Lord Of The Lost – Till Death Us Do Part – CD Review

Lord of the Lost ist eine Band, die das erste Mal 2015 auf der Eisheiligen Nacht mit Subway To Sally, Eluveitie und Vroudenspil meinen Konzertplan gekreuzt hat. Die Band hatte eine echt gute Show abgeliefert, wurde aber nicht länger von mir verfolgt. Es dauert 1 ½ Jahre, bis sie mir nach ihrem Auftritt auf dem Rockharz 2017 mit Die Tomorrow einen Ohrwurm des Todes eingesetzt haben und so kamen dann zumindest alle Rockalben in den Warenkorb. Jetzt haben sich die Hamburger um Frontmann Chris Harms zu einer meiner Lieblingsbands hochgearbeitet und ich bin brutalst auf die Summer Breeze Show gehypt. Als wir die Anfrage bekamen, ob wir die am 9. August erscheinende Best Of reviewen wollen, habe ich direkt zugeschlagen. Die Veröffentlichung ist Teil des Jubiläumsjahres, welches im Dezember mit einem 4-Konzert-an-einem-Wochenende-Marathon in Hamburg seinen Höhepunkt finden wird.

Die Best Of kann sich der Hardcore-Fan in der 4 CD Version gönnen.

Die erste CD ist eine klassische Best Off und bringt 19 Songs aus den nun 6 Rockalben und 2 EPs. Positiv finde ich, dass alle Alben vertreten sind und man so gut erkennen kann, dass sich Lord of the Lost von Album zu Album im Stil wandelt, ohne aber die Wiedererkennung zu verlieren. Allgemein ist natürlich immer das Problem, dass jeder der eine Band länger verfolgt, auf seine Lieblingstitel hofft und es dann nicht alle auf das Album schaffen. Ich habe mich dabei wahnsinnig über das epische In Silence gefreut. Einfach diese Stimmung, die dieser Song erzeugt, und dabei einen so dermaßen fetten Refrain rausballert, hat mich überzeugt. Insgesamt hat nahezu jeder der 19 Song seine Eingängigkeit. Gut fand ich, dass man das herausstechende See You Soon, auf dem keine E-Gitarre oder elektronischen Elemente zum Einsatz kommen, ausgewählt hat. Auch die neue Version von Till Death Us Do Part gibt im Vergleich zum Original auf der 2010er Fears noch einen kräftigeren und epischeren Eindruck ab. Die Songauswahl finde ich insgesamt gut, auch wenn ich die Originalversion von Dry The Rain besser als die 2014er Version finde, aber dies ist natürlich Geschmackssache. Dennoch hätte ich mich über Songs wie On This Rock, I Will Build My Church, The Interplay of Live and Death oder From The Cradle To The Grave gefreut.

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Die zweite CD brachte dann die Songs, die nicht jeder kennt und so gab es einen riesigen Überblick über neben Stücke von Singles oder Bonus Tracks. Dabei hat man zum Auftakt mit One World, No Future gleich einen echt guten Song genommen, der auf der Beilagen CD Ruins vom Sonic Seducer dabei war. Nach elektronischem Anfang kommt ein treibendes Riffing mit Synths zusammen. Des weiteren gefällt mir der Refrain, der nach einer gegrowlten Strophe natürlich gut zur Geltung kommt. Böse gesagt kann ich verstehen, warum es einige Songs nicht auf ein Album geschafft haben. Dafür hat The Most Radical Things I Do einen schönen Gitarren-Lead-Part, während mich die spanische Version von La Bomba zum Schmunzeln bringt. This War ist verhältnismäßig hart und geht schön nach vorne. Dazu gibt es fetten Refrain und Bridge und ein knallendes Ende. Morsal ist im Kontrast dazu eine schöne ruhige Ballade, die auch bei einer Swan Songs CD gut gekommen wäre. Annother Sunny Day in Paradies kommt besonders in den musikalischen Teilen als schön kräftiger Modern Metal Song daher, während man in den Strophen eher ruhiger zu Werke geht. Take The Pain Away bleibt bei mir durch den spieluhrähnlichen Auftakt und dem harten Gitarren mit elektronischen Elementen im Anschluss im Kopf. Bei Words of Sadness gefällt mir wie die Band den Song immer weiter aufbaut.

Auf der dritten CD hat man diverse Remixes und alternative Versionen zusammengestellt. Leider hat man, wie auf den ersten beiden Scheiben die Orchester Sachen, also die beiden Swan Symphony CDs, auf denen man Songs in einer symphonischen Version mit Orchester spielt, ausgelassen. Dabei haben wir (zu) viele Elektro und Club Remixes. Lord of the Lost ist zwar so die erste Band, die mir elektronische Elemente im Rock und Metal näher gebracht haben, aber auf Dauer ist mir das in einigen Versionen ohne E-Gitarre zu viel. Als Ausnahme ist da zum Beispiel eine rockige und harte Version als Subway To Sally Remix von See You Soon. Das lässt das Lied etwas positiver und beschwingter wirken und ist halt anders, aber nicht wirklich besser als das Original. Dafür hätte ein Cover von Subway to Sally mit der Geige und Eric Fish an den Vocals definitiv was. Break Your Heart gibt es als Stahlmann Rebuild. Die Variante ist deutlich elektronischer als das Original, hat aber dennoch für mich seinen Charme und ist von den elektronischen noch mein liebstes. Im hinteren Teil finden sich dann drei Varianten, die sehr lustige Ideen sind. So haben wir von Blood For Blood einen Walzer für Klarinette und Pianoforte, einen Official Not Exactly Very Dark Remix La(tin) Bomba und eine Swing Version von Die Tomorrow. Die drei Variationen leiten die Songs in noch ganz andere Richtungen und viele Bands haben Symphonic Versionen und mit Orchestern gearbeitet, aber wer hat seine Songs schon als Swing Version oder als Walzer für Klarinette und Pianoforte? Zum Abschluss des Remixfestes gibt es noch drei Versionen von Dry The Rain. Die erste ist re-Encorded von Michael Jürgens, welche im Vergleich zur 2010er Originalversion die E-Gitarre in den Hintergrund drängt. Die zweite ist ein re-Mix von PcatchU. Der Anfang klingt wie von Alles Nur Geklaut von den Prinzen und der Stampfbeat geht einen in Mark und Bein. Dazu eine nervige Stimme, die brutalst hoch ist. Leute, da brauchen wir dringend den Sturm um den Schmerz zu töten. Die dritte ist eine Symphonic Version feat. Mono Inc. Die Version hat was episches und verzichtet bis auf die Zeile Dry The Rain auf Gesang.

 

Die vierte CD macht mit uns eine Zeitreise und befasst sich mit alten Demos vor dem Fears Album, sowie 3 Songs in der Ursprungsversion von der ehemaligen Chris Harms Band Vanguess. Ebenso haben wir 3 Stücke aus seiner Philae-Zeit, einen Solo-Demo-Song und The Eyes of Love Are Blind als Vollversion.

Zuerst gibt es die Demo Versionen aus dem Jahre 2008 von Till Death Us Do Part, Dry The Rain, Sooner Or Later, Nothing Words Can Say und Not From This World. Für Fans ist es interessant in die ursprünglichen Gedanken zu den Songs zu hören und sie mit den Originalversionen zu vergleichen. So wurde zum Beispiel auf dem Album Nothing Words Can Say erweitert.
Bei den drei Stücken, die Harms aus der
Vanguess Zeit mitgebracht hat, klingen im Ursprung rockiger und dünner im Sound. Auch singt er nicht so tief wie bei Lord of the Lost. Auch wurden die Titel in ihren neueren Fassungen mit Orchestrals, Synths und Klavier erweitert. Die Varianten sind so zumindest erstmal ungewohnt.

Mit Angel 7 folgt ein Lied, welches Harms 2000 als Demo aufgenommen hat. Schon zu der damaligen Zeit ist seine Handschrift sehr deutlich zu erkennen. Man merkt auch, dass er sich das Lied schon weiter vorgestellt hat. So hat man zum Beispiel die Andeutung einer Frauenpassage.

Das Demo Material von Philae hat aber schon vor der Jahrtausendwende Einfluss auf einige Lord of The Lost Songs. Revelation 777 hat nicht mit Revelation 13:18 zu tun, sondern direkt zum Auftakt wird die Melodie von Die Tomorrow gesungen. Auch in Strophe und Refrain kann man den späteren Bandklassiker erkennen, obwohl hier noch ein anderer Text war und die Version deutlich mehr dem Klassik Rock als dem Dark Rock zuzuordnen ist. Bei Heavens Hold A Place hat man gleich eine Akustikversion noch zusätzlich mit dazugeliefert. Hier finden wir die Melodie zu Venus To Mars. Eclipsed by Eternity ist sogar bis auf eine Zeile heute zu finden: Zu Prison wurde einfach nur die Pre-Chorus Zeile sowie der Sound geändert. Den Abschluss der letzten CD ist das 7:47 lange The Eyes Of Love Are Blind, welches den längsten musikalischen Teil der Bandgeschichte beinhaltet und der braucht sich echt nicht verstecken.

Albumfazit: Mit 4 Stunden und 45 Minuten ist das Komplettvergnügen definitiv Nachmittag füllend. Mir hat das Gesamtkonzept gefallen. Man hat mit den klassischen Hits, auch wenn Credo fehlt, einen Mix um auch neuen die Band zugänglich zu machen oder einfach sich mal wieder quer durch die Alben zu hören. Die raren Tracks sind sicher für viele auch etwas Neues und einige davon haben mir echt gut gefallen und ich kannte davon auch eher die wenigsten. Das man mich mit den elektronischen Versionen auf Dauer nicht gecatcht kriegt, war mir im Voraus klar. So 3-4 gehen schon mal, aber dann wird es mir da zu viel. Es gibt aber sicher genug, die sowas total toll finden und bis auf die Pcatchu Version von Dry The Rain finde ich alle, wenn ich sie als Einzelstücke höre, nicht verkehrt. Die Demo-CD ist wie oben erwähnt wahnsinnig toll zum bergleichen und ich habe auch nicht gewusst, dass einige Melodien und beinahe ein ganzer Song schon bei Philae existiert haben. Einzig das Auslassen der Swan Song, beziehungsweise Swan Symphony CDs, finde ich schade. Ich habe mir auch die komplette 4 CD-Version bestellt. Wer wie ich weniger mit Remixes anfangen kann und auch nicht so auf Demos steht, der kann sich die 2 CD Variante bestellen und wer einfach nur eine Hit-Sammlung sucht, für den gibt es auch nur die erste CD einzeln.

Tracks:
CD 1 – Best Of
1. Till Death Us Do Part (2019)
2. Loreley
3. Morgana
4. Black Halo
5. Drag Me to Hell
6. In Silence
7. Raining Stars
8. Full Metal Whore
9. Dry The Rain (2014)
10. La Bomba
11. Six Feet Underground
12. Fists Up In The Air
13. Beyond Beautiful
14. Die Tomorrow
15. Blood For Blood
16. See You Soon
17. Sex On Legs
18. Prison
19. Break Your HeartCD 2 – Rarities
1. One World No Future
2. Death Doesn‘t Kill You But I Do
3. Built To Break
4. The Most Radical Thing To Do
5. La Bomba – Versión Español (feat. Der Schulz & Erk Aicrag)
6. Do You Wanna Die Without A Scar
7. This War
8. When You‘re Asleep
9. Morsal
10. Another Sunny Day In Paradise
11. Take The Pain Away
12. I.D.G.A.F
13. One Day Everything Will Be Okay
14. Trisma
15. Words Of Sadness
16. Zillah
17. Marching Into Sunset (feat. Erk Aicrag)
18. Love In A Time Of WarCD 3 – Remixes
1. Raining Stars (SOLAR FAKE Remix)
2. La Bomba (Remixed by BLUTENGEL)
3. See You Soon (SVBWAY TO SALLY Remix)
4. Six Feet Underground (CHROM Remix)
5. Die Tomorrow (STAUBKIND Remix)
6. Afterlife Of Death (Afterlife Remix by UNZUCHT)
7. Blood For Blood (A LIFE DIVIDED Club Remix)
8. Break Your Heart (STAHLMANN Rebuild Mix)
9. 666 Feet Underground (Six Feet Underground Remix by DEATH VALLEY HIGH)
10. Full Metal Whore (DOPE STARS INC. Remix)
11. Kill It With Fire (But Kill It Good – RABIA SORDA Version)
12. Sex On Legs (FORMALIN Club Mix)
13. Blood For Blood (Ein Walzer für Klarinette und Pianoforte by COPPELIUS)
14. La(tin) Bomba (Official Not Exactly Very Dark Remix)
15. Die Tomorrow (Swing Tomorrow Version by ROCKSIN)
16. Dry The Rain (Re-Encoded by MICHAEL JÜRGENS)
17. Dry The Rain (Remix by PcatchU)
18. Dry The Rain (Orchestra Version feat. MONO INC.)CD 4 – Demos
1. Till Death Us Do Part (Demo 2008)
2. Dry The Rain (Demo 2008)
3. Sooner Or Later (Demo 2008)
4. Nothing Words Can Say (Demo 2008)
5. Not From This World (Demo 2008)
6. Fragmenting Facade (VAGUENESS version 2004)
7. Beyond Beautiful (VAGUENESS version 2004)
8. Seven Days Of Anavrin (VAGUENESS version 2004)
9. Angel7 (CHRIS HARMS Demo 2000)
10 Revelation 777 (PHILIAE Demo 1999)
11. Heaven Holds A Place (PHILIAE Demo 1999)
12. Eclipsed By Eternity (PHILIAE Demo 1999)
13. Heaven Holds a Place (PHILIAE Demo 1997)Super Sweet Surprise Bonus:
14. The Eyes Of Love Are Blind

Lord Of The Lost - Till Death Us Do Part - Best Of (Limited Edition) - 4CD DigiBox

By Uli

Seit den 90er Jahren journalistisch unterwegs. Sehr schlechter Schlagzeuger mit deutlichen Rechtschreibschwächen. Mitbegründer der legendären Punkrockband "The Ketchup Boys", welche 1989 ihren einzigen Auftritt hatte. Spricht mehrere Sprachen, kann einhändig Fahrrad fahren und mag Musik.

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