FORTUNE TELLER – Neuer Stern am britischen Metalfirmament begeistert beim 2. Deutschlandgig – Konzertbericht vom Tourabschluss in Stutensee

nzt

Sonntagabend, die neue Arbeitswoche steht schon wieder viel zu schnell vor der Tür – was gibt es da besseres als nochmal Konzertfeeling zu schnuppern und das Wochenende musikalisch bei einem Konzert ausklingen zu lassen. Kurzfristig kam aus der Whatsapp-Konzertgruppe die Info, dass die britische Band Fortune Teller in Stutensee den Abschlussgig ihrer kleinen Europatour gibt. Erstmals betrat die Band aus London  das europäische Festland, um etwas unüblich schon vor dem Release ihres Debutalbums auf sich aufmerksam zu machen.

Wer die Band bislang nicht kennt, muss sich jedoch noch (!) nicht schämen, denn bis auf zwei Videos bei Youtube und den üblichen Social Media- Aktivitäten, gibt es noch nicht viele Infos zu der erst im Februar dieses Jahres gegründeten Band im Netz zu finden. Mit einer kraftvolle Fusion aus riffgeladenem Power Metal und mitreißenden melodischen Refrains treten die 6 Musiker an, die Welt des Metal zu erobern. Angeführt von Ross McLennan (Ingested, Viscera, Abhorrent Decimation), mit dem Grammy-nominierten Produzenten Meyrick De La Fuente am Keyboard, dem Videospielkomponisten Ian Rockett an der Gitarre und der beeindruckenden Stimme von Theresa Smith (Metaprism) als Frontfrau, hat sich Fortune Teller zum Ziel gesetzt, unvergessliche Hymnen zu schaffen, die eine Balance zwischen Härte und Harmonie finden.

Da Female Fronted Metal ja bekanntlich mein Ding ist und die zwei bisherigen Singles der Band mir schon vor einigen Wochen beim Youtube-Stöbern über den Weg „gelaufen“ sind und sofort positiv in Erinnerung blieben, gab es natürlich nichts groß zu Überlegen, wo bekommt man schon mal die Chance eine Band ganz am Anfang der Karriere live zu sehen, die sich womöglich mal zu einer bekannten großen Metalband entwickeln könnte?

Klar, dass ist jetzt rumgesponnen, alles noch Zukunftsmusik und man weiß nicht wohin die Reise für FORTUNE TELLER gehen wird, aber auch Iron Maiden oder wie die heutigen Megaseller alle heißen, haben mal ganz klein angefangen. Und wer damals eines der ersten Gigs besucht hatte, der kann heute Stolz dafrauf sein, bei der Geburtsstunde und einem der ersten Shows live dabei gewesen zu sein.

Der Gig soll im Jugendzentrum “ GrauBau“ in Stutensee bei Karlsruhe stattfinden, bislang eine für mich unbekannte  Location, von der ich noch nichts gehört hatte.  Knappe 35 Minuten Fahrzeit, das ist gebongt und auch wenn sich „GrauBau“ jetzt nicht gerade einladend anhört, war ich doch gespannt, was mich in Stutensee an diesem Sonntagabend erwarten würde.

Jugendzentrum hat ja was mit Nachwuchsförderung zu tun, und so hat das GrauBau-Team um Vlado, den Jugendbeauftragten der Stadt Stutensee natürlich auch die Chance genutzt und ihr Eigengewächs RUPTURED EARDRUMS als Vorband an diesem Abend ins Rennen geschickt. 

Ein geschickter Schachzug, konnte man so doch auch die Familie und Freunde der jungen Nachwuchsmusiker als Besucher gewinnen, die wohl normalerweise mit Metal wenig bis gar nichts am Hut haben. So fanden sich dann doch noch insgesamt ca. 50 Besucher ein, die sich die Stutenseer Nachwuchsband anhören wollten. Daneben wirkte das Dutzend „echte“ Metalfans in Metalshirts, die wohl eher wegen Fortune Teller gekommen waren, richtig unterrepräsentiert.

Das Programm der 3 Jungs und ihrer Basserin Lorena konzentrierte sich fast ausschließlich auf Coversongs. Die Band, die im GrauBau auch ihren Proberaum haben, widmen sich zu Beginn ihres gemeinsamen musikalischen Schaffens den Songs von u.a. Nirvana (Territorial Pissings“) und Green Day („American Idiots“) und auch „Foxtrot Uniform Charlie Kilo“ von der Bloodhound Gang stand auf der Setlist. Frontmann Nick, anfangs mit der zweiten Gitarre bewaffnet, merkte man deutlich die Nervosität an, die sich im Laufe des Konzerts dann sichtlich legte. Etwas befremdlich wirkten allerdings die Ansagen von Nick in englischer Sprache, mir hätte der örtliche Dialekt deutlich besser und weniger aufgesetzt gefallen. 

Auch wenn noch die Bühnenerfahrung bei der vor ca. 3 Jahren gegründeten Band fehlt, konnten die Vier das Publikum schnell für sich gewinnen und ordentlich Applaus nicht nur bei ihren Familien für sich verbuchen. Obwohl nicht jeder Ton bei dem 35 minütigen Auftritt auf den Punkt gesessen hat, ist es doch schön zu sehen, dass es noch junge Musiker gibt, die sich für Rockmusik begeistern und gemeinsam in einer Rockband Spass auf der Bühne haben. Nur gemeinsam lernt man schließlich das musizieren und kann sein Können gemeinsam ausbauen. Drummer Henri ist da schon einen großen Schritt weiter wie der Rest der Band, hebt er sich doch mit seinem exzellenten Spiel vom Rest der Band etwas ab. Seine Fertigkeiten an den Drumsticks hörten sich schon jetzt recht vielversprechend an.

Als Zugabe gab‘ s dann zum Schluss mit „Public Boner“ noch einen ersten eigenen Song zu hören, der jedoch besser im Hauptteil plaziert worden wäre. Ein bekannter Hit der o.g. Bands hätte spannungsmäßig am Ende vermutlich besser gepasst. Insgesamt machten RUPTURED EARDRUMS ihre Sache gut und brachten das Publikum ordentlich auf Betriebstemperatur.

Sichtlich stolz sah man nach dem Auftritt nicht nur die Musiker über den Auftritt fachsimpeln. Auch die Eltern von Nick (Vocals, Gitarre), Lorena ( Bass), Vincent (Gitarre) und Henri ( Drums) waren stolz wie Bolle auf ihren Nachwuchs, auch wenn zuhause eher Schlager oder Pop aus dem Radio tönt oder der Sohnemann mal wieder Nerven kostet, weil zu Hause beim Üben auf dem Schlagzeug die Gläser im Schrank wackeln.

Nach einer längeren Pause war dann der Moment gekommen und die Newcomer von Fortune Teller betraten die verhältnismäßig üppige Bühne im GrauBau. Gleich mit den ersten Tönen wurde klar, dass hier nun ein anderes Kaliber am Werke ist. Mit einem erstklassigen kraftvollem Sound ausgestattet, legten Frontfrau Theresia Smith und ihre 4 Mitstreiter sprichwörtlich los wie die Feuerwehr. Mit ihrer 2. gleichnamigen Singleauskopplung „The Fortune Teller“ zeigten die 5 Briten gleich mal wo der Hammer hängt und was die Zuschauer die nächste Stunde erwarten dürfen: Melodischer Powermetal mit einer Portion Prog Metal, das Ganze noch verfeinert mit einer Prise Symphonic Metal war angesagt, der wohl alle Fans von Bands wie Delain, Ad Infinitum oder Beyond The Black und melodischen Metal begeistern dürfte.

Schnell wird klar, dass Theresa ein echtes Ausnahmetalent ist, die mit ihrer fantastischen Stimme und einer überzeugenden Performance das Publikum vom ersten Moment in den Bann zieht und sofort  begeistert. Mit Ihrer sympathischen Art bei den Ansagen und ihrem angenehmen Gesang konnte sie von der ersten Sekunde überzeugen. Kein Wackeln in der Stimme, keine übertrieben hohen Gesangsparts, wie es oftmals im Symphonic Metal der Fall ist, hier saß einfach jeder Ton.

Auch spieltechnisch konnte Fortune Teller auf ganzer Linie überzeugen und präsentierte erstmals die Songs ihres kurz vor dem Release stehenden Debutalbums. Ihr technisch versierter Powermetal wird von dem Gitarrenduo Ross McLennan und Ian Rockett dominiert und bringt die nötige Härte mit, während Keyboarder Meyrick De La Fuente mit seinen Keys die symphonischen Töne zum Gesamtsound der Band beisteuert.


Leider musste die Band bei der kleinen Premierentour auf Ross verzichten, der aus familiären Gründen nicht aufs Festland mitreisen konnte. Doch dieser Umstand wirkte sich an diesem Abend nicht negativ auf die Performance oder den Gesamtsound der Band aus, denn man kannte die Band und ihre Songs ja bislang noch nicht, sodass das Fehlen des zweiten Gitarristen nicht so sehr ins Gewicht fiel. Zumal auch Gitarrist Ian Rockett ganze Arbeit leistete und mit seinen harten Prog-Riffs nicht nur bei mir voll ins Schwarze traf. Seine Riffs erinnerten teils etwas an Evergrey`s Henrik Denhage und auch das ein oder andere Mal schien etwas John Petrucci von Dream Theatre durchzuschimmern. Man kann sich trotz oder gerade wegen des Fehlens von Ross schon jetzt darauf freuen, wenn der Sound von  FORTUNE TELLER durch die 2. Gitarre nochmals eine deutliche Aufwertung erhalten wird und dadurch nochmals mehr Wucht und Power versprechen dürfte.

Auch wenn die Besucher die meisten Songs vorher nicht kannten, bleiben sie dank ihrer eingängigen Melodieführungen schnell im Ohr hängen.

Mit der Power-Ballade „Beyond Winters Dell“ zeigt Fortune Teller auch die gefühlvolle Seite der Band, bei der Theresa mit ihrem teils souligen Timbre eine weitere stimmliche Variante in Spiel einbringt. Auch der als Dance-Track angekündigte „Command the Legions“ zündete sofort mit seinem eingängigen Rhythmus. Bei „Fountains“  dominierten die treibenden Riffs von Ian, gepaart mit den wuchtigen präzisen Beats von Drummer Tim Coulson, der mit Basser David Billote für den nötigen Background sorgt.

Mit der Debütsingle „Savage Seas“ wurde dann leider viel zu früh das reguläre Set beendet. Der Song begeistert mit eingängiger Melodie, ordentlich Power und einem tollen Gitarrensolo von Ian, und natürlich wieder mit der geilen Stimme von Theresa, die für Gänsehaut sorgt, insgesamt alles, was einen guten Song in diesem Genre des Metal bieten muss.

Da Fortune Teller bislang noch auf keinen allzu großen Backkatalog zurückgreifen kann und man dank der guten Stimmung den begeisterten Fans trotzdem noch einen Nachschlag bieten will, entschließt sich Theresa etwas unkonventionell, anstatt einfach irgendwelche Songs zu covern, nochmals einigen der bereits gespielten Songs einen zweiten Durchlauf zu gönnen. So kommen die verbliebenen Besucher erneut in den Genuss von „The Fortune Teller“, dass beim zweiten Mal nochmal mehr Dynamik versprühte, ein echter Hammersong, der teils gar in Speedmetalgefilde abdriftet, ohne den eingängigen Melodiebogen zu verlassen. Nach der zweiten Rund“ Beneath Shattered Skies“ und „Familiar“ wurden die lauten „One more song“-Rufe mit dem abschließenden „Command the Legions“ zum Ende der Show belohnt.

Theresa beendete dann nach ca. 65 Minuten zum Abschluss der gelungenen Premierentour überglücklich über die guten Resonanz in Stutensee dann leider endgültig den Abend, versprach jedoch bald neues Material von FORTUNE TELLER. Das Stutenseer Publikum wird von ihr als „Bestes Publikum der Tour“ ausgezeichnet, was wohl nicht nur als das üblich Dankeschön der Musiker an die Zuhörer zu verstehen ist, nein, die Begeisterung stand ihr und den anderen Musikern sprichwörtlich in die Augen geschrieben und auch bei den anschließenden Smalltalk war ehrliche Dankbarkeit und Freude bei allen Musikern zu spüren.

Fazit:
Der FORTUNE TELLER-Gig war ein mehr als gelungener Wochenausklang in Stutensee, der jeden Cent wert war. Bei nur 10€ (!) Eintritt blieb auch noch genügend Kohle  übrig, um eines der beiden ersten Bandshirts zu kaufen und die Band zu unterstützen, was von zahlreichen Besuchern auch freudig gemacht wurde. Dies zeigt sicherlich auch, dass Theresa und Ihre Mitstreiter beim Publikum richtig dick punkten konnten und als ein kleines Dankeschön an die Band gesehen werden kann, die trotz der beschaulichen Besucherzahlen bei der Tour auch an diesem Abend ihr Bestes gegeben hat und eine ehrliche, mitreisende Show abgeliefert hat. Die Musiker versprühten zu jedem Moment beste Laune und spielten auch vor kleinem Publikum, als ob sie in einer großen Venue vor 5000 Personen auf der Bühne stehen würden.

Nun heißt es (leider) abwarten, bis im nächsten Jahr dann endlich das Debütalbum erscheinen wird. Aufgenommen sind die Songs laut der Band bereits, sodass einem hoffentlich erfolgreichen Start in eine große Karriere nichts im Wege stehen sollte. Ein solch hoher songwriterischer Qualitätsstandard ist für ein Debutalbum sicherlich außergewöhnlich. Mit ihrer mitreisenden Liveperformance haben die Briten in Stutensee mit den 9 fantastischen Songs eindrucksvoll bewiesen, dass sie auch kompositorisch ihr Handwerk verstehen.

Hat die Band im Studio auch nur die Hälfte ihres Livepotential auf dem ersten Torträger verewigt, bin ich, obwohl ich kein Wahrsager (Fortune Teller) bin, davon überzeugt, dass mit Fortune Teller eine der hoffnungsvollsten Sterne am britischen Metalhimmel aufgegangen ist. Mit ihrem Debutalbum hat die Band den richtigen Weg in eine erfolgreich Zukunft eingeschlagen.

Ich drücke jedenfalls ganz fest die Daumen und werde die sympathische Band weiter auf ihrem hoffentlich erfolgreichen Weg begleiten. 

Ein Review des Debutalbum ist fest eingeplant und wird hier bei uns im Magazin zu lesen sein, sobald ich von Theresa & Co was Hörbares zur Verfügung gestellt bekomme.

Bis dahin heißt es weiter fleißig die beiden Fortune Teller – Videos bei Youtube zu hören.


Ein besonderer Danke gilt zum Schluss auch noch Vlado und sein Team, die ein tolles Event auf die Beine gestellt haben, dass eigentlich viel mehr Zuspruch verdient gehabt hätte. Besonders die beiden Männer an der Technik haben für ein Jugendzentrum einen wirklich tollen Sound abgeliefert, auch wenn das Licht das ein oder andere Mal für überbelichtete Bilder gesorgt hat. Hier waren die in der Vergangenheit gemachten Erfahrung aus vielfältigen Veranstaltungen sehr hilfreich , die das Team das  ganze Jahr über im „GrauBau“ veranstaltet werden, von Konzerten aller Musikrichtungen, über Theater und Poetry Slam wird einiges in Stutensee geboten.
Auch das nächste Jahr wird wieder als Highlight das „Red Horse-Festival“ im Juni/Juli veranstaltet werden, zu dem der begeisterte Vlado nach dem Gig gleich mal bei Theresa und der Band angefragt hat, ob sie nicht 2026 wieder nach Stutensee kommen wollen um auf dem Festival zu spielen.

Schön wär`s auf alle Fälle, wenn Fortune Teller erneut in Stutensee gastieren würden. Dank des begeisternden heutigen Auftritts und dann mit einem Album im Rücken dürfen die Briten dann sicherlich auch einen weitaus größeren Publikumszuspruch erwarten!

Setlist Fortune Teller:

  1. The Fortune Teller
  2. Beneath Shattered Skies
  3. Ledgers
  4. Timeless Lore
  5. Beyond Winter’s Dell
  6. Familiar
  7. Command the Legions
  8. Fountains
  9. Savage Seas

Encore:

  1. The Fortune Teller
  2. Beneath Shattered Skies
  3. Familiar
  4. Command the Legions

Lineup  Fortune Teller:

Theresa Smith – Vocals

Ross „Lenny“ McLennan – Gitarre

Ian Rockett – Gitarre

Meyrick de la Fuente  – Keyboards

Tim Coulson – Drums

David Billote – Bass


Fortune Teller im Web: Facebook / Instagramm / Youtube

Raptured Eardrums im Web: Instagramm

Text & Fotos: ©“Live It Loud Pics“ by Thomas Jenne

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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