Beim Namen MAIDEN UNITED denk man unweigerlich an Bruce Dickinson und die Eisernen Jungfrauen, was sicherlich auch so von der Band um Bandleader Joey Bruers bei der Namensfindung beabsichtigt war. Selbstverständlich erwartet man als Besucher bei einem Konzert einer Band mit solch einem klangvollen Namen auch Songs der britischen Metalinstitution, und so durfte man sich am Freitag letzter Woche schon mal der Vollbedienung sicher sein, den die Setlist von MAIDEN UNITED bestand an diesem Abend ausnahmslos aus den besten Songs von Iron Maiden, darunter einige ganz seltene Stücke, die vom Original ob der vielen Klassiker im Repertoire, live eher stiefmütterlich bis gar nicht beachtet werden können.
Jedoch scheiden sich auch bei vielen Die Hard-Maiden Fans beim Thema MAIDEN UNITED die Geister, ob die Musik nun geniale Eigeninterpretationen darstellen oder eine „Schändung“ ihrer musikalischen Denkmäler ihrer Lieblingsband darstellen.
Jeder Metalfan sollte sich daher am besten selbst seine eigene Meinung bilden und sich mal auf eine Reise der besonderen Art begeben und unbedingt mal ein Konzert der Jungs besuchen. Ich selbst bin Wiederholungstäter und war auch 2022 schon im 7er Club in Mannheim beim letzten Gastauftritt der Niederländer dabei und habe schnell Gefallen an den speziellen Interpretationen und dem völlig neuen Klang der bekanntesten Songs von Iron Maiden gefunden. So war ich auch in diesem Jahr wieder am Start, zumal als ganz besonderer Gast der ehemalige Gitarrist Dennis Stratton bei der „15. Anniversary-Tour“ mit dabei ist, der vor 45 Jahren! beim Debutalbum der Eisenen Jungfrauen neben Dave Murray an den sechs Saiten spielte, ehe er die Band 1981 vor den Aufnahmen zum „Killers“-Album verlies. Diese seltene Gelegenheit durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, zumal neben dem Autogramm von Paul Dianno (R.I.P.) noch ein Platz auf dem Cover des Debütalbums von Iron Maiden frei ist, was es nach dem Konzert zu schließen galt.
Doch Vorsicht, wer die Band aus den Niederlanden noch nicht kennt. Hatte man sich im Vorfeld nicht genauer erkundigt, was einen bei einem MAIDEN UNITED-Konzert erwartet, der dürfte sich schon etwas verwundert die Augen bzw. Ohren gerieben haben. Diejenigen stellten sich möglicherweise die Frage, ob sie im falschen Film gelandet sind, denn auf der Bühne stehen neben einer original Hammond-Orgel auch zahlreiche Akustikgitarren und Barhocker, so dass es fast scheint, als ob man sich tatsächlich in der falschen Location befindet. Oder hatte die „angekündigte Maiden-Cover-Band“ etwa kurzfristig den Auftritt gecancelt und es spielte eine Ersatzband? Irgendwie wirkte alles nicht so wie man es vielleicht erwartet hatte. Doch wer die Band von Joey Bruers schon kennt, der wusste schon im Vorfeld, was man erwartetn konnte und warum er nach Mannheim gekommen war.
Doch kommen wir nun zu Konzert und der Musik selber.
Nachdem Urgestein „Fish“ vom 7er Club wie üblich mit breitem „monemer“ Dialekt die zahlreichen Besucher auf seine ganz spezielle sympathische Art begrüßte, ging es kurz nach 20 Uhr dann los mit dem Spektakel.

Nach einem längeren instrumentalen Intro eröffneten MAIDEN UNITED mit „Only The Good Die Young“ den Abend, bevor es mit „Aces High“ und „2 Minutes to Midnight“ dann die ersten Klassiker vom „Powerslave“-Album zu hören gab. MAIDEN UNITED treten ja live immer wieder mit verschiedenen Sängern auf und so stand nach Damien Wilson (Ayreon, Arena, Threshold) oder John Cuijpers (Praying Mantis) in der Vergangenheit in diesem Jahr Frank Beck (Gamma Ray) im Lineup am Mikro. Neben dem harten und schnellen Gesang in Kai Hansens Band zeigte Frank eindrucksvoll, dass er auch die ruhigeren Töne beherrscht und er mit variantenreichem Gesang den Maiden-Songs seinen speziellen Stempel aufdrücken kann. Er liefert eine tolle Performance und ist auch als Entertainer gut unterwegs. Da zunächst die Stimmung im Publikum bei den ersten Songs noch etwas verhalten ist, vermutete Frank, dass sich das Mannheimer Publikum erst noch an den ungewohnten Sound aus Akustikgitarre und Hammondorgel gewöhnen musste. Doch er ist sich sicher, dass sich die Zurückhaltung im Laufe des Abends legen und sich die Stimmung noch deutlich steigern wird. Mit dieser Einschätzung liegt er definitiv richtig, denn mit zunehmender Dauer „gewöhnt“ sich das Publikum an den besonderen Sound und so wird die Atmosphäre mit jedem Song immer besser.

Nach den ersten entspannten Balladen folgt mit der Country-Version von „The Number of The Beast“ das erste Highlight des Abends. Unfassbar, wie die Musiker diesen Metalklassiker umarrangiert haben und auch in Wildwestmanier funktioniert dieser Song, ganz ohne dass ein einziges Mal der Songtitel gesungen wird, nur mit dem Refrain „6 6 6“ versprühte er auch in akustischer Wild-West-Fassung seine ganz besondere Magie.
Das folgende „Flight of Icarus“ schafft dann fast schon so etwas wie akustische Lagerfeuerstimmung. Auch „Revelations“ vom Debütalbum startet ganz gemächlich, nimmt jedoch im Laufe des Songs deutlich Fahrt auf und begeistert mit starken Orgelspiel von Tastenspieler Michiel van den Boer.
Auch die Bruce Dickinson-Ansage „Sream for Me Mannheim“ durfte natürlich an diesem Abend nicht fehlen, und so greift Frank in das Repertoire des Maiden-Frontmanns, um das Publikum zu pushen.

Kurz vor 21 Uhr ist es dann soweit und Frank kündigt den Special Guest des Abends Dennis Stratton an, der auf der rechten Bühnenseite Platz nimmt und die zweite akustische Gitarre ergreift. Beim Instrumental „Transylvania“ zeigt er dann auch gleich mal, dass er auch mit 75 Jahren noch gut mit den Fingern unterwegs ist und unterstützt Ricardo Gordo auf der anderen Bühneseite an den sechs Saiten. Ein Bierchen zu seinen Füßen, zeigt Dennis dass er richtig Bock bei dem Auftritt in Mannheim hat, auch wenn zunächst die Technik nicht mitspielen will und seine Monitorbox getauscht werden muss. Mit „Prowler“ wird dann die Stratton-Ära bei Iron Maiden gewürdigt und der erste Song, den Dennis bei Maiden lernte, kommt zum Zuge. Auch dieser im Original recht harte schnelle Stück wird erstklassig umarrangiert und zündete in akustischer Fassung, nur eben anders als das Original, Stratton-Solo inbegriffen. Geile Nummer und auch die Hammondorgel steuert Ihren Beitrag zum Gelingen bei. Nun ist auch das Publikum voll dabei und unterstütz Frank mit lauten Chorus-Vocals.

Dennis zeigt sich begeistert von der guten Stimmung in Mannheim und auch Frank weiß die gute Stimmung zu schätzen. Er hebt hervor, wie viel Spaß es mit seinem 5 Mitstreitern in dieser Band macht, und genau dieser Spirit kann die Band auch auf das Publikum übertragen. Mit „Can I Play with Madness“ vom „Seventh Sons of The Seventh Son“-Album wird’s dann wieder etwas ruhiger und erneut macht sich eine Art Lagerfeuerstimmung breit im 7er Club. Frank liefert eine ganz starke Leistung ab, sehr variantenreich singt er den Song und wird von Dennis an den Backing-Vocals begleitet. Auch das Publikum ist nun voll mit dabei und so versprüht die Ballade ein ganz besonderes Feeling – einer der Highlights des Abends.

Mit „Strange World“ folgt nun ein Song, der von Iron Maiden niemals live gespielt wurde, so Dennis, da dieser viel zu soft für die Eisernen Jungfrauen war. Doch scheint es, als ob der Titel für Maiden United prädestiniert ist, die Hammond Orgel passt wie die Faust auf`s Auge und so verpasst man dem Song einen klassischen 70er Jahre-Anstrich à la Uriah Heep, der fast schon etwas Bluesfeeling versprüht. Ein geiler Song, der von „Charlotte the Harlott“ gefolgt wird. Auch hier gibt’s ordentlich Unterstützung aus dem Fanlager an diesem ungezwungenen Abend mit ausgelassener Stimmung.
Inzwischen hat sich auch jeder im Publikum mit dem speziellen Sound vertraut gemacht und so wird nun kräftig mitgesungen und es geht jetzt trotz akustischer Songs richtig die Post ab, sodass fast schon Headbanging angesagt ist. Auch Schlagzeuger Pim Goverde kann nun ordentlich die Felle bearbeiten.

Wie Joey während der Bandvorstellung später erzählt, war Pim als kleiner Junge bei einem Konzert auf der ersten Tour zu ihm gekommen, um einen Drumstick von ihm signieren zu lassen. Nun 15 Jahre später sitzt genau dieser kleine Junge tatsächlich hinter der Schießbude an den Drums. Tolle Story, fast wie im Märchen.
Auch zu den anderen Musikern weiß Joey nette Anekdoten zu berichten, mit denen er im Fall von Keyborder Michiel van den Boer schon seit 35 Jahren zusammenspielt. Eigentlich ist Michiel ja Drummer, hat aber vor Jahren extra für Maiden united das Hammond-Orgel spielen gelernt.

Sein Können kann er eindrucksvoll bei „Children of the Damned“ zeigen, dass als waschechte Ballade daherkommt und bei dem Frank alle Register seiner Stimme zeigen kann. Starke Performance.
Mit „The Trooper“ folgt dann mein Highlight des Abends. Dieser im Original schnelle Metalkracher wird tempomäßig zwar heute völlig runtergefahren, entwickelt in der Akustikversion jedoch seine ganz speziellen Charme. Geile Interpretation, die mit Überlänge und durch den Einsatz des Mannheimer Publikum fasziniert. Die minutenlangen „Ooh Ooh Oohs“ beim Refrain sorgen für echte Gänsehautmomente.
Nach kurzer Unterbrechung darf natürlich auch eine Zugabe nicht fehlen. Mit „The Evil That Men Do“ wird den Fans nochmals ein erster Nachschlag mit Hammondsound gegeben. Dennis fehlte zunächst und kam erst nach einer Ansage des Kapitäns Beck wieder an Bord, um zum Abschluss der knapp 135 Minuten mit „Wasted Years“ noch einen der Lieblingssongs der Fans zu präsentieren, der von der ersten Sekunde natürlich lautstark abgefeiert wird und ein perfekter Abschluss eines wieder mal tollen Auftritts darstellt. Ein gelungener Gig einer fantastischen Band, die mit außergewöhnlichem Bandkonzept begeistert und dank ausgesprochen guter Laune und Spielfreude auch die letzten Zweifler überzeugt haben dürfte.

Fazit:
Lässt man sich unvoreingenommen auf das Abenteuer „Maiden-Akustik“ ein, erlebt man nach etwas Eingewöhnungszeit ein echtes Konzerterlebnis der besonderen Art, wie man es nicht jeden Tag zu sehen und hören bekommt. Mit ihrer besonderen Mischung aus balladesken, gar zarten Tönen auf der Akustikgitarre, dem speziellen Sound der Hammondorgel und als Sahne auf der Torte mit Frank Beck als tollem Sänger, transformieren MAIDEN UNITED die wohl jedem Metalfans bekannten Songs Ihrer Vorbilder in kleine Kunstwerke, die zu jeder Sekunde mit echter Hingabe und Spaß an gemeinsamen Musikzieren von allen beteiligten Musikern umgesetzt wurden. Auch der Auftritt von Dennis Stratton gibt dem Gig noch einen besonderen Exklusivitätsbonus, der lange in Erinnerung belieben dürfte.
Mal wieder ein rundum gelungener Abend im 7er Club in Mannheim, der mit einem Backstagefoto mit Dennis den perfekten Abschluss hatte. Besonders das Westham United-Trickot von seinem Lieblingsclub hat Dennis gefallen.

Setlist:
- Only the Good Die Young
- Aces High
- 2 Minutes to Midnight
- The Number of the Beast
- Flight of Icarus
- Revelations
- Hallowed be thy Name
- Transylvania
- Prowler
- Can I Play With Madness
- Strange World
- Charlotte the Harlot
- Children of the Damned
- Wrathchild
- The Trooper
Encore: - The Evil That Men Do
- Wasted Years

Line-Up:
- 🎤 Frank Beck (Gamma Ray) – Vocals
- 🎸 Dennis Stratton (Ex-Iron Maiden) – Guitar
- 🎸 Ricardo Gordo – Guitar
- 🎸 Joey Bruers – Bass
- 🎹 Michiel van den Boer – Hammond
- 🥁 Pim Goverde – Drums
Unser Dank vom Rockmagazine geht an Stefan Schiemer vom Veranstalter Rockline-Promotion, der uns und diese tolle Band erneut nach Mannheim eingeladen hat.
Text & Fotocredits : Live it Loud Pics by Thomas Jenne