Geteiltes Leid ist halbes Leid – so oder ähnlich könnte man vielleicht sagen, sind doch sowohl FEUERSCHWANZ und Lord OF THE LOST beide beim Versuch den ESC für und nach Deutschland zu holen „gescheitert“. Ob dies nun an den dubiosen Regeln eines Herrn S.R., am fehlender musikalischen und fachlicher Kompetenz der Zuschauer oder an den politischen Befindlichkeiten der europäischen Nachbarn gelegen hat soll hier nicht weiter thematisiert werden.
Nichts desto trotz haben sich genau diese beiden deutschen Erfolgsbands in diesem Herbst zusammengetan, um gemeinsame Sache zu machen und zumindest Deutschland erneut im Sturm zu erobern. Mit Ihrer gemeinsamen „Lords Of Fyre-Tour“ sind gerade zwei der ganz heißen Eisen in der harten Szene unterwegs und begeistern bei ihrer gemeinsamen Double Headliner-Tour die Massen.
Wir waren in Offenbach am Start und haben das Duo live erleben dürfen, die sich musikalisch wie optisch nicht lumpen ließen und eine opulente Show auf die Beine gestellt haben.

Bevor es jedoch mit LOTL und Feuerschwanz losgeht, darf die deutsch/Schweizerisch/schwedische Bandkooperation THE DARK SIDE OF THE MOON die rund 3000 Zuschauer einheizen. Die Band rund um die beiden Feuerschwanz-Mitglieder Hans Platt (Gitarre) und Jenny Diehl (Harfe) sowie Ad Infinitum Frontfrau Melissa Boney mit Ihrem Gatten Morten Løwe Sørensen, gleichzeitig Drummer der schwedischen Metalband Amaranthe, wird von Melissas Bandkollegen, dem Basser Korbinian Benedict, live vervollständigt.

Entgegen den dunklen und rauhen Tönen der folgenden LOTL und den harten, teils spaßigen Songs von FEUERSCHWANZ geht’s bei THE DARK SIDE OF THE MOON zunächst einen Gang ruhiger und gemächlicher zu. Mit der Harfe von Jenny Diehl gibt es die nächsten 40 Minuten hier und da auch ganz zarte Töne zu hören, die sich mit teils harten Riffs von Gitarrero Hans Platt vermischen.

Die Songs und auch die Stimme von Frontfrau Melissa Boney sind bekanntlich deutlich im Symphonic Metal verankert, jedoch kann Frau Boney mit ihren tiefen Crowls auch von einem auf den anderen Moment auch mal ganz schnell das Beast rauslassen, wie sie bei „Jenny Of Oldstones“ eindrucksvoll beweist. Neben einigen eigenen Songs besteht die Setlist wie auch schon das Debutalbum hauptsächlich aus „vermetallten“ Neuinterpretationen von Filmmusik und Songs bekannter Künstler, wie z.B. „No Time to Die“ von Billie Eilish. Stimmungsmäßig ist das Publikum noch etwas verhalten, und so bleibt es während der Songs meist recht ruhig in der Halle, wohl auch weil viele Zuschauer die Songs bislang nicht kannten.

Doch bei „Can’t Catch Me Now“ taut die Halle dann erstmals richtig auf und auch beim Abschlusstrack „Legends Never Die“, dem Song aus dem “League of Legends World Championship”-Spiel, steigt die Stimmung deutlich an.
Insgesamt kein schlechter Auftritt, musikalisch überzeugend, doch sprang der Funke lange Zeit nicht zu 100% auf das Publikum über. Mir persönlich was der Gesang von Melissa nach gewisser Zeit schon etwas anstrengend, obwohl ich großer Anhänger von Symphonic Metal mit Frauengesang bin. Trotzdem wird die Band in Offenbach im Anschluss gebührend gefeiert.

Auffallend am Auftritt von THE DARK SIDE OF THE MOON war der für einen Opener sehr gute Klang und auch der Bühnenaufbau und die tolle Ausleuchtung war heute erstklassig und nicht wie oftmals üblich, beim Support zwei Klassen schlechter als beim Headliner. Natürlich wollte man sich im Hause Feuerschwanz bzw. Diehl/Platt nicht das Licht für sein Zweitprojekt selbst beschneiden und so kam man als Besucher heute bei allen drei Bands in den Genuss der vollen Lichtshow und besten Klang – so sollte es eigentlich bei jedem Konzert üblich sein.

Weiter geht`s mit Lord OF THE LOST, die gerade ihr neues Album „OPUS NOIR Vol.1“ veröffentlicht haben und als erster der beiden Headliner auf die Bühne dürft. Zweifel, ob LOTL und FEUERSCHWANZ musikalisch überhaupt zusammenpassen würden, kann man getrost schnell beiseite schieben. Die Stimmung ist sofort bestens, was auch sicherlich an den Ansprachen von Frontmann Chris Harms liegt, der gekonnt mit witzigen Gags das Publikum zwischen den Songs unterhält und für einige Lacher sorgt.

Sei es die Stadthalle, die er bei ihrem ersten LOTL- Auftritt in Offenbach überhaupt aufgrund des Hallengrundrisses ( „breiter wie tief“) mit einem Tik Tok- Format vergleicht, oder bei seiner Rettungsaktion für kollabierte Aufblas-Flamingos das Publikum zur Wiederbelebung animiert, Chris kommt jederzeit sehr sympathisch rüber – sollte man bei den teils tiefen Crowls und dem dusteren Erscheinungsbild nicht unbedingt erwarten ;-).

Was allerdings der rosafarbene Flamingo auf dem Konzert zu suchen hatte, erschließt sich mir nicht ganz. Er ergab zwar an diesem Tag dank Chris Spontanität einen tollen Running-Gag, doch frage ich mich, ob so ein Gummitier o.ä. Utensilien auf einem Rockkonzert unbedingt sein müssen – das nervt eigentlich nur die Leute, die solche Gegenstände neben den Handys der Dauerfilmer ständig im Blickfeld haben. Solches Zeugs geht mir persönlich inzwischen gewaltig auf die Nerven.

Den musikalischen Einstieg macht LOTL mit dem brachialen „Moonstruck“ und „I will die in it“ und Offenbach ging sofort richtig ab. Mit einer gelungenen Auswahl aus neuen Songs und alten Klassikern trefen LOTL genau die richtige Mischung aus der dunklen Magie des Dark Metall und der gute Stimmung verbreiteten Songs in ihrer Karriere. Natürlich nehmen auch einige Coversongs einen nicht unerheblichen Teil der Setlist ein. Hier ist natürlich das Iron Maiden- Cover von „Children of the Damned“ für die Metalfans eines der Highlights des Abends. Doch konnte der Song wie auch “ Smalltown Boys“ der Bronski Beat stimmungsmäßig nicht an „Schrei nach Liebe“ von der besten Band der Welt heranreichen, die diesen Song laut Chris „vor vielen Jahren mal für LOTL geschrieben haben“. Mit dem Song wollen die Hamburger Jungs ein politisches Zeichen gegen Rechts setzen, was bei den Offenbacher „LOSTis“, wie sich die Fans von LOTL ab dieser Tour nennen, auf offene Ohren stößt und extatisch abgefeiert wird.

„Six Feet Underground“ entpupp sich als absoluter Fansliebling und auch wenn Chris bei „Light Can Only Shine In The Darkness“ ohne Sharon del Adel von Within Temptation auskommen muss, zeigte der Song mit wahnsinnig viel Gefühl seine Klasse – Dark Metal par excellence.
Mit einer kleinen „Vorwarnung“ kündigt Chris die LOTL-Version von „Cha Cha Cha“ des finnischen Rappers Käärijä an, der damit 2023 für sein Heimatland ebenfalls am ESC teilgenommen hatte. Aus Jux hatten Chris & Co den HipHop-Song auf finnisch eingespielt und auf ihr Cover-Album „Weapons Of Mass Seduction“ gepackt. Eigentlich glaubte man, dass der Song eher „in der Versenkung verschwinden würde“, so Chris, doch die Fans wollten ihn finnisch singen hören, daher beschloss man im Vorfeld der Tour den Titel auf die Setlist zu setzen. Gesagt getan, wenn er sich auch „sprachlich nackig machen musste“ und ein Textblatt zur Unterstützung verwendet, nimmt sich Chris ein Herz und gibt ein Bestes, den Song auch Live auf Finnisch zu performen, was ihm auch sehr gut gelungen ist. Und tatsächlich entpuppt sich der finnische HipHop-Song mit seinem Mitsingrefrain zum neuen Fanliebling und so tönten laute „Cha Cha Cha“ Gesänge durch das bestens gelaunte Publikum – Partymodus incl. Wall of Death mit Bassist Klass, der sich mit seinem Bass mitten unter die Offenbacher Fans mischt.

Das Offenbacher Publikum ist an diesem Abend bestens gelaunt und textsicher unterwegs, ob beim „One Man Circlepit“ oder bei „Lorelei“, die Jungs können sich jederzeit der Unterstützung ihrer Fans sicher sein und so wird während der knapp 85 Minuten permanent kräftig gemeinsam abgefeiert.
Natürlich darf auch der ESC-Song “ Blood and Glitter“ nicht fehlen und so gibt es zum Abschluss nochmal Eskallation pur.
Sehr Starke Performance der Hamburger Dark Rocker, der rundum überzeugt und tierisch Spaß gemacht hat. Mein bislang bestes LOTL-Konzert, was vom begeisterten Publikum ähnlich gesehen wurde und ganz gemäß ABBA`s „Thank You for The Music“ als Outro auch mit frenetischem Applaus belohnt wurde.

Nach dem Intro fällt dann der Vorhang für den 2. Headliner des Abends und der Blick auf die Bühne und die Feuerschwanz- Musiker und ihre beiden Schildmaiden wird freigegeben. Mit dem schnellen „SGFRD Dragonslayer“ startet man energiegeladen in den Abend und das Offenburger Publikum stimmt sofort lautstark in die Ohh Ohh-Chöre ein. „Memento Mori“ und „Untot im Drachenboot“ heizen weiter die Stimmung an, ehe man in die nordische Mythologie einsteigt und dem „Bastard von Asgard“ einen Song widmet, bei dem sich Johanna von der Vogelweide und Hans Platt ein erstes Duell an Violine und Gitarre liefern.

Auch wenn nach zahlreichen Feuerschwanz-Konzerten in den vergangenen 4 Jahren inzwischen die Ansagen nicht mehr ganz neu für mich sind, so macht es trotz allem immer wieder Spaß, sich die Show und die Gute Laune Songs von Hauptmann Feuerschwanz und seinem genialen Partner am Mikro anzuhören. Da schrecken auch einige Disco und Techno Beats nicht ab und so wird die Einladung dem „Knightclub“ beizutreten natürlich von allen Fans dankbar angenommen – Partystimmung pur ist angesagt, dem natürlich auch der mittelalterliche Sport „Schubsetanz“ mehr als zuträglich ist.

Wie immer bei Feuerschwanz wird die Show der Band von ihren zwei Schildmaiden optisch mit einer actionreichen Show untermalt. Neben „Stammkraft“ Yennefer, alias Jennifer Diehl, fällt sofort ein neues Gesicht auf der Bühne auf. Die „Neue“ im Knightclub Diela ist aktuell bei der „Lords Of Fyre“-Tour als Vertretung von Schildmaid Hela mit an Bord, die sich gerade in der Babypause befindet und vorübergehend den Anker ihres Drachenboots zuhause ausgeworfen hat.
Wie ein alter Hase kann auch Diela geschickt mit der Waffe hantieren, und auch mit dem Feuerwerfer weiß sie umzugehen. Sie versprühte zu jedem Moment Spaß und gute Laune und bei ihrer Performance mit Yennefer versteht auch siedie Waffen einer Frau gekonnt einzusetzen. Perfekt aufeinander eingespielt harmonieren die Beiden, als ob es kein früher gab – Diela entpuppt sich als eine rundum würdige Vertretung für Hela.

Nach kurzem Drumsolo von Rollo heißt es „Sonnenbrille auf“ und Party-Schalter wieder umgelegen, denn mit „Dragostea din tei“ geht die Partie mit Vollgas weiter, denn die Coverversion von O‑Zone hat sich inzwischen zum echten Publikumsliebling gemausert. Zum Abschluss des regulären Sets heißt es „Nackich machen“ und T-Shirt ausziehen, denn mit „Die Hörner Hoch“ rotieren die Fetzen über den Köpfen und der Spaßlevel extrem bleibt hoch.

Damit ist die Schlacht natürlich noch nicht endgültig geschlagen und Hauptmann Feuerschwanz und seine Ritter legen wie es sich für waschechte Krieger gehört nochmals powervoll nach. Erstmals seit 2022 fehlt bei dieser Tour auf der Setlist das geniale Manowar-Cover „Warriors Of The World“, doch man hat in Form der neuen FS-Hymne „Vikings“ adäquaten Ersatz vom „Knightclub“-Album mitgebracht. Den weiblichen Part am Mikro von Doro Pesch übernimmt live Melissa Boney, die mit ihrer ausdrucksstarken Stimme wie geschaffen als Vertretung ist.

Nach dem Gassenhauer „Das Elfte Gebot“ folgt mit der gemeinsamen Performance von LOTL und FEUERSCHWANZ dann das fulminate Finale eines begeisternden Auftritts der „Lords Of Fyre“ in doppelter Besetzung. Wie schon auf den aktuellen Alben beider Bands wird der Song gemeinsam von Chris (Harms), Ben (Metzner) und Hauptmann Peter (Henrici) gesungen und so geht nochmals in Offenbach mächtig die Post ab. Dem zarten Violinenspiel von Johanna folgen dunkle Crowls von Chris, den Abschluss bildet Ben mit einem ganz hohem Scream – ein perfekter Abschluss eines in allen Belangen gelungenen Samstagabends, der mit „Gangnam Style“ vom Band sein endgültiges Ende in einer großen Sause auf der Bühne findet, bei dem sich „LOSTis“ und „SCHWANZis“ in den Armen liegen und gemeinsam abfeiern.

Setlist: THE DARK SIDE OF THE MOON
- The Gates of Time
- First Light
- If I Had a Heart- (Fever Ray cover)
- New Horizons
- Jenny of Oldstones – (Florence + the Machine cover)
- No Time to Die – (Billie Eilish cover)
- Can’t Catch Me Now – (Olivia Rodrigo cover)
- Legends Never Die – (Against the Current cover)
Outro – Now We Are Free – (Lisa Gerrard song)
Setlist LORD OF THE LOST
Intro OPVS NOIR
- Moonstruck
- I Will Die In It
- Damage
- Drag Me to Hell (+ intro)
- Smalltown Boy – (Bronski Beat cover)
- Destruction Manual
- Die Tomorrow
- Blood for Blood
- La bomba
- Children of the Damned – (Iron Maiden cover)
- Loreley
- Lighting The Way
- The Curtain Falls
- Bazaar Bizarre
- Six Feet Underground
- Light Can Only Shine In The Darkness
- Cha cha cha – (Käärijä cover)
- Schrei nach Liebe (Die Ärzte cover)
- Blood & Glitter
Outro – Thank You for the Music (ABBA song)
Setlist FEUERSCHWANZ
- SGFRD Dragonslayer
- Memento Mori
- Untot im Drachenboot
- Bastard von Asgard
- Knightclub
- Ultima Nocte
- Schubsetanz
- Kampfzwerg
- Berzerkermode
- Sam the Brave
- Uruk-Hai
- Drums solo / Taking the Hobbits to Isengard
- Dragostea din tei (O‐Zone cover)
- Die Hörner hoch
- Encore:
- Valhalla (with Melissa Bonny)
- Das Elfte Gebot
- Lords of Fyre (with Lord of the Lost)
Outro – Gangnam Style
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