Am letzten Freitag erschien das neue Album „Theories of Emptiness“ der schwedischen Melancholic-Dark Metaller von EVERGREY. Aufgrund eines Hackerangriffs auf unseren Server konnte der Albumreview leider erst heute auf der Rockmagazine-Homepage veröffentlicht werden.
Die Band rund um Sänger und Gründungsmitglied Tom Englund ist ja inzwischen allseits bekannt für ihre gefühlvollen Texte und ihre dramatischen Songs, die neben ihrer melancholischen Ader stets auch die nötige Härte und Aggressivität nicht vermissen lassen und so auch das harte Metalklientel immer wieder aufs Neue begeistert. So auch wieder bei „Theories of Emptiness“, dass nur so strotz vor gewaltigen Gitarrenwänden und traumhaftem Melodien, die auf der neuen Scheibe mehr als einmal sehr deutlich durch Rikard Zander an den Keyboards geprägt werden. Dazu dann die unverkennbar gefühlvolle Stimme von Tom Englund, der wieder eine erstklassige Performance abliefert und einfach ein Faible für genau den richtigen Mix zwischen Melancholie und Metal hat, der die Musik von EVERGREY so unvergleichbar macht.

Photo Credit Patric Ullaeus
Nach inzwischen über 30 Jahren Bandhistorie, verbunden mit zahlreichen Mitgliederwechseln, hat man vor etwa 10 Jahren den großen Schritt aus dem Untergrund gemacht und mit seither unverändertem Lineup seit meinem persönlichen Überalbum „Hymns for the Broken“ aus dem Jahr 2014 konstant nur noch gute bis sehr gute Alben veröffentlicht. Auch das neue und inzwischen schon 14. Werk der Göteborger Mannen reiht sich wieder nahtlos in diese Liste dder qualitativ hochwertigen Werke von EVERGREY ein.
Sofort mit dem genialen Opener „Falling From Sun“, der auch als erstes Video veröffentlicht wurde, zeigt man wieder wo der Hammer hängt. Startend mit einem fetten Riff und dem wabernden Gitarrensound von Henrik Denhage geht der Song voll auf die Zwölf, die tollen Keyboards leiten über in den phenomenalen Refrain, der sich sofort und dauerhaft im Ohr festbeißt, gefühlvolle Melodie und ein tolles Solo, runden den starken Song ab. Auch das folgende „Misfortune“ begeistert sofort, hat man wie schon bei „Midwinter Calls“ vom Vorgängeralbum „A Heartless Portrait (The Orphean Testament)“ erneut wieder die Fans mit ins Boot geholt, sprich, man ließ diese im großen Chor den Refrain einsingen und schaffte so den nächsten Livehit, der sicherlich für lautstarke Fangesänge bei den Gigs sorgen dürfte.
„To Become Someone Else“ fällt im Anschluss etwas ab, die Gitarren galoppieren wie schon einige Male gehört etwas vor sich hin, erst die Keyboardpassage rettet den Song mit seiner sphärischen Stimmung und Tom kann den Song am Ende noch retten. Nicht der stärkste Song des Albums.
Erstmals tauchen auf dem neuen Album auch Hammondorgel-Töne auf, die bei der zweiten Auskopplung „Say“ für ganz neue Töne im Hause EVERGREY sorgen. Für mich der Hammersong des Albums, der mit überragendem Refrain begeistert, und auch das Gitarrenduell zwischen Tom und Henrik ist erste Sahne, das wabernde Riff hat fast schon was von Doom Metal, und vollzieht dann doch wieder so spielerischen den Wechsel zurück zur grandiosen Melodie, dass man fast schon nicht mehr aufhören möchte mitzusingen. Grandioser Track!
Die Wahnsinnsballade „Ghost of my Hero“klingt mit Piano und recht trockenem Drumsound fast schon etwas poppig, strotz nur so vor Gefühl und Rikard rollt seinen wahren Klangteppich aus. In diesem Song kann man gewisse Ähnlichkeiten zur Zusammenarbeit von Tom mit dem indischen Pianisten Vikram Shankar bei ihrem gemeinsamen Projekt Silent Skies heraushören, doch bleibt der Song insgesamt doch deutlich wuchtiger und gefällt mir persönlich wesentlich besser, sind mir die Songs von Silent Skies insgesamt doch etwas zu zahm ausgefallen.
„We are the North“ wirkt dann insgesamt etwas schwerer und dusterer, erneute Stakato-Riffs lassen dunkle Wolken am Soundhimmel aufziehen, erst mit dem einsetzenden Refrain wird’s etwas flüssiger, doch überdreht Henrik hier für meine Gefühle etwas beim Solo.
Mit „One Heart“ geht`s dann jedoch gleich wieder eingängiger zu Sache, der hymnenhafte Mitsingrefrain und die Hookline holt die Fans schnell ab und so kann man quasi als Herz und eine Seele gemeinsam mit den Fans live den Refrain in die Clubs und Hallen der Welt schmettern. Etwas gewöhnungsbedürftig jedoch die „trockenen“ und etwas steril klingenden Drums von Jonas, doch der Refrain entschädigt schnell. Das Songende erinnert etwas dem Outro früherer EVERGREY-Konzerte.
„The Night Within“ ist dann eher im Midtempo angesiedelt, lebt vom Zusammenspiel von Tom und den Keys und glänzt mit kurzem Gitarrensolo.
Bei „Cold Dreams“ hat Landsmann Jonas Renske von Katatonia seinen Gastauftritt, der mit Tom hier ein tolles Duett abliefert. Wegen der recht ähnlich klingenden Stimmen von Tom und Jonas wird das erst beim Betrachten des diese Woche erschienenen Videos so richtig deutlich, deshalb sollte man sich die visuelle Version unbedingt anschauen. Nach dem langsamen Beginn gibt`s zur Songmitte einen Break und ein brachiales Riff von Henrik reist einen aus allen Träumen, die fast unvermeidbar aufflackern. Vorbei ist es mit der Stille, harter schneller Progmetal ist angesagt und Jonas steuert gar ein paar deftige Growls bei. Als weiteres Special hat sich Tom noch seine Tochter Salina für den Background eingeladen, die mit zarter Stimme gut mit den Pianoklängen harmoniert.
Mit „Our Way Through Silence“ folgt im Anschluss nochmal ein Highlight der Scheibe, bei der die Kernkompetenzen der Band nochmals voll ausgespielt werden. Gleich bei den ersten Tönen merkt man, dass sich hier nochmals etwas Großes anbahnt. Das Piano leitet dezent ein, wird ergänzt durch die Keyboards und so steigert sich die Dramatik, wie bei einem guten Theaterstück, ehe der Refrain Fahrt aufnimmt um schließlich in ein tolles Gitarrensolo zu münden. Alles mit einer großen Portion Gefühl ausstaffiert, begeistern die Schweden nochmals mit all ihrer Klasse. Genialer Track!
Ganz am Ende des Albums folgt dann der eigentliche Titeltrack „A Theory of Emptiness“, der etwas ungewöhnlich für EVERGREY, bis auf dezente Spoken-Words eher rein instrumentalen Charakter besitzt. Tom und Henrik dürfen sich hier eine Auszeit nehmen und so erschaffen das ruhigen Keyboard von Rikard und der dezente Bass von Johan irgendwie ein Bild von großer Weite oder Leere des Weltalls vor meinem geistigen Auge zu zaubern. Der Track besitzt fast schon cineastische Züge, passt aber irgendwie nicht ganz zum Rest des Albums und wirkt irgendwie etwas abgehängt vom Rest der Scheibe.
Fazit:
Auch wenn ich dieses Mal etwas länger gebraucht habe und der ein oder andere Song zunächst nicht sofort die ganze Genialität von EVREGREY entfachen konnte, nach mehrmaligen intensivem Anhören fällt das Urteil über „Theories of Emptiness“ danndoch wieder mehr als positiv aus. Das Album hat mich erneut überzeugt und ist bestens für die unterschiedlichsten Momente geeignet, mal für etwas ruhigere Momente der Besinnung, ohne zu schnulzig auszufallen, dann wieder wuchtig mit strotzender Power. Überragend natürlich die Stimme von Tom und auch Rikard hat auf der neuen Scheibe einen fantastischen Job hingelegt. Henrik mit seinen brachialen Riffs und auch Johan am Bass schlagen dann jedoch schnell wieder die harte Seite von EVERGREAY an.
Einen Wehmutstropfen gibt es jedoch bei dem neuen Album, denn leider ist „Theories of Emptiness“ auch das Abschiedsalbum für Drummer Jonas Ekdahl, der aus persönlichen Gründen kürzlich erst den Ausstieg aus der Band bekannt gegeben hat und am Ende des Videos zum Song „Say“ sich in Wort und Bild emotional bei seinen Fans verabschiedet hat. Das Statement von Jonas könnt Ihr hier nochmals nachlesen. Jonas will sich künftig nur noch auf die Studioarbeit mit Mix und Produktion konzentrieren und der Band auch weiterhin bei künftigen Aufnahmen zur Seite stehen.
Als Ersatz wurde gerade erst Simen Sandnes bestätigt, der in die Fußstapfen von Jonas treten und künftig die Drums bearbeiten wird.
Auch wenn der Abschied von Jonas schmerzt, sieht man den Neustart auch als Chance für neue Entwicklungen im Hause EVERGREY und so wird der Wechsel sicherlich auch wieder frische Impulse geben, die für die ein oder andere Veränderung beim nächsten Album sorgen dürfte, bei dem jedoch sicherlich die traditionellen Trademarks der Band auch in Zukunft sofort herauszuhören sein werden: harte Riffs, tolle Melodien und jede Menge Gefühl in Tom`s Stimme, die sicherlich auch künftig für jede Menge Gänsehautmomente sorgen dürften.
Doch das ist jetzt erstmals Zukunftsmusik. Heute im Hier und Jetzt genießen wir erst Mal „Theories of Emptiness“und lassen uns von den Klangwelten von EVERGREY verzaubern.
EVERGREY-Fans dürften somit mit einem weinenden und einem lachenden Auge in die Zukunft schauen. Von mir gibt’s auf alle Fälle mal ne dicke, fette 9 (Bängs).
Release Date: 07.06.2024
„Theories of Emptiness“ Trackliste:
1 Falling From the Sun
2 Misfortune
3 To Become Someone Else
4 Say
5 Ghost of My Hero
6 We Are the North
7 One Heart
8 The Night Within
9 Cold Dreams (feat. Jonas Renkse, Salina Englund)
10 Our Way Through Silence
11 A Theory of Emptiness
Theories of Emptiness wir in den folgenden Formaten erhältlich sein und kann hier bestellt werden:
– Deluxe Bag incl. 1CD Digisleeve, 1CD Cardboard Sleeve mit 2 Bonus Tracks, Pendant, Patch Album Artwork, Sonnenbrille mit Band Logo, Artprint DIY Puzzle, in exklusivem Cotton Bag – Napalm Records Mailorder exclusive (limitiert auf 400 Kopien weltweit)

– 1-LP Die Hard Gatefold PURPLE/WHITE SPLATTER incl. 24-seitogem Booklet, Record Butler – Napalm Records Mailorder exclusive (limitiert auf 500 Kopien weltweit)
– 1-LP Gatefold TRANSLUCENT – Napalm Records Mailorder exclusive (limitiert auf 300 Kopien weltweit)
– 1-LP Gatefold BLACK
– Digisleeve
– Digital Album
EVERGREY Live 2024:
Latin America Tour 2024
11.06.24 MX – Mexico City / Foro Veintiocho
13.06.24 CO – Bogota / Ace of Spades
14.06.24 PE – Lima / Teatro Kantaro
16.06.24 CL – Santiago / Club Chocolate
18.06.24 AR – Buenos Aires / El Teatrito
20.06.24 BR – Brasilia / Toinha
22.06.24 BR – Sao Paulo / Carioca Club
23.06.24 BR – Limeira / Mirage
Emptiness Over Scandinavia
Support: Cyhra
12.09.24 SE – Göteborg / Pustervik
13.09.24 SE – Örebro / Frimis
14.09.24 SE – Stockholm / Naten
15.09.24 NO – Oslo / Parktreatret
17.09.24 DK – Köpenhamn / Pumpehuset
18.09.24 SE – Malmö / Babel
19.09.24 DK – Kolding / Godset
20.09.24 SE – Skövde / Valhall
21.09.24 SE – Helsingborg / The Tivoli
24.09.24 FI – Helsinki / Ääniwalli
25.09.24 FI – Tampere / Olympia
27.09.24 SE – Östersund / Rock Fest
28.09.24 SE – Lulea / Rockfest
30.09.24 SE – Eskilstuna / Lokomotivet
01.10.24 SE – Uppsala / Katalin
02.10.24 SE – Kristianstad / Bilijardkompaniet
Festivals 2024
08.08.24 UK – Catton Park, Derby / Bloodstock Open Air
17.08.24 RO – Caransebes / Gugulan Rock Open Air
31.08.24 GR – Rethymno, Island of Crete / Rethymno Rocks Open Air
02.11.24 NL – Podium Gigant, Apeldoorn / Brainstorm Open Air
07.11.24 CH – Sarnen / Urrock Musik Festival
22.-23.11.24 DE – Weissenhäuser Strand / Metal Hammer Paradise
EVERGREY are:
Tom S. Englund – vocals, guitars
Henrik Danhage – guitars
Rikard Zander – keys
Jonas Ekdahl – drums
Johan Niemann – bass
EVERGREY online:
Website
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Instagram
Napalm Records