„Ja, seid ihr noch gesund?“ – Vito C. von J.B.O. bei uns im Interview.

J.B.O muss man eigentlich nicht lange vorstellen, immerhin hat sich die Band seit ihrer Gründung 1989 schon lange einen Namen gemacht. Ihr Debut Explizite Lyrik ist musikalisch und von der Bedeutung in der Metal Szene fast gleichzusetzen mit Appetite for Destruction von Guns´N´Roses. Dementsprechend groß war die Freude als ich einen Interviewtermin mit dem großartigen Vito C. (Gitarre und Gesang) bekommen habe. Um eine, sagen wir, frühe Vormittagsstunde unter der Woche war es dann soweit, und so saßen wir uns per Zoom quasi gegenüber.

Christian B. (RM): Guten Morgen Vito,  als erstes will ich Dir sagen das ich schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt habe mit einem eurer Alben wie mit Haus Of The Rising Fun. Genauer gesagt seit Sex Sex Sex von 2000 nicht mehr.

Vito C.: Ach komm, das ist aber schon lange her. Jetzt muss ich aber schon kurz dazwischen fragen, wie viele Alben hast du dazwischen überhaupt von uns angehört? Ich stelle nämlich  immer wieder fest, dass Menschen uns aus den Augen verlieren und dann halt auch die Alben nicht wirklich hören oder gar nichts mehr mitkriegen. Und wir waren ja immer sehr konsistent im Alben veröffentlichen und das ist jetzt das 15. Album! Wir haben also durchaus etwas rausgebracht im Laufe der Jahre.

(Aus diesem Grund ist es wichtig vorbereitet zu sein, wenn man schon solche Fragen stellt. So hatte ich zu diesem Zeitpunkt meine J.B.O Alben in Reichweite.)                                                                                                                                                                                                        

Christian B. (RM): In meiner Sammlung befinden sich noch die Rosa Armee Fraktion (2002), das Killeralbum (2011) und die Nur die Besten werden alt Pink Margeddon Summer Breeze Edition von 2014. Und auch in die Deutsche Vita, bzw. Planet Pink wurde reingehört, wenn auch „nur“ auf Spotify.

Vito C.: Gretchenfrage bestanden.

Christian B. (RM): Puh, Glück gehabt. Dann kann es ja weitergehen mit dem Interview und Haus Of  the Rising Fun. Beim ersten Durchlauf ist gleich mal Bussi hängengeblieben, dieser erinnert stark an eine andere deutschsprachige Band mit ähnlichem Erfolg wie J.B.O.. Ihr hattet wohl schon länger keinen Stress mehr mit Rammstein?

(Zur Erinnerung: 1997 erschien das zweite Album mit dem Titel laut!, bei der es rechtliche Klagen von Seiten der Plattenfirma von Rammstein gab, da angeblich Gitarrenriffs zu Ein bisschen Frieden (Nicole) übernommen wurden.)

Vito C.: Du meinst, wir wollten unbedingt mal wieder Stress haben? Aber Nein, denn Bussi ist ein eigenständiger Song und keine Coverversion. Es hat natürlich Ähnlichkeiten, die auch beabsichtigt sind. Aber wenn du die Songs im Vergleich hört wirst Du feststellen das es andere Core Changes gibt und andere Lines. Natürlich klingt es sehr ähnlich, aber es liegt natürlich daran, dass auch Style von Rammstein einfach sehr unique ist. Und dadurch musst du nur ein die richtige Attitüde erwischen und dann klingt es schon sehr danach. Und klar unser Titel ist so ähnlich wie ein Songtitel von Rammstein. Aber die Parodie ist es letztendlich um die es da geht.

Christian B. (RM): Dann gibt es noch etwas was mir bei diesem Song aufgefallen ist. Ihr seid ja  Franken, wie war das für euch auf bayerisch zu performen?

Vito C.: Ich bin zwar in Franken geboren und aufgewachsen, aber meine Mutter ist Münchnerin und mein Vater war Franke. Also bin ich eine bayerisch fränkische Mischung und eigentlich habe ich das auch so ähnlich performt. Es ist nicht hasenreines Bayerisch, wie du das vielleicht bemerkt hast. Ich meine, wenn es heißt Oans Zwa, das ist eigentlich nicht ganz Hasenrein. Ich habe hinterher dann erfahren das es eigentlich Oans Zwoa heißen müsste. Und das sind so die Details, aber im Nachhinein sind die auch okay so. Wie hat es auf dich gewirkt, so als eingeborenem Bayern?

Christian B. (RM): Ja mei, so wia ma sich münchnerisches Bairisch vorstellt! Also man erkennt in was für Richtung es gehen soll mit dem bairischen Dialekt. Und ich hab schon schlechtere Parodien von dem Dialekt gehört.

Vito C.: Okay, dann hat’s ja funktioniert, sag ich jetzt mal und haben erreicht, was wir erreichen wollten.

JBO Album House Of The Rising Fun_c_Huckleberryking

Christian B. (RM): Dann hätte ich noch Fragen zu Stinkefinger. Der Song lässt ja einige Vermutungen zu, welche Bands da gemeint wären, aber würdest du uns da genaueres verraten?

Vito C.: Da muss man überhaupt keine konkreten Namen nennen, das wäre zu einfach. Ihr müsst euch da letztendlich auf die Hinweise, die da im Grunde eingestreut sind, reduzieren. Letztendlich geht’s einfach da drum, dass letztendlich diese Oho Chöre so weit verbreitet sind. Da müssen wir keine konkrete Namen nennen. In dem Song wird natürlich das eine oder andere gestreut. Wir sind ja eigentlich eine ganz friedliche Truppe, und müssen ja nicht immer den Leuten letztendlich aufs Maul hauen.

Christian B. (RM): Aber es stimmt schon, vor allem viele Songs. von etlichen Bands sind inzwischen so auf diesen Live Mitsing Part getrimmt, dass da stellenweise das ganze Album mehr oder weniger draus besteht.

Vito C.: That’s what I talk in about.

Christian B. (RM): Dann wäre da noch Nur für euch, das ist ja ein richtiger Friede, Freude, Eierkuchen Song.

Vito C.: Letztendlich geht’s in dem Song darum den Menschen ein Ständchen zu bringen, die im Grunde andauernd rumschreien und letztendlich die Kommentarspalten mit dummen Kommentaren fluten müssen. Solche die letztendlich überall im Grunde immer was zu sagen haben. Haltet einfach auch mal die  ****  um schon allein dadurch die Welt besser zu machen. Darum geht es eigentlich in dem Lied.

Christian B. (RM): Die Frage dazu wäre eigentlich für jetzt, was bringt dich aus der Reserve? Wo kannst du so richtig aussteigen und auf Palme gehen? Also Generell egal ob privat oder auf der Bühne oder ähm musikalisch.

Vito C.: Kann ich dir jetzt gar nicht so konkret sagen. Es kann schon mal passieren, dass mich irgendwas nervt, aber das ich jetzt irgendwie hier eine konkrete Situation nennen könnte, ist  schwierig. Aber einen todsicheren Trigger gibt’s nicht.

Christian B. (RM): Dann hätten wir noch I Kissed a Girl, im Original von Katy Perry. Da würde mich jetzt interessieren ob euch da kein Text eingefallen ist dazu oder ist der Song perfekt wie er ist? (Du brauchst Dich bei solchen Fragen nicht wundern wenn keiner mehr ein Interview mit Dir führen will? – die Red.)

Vito C.: Na ja, wir haben uns letztendlich gedacht, der Gag ist halt einfach, dass ich ihn singe, so als Girl umso letztendlich hier die Perspektive umzudrehen. Das war so ein bisschen die Idee dahinter. Dazu kommt das der Song halt ein cooler Song ist. Und dann haben wir es halt einfach gemacht.

Christian B. (RM): Werdet ihr eigentlich nicht müde Verteidiger des Blödsinns (Meister der Musik, 1998) zu sein?

Vito C.: Warum sollten wir? Bei dem was wir ja machen müssen wir uns nicht verstellen, sondern wir haben da Bock drauf. Uns gibt es es jetzt seit 36 Jahren. Und unser größter Erfolg ist, dass es uns immer noch gibt, sag ich mal. Wenn wir auf der Bühne sind und den Leuten das gefällt, hey, es gibt nichts Geileres. Ja, das ist eine Energetik, die kann man ja sich auf andere Weise nicht kaufen. Das ist einfach was Schönes. Und warum soll ich dem müde werden, wenn es einfach Spaß macht?

Christian B. (RM): Ihr hab ja die Explizite Lyrik von 1995 auf eurer letzten Tour komplett wieder auf Bühne gebracht habt, ein zeitloser Klassiker, der nach wie vor vom ersten bis zum letzten Ton Spaß.

Vito C.: Genau. Und das ist ja auch so eine Geschichte.  Das Album ist jetzt 30 Jahre alt und es macht trotzdem noch Laune. Es ist zum Glück nicht so, dass ich mich Frage ob es überhaupt Spaß macht, sondern es tut es einfach. Ich hab bei der Performance genauso viel Spaß, wie es den Leuten da unten macht zuzuhören. Das ist doch cool.

Christian B. (RM): Hast du trotzdem schon mal den Gedanken gehabt, was anders zu machen?

Vito C.: Klar hat man mal Gedanken. Ich habe ja ursprünglich mal studiert, zwar nicht fertig, aber studiert. Also hatte ich ursprünglich was anderes vor, aber letztendlich hat man sich ja irgendwann entscheiden müssen. Und letztendlich ist Musiker nach wie vor halt der Job, den ich machen will. Und der gibt mir sehr viele Freiheiten und man hat im Grunde hier sein Hobby zum Beruf gemacht. Es macht mir auch einfach im privaten Spaß an meinen Gitarren rumzuschrauben oder zu spielen. Also was soll ich jetzt da irgendwie ändern?

Christian B. (RM): Die Inspiration geht euch ja anscheinend nicht aus. Immerhin veröffentlich ihr regelmäßig neues Material. Woher nehmt ihr diese?

Vito C.: Das kann ich dir gar nicht so genau sagen. Du läufst halt durch die Gegend und dann hast du eine Ideen. Keith Richards hat es mal so beschrieben das im Grunde die Ideen schon alle da sind und fliegen quasi im Raum herum und du musst sie dir halt nur greifen. Und dafür brauchst du halt eine gewisse Antenne und was anderes ist es am Ende nicht. Woher das jetzt aber genau her kommt ist eine sehr philosophische Frage. Da könnten wir vielleicht Stunden drüber reden?

Christian B. (RM): Das wäre mit Sicherheit den Ramen dieses Interviews sprengen, wäre aber mit Sicherheit interessant. Vielleicht finden wir ja mal zu ein paar Bier zusammen und können ausführlich darauf eingehen. Allerdings kommen wir leider schon zum Ende, allerdings hätte ich noch zwei Standardfragen. Und eine davon wäre, welche Fragen man dir in zehn Jahren stellen sollte.

Vito C.: Ja, seid ihr noch gesund? Wir werden alle nicht jünger, weißt du? Und nur die Besten werden alt, wie wir ja schon mal vor über 10 Jahren gesungen haben. Das muss man ja auch sehen.

Christian B. (RM): Und zu guter letzt hast du bestimmt noch ein Schlusswort für die Fans.

Vito C.: Ja, früher haben wir immer gesagt, habt Spaß und habt guten Sex. Das könnte man aber im Grunde letztendlich immer noch so sagen. Aber auf der anderen Seite sag ich auch, bleibt gerade, macht keinen Scheiß und bleibt gesund und schaut wie ihr klarkommt in der Welt, die irgendwie immer schwieriger wird.

Christian B. (RM): Dann sag ich danke auch für diese Antwort und danke für deine Zeit. Ich hoffe, dass es euch noch sehr lange gibt und dass ich noch die ein oder andere Gelegenheit habe euch live sehen zu dürfen. Das ist jedes Mal ein Mordsspaß.

Vito C.: Schön, dann haben wir wohl alles richtig gemacht.

J.B.O. Homepage/Facebook/Instagram

By Christian B

Ich höre alles von traditionellem Heavy Metal, Black, Death, T(h)rash, Folk. Power über Punkrock und was es sonst noch so alles gibt, gut muss es halt sein. Wobei es mir allerdings die Zehennägel aufstellt, ist langweiliger Prog wie in Dream Theater, Queensrÿche, Opeth und Co. zelebrieren. Da schlafe ich schlichtweg ein.

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