„Ich fahre nie auf große Festivals.“ So lautete immer meine Aussage, wenn ich von non-Metalheads gefragt werde, ob ich denn nach Wacken fahre. Doch unverhofft kommt oft und es bot sich mir die Möglichkeit, bei einer Freundin ein Ticket günstig zu erwerben und so ging zwei Monate der Hype auf mein erstes großes Festival los.

Credit Graspop Metal Meeting

Tag 1: Donnerstag

Am Morgen von Fronleichnam ging es pünktlich auf die zweistündige Autofahrt in das belgische Dessel. Nachdem wir von der Autobahn abgefahren sind, konnten wir den Restweg problemlos, dank der guten Ausschilderung, finden. Erstaunt war ich, als es keinen Stau vor den Parkplätzen gab und so ging es ohne ewiges Warten mit Sack und Pack zum Check In. Nach circa zwei Stunden Anstehen gab es dann das langersehnte Bändchen und nach einer weiteren Stunde war dann auch das Gepäck abgesegnet. Nach dem Einweisen auf dem Campingplatz war ich erstaunt, wie klein das Ganze mir vorkam. Da auf dem Graspop circa 150.000 Leute sein sollten, hatte ich echt deutlich weitere Wege befürchtet, aber wir waren keine fünf Minuten vom Infieldeingang entfernt, was sicher auch mit dem ziemlich engen Campen zu tun hat. Auch der Weg zum WC/Dusch-Zelt tendierte gen 0 und wir blieben von jeglicher Geruchsbelästigung verschont.

Kurz vor 17:00 war dann auch die Zeit für den ersten Marsch Richtung Bühnen anzutreten. Auch im Infield war alles erstaunlich nah beisammen und ich konnte direkt die Befürchtung ablegen, ewig von Band zu Band sprinten zu müssen. Für mich wirkte allerdings das Riesenrad und der Autoscooter etwas befremdlich und ich brauche so etwas nicht auf einem Festival, aber von mir aus.

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Musikalisch ging es für mich im Red Bull Metal Dome mit Hemelbestormer los und es hätte kaum besser beginnen können: Die Belgier präsentierten einen wunderbaren Instrumental-Doom Metal. Dabei konnte die Band mit ordentlich Groove, einem tollen Klangteppich und einer tollen Atmosphäre glänzen. Auf den LED-Wänden, die auf der Bühne installiert waren, zeigte man Weltraumbilder, was die Atmosphäre unterstützt. Die 40 Minuten gingen wahnsinnig schnell vorbei und das Tageshighlight ward gefunden.

Im Anschluss ging es Richtung Jupilar Stage. Dort gab es zum einen ein kaltes Jupilar und zum anderen waren Nasty an der Reihe. Das Bier war okay, aber ich freute mich schon auf die Belgium Beer Bar im Infield der Mainstages. Auch die Band konnte mich jetzt nicht begeistern. Das Rap Intro hatte mich schon eher weniger gehypt und dieser auf die Fresse Hardcore konnte eher den Rest der Crowd erfreuen, obwohl die Band definitiv motiviert war. So war für mich erstmal bis zu Beartooth Pause. Die Band wurde mir, auch wegen ihrer Show bei Rock im Park, ans Herz gelegt. Obwohl popiger Metalcore nicht wirklich zu meinen Lieblingsgenren gehört, hatte ich mich in den Pit geschmissen und so konnte ich mich an den US-Amerikanern erfreuen. Also Live definitiv mal sehenswert.

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Auch corig ging es im Dome weiter mit Off The Cross, auf die ich mich durch diverse andere Einflüsse gefreut hatte. Zu Beginn des Sets hatten die zweiten Belgier des Tages davon leider nichts gezeigt und so habe ich die Chance genutzt, mit Roland ein weiteres Mag-Mitglied kennenzulernen. Da ich durch die Anreise noch etwas geplättet war, habe ich Sonata Arctica sausen gelassen, was mich im Nachhinein ärgert, und bei Phillip H. Anselmo And The Illegals war ich dann leider zu spät wieder da, um in das Zelt zu kommen und so ging der Warm-Up Tag recht Bandarm zu Ende.

Tag 2 Freitag

Am nächsten Morgen konnte ich mich zunächst von der echt starken Organisation überzeugen. Nach dem auch jetzt die beiden Main Stages bespielt wurden, konnte ich mit Sicherheit sagen, daß alles echt nah beieinander liegt. Auch an den Bars ging es die ganze Zeit wahnsinnig schnell und der Token-Kauf stand diesbezüglich in Nichts nach. Einzig waren die Preise im Infield doch noch etwas gewöhnungsbedürftig: Mit den umgerechnet 4,50€ für 0,33l an der Belgium Beer Bar hatte ich, da es Starkbier war, kein Problem und auch mit den 3€ für 0,25l Jupilar hatte ich gerechnet, aber 12€ für eine kleine Portion Nudeln zu nehmen, fand ich schon extrem dreist.
Der musikalische Teil des Tages ging für mich im Marquee, mit Wiegedood los und was muss ich mich ärgern, dass ich die Belgier auf den letztjährigen Metaldays verpasst habe. Da das Marquee ein riesiges Zelt ist, störte die Uhrzeit gar nicht und die Jungs konnten so ihre Atmosphäre entfalten. Die drei Alben sind nicht ohne Grund oft gelobt worden und es hat mir sehr gefallen, das jede Band sich mindestens 40 Minuten präsentieren durfte. Eine sehr runder Auftakt.
Durch die Stagetime-Überschneidung gab es im Anschluss leider nur 20 Minuten Death Angel. Die Bay-Area-Thrasher hatten mit Humanicide ein starkes neues Album herausgebracht und haben für mich wunderbar die Energie auf die Bühne gebracht. Dabei konnten sie ihrem großen Namen gerecht werden und mir wurde so langsam klar, wie groß das Festival eigentlich ist, wenn so eine Band einfach mal 12:20 anfängt.

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Es folgte für mich eine Band, die noch kein Album draußen hat, dafür durch ihre drei Singleauskopplungen schon einiges an Bekanntheit erreicht hat und diverse große Festivals mitnehmen konnte. Die Rede ist natürlich von The Hu. Die Band spielt einen Mongolian-Folk Metal und verzichtet dabei im Vergleich zu Tengger Cavalry auf den harten Melodic-Death Metal Einschlag. Ich bin leider nicht in den Dome gekommen, aber aus der Ferne sah das echt nicht verkehrt aus.
Parallel spielte noch Whitechapel, weswegen ich die Band nicht bis zum Ende gesehen habe. Die Deathcore-Formation sorgte für einen amtlichen Pit und Fronter Phil Bozeman konnte auch live mit seinem fetten und markanten Growl punkten. Im Anschluss habe ich mir noch einige Minuten Hatebreed angeschaut und musste feststellen, dass ich immer noch kein Hardcore-Fan bin. Dafür kam die Band gut an und hat auch die ersten Reihen in Bewegung versetzt.

Nach einer Stärkungspause auf dem Zeltplatz wollte der Zeitplan es mit schwer machen und so spielten Testament und Candlemass parallel. Da ich die Thrasher hoffentlich noch auf dem Party San sehen werde, ging es zu Candlemass. Die Schweden bewiesen ihren Legendenstatus und konnten mit guter Show glänzen. Bei Combichrist war leider wieder kein Reinkommen und so gab es einen kurzen Blick auf Architects, welche mir live zwar besser als auf Album gefallen haben, aber vom Stil nicht so ganz meins sind. Municipal Waste boten darauf eine gute und unterhaltsame Show.

Nach einer guten Stunde Pause wurde es Zeit für die Band, die ich als persönliche Live- Enttäuschung von 2018 werten musste: Children of Bodom präsentierten sich aber im Vergleich zur Metal-Days-Show motiviert und in Spiellaune. Erstaunlich fand ich die Auswahl der beiden Opening Songs: Mit Are You Dead Yeat und In Your Face gab es zwei ältere Stücke, ehe man dann auch neuere Titel spielte. Mich hat es nicht gestört und so vergingen die 50 Minuten wie im Fluge.

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Während ich mir für Amon Amarth einen guten Platz gesichert hatte, gab es auf dem Mainstage 1 noch Lynyrd Skynyrd, der mit seinem Rock`n´Roll zwar nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat, dafür dennoch die verbleibenden 25 Minuten schneller vergehen lassen hat. Dann eröffneten Amon Amarth mit ihrem epischen Intro und Pursuit of Vikings. Die Spielfreude hat man den Schweden um Johan Hegg direkt angesehen. Auch der Vikingerhelm als Drumpodest erfüllte seinen Zweck wie die Showkämpfer. Aus dem neuen Album Berserker spielte man aber zu meinem Erstaunen mit Crack The Sky, Shield Wall und Raven´s Flight nur drei Stücke. Der Fokus lag dennoch auf den neuen Sachen, aber es gab mit Death in Fire noch einen Klassiker. Die Schweden können zum Glück einfach nicht enttäuschen und waren für mich sowohl Tageshighlight und auch quasi mein Tagesheadliner.

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Der offizielle Tagesheadliner kam im Anschluss: Within Temptation. Auch am Bühnenaufbau wurde hier nicht gespart und sie haben das Wunder vollbracht, dass meine Begleitung, die normal female Fronted überhaupt nicht ausstehen kann, zu einem positiven Showfazit zu bringen. Mit Titeln wie Mother Earth oder Paradies (What About Us) zeigten die Niederländer ihr Ohrwurmpotential und konnten das Publikum überzeugen. So sehr mich die Band auch überzeugt hat, musste ich mal in eine spezielle Band reinschauen, die parallel spielte. Mysticum aus Norwegen präsentierten ihren Industrial/Black Metal und präsentierten den Genre Mix des Jahrzehnts. Passend zu den Industrial-Elementen standen die drei auf hohen, mit LEDs verzierten Säulen, was schon geil aussah. Daß die Drums vom Band kamen fand ich schade, aber sonst war das eine gute und interessante Sache.

Als vorletzte Band des Tages spielte keine geringere als Slayer auf, deren Namen schon seit einiger Zeit zum Schlachtruf für Metalheads geworden ist. Ich habe mir von den Amis auch nicht allzu viel erwartet und es hat mich auch nicht umgehauen. Natürlich kam echtes Bigtime-Feeling auf und bin froh die Herren mal gesehen zu haben, aber da ich nicht so viel Thrash Metal höre, waren doch Deathstars etwas spannender. Ich höre an sich echt ganz gerne Mal Dark Rock und fand die Show auch gut, war aber leider zu fertig um die Show genießen zu können, was schon ein bisschen schade war.

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Tag 3: Samstag

Der dritte Tag beginnt nach einem stilvollen Festivalfrühstück mit Cellar Darling. Die Band um die drei ehemaligen Eluveitie-Mitglieder Anna Murphy, Merlin Sutter und Ivo Heinzi eröffnete direkt mit dem brutalst eingängigen Black Moon. Generell hatten die Schweizer sichtlich Lust zu spielen und es machte wahnsinnig Spaß und brachte einen direkt gut in den Tag. Auch die etwas Prog-lastigeren Titel des zweiten Albums konnten mich live mehr überzeugen als auf dem Album, ohne das neue Album The Spell komplett schlecht reden zu wollen. Leider konnte ich den Marquee-Opener nicht bis zum Schluss sehen, weil mich eine noch recht frische Band brutalst interessiert hat. Japanischer All Female Metal konnte mich bis jetzt dank Fate Gear und Galmet live immer catchen und auch Lovebites konnten sich der Liste anschließen. Trotz einiger Soundunstimmigkeiten haben die Mädels definitiv Laune gehabt und konnten ihr musikalisches Potential ausspielen. Auch der Publikumszuspruch war deutlich zu erkennen, auch wenn da sicher der All-Female-Status einen Einfluss hat. Dennoch aber ein Rising-Star.

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Den starken Anfang zu toppen war schon keine leichte Aufgabe und Ne Obliviscaris haben es definitiv geschafft. Die Australier hatten mit ihrem Progressive Metal mit Extrem Metal Einflüssen schon einen Wiedererkennungswert. Dennoch wirkte es nicht zu anstrengend zum Hören und auch das Gesangsduo aus Xenoyr (Growl) und Tim Charles mit seiner beinahe weiblichen Stimme hat gepasst.

Auch Hammerfall konnten im Anschluss auf der Mainstage mit ihrer sympathischen Art punkten. Die letzten 35 Minuten des Sets legten Fokus auf ältere, bekannte Titel wie Let The Hammer Fall oder Last Man Standing und zu guter letzt standen viele Hearts on Fire. Kontrastreich ging es bei mir mit Immolation weiter. Die New Yorker walzten mit ihrem Death Metal vieles nieder, wobei auch der Bass sein übriges tat. Nur die Pit-Dynamik war irgendwie total komisch. Borknagar sorgten bei mir an Erinnerungen an eines meiner ersten Konzerte, als die Pagan-Black Metal Größe 2014 im From Hell in Erfurt auftraten. Seit diesem Jahr hat ICX-Vortex die Vocals von Vintersorg übernommen und so gab es im Vergleich zu vor fünf Jahren keinen sturzbetrunkenen Sänger. Sonst bot die Band eine gute, solide Show, bei der aber erstaunlicherweise das Marquee ziemlich leer war. Parallel auf dem Mainstage hatten Behemoth schon begonnen, ihre satanische Botschaft in Belgien zu verbreiten. Von den Showelementen und der Musik ist Behemoth eine echt fette Band, aber leider wirkte das bei strahlendem Sonnenschein nicht so wirklich. Das war leider verschenktes Potential.

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Nach einem kurzen Stagewechsel legten auch schon Trivium los und traten offene Türen ein. Das Publikum war direkt da und auf der Bühne hat man auch direkt die Energie mitnehmen können. Auch die Idee das Lead-Mikrofon zwischen den Stages und am äußeren Rand aufzustellen fand ich cool um größere Teile des Publikums anzusprechen. Leider gingen durch den Weg 1-3 Einsätze daneben. Dennoch sind Trivium eine Band, die immer geht und mit zu vielen Crowdsurfern fürs Training der Armmuskulatur sorgte.

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Nach einer kurzen Stärkung auf dem Zeltplatz begann für mich die Phase, in der ich einfach mal in vieles reingeschaut habe, ohne jetzt auf einen Act in besonderer Form gehypt zu sein. Los ging die Reise mit Godsmack, die im Voraus mir erstaunlicherweise nicht all zu viel gesagt haben. Dennoch kamen mir Titel wie I Stand Alone bekannt vor. Das Disturbed vor Lamb of God randurften hat mich gewundert, aber man muss ja auch der Slipknot-Familie beim Warten etwas bieten. Die Band hat vermehrt mit der Leinwand gearbeitet. An sich finde ich die Jungs nicht schlecht, nur nach 3 Liedern klang mir das einfach alles zu ähnlich und eintönig, weswegen ich mal Industrial Metal Live ausprobiert habe. Mit Ministry gab es dafür auch einen namenhaften Act. Eine sehr gute und engagierte Show, doch leider waren manche hohen Töne vom Sound brutal und ich werde mit diesem Genre einfach nicht warm. Ein paar Einflüsse stören mich echt nicht, aber als ganzes ist mir das einfach too much und so habe ich in eine Band reingeschaut, die mehr aus der Zeit unserer älteren Redakteure ist: Krokus. So etwas Biker Hard Rock hat im Kontrast etwas und es machte auch, mal wieder außerhalb vom Dome, Spaß, den älteren Herren zu zuschauen. Live haben die Schweizer noch einiges drauf. Im Vergleich zu meinem vorletzten Tagesact wirken sie dann dennoch etwas blass. King Diamond sorgte im Marquee bei mir für richtiges Big-Time-Feeling. Es gab einen spektakulären Bühnenaufbau und einiges an Effekten. So wurde er zum Beispiel beim Intro auf einem Rollstuhl mit Tropf hineingeschoben. Seine Stimme muss man echt nicht mögen, aber auf jeden Fall klingt sie noch ziemlich wie früher und er bringt allgemein eine gewisse Ausstrahlung mit. Da ich meiner Begleitung versprochen hatte, deren Lieblingsband aus guter Position zu sehen, machte ich mich mit 2 Bieren bewaffnet schon vor dem Ende des Kings auf den Weg Richtung Slipknot. Nach dem ich sie erfolgreich gefunden habe, wurde ich, was die Band angeht, auf einen soliden Wissensstand gebracht. Man merkte auch bei den Leuten um einen herum, dass da schon etwas Namenhaftes spielt, auf was sich viele freuten. Als das Banner mit Slipknot-Logo fiel und man mit People=Shit loslegte, war ich erstmal primär beschäftigt, alles was sich auf der Bühne tat, mitzunehmen. Es gab einiges an Aufbauten und ich feiere auf jeden Fall die Bierfässer, auf denen die Percussionisten teilweise spielen. Die Licht und Feuershow war sehr aufwändig. Sid war die ganze Zeit nur am herumlaufen und wirkte echt drollig. Der neue an den Trommeln zeigte auch einen guten Einstand, während Clown recht zurückhaltend erschien. Gut, wer will es ihm aktuell auch verdenken. Coreys Maske hat mich jetzt ebenfalls nicht überzeugt, aber dafür macht er als Frontmann einen guten Job. Im Set fanden sich neben bekannten Titeln wie Duality oder Psychosocial auch mit Out Of Life und Unsainted die beiden bereits veröffentlichen Songs aus dem neuen Album. Auch wenn ich bei weitem kein Slipknot-Fan bin und es wohl auch nicht mehr werde, muss ich definitiv sagen, dass das eine sehr gute Show war. Auch wenn ich immer sage, dass zu viel Show auch von der Musik ablenkt.

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Tag 4 Sonntag

Am letzten Tag war ich dann schon etwas fertig und so war der Plan das Auto schon mal zu beladen und dann mit etwas Entspannten in den Tag zu starten. Ersteres hat leider etwas zu lange gedauert und so habe ich leider Crisix und Skalmöld verpasst. So ging es dann tiefenentspannt zu Equilibrium. Die Epic-Pagan Metaller begannen mit Born To Be Epic und Prey gleich kräftig. Das Publikum hat die Band richtig abgefeiert und so gab es eine Wall of Death von der Bühne bis zum Mischpult, einen riesigen Moshpit und bei Heimat ist nahe zu jeder mitgesprungen. Die Crowd hat die Band definitiv beflügelt und leider war das Set nach Blut im Auge auch schon zu schnell vorbei. Auch der neue Song Renegades-A Lost Generation hat es in die Setlist geschafft. Das discohafte überzeugte mich jetzt noch nicht so ganz, bin aber dennoch auf das neue Album gespannt. Equilibrium sind definitiv immer sehenswert, auch wenn Robse eventuell etwas zu viel Publikumsinteraktion hineinbringt.

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Während im Marquee noch umgebaut wurde, habe ich die Chance genutzt, einmal bei Gojira reinzuschauen. Drummer Mario Duplantier ist echt eine fette Besetzung und zählt nicht grundlos zu den besten seiner Zunft. Insgesamt ist der Stil der Franzosen mir etwas zu progressiv und außerdem hat der Auftritt von Fleshgod Apocalypse mich wieder ins Marquee zurück gelockt. Mit Opernsängerin Veronica und dem up-Tempo Opener The Violation legten die Italiener los. Die Songauswahl hat mir gefallen und auch Veronica gibt der Band etwas eigenes. Doch leider hatte die Show ein Manko: Der Sound war für meinen Geschmack deutlich zu laut und der Bass hat ordentlich reingehauen. Während der nächsten Umbaupause gab es das letzte belgische Bier des Festivals und In Flames aus der Distanz. Der Auftritt war zwar deutlich besser als auf dem letztjährigen Rockharz, dennoch werde ich mit dem neuen Material nicht so warm. Die Band will sich zwar vom alten Material etwas entfernen, spielt aber zum Beispiel Pinball Map, was ich von der Aussage etwas dämlich finde. Ich werde auch glaube ich allgemein kein großer In Flames Fan mehr.

Dafür gab es im Anschluss ein weiteres Festivalhighlight für mich: Insomnium verzichteten auf ihren Epos Winter´s Gate und spielten einige Highlights aus der Bandgeschichte. Dabei kam erstaunlich viel aus der Above The Weaping World und der Across The Dark. Die Band finde ich mit ihrem leicht melancholischen Melodic-Death Metal einfach immer wieder Geil. Alleine was die Bands so an Riffs bei Titeln wie Mortal Share oder dem genialen While We Sleep raushaut, ist fett. Ich konnte nicht anderes als die ganze Zeit die Matte zu schütteln. Davon können sich In Flames gerne noch eine Scheibe abschneiden.

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Um jemanden eine Freude zu machen, ging es als nächstes zum Signing-Stand und Cradle of Filth, welche sich sehr freundlich präsentierten. Aus der Schlange war die Sicht auf Whitesnake echt super. Die alten Herren haben natürlich einige Hits angesammelt, welche auch kräftig mitgesungen wurden. Da gehe ich gerne nochmal hin.

Possessed habe ich leider nicht komplett gesehen, was aber dank der Show aufm Rockhard zu verkraften ist. Dennoch haben es die Legenden geschafft nach der langen Pause ein echt gutes Album rauszubringen. Auch auf der Bühne haben sie einfach wieder Spaß gemacht. Jeff Becerra bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Ich finde es jedes Mal wieder geil, das er sich trotz Rollstuhl noch auf die Bühne begibt und dennoch Vollgas gibt.

Mit Eluveitie folgte mein letzter Mustsee-Act. Auch wenn Sänger Chrigel gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe war und dadurch ihn auch einmal kurz die Stimme verlassen hat, haben die Jungs und Mädels Gas gegeben. Die Zeit verging wie im Fluge und ich war total erstaunt, als schon Inis Mona zum Abschluss angespielt wurde. Bei solch einer Band mit so vielen starken Titeln war es nicht möglich alles in 50 Minuten zu spielen, aber dennoch gab es mit Ambiramus noch den Todesohrwurm. Die darauffolgenden Cradle of Filth hatten mit einigen Tonproblemen in der Anfangsphase zu kämpfen, wofür auch der Tontechniker sich einen üblen Blick von Sänger Dani Filth eingefangen hat. In der Setlist zeigte sich, das die Band doch einige bekanntere Stücke geschrieben hat. Die Crowd war nur während der Stücke leider nahezu tot, dennoch hat die Band im Marquee stark gewirkt.

Credit Graspop Metal Meeting

Zum Kontrast gab es noch 2 Stücke Metalschlager. Auch wenn ich mir gerne den Great-War-Choir live gegönnt hätte, sprang der Funke nicht mehr so ganz über. Eventuell hätten mich ja Sabaton in voller Länge mitgenommen.

Nun war man am traurigen Punkt angekommen, dass nur noch eine Band aufspielen sollte. Mit Kiss kam noch mal eine große Nummer. Die Bühnenshow war auf jeden Fall sehenswert. So gab es eine riesige LED Wand, die größer ist als meine Wohnung, ordentlich Feuer und höhenverstellbare beleuchtete Platten. Da ich leider am nächsten Morgen in die Schule musste, ging es leider verfrüht auf die Heimreise.

Credit Graspop Metal Meeting

Festivalfazit:

Das Graspop Metal Meeting ist ein echt geiles Festival. Die Organisation lässt glauben, daß man selbst auf den Ausbruch des dritten Weltkrieges vorbereitet wäre. Gut war auch, das man statt Dixi-Klos ordentliche Keramikschüsseln zur Verfügung hatte. Das Line Up hatte definitiv auch seine Perlen und weitestgehend konnte der Sound auch glänzen. Sehr gut fand ich, daß jede Band mindestens 40 Minuten Zeit bekam und keiner als Alibi-Gig nach 4 Songs wieder von der Bühne musste. Nächstes Jahr steht Dessel wieder auf dem Tourplan.

Credit Graspop Metal Meeting

Die Fotos wurden uns freundlicherweise vom Graspop Metal Meeting zur Verfügung gestellt. Weitere Fotos sind unter https://www.flickr.com/photos/graspopmetalmeeting/albums/with/72157709181020876 zu finden.

By Uli

Seit den 90er Jahren journalistisch unterwegs. Sehr schlechter Schlagzeuger mit deutlichen Rechtschreibschwächen. Mitbegründer der legendären Punkrockband "The Ketchup Boys", welche 1989 ihren einzigen Auftritt hatte. Spricht mehrere Sprachen, kann einhändig Fahrrad fahren und mag Musik.

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