Am 11. Dezember 2024 verwandelte sich der 7er Club in Mannheim mal wieder in ein Mekka für Progressive Metal Fans. Die schwedische Band Evergrey präsentierte im Rahmen ihrer „Emptiness Over Europe Tour 2024“ ihr neues Album „Theories Of Emptiness“ und wurde dabei von den beiden italienischen Bands Inner Vitriol und Klogr als Support begleitet.
Der 7er Club, bekannt für seine intime Atmosphäre und hervorragende Akustik, bot den perfekten Rahmen für dieses Konzert. Mit geschätzten 300 Personen war der Club für einen Auftritt unter der Woche gut gefüllt, was die Begeisterung der Fans für die Musik von Evergrey erneut eindrucksvoll unterstreicht. Bereits im Vorjahr machten Evergrey in Mannheim Halt, um einen mitreißenden Auftritt an gleicher Stelle abzuliefern, der sicherlich mit ein Grund dafür war, dass es an diesem Abend zahlreiche Wiederholungs-täter im Publikum gab.
INNER VIRTOL:

Doch zunächst hatten die Italiener von Inner Vitriol die Ehre, den Abend pünktlich um 19:00 zu eröffnen. Mit Ihren progressiven Songs und dem teils hohen Gesang von Frontmann Gabriele Gozzi versuchten die 4 Italiener das Mannheimer Publikum auf Touren zu bringen. Leider kannten wohl die wenigsten der anwesenden Zuschauer die Songs der Band und so blieb es eher bei mäßiger Stimmung und dezenter Begeisterung unter den Anwesenden. Auch wenn sich die Songs insgesamt nicht schlecht anhörten, waren die teils doch etwas verzwackten Songstrukturen nicht besonders eingängig und liefen nicht ganz rund. Einzig der Schlusssong „Endless skies“ konnte etwas aus dem knapp 40 minütigen Auftritt hervorstechen. Mein Fazit: insgesamt kein schlechter Prog Metal mit guten Ansätzen, ohne jedoch zu begeistern.

KLOGR:
Mit der Alternativ-Metal Band Klogr folgt im Anschluss eine weitere Band aus dem Land südlich der Alpen, die mit einem energiegeladenen Sound die Zuschauer wachrüttelte. Die Performance der amerikanisch-Italienischen Band wird stark durch die beiden Bildschirme auf der Bühne geprägt, die unweigerlich die Blicke auf sich ziehen. Es werden während des gesamten Gigs spektakuläre Videosequenzen gezeigt, die aus den Videoveröffentlichungen der Band zu ihrem neuen Album „Fractured Realities“ stammen, das Ende Oktober veröffentlicht wurde. Als roter Faden des Albums und der Videos taucht immer wieder eine Frau Namens Lila auf, die teils blutüberstromt, teils knapp bekleidet über den Bildschirm flackert, und die Songs bildgewaltig unterstützt.


Insgesamt machen die 4 Musiker ihre Sache nicht schlecht. Fette Riffs von Frontmann und Gitarrist Rusty, dazu kräftige Drums im Hintergrund schaffen eine gute Grundlage für einen gelungenen Auftritt. Zwar ist die Musik recht schwer einzuordnen. Harte Beats, scharfe Riffs, Mal Metal, mal eher Richtung Alternative Rock . Das fetzt ganz schön. Insgesamt kommt der Auftritt von Klogr trotz einiger Füller doch ganz gut beim Publikum an.

Beim Abschlusssong „Whale Fall“ zeigen Klogr auch ihre sehr kritische Seite und so wird von dem bekennenden Sea Shephard Rusty der noch immer existierende blutige Walfang aufgegriffen und thematisiert. Dazu läuft auf den Bildschirmen ein Video mit schockierenden und zum Nachdenken anregenden Szenen von dem blutigen Gemetzel bei der Jagd auf die großen Meeressäugetiere. Die Bilder von dem schockierenden Töten von Delphinen, Haien und anderen Meeresbewohnern, die teils als Beifang ihr Leben lassen müssen, ist definitiv nichts für schwache Nerven!
Insgesamt können Klogr bei den Zuschauer punkten und so werden sie mit entsprechendem Applaus verabschiedet. Mit der Mischung aus kraftvollen Riffs und melodischen Passagen haben Sie perfekt den Boden für den folgenden Hauptact des Abends vorbereitet.
EVERGREY:

Als gegen 21:10 das Licht im 7er Club ausgeht, startet ein 3-minütiger Countdown auf der Bühne, der die Spannung bei den Fans nochmals deutlich ansteigen lässt. Als Frontmann und Bandaushängeschild Tom Englund und seine Mitstreiter die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr und sofort geht die Post richtig ab. Die Stimmung ist von der ersten Sekunde an erstklassig und das Doppel aus „Far from the Sun“ und „Say“ vom aktuellen Album bilden den perfekten Einstiegs in eine powergeladene Show. Die Band liefert die nächsten 100 Minuten eine beeindruckende Show ab, die sowohl visuell als auch musikalisch überzeugt. Evergrey haben sich in der Vergangenheit mit dem Gitarrenduo Tom Englund und Henrik Denhage und ihrem ganz eigenen, unverkennbaren Gitarrenstil ein Alleinstellungsmerkmal erschaffen, das einzigartig in der Branche ist und ihre Musik sofort erkennbar macht.

Dank der harten Riffs von Henrik und Tom, die gemeinsam mit dem charakteristischen Gesang von Frontmann Tom für den kräftigen Sound der schwedischen Melancholic-Metaller hauptverantwortlich sind, lassen die Songs unverkennbar als Evergrey-Schöpfung erkennen.

Anders als in der Vergangenheit, als die Musiker meist in dunklen, roten Rauchschwaden ihre kraftvollen Songs performten, hat man bei dieser Tour erstmals 3 LED-Wände mitgebracht, um die Songs auch visuell passend zu untermalen. Mit den teils von Patric Ullaeus produzieren Videosequenzen wird die emotionale Wirkung der Songs gestärkt und die dadurch die Performance eindrucksvoll erweitert, wodurch sich alles in allem ein deutlich helleres Gesamtbühnenbild wie in der Vergangenheit ergibt. Auch die Positionierung von den Keyboards und den Drums, die sich um 90 Grad zur Mitte gedreht gegenüber stehen, gestaltetet sich als eine gelungene Abwechslung zum üblichen Standard. So hat man als Zuschauer auch mal Rikard Zander und Simen Sandnes bestens im Blick, die sonst üblicherweise eher im Hintergrund agieren. Leider machen die permanenten Rauchschwaden und die gelegentlichen Stroboblitze es uns Fotografen auch diesmal wieder nicht einfach, die 5 Musiker in der gewünschten Schärfe abzulichten.
Leider machen die permanenten Rauchschwaden und die gelegentlichen Stroboblitze es uns Fotografen auch diesmal wieder nicht einfach, die 5 Musiker in der gewünschten Schärfe abzulichten.

Besonders der neue Mann an den Drums, Simon Sandnes aus Norwegen, kann während der Show eindrucksvoll zeigen, dass die Aussagen seines Vorgänger Jonas Ekdahl nicht übertrieben sind, der nach seinem Ausstieg Simon schon in höchsten Tönen gelobt hatte. Und wahrhaftig erweist sich Simon als echtes „Beast“ an den Drums, der des öfteren sogar im Stehen (!) die Felle malträtierte und sich nicht nur musikalisch als Glücksgriff für die Band erweist. Mit seinem wuchtigem und präzisen Spiel kann er die entstandene Lücke nach Jonas Ausstieg mühelos schließen und sich schnell in die Herzen der Fans spielen.

Frontmann Tom S. Englund interagiert wie gewohnt sehr sympathisch mit dem Publikum und schafft sofort eine enge Verbindung zu den begeisterten Fans. Die Setlist umfasst neben 5 neuen Stücken aus dem aktuellen Album hauptsächlich Songs der jüngeren Vergangenheit, Klassiker wie „Recreation Day“ oder „The Masterplan“ müssen aufgrund der inzwischen großen Zahl von Livekrachern leider weichen. Dafür werden neue Mitsing-Kracher wie „Save me“ oder „One Heart“ mit ordentlich Hitpotential in den Set eingebaut, bei denen das Publikum (wie schon auf Platte) eine mehr als entscheidende Rolle spielt. Der Chorus aus Fangesang kann auch Live voll überzeugen, den Tom kann sich jederzeit auf die Unterstützung der treuen Fans verlassen, die lautstark jeden Song mitsingen.

Natürlich darf „der Evergrey-Klassiker“ schlechthin „The Touch of Blessing“ auch in Mannheim nicht fehlen, der zusammen mit meinem Alltime-Fave „King of Errors“ in den letzten Jahren meist den Abschluss die Konzerte der Schweden beschloss. Einfach der Hammer mit welcher Wucht und trotzdem unglaublich viel Gefühl es Evergrey immer wieder schaffen, ihre Songs vor allem in gemütlicher Runde kleiner Clubs zu präsentieren. Natürlich wird „Kings of errors“ auch in Mannheim von den Anwesenden lautstark aus allen Kehlen mitgesungen und so hat man als bekennender langjähriger Fan eigentlich schon das Ende der Show vermutet. Doch erfreulicherweise haben Evergrey mit „Our Way Through Silence“ noch einen weiteren Song vom „Emptiness“-Album an das Ende der Setlist gesetzt, der einen fulminaten Abschluss des Gigs bildet und alle Qualitäten der Band nochmals deutlich macht.
Die Powerballade begeistert mit gefühlvollem Gesang mit einer Prise Melancholie, ohne die nötige Power vermissen beim Solo zu vernachlässigen. Auch Rikard kann sich nochmals mit den Keys auszeichnen, einer der absoluten Highlights einer ereignisreichen Show.
Doch damit endet dann leider endgültig ein begeisternder Auftritt von Evergrey, der wohl jeden Fans begeistert haben dürfte. Endlich mal wieder eine Liveshow mit 100 Minuten Spielzeit – obwohl alle Anwesenden sicherlich noch deutlich länger durchgehalten hätten.

Insgesamt war es mal wieder ein unvergesslicher Abend für alle Anwesenden im 7er Club, der prädestiniert ist für Evergrey, die in kleinen Clubs einfach besser funktionieren als auf großer Bühne oder bei Tageslicht auf Open Airs. Die Kombination aus Härte, Melancholie und fünf talentierten Musikern mit einer mitreißenden Performance und einer begeisterten Zuschauermenge macht dieses Konzert zu einem Highlight des aktuellen Konzertjahres.

Auch wenn der Lautstärkepegel in vorderster Reihe am obersten Level des Erträglichen agierte, konnte die gewohnt sehr gute Klangqualität des 7er Clubs dazu beitragen, dass jedes Instrument klar zur Geltung kommt und die teils komplexen Arrangements von Evergrey mit all ihrer Härte und einer großen Portion Gefühl voll zur Entfaltung kam.
Diesen Abend im 7er Club werden die eingefleischten Fans der Göteborger Band sicherlich noch lange in Erinnerung behalten. Sogleich dürfte sich die Vorfreude auf zukünftige Auftritte von Evergrey, hoffentlich dann auch wieder im 7er Club in „Monnem“, weiter steigern. Genre jederzeit wieder.
Mein Dank an das Team vom 7er Club und Stefan Schiemer vom Veranstalter Rockline Promotion, die wieder gemeinsam ein tolles Konzert in Mannheim veranstaltet haben. Es ist immer wieder toll in Mannheim zu sein.
Setlist Evergrey:
- Falling From The Sun
- Say
- Midwinter Calls
- Distance
- Eternal Nocturnal
- A Silent Arc
- Call Out The Dark
- One Heart
- Where August Mourn
- Weightless
- Misfortune
- Save Us
- A Touch Of Blessing
- Kings Of Errors
- Our Way Through Silence

Line-up der Bands:
Evergrey:
- Gesang: Tom S. Englund
- Gitarre: Henrik Danhage
- Bass: Johan Niemann
- Keyboards: Rikard Zander
- Schlagzeug: Simon Sandnes
Klogr:
- Gesang: Gabriele „Rusty“ Rustichelli
- Gitarre: Alessandro „Crivez“ Crivellari
- Bass: Roberto „Piv-o“ Pivanti
- Schlagzeug: Filippo „Filo“ De Pietri
Inner Vitriol:
- Gesang: Gabriele Gozzi
- Gitarre: Michele Di Lauro
- Bass: Francesco Lombardo
- Schlagzeug: Michele Panepinto
Webauftritte der Bands:
Evergrey:
- Offizielle Webseite: evergrey.net
- Facebook: facebook.com/Evergrey
- Instagram: instagram.com/evergreyofficial
- YouTube-Kanal: youtube.com/user/EvergreyOfficial
Klogr:
- Offizielle Webseite: klogr.net
- Facebook: facebook.com/klogr
- Instagram: instagram.com/klogr
- YouTube-Kanal: youtube.com/user/Klogr
Inner Vitriol:
- Offizielle Webseite: innervitriol.com
- Facebook: facebook.com/InnerVitriol
- Instagram: instagram.com/innervitriol
- YouTube-Kanal: youtube.com/InnerVitriol
Text + Fotocredits by „Live It Loud-Pix“ by Thomas Jenne