Als in unserer Whats-App-Gruppe gefragt wurde, wer Bock hat das neue Gyze-Album zu reviewen, musste ich direkt zuschlagen. Ich hatte die Band schon vor einigen Jahren im Internet kennengelernt und durfte sie auch im letzten August auf dem Turock Open Air in Essen live sehen. Die Band wurde 2009 unter dem Namen Suicide Heaven gegründet und sorgt seit 2011 mit ihrem aktuellen Namen für die ein oder andere Unsicherheit beim Aussprechen. Die Japaner haben bis hierhin drei Alben herausgebracht und immer soliden bis guten Melodic-Death-Metal gespielt. Dabei wurde die Heimat in Lyrics und Album Covern thematisiert und es gab mit Horkew und菜の花 auch zwei Titel in der Landessprache. Am 12.07.2019 wird das vierte Album via End Of The Line Music erscheinen. Während ihr noch warten müsst, durfte ich schon einmal reinhören.
Das Asian Chaos nicht wie die drei Vorgänger werden sollte, wurde mir direkt beim Intro Far Eastern Land klar. Mit Streichern und japanischen Instrumenten wurde man zum Auftakt an einen Sonnenaufgang erinnert. In dem mit 3:12 überdurchschnittlich langen Intro baut die Band aus dem Land der aufgehenden Sonne nach und nach den Opener und Title-Track Asian Chaos auf. Dieser übernimmt die Melodie aus dem Intro und geht direkt in den up-Tempo-Bereich. Dabei kann man das bekannte technische Gitarrenspiel und dem Alexi-Laiho-ähnlichen Growl erkennen. Unbekannt waren dagegen die Folkelemente wie die Zitter, welche einen guten Kontrast bringt, genau wie die Female-Lead-Stelle. Auch hat mir das Aufgreifen des Intros am Ende des Liedes gefallen. Das Einzige, das mich beim Opener etwas gestört hat, war, dass die weibliche Stimme, wenn sie mit dem Growl zusammen an der Reihe war, von der Lautstärke her unter ging. Eastern Spirit setzt darauf im Mid-Tempo an und rückt am Anfang die Melodic-Death-Metal-Elemente in den Vordergrund. Der Refrain hätte an sich mit der tiefen, hallenden Männerstimme auch von einer Pagan-Metal-Band kommen können. Hier nur mit dem Unterschied, dass die Folk Elemente aus einer anderen Kultur kommen. Bockstark finde ich den drumlastigen Teil, in dem die asiatischen Elemente in den Vordergrund rücken. Mit King Kamuy folgt ein kurzes Zwischenspiel, welches von Klavier immer mehr ins Orchestrale geht. Dragon Calling ist im Anschluss recht positiv und lässt das erste Mal deutlich Ensiferum als musikalischen Einfluss durchscheinen.
Im Anschluss geht es mit dem ersten japanischsprachigen Song weiter. Camelia beginnt auch direkt musikalisch mit japanischen Klängen. Im weiteren Verlauf ist der Strophen-Teil hauptsächlich vom Melo-Death geprägt, während in musikalischen Teilen die Folkelemente deutlicher zur Geltung kommen. Mit Japanese Elegy und The Rising Dragon folgen zwei Lieder, die bereits auf der letztjährigen EP erschienen sind. Bei letzterem gibt sich Marc Hudson von Dragonforce am Gesang die Ehre und harmoniert mit Ryoji stimmlich sehr gut. Des Weiteren kann er sein Können bei der japanischen Sprache zur Schau stellen. The White Territories ist das schnellste Stück auf Asian Chaos und zeigt wieder einige Pagan-Metal-Einflüsse. Zum Abschluss wird es mit 1945 Hiroshima noch einmal recht düster.
Bei Asian Chaos habe ich ein solides bis gutes Melodic-Death-Metal-Album erwartet, welches dann doch in der breiten Masse an hochwertigen Bands des Genres untergeht. Doch Gyze haben mich positiv überrascht: Die japanischen Einflüsse in der Musik bringen der Band definitiv einen Wiedererkennungswert und auch etwas frisches mit sich. Die Vermischung aus japanischer Musik, mit Melodic-Death-Metal funktioniert sehr gut. Mir ist bewusst, dass einige Elemente eine gewisse Ähnlichkeit zu uns bekannten Bands aufweisen, aber durch die Veränderung der Einflüsse hat es etwas Neues. Wer gerne Children of Bodom, Ensiferum oder Tengger Cavalry hört, wird mit den Japanern sehr viel Spaß haben. Von mir gibt es für Asian Chaos wohlverdiente, sehr gute 8 von 10 Bängs.