GEOFF TATE (Ex-Queensryche) begeistert mit seiner Akustikshow bei der HerbstNightParty des Weinguts Rinklin – Konzertbericht

Am letzten Samstag fand zum inzwischen 8. Mal die traditionelle HerbstNachtParty im Weingut Rinklin in Eichstetten am Kaiserstuhl statt. Natürlich ließ ich mir das Event als alter Queensryche-Anhänger auch in diesem Jahr nicht entgehen, tritt bei der Party doch wie jedes Jahr Ex-Frontmann Geoff Tate mit seiner Band auf, um auf dem Weingut, bei dem auch Geoff`s ganz persönlicher Insania-Wein produziert wird, im Rahmen eines Akustikgigs einige seiner größten Songs zu spielen.

Da die noch vor einigen Jahren als absoluter Insidertipp gehandelte Veranstaltung inzwischen Fans aus ganz Deutschland anzieht und das Veranstaltungsareal im Innenhof des Weinguts mittlerweile an die Kapazitätsgrenze angelangt ist, wurde erstmals in diesem Jahr ein kleines Eintrittsgeld von überschaubaren 10 € erhoben, was natürlich eher symbolischen Charakter hatte. Nichtsdestotrotz bildete sich schon am frühen Abend eine lange Schlange vor dem Weingut, um sich einen der begehrten Plätze zu sichern.

Nach der Türöffnung um 18 Uhr blieb noch genügend Zeit, um die kulinarischen Angebote zu kosten. U.a. wurden Flammkuchen, Chili Con Carneund Gyros serviert und natürlich gab es auch jede Menge edler Tropfen aus dem Weinkeller des Hausherrn Friedhelm Rinklin zu probieren.

Um 19:30 eröffnete dann die aus der Region stammende Coverband Magic Mojo den musikalischen Teil des Abends. Mit Coversongs von u.a. U2, Led Zeppelin und besonders der Iron Maiden-Coverversion von „Wasted Time“ brachten die fünf Musiker die Gäste wie schon im Vorjahr richtig auf Touren.

Als zweite Band stürmten Fire and Water aus Irland die aus Paletten gebaute kleine Bühne, die wie Geoff Tate inzwischen zum festen Inventar der Veranstaltung gehört und jedes Jahr für ausgelassene Stimmung im Hof sorgt. Die drei Musiker aus Irland, bestehend aus dem Frontmann Tomás McCarthy und seiner inzwischen Ehefrau Clódagh Kearney am Saxophon sowie dem neuen Mann an der zweiten Akustikgitarre, James Keegan, schafften es mit ihrem ganz eigenen irischen Sound, die Zuschauer mitzureißen. Besonders die beiden Partner fürs Leben sind inzwischen ein eingespieltes Paar, das prächtig auf der Bühne harmoniert. Mit seiner recht dunklen, rauchigen Stimme und dem klaren Gesang von Clódagh harmonieren sie nicht nur auf privater Ebene.

Clódagh begrüßte die Gäste fast ausschließlich auf Deutsch, da sie durch die zahlreichen Auftritte in Eichstetten in den vergangenen Jahren die deutsche Sprache inzwischen mehr als passabel gelernt hat. Der irische Sound der Band kam auch in diesem Jahr gut bei den Besuchern an und so konnte Fire and Water nicht nur durch die sympathische Art von Clódagh punkten. Die irische Vollblutmusikerin musste heute auf einem Ersatz-Saxophon spielen, da sie sich unglücklicherweise bei einem Ausflug auf ihr eigenes Instrument gesetzt hatte und es dadurch beschädigt wurde, wie sie etwas verlegen beichten muss.

Neben eigenen Songs und irischen Originals, bei denen neben den beiden Akustikgitarren immer wieder die Mundharmonika von Tomás zum Einsatz kam, war das Highlight sicherlich die Coverversion des Cranberries-Hits „Zombie“, die Clódagh gefühlvoll und mit der nötigen Portion Wucht präsentierte. Ein gelungener Abschluss, nachdem das Eichstädter Publikum mehrfach nach Zugaben verlangt hatte.

Gegen 22:15 Uhr war es dann soweit, und der Maestro Geoff Tate betrat unter lautem Jubel seiner Fans die kleine Bühne. Los ging’s mit dem Hit „Walk in the Shadows“ vom „Rage for Order“-Album. Geoff war bestens aufgelegt und stimmlich auch im Jahr 2024 noch eine echte Wucht. Mit seiner noch immer überragenden Stimme sorgte er nicht nur bei mir das ein oder andere Mal für Gänsehaut.

Mit seiner jungen, runderneuerten Truppe begeisterte er mal wieder von der ersten Sekunde an und präsentierte auch einige Songs, die nicht so oft auf der Setlist seiner Konzerte stehen. Bei „Eyes of a Stranger“ bekam er von den Musikerkollegen von Fire and Water im Background Unterstützung, sodass diese kleine Bühne nun fast aus den Nähten platzte. Neben Neben Amaury Altmayer übernimmt in diesem Jahr wieder Dario Parente die 2. Gitarre, während ber Bass und das Cajon neu besetzt waren.

Bei der Ballade, „Chasing the Blue Sky“, wie gemacht für eine Akustikversion, übernimmt Tomás von Fire and Water  die Mundharmonika.Nach „The Fight“ vom 2016er Album „Resurrection“ von Operation: Mindcrime, dem Soloprojekt von Geoff, widmete er „Until There Was You“ seiner Frau Susan, die wie immer auch in Deutschland dabei ist. Mit „Lady Wore Black“ folgt eines der Highlights des Abends; der Song von der Debüt-EP von Queensryche begeistert auch nach über 40 Jahren noch wie zu Beginn der Karriere des Ausnahmesängers. Natürlich haben aber alle Gäste vor allem auf den größten Hit des US-Amerikaners gewartet, „Silent Lucidity“. Und als der Grammy-dotierte Hit dann nach nkurzer Ansprache angestimmt wird, gehen überall schnell die Handys in die Höhe. Ist und bleibt ein Hammersong, vor allem wie gemacht für solch eine Akustic-session. Immer wieder verknüpfte Geoff geschickt kleine Anekdoten als Einleitung zu den Songs und unterhielt seine begeisterten Fans auch zwischen den Songs.

Nach knapp einer Stunde eigener Songs folgte mit dem Fleetwood Mac-Cover „The Chain“ eine Premiere, denn die Band hat den Song zuvor noch nicht live gespielt. Gleichzeitig ist der Song der Auftakt zu einem kleinen Coverblock, es folgte wie schon in den Vorjahren mit dem Stones-Cover „You Can’t Always Get What You Want“ der Abschluss zusammen mit den anderen beiden Bands. Nachdem Eichstetten noch nicht genug hatte und eine weitere Zugabe einforderte, gab es als Nachschlag noch einen irischen Original-Song, „The Auld Triangle“, bei dem Geoff eher im Hintergrund agierte und den Gesang Tomás McCarthy und Clódagh Kearney überließ, sodass nochmals Irish-Pub-Feeling im Weingut aufkam, bis dann gegen 23:30 nach knapp 70 Minuten der Auftritt sein Ende fand.

Doch sollte es das nach dem musikalischen Ende noch lange nicht gewesen sein, denn der noch junge Abend war noch nicht zu Ende. So ging es nun nahtlos in den gemütlichen Teil bei einem Gläschen Wein über, was auch die Gelegenheit gab, sich mit dem ein oder anderen Musiker zu unterhalten, so dass die Party wohl wieder bis in die frühen Morgenstunden in die Verlängerung ging. Ich selbst zog mich zurück und machte mich auf den Weg nach Pratteln in die Schweiz, wo im Z7 am folgenden Abend die einzige Show derwiedervereinigten Pretty Maids außerhalb von Dänemark nach 6 Jahren stattfinden sollte, dass durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

Fazit:

Auch in diesem Jahr war die HerbstNachtParty wieder eine mehr als gelungene Veranstaltung mit ganz speziellem Flair. Man kann dem Gastgeber und Hausherren Friedhelm Rinklin und seinem gesamten Team nur beglückwünschen, dass sie sich im Laufe der Jahre einen solch guten Ruf bei den Musikfans erarbeitet haben, die inzwischen zahlreich aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland alljährlich nach Eichstetten pilgern und so für sein Weingut auch ein ganz neues Publikum abseits der üblichen Weinkennerszene erschließen. Und die gut geeichten Rockfans vertragen natürlich auch den ein oder anderen edlen Tropfen, sodass auch Platz im Weinkeller für den neuen Jahrgang geschaffen werden konnte.

Natürlich waren die meisten Gäste wohl eher wegen Geoff Tate und seiner Musik nach Eichstetten gekommen. Ihnen wurde wie auch schon in den Vorjahren ein gelungener Querschnitt aus allen Phasen der Karriere des Ex-Queensryche-Sängers präsentiert. Auch wenn sich nicht sonderlich viel an der Setlist zum Vorjahr verändert hat, dürften alle Fans von dem Auftritt begeistert gewesen sein. Auch die beiden Supports sorgten mit ihren Beiträgen für einen wiederholt mehr als gelungenen musikalischen Teil. Doch auch wenn der normalerweise ebenfalls auftretende Marc Darly dieses Jahr wegen eigener Tourverpflichtungen in den USA nicht am Start war, so wurde doch wieder vier Stunden beste Unterhaltung geboten.

Leider hat dieser Erfolg auch seine Kehrseite: Vor einigen Jahren war die HerbstNachtParty noch ein echter Insidertipp für Musikliebhaber und Weinkenner, mit überschaubaren Besucherzahlen von vielleicht 200 Musik- und Weinliebhabern. Alles war noch sehr locker und überschaubar, und man konnte gemütlich durch den Hof schlendern. Auch die Musiker mischten sich schon früh vor ihrem Auftritt unters Publikum, und so hatte man genügend Möglichkeiten zum Smalltalk oder für ein gemeinsames Foto mit dem großen Idol.

Inzwischen sind die Platzverhältnisse leider sehr beengt und können dem großen Interesse und Ansturm nur noch eingeschränkt nachkommen. In diesem Jahr war der Hof des Weinguts rappelvoll, und man hatte echt Probleme, von der Bühne zum Ausschank oder zur Toilette zu gelangen. Den ergatterten Platz wegen einem Getränk aufzugeben, musste man sich gut überlegen, und auch den Gang zur Toilette verkniff sich der ein oder andere. Insgesamt verliert die Veranstaltung dadurch leider auch etwas von ihrem familiären Charakter, und so kann man bei der Veranstaltung inzwischen nicht mehr von einem echten Insidertipp sprechen.

Geoff Tate – Setlist:

  1. Walk in the Shadows
  2. I Don’t Believe in Love
  3. Chasing Blue Sky
  4. Until There Was You
  5. I will remember
  6. The Lady Wore Black
  7. Jet City Woman
  8. The Fight
  9. Silent Lucidity
  10. Eyes of a Stranger
  11. The Chain (Fleetwood Mac Cover)
  12. You can’t always get what you want  (Rolling Stones Cover)
  13. The Auld Triangle (Original Irish Song/The Dubliners)

Infos zu den Bands:

Geoff Tate /Operation Mindcrime: Webseite / Facebook / Instagram / Backstagepasstravel  
Fire and Water: Clodagh / Tomas / Instagram Magic Mojo: Webseite / Facebook

Text & Fotocredits by Thomas Jenne

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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