese Krankheitsbedingt nicht kommen konnten (Hier gute Besserung an den Drummer der Band – die Red.). Die „alten Säcke“ der 2016 wiederbelebten Kulttruppe zeigt an diesem Abend wie agil man sich auf der Bühne bewegen kann, da sollte sich so mancher Jungspund eine Scheibe abschneiden – Respekt. Die Musiker um Gründungsmitglied Günther Radny (der vom ersten bis zum letzten Ton ein fettes Grinsen im Gesicht hatte, und das zu Recht), dessen Name immer mal wieder vom Publikum skandiert wurde, servierten unter anderem mit Kick Your Ass, Metal Hymn und Devils Gate Klassiker an Klassiker. Mass waren berechtigterweise der Headliner des Abends.
Bevor ich mit Samstag fortfahre, muss ich erwähnen, dass die Crew um Käpt’n Freddy (Inhaber der Piratenhöhle in Regensburg und Initiator des Metal United) keinen schlechten Job abgeliefert haben. Das Einzige, was ich zu bemängeln habe ist, dass es keinen Kaffee gab, was für einen müden Schreiberling, wie mich, schon lebensnotwendig gewesen wäre. Dafür aber Weißbier in einem vernünftigen Glas (was nicht selbstverständlich ist auf den Festivals dieser Welt). Zum Futtern gab es Burger (ab 7.50 €) und Hotdogs (ab 4.00 €) (vom L.A. Cham Foodtruck), Würstl- und Steaksemmerl, dazu Bier von Thurn und Taxis (4,50 €) oder alkoholfreie Getränke (ab 3,50 €), das Festivalshirt gab es für 25 Flocken.
Samstag:
Selbes Spiel wie am Freitag, hab es aber an diesem Tag pünktlich auf die Minute in die Location geschafft. Musste dann aber feststellen, dass Sasquatch ihren Auftritt, wie auch Atlantean Kodex tags zuvor krankheitsbedingt absagen mussten. Für Sasquatch gab es keinen Ersatz. An dieser Stelle auch hier gute Besserung an deren Schlagzeuger (anscheinend lebt diese Gattung an Musikern besonders gefährlich! – die Red.). Egal, Zeit um sich ein Bier zu holen.
Durch den Ausfall hieß die erste Band des Tages dann Bloodline, Melodic Death Metal, die sich teilweise durch ansprechendes Material aus Death und Thrash schepperten. War es Beginn des Gigs ziemlich leer vor der Bühne wurden die Anstrengungen der Musiker aber bis zum Ende ihres Auftritts mit einigen Leuten und einem Circle Pit vor der Bühne belohnt.
Mortal Infinity überzeugten mit technisch gutem bis stellenweise geilem Thrash. Hier möchte ich die Dampfwalze In Cold Blood hervorheben. Auch hier dasselbe Spiel wie zuvor verhaltenes Publikum, das aber bei jedem Song ein bisschen mehr auftaute. Was die spielfreudigen Musiker auch verdient haben.
Die nachfolgenden Commander (Death Metal) eröffneten mit einem kräftigen Metal United Ruf in die Menge ihre Setlist. Mit einer genialen Setlist und „bösem“ Sound dauerte es auch hier nicht lange bis die ersten Headbanger zu sehen waren.
Die meisten Folkbands haben eins drauf, und das ist die Fans anheizen, und so auch Vera Lux, die mit Hey Hey Hey Rufen und Aufforderungen zum Mitklatschen gleich mal keine Gefangen machte. Und sie hatten auch die größte Wall Of Death des Festivals. Nicht so optimal war hier leider der Sound, der teilweise ziemlich breiig aus den Boxen waberte, sobald die Instrumente brachialer aufspielten und die Stimme von Sängerin Inara war stellenweise schrill und kaum zu verstehen. Schade, aber das Publikum hat es nicht gestört.
Wenn es in Niederbayern eine Band gibt, die schnörkellosen, aber beinharten Heavy Metal spielt, dann sind das Deja Vu. Wer dann noch zwischen den eigenen Songs, die sich nicht hinter so manch größerem Act verstecken müssen, dazu Kracher wie Heavy Metal Breakdown und Breaking The Law mit einstreut, der gehört schon zu den Gewinnern des Abends. Und wer dann noch erwähnt, dass im Metal United die wahren Metalheads am Start sind und in Wacken nur Touristen herumlaufen, tja, da ist dann nicht mehr viel Spielraum nach oben. So muss das sein.
Anhand der getragenen Shirts haben GROZA wohl einige Fans unter den Festival Besuchern und dementsprechend gut gefüllt ist es vor der Bühne. Mir aber ist diese Art von Black Metal zu frostig an einem lauen Sommerabend wie diesen. Spieltechnisch gab es aber nichts auszusetzen.
Die letzten beiden Bands des Tages spielen in der Halle, ich vermute mal das dieses an den örtlichen Auflagen der Open-Air-Bühne liegt. War der Sound draußen schon nicht von schlechten Eltern, bläst es einem in der Eventhalle Obertraubling schlichtweg die Ohren weg.
Ab und an ist es richtig, wenn es heißt, das Beste kommt zum Schluss und in dem Fall trifft es sowas von zu. Contradiction mobilisieren die letzten Reserven der Besucher. Mit Stakkato Riffs am Fließband wird auch das müdeste Genick nochmal munter, was zur Folge hatte, dass sich dieses drei Tage später immer noch bei mir bedankt hat. Einen Song haben die Thasher aus Wuppertal der A3 gewidmet, der alten Baustellenschlampe, zurecht. Auch nett, das augenzwinkernde Cover In Zaire in der ultraharten Metalversion. Astreiner Auftritt.
Der Headliner des Festivals und auch gleichzeitig letzte Band des Metal United hört auf den Namen Rage. Und nach deren letzten Bockstarken Longplayer Resurrection Day waren die Erwartungen hoch, ob sie dieses Level auch auf die Bühne bringen können. Und bei Gott, ja, sie können. Die Setlist bot alles, was das Herz begehrt, angefangen von den Klassikern End Of All Days, Black in Mind bis zu den aktuellen Tracks, die sich mühelos zu den Meisterstücken vergangener Tage einfügen. Das Ganze mit einer Spielfreude, die sich auch auf die Fans vor der Bühne überträgt, Respekt, so funktioniert Metal Live Anno 2022!
Fazit: Zwei gelungene Tage, bestes Open Air Wetter, eine gelungene Bandauswahl, was will man mehr?