ENDVS – „The Storm’s Clarity“ – neuer Stern vom anderen Ende der Welt? Ein Single-Video-Review

Herkunft:            Australien

Für Fans von:    Vanishing Point, Evergrey, Amorphis

Normalerweise gehe ich recht schnell über Nachrichten hinweg, wenn ich Death Metal lese, denn mit der oftmals derben Musik und den zweifelhaften Gesangsdarbietungen mancher Band kann ich meist gar nichts anfangen. Warum auch immer waren aber meine Augen an dem Wörtchen „Melodic“ bei der Pressemitteilung von Octane Records irgendwie hängen geblieben: „Sydneys Melodic Death-Metal-Veteranen veröffentlichen neue Single „A Storms Clarity“, so die Überschrift in der Pressemitteilung.

Veteranen, hört sich irgendwie nach alteingesessener Band an. ENDVS, seltsamer Name für ´ne Band, noch nie gehört. Aber Pressemitteilungen sollen ja Interesse erwecken, und das hat diesmal auch funktioniert, zumindest bei mir. Auch wenn meine Erwartungen nicht sonderlich groß waren, hab ich trotzdem das Video gestartet, um die Australier mal anzuchecken.

Viele Infos fanden sich nicht im Web zur Band. Ursprünglich 2005 unter „Anno Domini“ gegründet, brachte man 2010 und 2016 zwei Death Metal-Alben raus. Daher wohl auch die Anspielung des Labels.

Tja, und was kommt da nun so aus den Boxen?

Death-Metal-Fans dürften sich die Augen bzw. Ohren reiben, denn wir hören hier nicht den derben Metal, den ich persönlich eher erwartet hätte, sondern schöne Keyboardklänge mit eingängiger Melodie, die sofort für die nötige Atmosphäre sorgen, um mein Interesse zu steigern. Könnte auch von Amorphis stammen.

Aber das hatte ich  ja schon öfters, dachte ich mir zunächst, ein toller Song, bis mir dann wieder einmal ein Sänger mit irgendwelchem furchtbaren Gegrunze oder Gekreische, siehe Growls and Screams, alle Hoffnung zunichte machen würde. Daher blieb ich zunächst weiterhin skeptisch.

Doch ich sollte dann definitiv eines Besseren belehrt werden. Sänger Andy Suppradit beginnt mit angenehmer Stimmlage, fast schon poppig angehaucht, etwas getragen, was aber perfekt zur sphärischen Melodie passt, die unterstützt durch Gitarre und Orchestersounds weiter an Fahrt aufnimmt.

Dann der Break: Wo oftmals jetzt der echte Death-Metal voll durchschlägt, folgt bei „A Storms Clarity“ der hochmelodiöse und gleichzeitig markante Refrain „Hold On“ und trifft bei mir voll ins Schwarze. So kann es gerne weitergehen. Dazu stimmt dann die Gitarre von Daniel Straughen mit Wucht zu einem fetten Riff an, das mich etwas an die Landsmänner von Vanishing Point erinnert. Auch die eher dezent engesetzten Growls, die mit in den Refrain einstimmen und somit wohl den Bezug zur o. g. Pressemitteilung herstellen sollen, passen hier sehr gut .

Früher hätte mich das wohl genervt, inzwischen aber kann ich dank Amorphis und vielen anderen Bands, die Growls als gelungenes Beiwerk in ihrer Musik verwenden, sehr gut damit leben – sorgen sie doch auch mal für die nötige Pointierung in den Songs.

Auch visuell kann das Video überzeugen. Passend zu den sphärischen Klängen zu Beginn des Songs zeigt es einen Astronauten, der wohl nach einem Meteoriteneinschlag in einen Sandsturm gerät und ums Überleben kämpft. Gut gemacht, besonders auch die zu Sand zerfallenden Leichen.

Dazu Schlagzeuger Amir Bukan über die neue Single und das Video:

„Nachdem wir jahrelang an diesem Album gearbeitet haben, wussten wir, dass wir die gleiche Energie, die wir in die Musik gesteckt haben, auch visuell darstellen mussten. Wir wollten auch mit anderen kreativen Menschen zusammenarbeiten, um deren Vision, wenn sie unsere Musik hören, den Sound und die Energie zu festigen, die wir anstreben.  Die Zusammenarbeit mit Paul Beattie und seiner Vision für den Clip war eine erstaunliche Erfahrung und wir glauben, dass viele die Geschichte, die Musik und die unglaubliche Visualisierung, die geliefert wurde, zu schätzen wissen werden.“

https://youtu.be/UoqUL5TuN-A

Fazit:

„A Storm´s Clarity“ ist ein hochmelodischer Powersong mit gelungenem Video, der bei mir genau den Nerv meines musikalischen Zentrums getroffen hat. Ein hervorragender Beitrag vom anderen Ende der Erdkugel von einer talentierten Band, die gleich mit ihrer ersten Veröffentlichung unter dem Namen ENDVS alle Register zieht, um zu begeistern. So darf es gerne weitergehen.

Etwas überraschend bleibt für mich, weshalb Octane Records bei „A Storm’s Clarity“  den Death Metal ins Spiel brachte, denn meiner Meinung nach hat die erste Auskopplung vom am 24. September erscheinenden Album „Cessation“ wenig bis gar nichts mit Death Metal zu tun. Eher würde ich den Song dem melodischen Powermetal zuordnen, der Fans o. g. Bands sicherlich begeistern dürfte.

Mit der vom Label getroffenen Einordnung dürfte die Gefahr bestehen, dass viele Fans des melodischeren Powermetals möglicherweise schon vorab zu Unrecht abgeschreckt werden.

Bleibt zu hoffen, dass ENDVS mich im September mit ihrem Album „Cessation“ genauso überraschen werden wie jetzt mit der Singleveröffentlichung und der jetzt vorab veröffentlichte Song „A Storm´s Clarity“ nicht nur eine positive Ausnahme auf einem sonst öden Death-Metal Album darstellen wird.

 Ich bleibe auf alle Fälle am Ball.

ENDVS sind:

Andy Suppradit – Vocals

Daniel Straughen – Guitar

Daniel Kendall – Bass

Amir Bukan – Drums

ENDVS Online:

https://www.facebook.com/search/top?q=endvs

https://www.instagram.com/endvsofficial/?hl=de

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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