Killerpilze – Nichts ist für immer… – Der Zenit – Album Review

Anfang der 2000er brach in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein riesiger Hype um zwei blutjunge Bands aus. Tokio Hotel und die Killerpilze. Beide Bands sind immer noch voll im Spiel, nur haben sie sich in zwei komplett unterschiedliche Richtungen entwickelt: Tokio Hotel hin zu Elektro-Pop und die Pilze? Die machen richtig, richtig guten Rock.

Der Hype um Beide ist damals an mir vorbei gegangen. So richtig auf dem Schirm habe ich die Pilze erst seit ich sie 2013 oder 2014 live gesehen hab (als Support für die großartigen 3 Feet Smaller). Ihr zu dieser Zeit aktuelles Album „Grell“ ist für mich bis heute ein überraschend starkes Album. Leider habe ich sie dann wieder etwas aus den Augen verloren.

Vor ein paar Monaten war es dann so weit: Mit der Ankündigung ihres Albums „Nichts ist für immer…“ kündigten sie auch das vorläufige Ende der Killerpilze an. Für mich Grund genug um mir dieses (hoffentlich nicht) letzte Werk des Trios zu Gemüte zu führen.

Mit der Erwartung von auf die Karriere reflektierender und eher ruhiger Musik wurde ich bereits beim starken Opener Planet B eines besseren belehrt. Man hört mit keinem Ton das diese Nummer das Ende einleiten wird. Sozial Kritik mit fetten Riffs und starkem Drumming, dazu ein Jo an den Vocals der schon beinahe screamt. Krass. Vier Minuten Vollgas.

Natürlich wird aber auch ein bisschen reflektiert, so zum Beispiel bei Nachtronauten. „Nichts ist für immer. Am Ende bleibt nur das Hoffen.“ und „Es war nicht immer alles für diesen einen Hit, sondern für uns und bisschen Kohle für Sprit.“ sind meine zwei Lieblingspassagen dieser Nummer. Ein im Mid-Tempo angelegter Motivationssong, getragen von dem starken Drumming und ein paar sehr guten Riffs von Mäx. Runde Sache und eben auch ein kleiner Rückblick. Oben drauf steuerte Rapper Curse hier Gastvocals bei. Nicht wirklich umfangreich, da nur eine Zeile, aber trotzdem ausreichend um hängen zu bleiben.

Eine viel Zahl der Songs bewegen sich soundtechnisch nahe an Planet B und Nachtronauten, mal mit höherem Tempo (Letztes Leben feat. Massendefekt), mal geht man in Richtung Ska (Isar) oder auch mal rotziger (Lieben Wen Ich Will).

Eine Handvoll Songs folgen aber nicht diesem Sound, so wie das wirklich großartige LaLaLa. Im ersten Moment musste ich hier an Alligatoah denken. Auf komödiantische Art thematisiert es die Probleme unserer Zeit. Flüchtlingskrise, Hungersnöte, das Klima, der Rechtsruck. Ich komme nicht drum herum zumindest zu schmunzeln. Zum Beispiel wird auf die Hungersnot der dritten Welt eingegangen, nach diesem kurzen Monolog ist die Person am All-You-Can-Eat Buffet und holt sich einen fetten Nachschlag. Alles egal, Hauptsache die Likes werden mehr. Und am Ende? Am Ende erfahren wir das dies ein Monolg ist der 70 Jahre in der Zukunft spielt und man hört wie sich die Person dafür entschuldigt nichts an der Situation in der Vergangenheit (unserer Zeit!) verändert zu haben. Gänsehaut!
Der Song kommt dazu mit Streichern daher und ist eigentlich eine Ballade. Große Nummer, die schon oft seine Runden gedreht hat.

Zwischen den doch sehr politisch inspirierten und anderer Seits auch recht spaßigen Stimmungsnummer wird auch das Ende einer scheinbar perfekten Beziehung besungen. Eine Country inspirierte, schon beinahe akustische Nummer. Wie Fremde startet bedrückend und schwer, am Ende geben Fabi und Mäx wieder ordentlich Gas und geben eine gewisse Leichtigkeit zurück.

Mittlerweile bin ich am Ende angelangt und der vorerst letzte Killerpilze Track, Ticken Anders Als Die Zeit, startet. Sie gehen mit einem Knall und hier kommt das was ich schon das ganze Album über erwartet habe. Zumindest ein bisschen gehen sie hier noch auf die 17 Jahre als Band ein und liefern noch einmal einen soliden Rocksong.

Fazit:
Was war das bitte? Ich bin mehr als begeistert von diesem Album. Nach ihrem Ausflug in poppigere Gefilde auf dem letzten Album „High“ gönnt sich das Trio kaum eine Verschnaufpause auf ihrem kommenden Album. Ohne Frage haben die Killerpilze hier ihren Zenit erreicht und liefern zum vorläufigen Ende ihr besten und gereiftesten Tracks ab.

Wir haben nachdenkliche, spaßige, traurige und rebellische Nummern. Was wünscht man sich also mehr? Ich wünsche mir das es wirklich nicht das letzte Album der Drei bleibt.

Ein hervorragendes Album. Ich vergebe 9,5 von 10 Bängs.

„Nichts ist für immer…“ erscheint am 6. September und wird als CD, Vinyl, Digitales Album und Stream erhältlich sein.

Line-Up:
Jo – Vocals
Mäx – Guitar
Fabi – Drums

By Patrick

geb. 1993, Musik-Fan seit 2010, Verheiratet, Ein Sohn, Bevorzugte Genres: Metalcore, Post-Hardcore, Progressive Metal, Pop-Punk, Alternative Rock. Neben seiner sozialen Ader ist Patrick auch für feinste Recherche und Tiefe in seinen Reviews und Berichten bekannt.

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