FIFTH ANGEL – Back to the 80`s – Die US-Powermetaller verzaubern Ihre Fans mit einen Hammerauftritt – Konzertbericht aus dem 7er Clubs in Mannheim

„Fifth Angel is Back in Town“ – als die Tourankündigung aufploppte, war die Freude bei mir riesengroß. Die US-Powermetaller aus Seattle rund um ihren Wunderdrummer Ken Mary war schon in Jugendzeiten in den späten 80er einer meiner absoluten Lieblingsbands. Mit den zwei Albumklassikern „Fifth Angel“ von 1986 und „Time Will Tell“ aus dem Jahr 1989 hatten sie die besten Voraussetzungen geschaffen, um ganz groß raus zu kommen. Doch es kam bekanntlich alles anders wie erhofft und wie so oft blieb der große Durchbruch leider aus. Der Grunge Anfang der 90er hatte dabei ein gehöriges Wörtchen mitzureden und so verschwanden die Amis von der Bildfläche und es wurde still um die Band. Nicht so im Underground und bei den Fans, die sich immer wieder eine Comeback der Band gewünscht hatten.

Dann nach fast 19 Jahre der Paukenschlag: 2018 kamen Fifth Angel mit ihrem phenomenalen Comeback-Abum „The Third Secret“ kraftvoll wie in alten Zeiten zurück, um bei Ihrem Auftritt beim Metal Assault Festival in Würzburg zu zeigen, dass mit der Band in neuer Besetzung auch im Jahr 2019 zu rechnen ist. Im Sommer 2023 folgte dann das aktuelle Nachfolgewerk „When Angels Kill“ (das Review findet ihr hier), das wiederum freudig von den noch immer zahlreichen Fans aufgenommen wurde. Nun also 2024 endlich die langersehnte Tour zum Album durch Europa, wenn auch nur in ganz kleinem Rahmen einer Headliner-Clubtour mit insgesamt nur 8 Gigs. Welch glücklicher Zufall, sollte die Eröffnungsshow quasi vor meiner Haustür im 7er Club in Mannheim stattfinden, sodass natürlich der Termin am 09. September im Kalender sofort dick und fett als Pflichttermin markiert wurde.

Die Vorfreude stieg schon Tage vor dem Gig an und als es dann am Dienstagabend endlich losging, war die Spannung riesengroß. Stephan Schiemer vom örtlichen Veranstalter Rockline Promotion hatte keine Mühen gescheut, um den leider nur 150 Besuchern, die mit wenigen Ausnahmen fast durchweg der Ü50-Generation angehörten, einen tollen Konzertabend mit einer phantastischen, spielfreudigen Band zu ermöglichen, die man nur sehr selten in unseren Breiten live zu Gesicht bekommt. Da ist ihm ein echtes Kunststück gelungen, auf das er auch mit Recht stolz sein darf.

Wie er mir später erzählte, hatte er die Band extra einen Tag früher aus Amerika anreisen lassen, damit ja kein Flugausfall oder eine Verspätung den Auftritt in Gefahr bringen konnte. Mit dem Auto holte er die Band am Konzerttag noch in Würzburg ab und legte damit den Grundstein, dass die Band rechtzeitig vor dem Auftritt in Mannheim ankam.

Als Support hatte man die schwäbischen Hardrocker von 20DarkSeven eingeladen, die als Anheizer das Publikum  auf Temperatur bringen sollten. Mit ihrer Mischung aus Hardrock, einer Prise Powermetal und einer ordentlicher Ladung Melodien im Gepäck starteten die Jungs passend mit „Coming Home“ ihren Gig. Ein gelungener Start in den Abend, den der Song kam gleich mal gut beim Mannheimer Publikum an. Der Grundstein für einen tollen Abend war gelegt. Etwas überraschend bestand die Setlist nur aus Songs des Debutralbums „Roar“ und dem 2017er Werk „Momentum“, von dem der Großteil der Songs stammte. Das letzte Album „Catch The Fire“ blieb an diesem Abend komplett unberücksichtigt.

Bisher hatte ich die Band noch nicht Live gesehen und auch noch kein Album gehört, doch Songs wie „Falling Away“ oder „The Devil`s Doom Delight“ gefielen nicht nur mir. Auch wenn ein paar Song eher in die Kategorie Durchschnittsrock gehörten, war der Auftritt der Schwaben insgesamt gesehen mehr als gelungen und wurde von den meisten Metalfans ganz gut aufgenommen. Frontmann Marcus Jürgens und seine Mitstreiter rockten den Laden und wurden gebührend mit Applaus bedacht. Das Ozzy Osbourne-Cover „Shot in the Dark“ saß wie die Faust aufs Auge und wurde dann auch lautstark mitgesungen, ehe mit dem Abschlusssong „Do You Like The Dark“ das Ende des Auftritts erreicht war. Ein ordentlicher Auftritt, doch deswegen war sowieso heute niemand nach Mannheim gekommen.
Man kam wegen dem Headliner aus Amerika.

Dann war es gegen kurz vor 21 Uhr endlich soweit, und das Mannheimer Urgestein Fisch (nicht der von Marillion), Chef vom 7er Club, kommt auf die Bühne und kündigt stolz und auf breitestem „monnemerisch“ (für nicht Ortskundige, das ist Mannheimer Dialekt) den heutige Headliner Fifth Angel an.

Als die ersten Töne vom Intro von „The Night“ aus den Boxen zu hören sind und die Musiker die Bühne betreten, geht die Party von Null auf Hundert gleich mal richtig los und die Mannheimer Fifth Angel Fans gehen sofort ab wie Schmidts Katze. Als Frontmann Steve Carlson mit seinem kraftvollen Organ zu singen beginnt, wird er vom ersten Ton an gleich lautstark aus vielen Kehlen lautstark unterstützt. Es herrscht sofort eine grandiose Stimmung im 7er Club und die gute Stimmung im Publikum überträgt sich sofort auf die Musiker, die sichtlich Spaß bei ihrem Auftritt haben und auch etwas überrascht von der herzlichen Begrüßung und der Begeisterung im Publikum wirken.

Es wird gesungen und gebangt was das Zeug hält und auch die beiden folgenden Songs der Debutscheibe „In The Fallout“ und  „Shout it Out“ werden mächtig abgefeiert . Was ein Erlebnis, die Songs dieser Kultscheibe 38 Jahre nach der Veröffentlichung nochmals live zu hören. Das Debut bildet heute den Schwerpunkt der Setlist und wird vom neuen Mann am Micro grandios umgesetzt. Steve lässt an diesem Abend sogar Ursänger Ted Pilot vergessen, der nach dem Comeback 2018 nicht mehr mit von der Partie gewesen ist..

Einige Fans dürften etwas verwundert zum Schlagzeug geblickt haben, hatte man sich doch auf den Wunderdrummer Ken Mary an den Drums gefreut. Doch kurz vor dem Gig hatte Ken per Facebook noch gepostet, dass er leider aus persönlichen Gründen nicht bei der Tour dabei sein könne. Seinen Posten übernimmt wie auch schon mal bei Flotsam & Jetsam der blonde Hühne Marco Prij, der ihn würdig vertritt und ebenfalls einen ordentlichen Wumms an den Tag legt, auch wenn er nicht ganz an die Klasse von Ken´s Schlagzeugspiel heranreichen kann.

Nach dem melodischen „Midnight Love“ folgt ein Tripple vom neuen aktuellen Album. Auch wenn Songs wie der Titeltrack „When Angels Kill“ deutlich härter zu Gange gehen als die 80er Songs und die Doubledrums mehr im Mittelpunkt stehen, feiern die Fans auch die neuern Songs und sind auch hier textsicher mit dabei. „We Are Immortal“ unterscheidet sich dann deutlich vom Rest der Songs, kann aber dank dem Mitsing-Refrain dennoch überzeugen. Auch „Resist the Tyrant“ ist ein fetter Rocker in bester Fifth Angel-Manier, jedoch in deutlich modernerem Gewand.

Neben dem fehlenden Ken Mary ist heute nur noch Gitarrist Ed Archer von der Urbesetzung am Start, doch ist die Band in den vergangenen Jahren mit erstklassigen Musikern ergänzt worden. Bassist John Macko ist schon seit „Time Will Tell“ mit von der Partie, doch besonders die beiden „Neuen“ an Gesang und Gitarre überzeugen und stehen mehr als einmal im Mittelpunkt des Geschehens. Neben Frontmann Steve Carlson, der mit seiner energiegeladenen Stimme ein echter Volltreffer für die Band ist, kann vor allem Gitarrist Ethan Brosh mit seinen Riffs und der technischen Raffinessen überzeugen. Ganz im Gegensatz zu Ed, der eher dezent im Hintergrund mit stoischer Ruhe seine sechs Saiten nicht weniger überzeugend bearbeitet, ist Ethan immer für ein geiles Riff und auch etwas Metal-Posing zu haben. Ein Glücksfall, dass er wieder zur Band zurückgekommen ist, nachdem er auf „When Angels Kill“ nur beim Songwriting des Titeltracks mitgewirkt hatte und die Gitarren auf der Scheibe von Jim Dofka und Steve Conley übernommen wurden.

Fantastisch, seine Gitarrenbeherrschung und die Fingerfertigkeit, die er bei einen ausgiebigen Soloauftritt an den Tag legt. Mit einem kleinen Auszug aus „Eruption“ von Van Halen gibt es eine kleine Huldigung an Eddy Van Halen, der wohl sein großen Vorbild gewesen sein dürfte.

Weiter  geht’s mit einem Doppel vom Debüt mit „Wings of Destiny“  und „Call Out The Warning“. Ersteres ist eine der besten Powerballaden der Band und sorgt nicht nur in den ersten Reihen für Begeisterungsstürme. Mit „Cathedral“ vom „Time Will Tell“-Album und dem Namensgebenden „Fifth Angel“ folgen dann die Highlights des an Höhepunkten nicht armen Auftritts, die das Publikum nochmals völlig zum Ausrasten bringt. Mehr als einmal stellen sich mir vor Begeisterung an diesem Abend die Haare an den Armen und dem ein oder anderen Fan wird vielleicht auch das ein oder andere Freudentränchen über die Wange gerollt sein. Es herrscht allzeit ausgelassenen und begeisterte Stimmung bei den 150 Fans , die sich merklich auch auf die Bühne überträgt und die Musiker zur Höchstform motoviert..

Vom Comebackabum „The Third Secret“ gibt`s heute leider nur den Opener „Stars are falling“ zu hören. Schade hatte ich doch auf die geile Powerballade „Can You Hear me“ gehofft. Doch dafür gibt`s zum Abschluss des regulären Set’s mit „We rule“ nochmals einen Kracher von Zweitlingswerk. 

Nach kurzer Bühnenabstinenz der Band folgt mit den UFO-Cover „Lights Out“ quasi der Rausschweißer des Abends, bevor die Lichter leider nach 90 Minuten schon endgültig ausgehen sollen. Alle Fans hätten sicherlich noch einige Songs mehr vertragen, denn die vier Alben von Fifth Angel haben ohne Zweifel mehr als genügend Material für noch eine weitere Stunde Liveperformance, da hätte man sicherlich gerne auf die Coverversion verzichtet.

Doch auch wenn das Konzert gefühlt mal wieder viel zu früh zu Ende war, folgte die gebührende Verabschiedung der Musiker durch ein völlig begeistertes Publikum, das Fifth Angel mit lautem Applaus in den Feierabend verabschiedete. Überall sah man nur in überglückliche Gesichter im 7er Club, die regelrecht geflasht von dem tollen Auftritt wirkten. Begeisterung wo man hinhörte und alle Besucher waren sich einig, dass sie an diesem Abend ein denkwürdiges Konzert besucht hatten, das sie so schnell nicht vergessen würde.

Eine fantastische Band mit geiler Musik im Gepäck, die zwar nie bei der breiten Masse für Begeisterungsstürme und Millionenverkaufe sorgte, die aber bei den eingefleischten Fans auch nach fast vier Jahrzehnten noch immer Kultstatus besitzen. Da wurden auch längere Anreisestrecken in Kauf genommen, um sich die Liveshow nicht entgehen zu lassen. Sicherlich haben auch diese Fans ihtr Kommen nicht bereut. Bleibt zu hoffen, dass sich Fifth Angel bald wieder über den großen Teich aufmachen, Europa wartet schon auf die nächste Tour!

Zum Abschluss des gelungenen Abends hatten dann alle Fans erfreulicherweise auch noch die Möglichkeit, sich mit den Musikern fotografieren zu lassen, sich ihre CDs/LPs signieren zu lassen und gemütlich bei einem Bierchen einen Plausch mit den Musikern zu halten, die geduldig und höchst erfreut über die Zuneigung der Fans alle Wünsche erfüllten. So gab es die gegenseitkige Wertschätzung, die beide Seiten verdient hatten.

Es war mal wieder ein toller Konzertabend im 7er Club, der wieder mit einem exzellenten Sound punktete und noch immer zu einem der kultigsten und urigsten Locations im Raum MA/HD/KA gehört und es dank Rockline Promotion immer wieder schafft, erstklassige Bands nach Mannheim zu holen. Wer braucht schon die Megastars in der Festhalle in Frankfurt oder der Schleyerhalle in Stuttgart. Auch in Mannheim gibt`s tolle Konzerte mit geilen Bands zu sehen, schnörkellosen Metal der goldenen 80er, ohne Netz und doppelten Boden! Dazu zu einem Bruchteil der Preise der „großen Stars“.

Danke nochmals für diesen tollen Abend, es war einfach nur geil!

Setlist 20DarkSeven:

  1. Coming Home
  2. Come Undone
  3. Falling Away
  4. Heart of a Lion
  5. Hard Times Coming
  6. The Devil’s Doom Delight
  7. Spoke in the Wheel
  8. Shot in the Dark (Ozzy Osbourne-Cover)
  9. Do You Like the Dark

Setlist Fifth Angel:

  1. The Night
  2. In the Fallout
  3. Shout It Out
  4. Midnight Love
  5. Time Will Tell
  6. Cry Out the Fools
  7. When Angels Kill
  8. We Are Immortal
  9. Resist the Tyrant
  10. Guitar Solo (Ethan Brosh)
  11. Wings of Destiny
  12. Call Out the Warning
  13. Cathedral
  14. Fifth Angel
  15. Stars Are Falling
  16. We Rule
  17. Lights Out (UFO cover)

FIFTH ANGEL Lineup:

Steve Carlson – Vocals

Ken Mary – Drums, vertreten durch Marco Prij

John Macko – Bass

Ed Archer – Gitarre

Ethan Brosh – Lead Gitarre


FIFTH ANGEL Online:

https://fifthangelofficial.com

https://www.facebook.com/fifthangelofficial

https://www.instagram.com/fifthangelofficial

Text und Fotocredits : Thomas Jenne

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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